NBA - Power Ranking der Eastern Conference in der Offseason: Wenn das Wörtchen wenn nicht wär' …

Philipp Jakob
04. August 202210:10
Wo geht die Reise von Kyrie Irving und den Brooklyn Nets hin?getty
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Die Free Agency ist weitestgehend rum, das NBA-Sommerloch droht - Zeit für ein Zwischenfazit: Wo stehen die Teams nach Draft und Free Agency? SPOX blickt auf die 15 Teams aus der Eastern Conference und wagt ein viel zu frühes Power Ranking.

Der Poker um Kevin Durant und Donovan Mitchell hielt die NBA auch lange nach dem Start der Free Agency auf Trapp, doch aktuell scheint es an der Trade-Front ruhiger zu werden. Geht KD womöglich sogar mit den Nets ins Training Camp?

Diese ungewisse Situation mit mehreren Kandidaten im Rennen um Superstar Durant macht ein Power Ranking natürlich nicht einfacher. Wir wagen uns dennoch an dieses Experiment und orientieren uns bei der Bewertung der Teams natürlich am aktuellen Kader: also mit Durant bei den Nets und ohne Mitchell bei den Knicks. Los geht's!

Platz 15: DETROIT PISTONS

Neuzugänge

  • Draft: Jaden Ivey (#5), Jalen Duren (#13)
  • Trade: Kemba Walker, Alec Burks, Nerlens Noel (alle Knicks)
  • Free Agency: Kevin Knox (Atlanta)

Abgänge

  • Trade: Jerami Grant (Blazers)
  • Free Agency: Carsen Edwards (Fenerbahce), Luka Garza, Frank Jackson (alle Free Agents)

Der teaminterne Topscorer der vergangenen Saison ist weg, die 19,2 Punkte pro Spiel von Grant müssen vor allem von Youngstern ersetzt werden. Davon gibt es im Pistons-Kader natürlich mehr als genug. Allen voran Cade Cunningham, der in seiner Rookie-Saison bereits sein Star-Potenzial andeutete, dazu die vielversprechenden Lottery-Picks Ivey sowie Duren und weitere Talente wie Saddiq Bey und Isaiah Stewart.

Die neuen Veteranen von den Knicks werden langfristig keine Rolle in Detroit spielen, Walker könnte noch aus seinem Vertrag herausgekauft werden. Spannend ist aber, was auf den großen Positionen passiert. Die Pistons haben dort ein Überangebot, sodass Stewart auf die Vier ausweichen könnte - im Sommer hat er bereits an seinem Dreier gearbeitet.

Da sind wir aber bereits bei einem großen Problem der Pistons: das Shooting. Arg viel besser als der 29. Platz bei der Dreierquote (32,6 Prozent) aus der Vorsaison wird es wohl auch 2022/23 nicht, das könnte Spacing-Sorgen für Cunningham und die Guards bedeuten, vor allem mit mehreren Bigs im Lineup. Der junge Kern wird sicherlich Spaß machen, in Siege ummünzen wird sich das Talent aber eher selten. Spannend wird sein, ob die ehemaligen Top-10-Picks Marvin Bagley und Knox ihre zweite Chance nutzen können.

Platz 14: INDIANA PACERS

Neuzugänge

  • Draft: Bennedict Mathurin (#6), Andrew Nembhard (#31), Kendall Brown (#48)
  • Trade: Daniel Theis, Aaron Nesmith (beide Celtics)

Abgänge

  • Trade: Malcolm Brogdon (Celtics)
  • Free Agency: T.J. Warren (Nets), Ricky Rubio (Cavs), Duane Washington (Suns), Lance Stephenson, Nate Hinton (beide Free Agents)

Wie eingangs erwähnt, für diese Übung berücksichtigen wir den Status Quo. Für die Pacers heißt das, Buddy Hield und Myles Turner sind noch im Team - das kann sich aber natürlich schnell ändern. In Indiana ist erstmals richtiger Rebuild angesagt, der wurde mit dem Trade von Domantas Sabonis zu den Kings vergangene Saison eingeleitet.

Im Sommer folgte der Abgang des nächsten ehemaligen Pacers-Eckpfeilers, ohne Brogdon hat nun der neue Hoffnungsträger Tyrese Haliburton (22 Jahre) komplett die Schlüssel in der Hand. Die gute Idee hinter dem Offer Sheet für Deandre Ayton wurde von den Suns zunichtegemacht. Dafür sollen nun eben Haliburton und Nr.6-Pick Mathurin Begeisterungsstürme entfachen. Zumindest in Bezug auf zu erwartende Highlight-Plays des Duos.

Chris Duarte, der verletzungsbedingt den Endspurt seiner Rookie-Saison verpasste, sollte ebenfalls ein gutes Puzzleteil für die Zukunft sein. Ob Theis eine Rolle in Indiana spielt oder wieder auf dem Trade-Block landet, bleibt abzuwarten. Denn das entscheidende Stichwort bei den Pacers ist eben die Zukunft. Gut möglich, dass die Franchise in der Gegenwart die schlechteste Bilanz seit 37 Jahren aus der Vorsaison (25-57) noch unterbietet. Spätestens nach einem Turner/Hield-Trade wird Indiana im Power Ranking wohl auf den letzten Rang im Osten abrutschen.

Platz 13: ORLANDO MAGIC

Neuzugänge

  • Draft: Paolo Banchero (#1), Caleb Houstan (#32)

Abgänge

  • Free Agency: Robin Lopez (Cavs), Ignas Brazdeikis (Zalgiris Kaunas)

Shaq, Dwight, Paolo ... die Magic-Historie spricht eigentlich für ein glückliches Händchen, was den Nr.1-Pick im Draft angeht. Banchero soll nun an diese Legenden anknüpfen und zum Franchise-Star werden. Aber hey, nur kein Druck. Immerhin findet der 19-Jährige bereits eine Menge vielversprechendes Talent an seiner Seite.

Vor allem der Frontcourt mit Franz Wagner (20), Banchero und Wendell Carter Jr. (23) sollte die Magic-Fans auf Jahre hinaus glücklich machen. Dahinter buhlen der überraschend gehaltene Mo Bamba, der nach zwei Jahren Pause hoffentlich genesene Jonathan Isaac und Moritz Wagner um Minuten. Fragezeichen gibt es vor allem im Backcourt. Jalen Suggs muss nach einer enttäuschenden Rookie-Saison Fortschritte zeigen, Cole Anthony muss akzeptieren, dass er nicht mehr der Chef im Laden ist.

Ein Jumper für Markelle Fultz wäre ebenfalls nicht schlecht, immerhin geht der 24-Jährige endlich mal gesund in eine Offseason. Die Hoffnungen auf Besserung der zweitschlechtesten Offense der Vorsaison (103,9 Punkte pro 100 Possessions) stützen sich aber vor allem auf das vielseitige Offensiv-Arsenal und die Kreation von Banchero. Kleiner Fun Fact von John Schuhmann (nba.com): Die Magic landeten nun zum zehnten Mal in Folge unter den letzten zehn im Offensiv-Rating. Den Rekord (Charlotte Hornets mit elf solcher Spielzeiten) wollen Banchero und Co. sicherlich vermeiden.

Platz 12: CHARLOTTE HORNETS

Neuzugänge

  • Draft: Mark Williams (#15), Bryce McGowens (#40)

Abgänge

  • Free Agency: Miles Bridges (Restricted Free Agent), Montrezl Harrell, Isaiah Thomas (beide Free Agents)

Eigentlich sollte der Basketball-Aspekt der Miles-Bridges-Situation zweitrangig sein, doch leider kommt man nicht darum herum, den 24-Jährigen als großen sportlichen Verlust anführen zu müssen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass der Restricted Free Agent nach der Anklage wegen häuslicher Gewalt und Kindesmisshandlung bald wieder professionellen Basketball spielen wird. Und damit fehlt den Hornets der zweitbeste Spieler der Vorsaison und das Lieblingslobziel von LaMelo Ball.

Wirklich Ersatz gibt es nicht, abgesehen von Big Man Williams im Draft und der Hoffnung auf einen gesunden Gordon Hayward. Ansonsten verlief der Hornets-Sommer aus sportlicher Sicht ziemlich ruhig bis ereignislos (Cody Martin wurde immerhin gehalten). Entsprechend sollte man in Charlotte einen Rückschritt erwarten, mit einer erneuten Teilnahme am Play-In-Turnier wird es schwer.

Das größte Problem der Vorsaison, die Verteidigung, soll der neue, alte Mann an der Seitenlinie anpacken. Steve Clifford war bereits von 2013 bis 2018 in Charlotte tätig und hat in dieser Phase eine weitestgehend sehr respektable Defense aufgebaut. Mit diesem Kader steht er in dieser Hinsicht aber vor einer großen Herausforderung.

Platz 11: WASHINGTON WIZARDS

Neuzugänge

  • Draft: Johnny Davis (#10), Yannick Nzosa (#58)
  • Trade: Will Barton, Monte Morris (beide Nuggets)
  • Free Agency: Delon Wright (Hawks), Taj Gibson (Knicks)

Abgänge

  • Trade: Kentavious Caldwell-Pope, Ish Smith (beide Nuggets)
  • Free Agency: Thomas Bryant (Lakers), Raul Neto (Cavs), Tomas Satoransky (Barcalona), Cassius Winston (Bayern München)

Letztlich blieb das große Drama um Bradley Beal aus. Es hatte sich ja schon im Vorfeld der Free Agency angedeutet, dass der Franchise-Star die 251 Millionen Dollar über fünf Jahre nicht einfach so ignorieren wird. Es bleiben aber zwei große Fragen: Kann Beal die Rolle des Franchise-Stars in einem Top-Team ausfüllen? Und kommt früher oder später nicht doch noch das Trade-Drama um den 29-Jährigen?

Mit der Antwort auf beide Fragen werden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen. Einerseits wird Beal im ersten Jahr seines Monster-Vertrags noch keinen Trade fordern (geschweige denn bekommen), noch lässt sich die erste Frage belegen. Denn: Die Wizards sind nun mal kein Top-Team. Selbst im Kampf um das Play-In-Turnier wird es eng werden.

In Person von Kristaps Porzingis hat Beal einen neuen Co-Star an seiner Seite, das Zusammenspiel könnte dank der Spacing-Qualitäten des Letten funktionieren. Lässt sich praktisch aber noch nicht abschließend sagen, da die beiden seit dem Porzingis-Trade noch keine gemeinsame Minute absolviert haben. Und beide müssen auch nächste Saison erstmal fit bleiben. Um dieses Duo herum wurde der Backcourt mit Morris und Barton gut verstärkt, auch Wright ist eine sinnvolle Verpflichtung. Allerdings macht die Defense Sorgen, da wird Washington KCP vermissen. Die Fragezeichen sind hinter diesem Team noch zu groß.

Platz 10: NEW YORK KNICKS

Neuzugänge

  • Draft: Trevor Keels (#42)
  • Free Agency: Jalen Brunson (Mavs), Isaiah Hartenstein (Clippers)

Abgänge

  • Trade: Kemba Walker, Alec Burks, Nerlens Noel (alle Pistons)
  • Free Agency: Taj Gibson (Wizards), Ryan Arcidiacono (Free Agent)

Die Knicks gehören in die Kategorie von Teams, bei denen eine Einschätzung zum aktuellen Zeitpunkt extrem schwierig ist. Es schwebt weiterhin der Name Donovan Mitchell über Manhattan, auch wenn zwischen den Knicks und Jazz aktuell angeblich Funkstille herrscht. Kommt der dreifache All-Star und muss in der Folge womöglich Julius Randle gehen, könnten sich die Knicks im Ranking noch bewegen.

Stand jetzt aber muss New York auf eine Bounce-Back-Saison von Randle hoffen, der einer MIP-Spielzeit eine Horror-Saison inklusive Absturz zum Buhmann folgen ließ. Helfen soll natürlich Brunson, der als Scorer und Playmaker einen enormen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahres-Backcourt der Knickerbockers und womöglich die lang ersehnte Lösung auf Point Guard darstellt.

Dazu mehr Konstanz und Effizienz des vergangene Saison bereits verbesserten R.J. Barrett (Stichwort: Contract Year!) plus einer der besten Backup-Center der Liga in Hartenstein und im Big Apple könnte tatsächlich so etwas wie Euphorie entfacht werden. So viel zum Best-Case-Szenario. Was dagegen spricht: Potenzielle Spacing-Probleme, ein defensiv angreifbarer Backcourt - und es sind eben die Knicks. Das Play-In-Turnier wäre aber immerhin ein kleiner Fortschritt.

Platz 9: CLEVELAND CAVALIERS

Neuzugänge

  • Draft: Ochai Agbaji (#14), Isaiah Mobley (#49)
  • Free Agency: Ricky Rubio (Pacers), Robin Lopez (Magic), Raul Neto (Wizards)

Abgänge

  • Free Agency: Collin Sexton (Restricted Free Agent), Moses Brown (Clippers), Rajon Rondo, Ed Davis (beide Free Agents)

Play-In-Turnier ist für die jungen, angriffslustigen Cavs dagegen schon fast ein alter Hut. Das Überraschungsteam der Vorsaison - die Cavs holten doppelt so viele Siege wie 2020/21 - wurde letztlich von Verletzungen ausgebremst (u.a. Collin Sexton, Ricky Rubio, Jarrett Allen). Das ändert aber nichts an hervorragenden Zukunftsaussichten.

Allen und Evan Mobley werden die Defense auch nächste Saison zusammenhalten, Lopez ist zudem eine ordentliche Backup-Verpflichtung. Viel wichtiger: Die Entwicklungskurve von Darius Garland (mit Max-Extension im Rücken), Mobley und Co. ist noch nicht abgeschlossen. Womöglich sollten die Cavs im Ranking höher stehen, doch es gibt eben auch ein paar Einschränkungen.

Die Sexton-Situation ist noch nicht geklärt, Rubio wird nach seinem Kreuzbandriss wohl noch eine Weile fehlen und Caris LeVert bestach zuletzt nicht unbedingt durch Effizienz. Offensiv lastet so wohl erneut zu viel Last auf den Schultern von Garland, während die Erwartungshaltung gestiegen ist.

Platz 8: ATLANTA HAWKS

Neuzugänge

  • Draft: A.J. Griffin (#16), Tyrese Martin (#51)
  • Trade: Dejounte Murray (Spurs), Moe Harkless, Justin Holiday (Kings)
  • Free Agency: Aaron Holiday (Suns), Frank Kaminsky (Free Agent)

Abgänge

  • Trade: Kevin Huerter (Kings)
  • Free Agency: Danilo Gallinari (Celtics), Delon Wright (Wizards), Gorgui Dieng (Spurs), Lou Williams, Timothe Luwawu-Cabarrot, Sharife Cooper (alle Free Agents)

Die Hawks-Verantwortlichen hatten Veränderungen nach der enttäuschenden Saison 21/22 angekündigt und General Manager Travis Schlenk hat Veränderungen geliefert. Die größte natürlich im Backcourt, wo Murray das "Vorne hui, hinten pfui"-Konzept aus dem Vorjahr mit seiner Defense zu den Akten legen soll.

Das ist dringend nötig, Atlanta rangierte in der vergangenen Spielzeit auf Platz 26 beim Defensiv-Rating (113,7 zugelassene Punkte pro 100 Possessions). Die Offense war mit Trae Young dagegen nie ein Problem und das sollte sie auch mit dem neuen Kader nicht werden, auch wenn es spannend sein wird, wie Young und Murray jeweils abseits des Balles agieren.

Der insgesamt junge Kern um Young (23), Murray (25), John Collins (24), De'Andre Hunter (24) und Onyeka Okongwu (21) hat weiterhin Entwicklungspotenzial, vielleicht findet auch Clint Capela zu alter Stärke zurück. Die entscheidende Frage ist, wie groß der Fortschritt defensiv sein wird. Ob es auch mit Murray schon zum Durchschnitt reicht, muss sich erst noch zeigen. Sicher ist aber: Langeweile werden die Hawks in der regulären Saison wohl so schnell nicht mehr beklagen.

Platz 7: CHICAGO BULLS

Neuzugänge

  • Draft: Dalen Terry (#18)
  • Free Agency: Andre Drummond, Goran Dragic (beide Bulls)

Abgänge

  • Free Agency: Troy Brown Jr. (Lakers), Tristan Thompson, Matt Thomas (beide Free Agents)

Der wichtigste Deal der Offseason ging problemlos über die Bühne, Zach LaVine bleibt der Windy City voraussichtlich für weitere fünf Jahre erhalten, was dem Guard 215,2 Millionen Dollar einbringt. Abgesehen von den guten Verpflichtungen für die Tiefe (Drummond, Dragic) stand ansonsten nur eine Sache im Mittelpunkt: fit werden.

Die Verletzungssorgen haben den Absturz der Bulls vom zwischenzeitlichen Ost-Spitzenreiter zum 6-Seed sowie die deutliche Erstrundenpleite gegen die Bucks (1-4) beschleunigt. Ein über die gesamte Saison fitter Patrick Williams und Alex Caruso werden Chicago defensiv enorm helfen - Sorgen macht nur die Personalie Lonzo Ball, dessen Meniskusverletzung sich auch noch in die kommende Saison ziehen könnte.

Sollten dessen Rückschläge in der Reha anhalten, würden die Bulls einen starken Verteidiger, Playmaker und Dreierschützen vermissen. Dass sich Chicago trotz der Ausfälle lange in der Ost-Elite hielt, lag vor allem an den All-NBA-Auftritten von DeMar DeRozan. Es darf jedoch angezweifelt werden, dass der fast 33-Jährige seine hervorragenden Stats wiederholen kann. LaVine und eine bessere Saison von Nikola Vucevic sollen davon einen Teil auffangen. Zu den Höhen der Vorsaison wird es aber wohl eher nicht reichen.

Platz 6: TORONTO RAPTORS

Neuzugänge

  • Draft: Christian Koloko (#33)
  • Free Agency: Otto Porter Jr. (Warriors), Juancho Hernangomez (Jazz), D.J. Wilson (G-League)

Abgänge

  • Free Agency: Yuta Watanabe, Armoni Brooks, Isaac Bonga (alle Free Agents)

Alles neu macht die Free Agency? Von wegen, bei den Raptors ist fast alles gleichgeblieben. Laut John Schuhmann (nba.com) kehren 14 Spieler aus dem Vorjahr zurück, die 96 Prozent aller Raptors-Minuten abspulten. Neu ist Otto Porter Jr., der mit seiner Länge auf dem Flügel (2,03 Meter) perfekt ins Raster von Head Coach Nick Nurse passt.

Die mit jeder Menge Länge, Athletik, Vielseitigkeit und "Switchability" ausgestattete Defense der Kanadier wird auch kommende Saison die Gegner nerven. Porter bringt zudem auf der anderen Seite des Courts mehr Shooting, was 2021/22 nicht unbedingt eine Stärke der Raptors war. Eine Schwäche bleibt dafür die Center-Position, vor allem wenn es in Richtung Playoffs gegen einen Joel Embiid geht.

Das größte Plus ist die Eingespieltheit. Der Kern um Fred VanVleet, RotY Scottie Barnes, O.G. Anunoby und Pascal Siakam kennt sich und bringt Qualität mit, insbesondere wenn Siakam an seine All-NBA-Form vom Saisonende anknüpft. So ist den Raptors eine ähnlich starke Saison wie im Vorjahr zuzutrauen mit einem hohen Floor, aber einem eingeschränkten Ceiling. Außer die Raptors schmeißen das mit der Kontinuität doch noch über den Haufen und angeln sich Kevin Durant ...

Platz 5: BROOKLYN NETS

Neuzugänge

  • Trade: Royce O'Neale (Jazz)
  • Free Agency: T.J. Warren (Pacers), Edmond Sumner (Free Agent)

Abgänge

  • Free Agency: Bruce Brown Jr. (Nuggets), Andre Drummond, Goran Dragic (beide Bulls), LaMarcus Aldridge, Blake Griffin (beide Free Agents)

Apropos KD-Trade ... tja, was machen wir denn nun mit den Nets? Geht man von einem Team aus, in dem Durant und Kyrie Irving zusammenspielen, dann hat man ein Duo vor sich, das in drei Jahren bei einer Bilanz von 34-24 (58,6 Prozent Siegquote) in den gemeinsamen Partien steht. Zweifelsfrei eine gute Quote, aber halt auch echt wenig Spiele.

Addiert man zu dieser Gleichung das Playmaking und die Defense eines fitten Ben Simmons, zwei der nach Dreierquote besten Schützen der Liga (Joe Harris und Seth Curry) sowie solide Offseason-Verpflichtungen für den Flügel wie T.J. Warren und Royce O'Neale, dann steckt in den Nets ein Top-Team der NBA. Auch die Vertragsverlängerungen von Nic Claxton und Patty Mills waren gute Moves eines Win-Now-Teams. Der Kader wirkt besser als im Vorjahr.

Doch das Potenzial für Ärger hinter den Kulissen, sollten Durant und Irving tatsächlich zum Saisonstart im Nets-Trikot auflaufen, verbietet fast schon eine bessere Position im Ranking. Rein sportlich hat dieser Kader einiges zu bieten - wenn denn wirklich alles beim Status Quo bleibt. Wenn Durant nicht doch noch streikt. Und wenn das Star-Duo wirklich motiviert ist bei dem unwahrscheinlich fall eines Nets-Verbleibs. Das sind sehr viele Wenns, die dieses Ranking enorm durcheinanderwirbeln könnten.

Spielen Kevin Durant und Kyrie Irving doch nochmal gemeinsam in Brooklyn?getty

Platz 4: MIAMI HEAT

Neuzugänge

  • Draft: Nikola Jovic (#27)

Abgänge

  • Free Agency: P.J. Tucker (Sixers), Markieff Morris (Free Agent)

Das bringt uns direkt zum nächsten Spieler im KD-Poker. Durant oder auch Mitchell könnten für Miami vor dem Saisonstart noch eine Option zum Kaderupgrade sein, ansonsten hielt sich Heat-Boss Pat Riley in der Offseason zurück. Bei den Neuzugängen finden sich bislang nur Erstrundenpick Jovic und mehrere Spieler, die im Draft leer ausgingen und in Miami zu Diamanten geschliffen werden sollen.

Beim Thema Player Development ist kaum eine Franchise besser als die Heat, das haben unter anderem Max Strus oder Gabe Vincent vergangene Saison bewiesen. Das war auch deshalb nötig, da die Stars Jimmy Butler, Bam Adebayo und Kyle Lowry zusammengenommen 70 Spiele verpasst haben. Aber auch einen Lowry, dem 21/22 persönliche Probleme zu schaffen machten, sollte man noch nicht in den Karriereherbst abschreiben. Butler ist in Miami, wenn fit, sowieso über alle Zweifel erhaben, Adebayo bringt offensiv weiteres Entwicklungspotenzial mit.

Für Sixth Man of the Year Tyler Herro gilt das vor allem defensiv. Die Vertragsverlängerungen von Caleb Martin und Victor Oladipo, der nach langer Verletzungspause auch in der Regular Season wieder eine Rolle spielen wird, waren wichtig, dafür schmerzt der Abgang von Tucker. Miami hat einen defensiv wichtigen Starter verloren, ausgerechnet an den direkten Konkurrenten aus Philly. Aufgrund der verbesserten Konkurrenz wird Miami die Spitzenposition im Osten nicht verteidigen können, doch hinter der Top 3 scharren die Heat mit den Hufen.

Platz 3: PHILADELPHIA 76ERS

Neuzugänge

  • Trade: De'Anthony Melton (Grizzlies)
  • Free Agency: P.J. Tucker (Heat), Danuel House (Jazz), Trevelin Queen (Rockets)

Abgänge

  • Trade: Danny Green (Grizzlies)
  • Free Agency: DeAndre Jordan (Nuggets), Paul Millsap (Free Agent)

Die Sixers dürfen sich gut und gerne zu den Gewinnern der Offseason zählen. Das fing schon am Draft-Abend mit dem Trade für Melton an, ein guter Verteidiger und verlässlicher Schütze als Backup-Guard, ging mit den Signings von 3-and-D-Experte Tucker sowie House weiter und endete mit der Verlängerung von Harden inklusive Preisnachlass.

Das sind allesamt gute und sinnvolle Kaderverstärkungen (auch wenn Tuckers Vertrag zu üppig ist), aber letztlich steht und fällt der Erfolg mit Harden. Philly braucht keine MVP-Saison des bald 33-Jährigen, aber doch eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. Weniger Partys, mehr Workouts lautet die Devise für den Sommer, um kommende Saison die NBA mit einem tödlichen Harden/Embiid-Pick'n'Roll zu quälen.

Jener Embiid ist bei den Sixers für die MVP-Leistungen zuständig, vielleicht klappt es ja im dritten Anlauf mit dem Award. Von Tyrese Maxey darf man einen weiteren Schritt erwarten, zudem ist nun mehr Tiefe und mehr Shooting vorhanden. Im Idealfall könnte Philly ein Monster in der Regular Season werden, doch liefern Harden und Co. auch in den Playoffs ab? Das muss sich erst noch zeigen.

Platz 2: MILWAUKEE BUCKS

Neuzugänge

  • Draft: MarJon Beauchamp (#24), Hugo Besson (#58)
  • Free Agency: Joe Ingles (Blazers)

Abgänge

  • Free Agency: Jordan Nwora (Free Agent)

In dieser Hinsicht haben die Bucks den Sixers einiges voraus. Nach dem Titel 2021 war vergangene Saison in der zweiten Playoff-Runde nach sieben Spielen gegen Boston Schluss - mit einem fitten Khris Middleton wäre womöglich mehr drin gewesen. Der Co-Star wird zum Saisonstart wieder zur Verfügung stehen, dann startet der nächste Bucks-Angriff mit dem gewohnten Kern.

Denn große Veränderungen gab es in der Bierstadt keine. An der Seite von Giannis Antetokounmpo und Middleton rundet Jrue Holiday wie gewohnt die Big Three ab, im Sommer wurde unter anderem mit Bobby Portis, Pat Connaughton oder Wesley Matthews verlängert. Bedeutende Abgänge gab es nicht zu verzeichnen, dafür soll Ingles das Team verstärken. Auf ihn müssen sich die Bucks nach dessen Kreuzbandriss im Februar aber wohl noch eine Weile gedulden.

Das macht nichts, denn in der regulären Saison sind die Bucks auch so gut genug. Absolviert der immerhin schon 34 Jahre alte Brook Lopez mehr als 13 Partien, dann sollte die Defense auch wieder besser als Mittelmaß sein. Und solange der Greek Freak, der vielleicht beste Spieler der NBA, in Wisconsin seine Sneaker schnürt, werden die Bucks ohnehin ein lautes Wörtchen um die Championship mitreden.

Platz 1: BOSTON CELTICS

Neuzugänge

  • Draft: J.D. Davison (#53)
  • Trade: Malcolm Brogdon (Pacers)
  • Free Agency: Danilo Gallinari (Hawks), Noah Vonleh (Shanghai Sharks)

Abgänge

  • Trade: Daniel Theis, Aaron Nesmith, Nik Stauskas, Malik Fitts, Juwan Morgan (alle Pacers)
  • Free Agency: Brodric Thomas (Free Agent)

Vereinzelte NBA-Verschwörungsideologen haben schon spekuliert, dass die Trade-Gerüchte um Jaylen Brown für KD von der Konkurrenz absichtlich gestreut wurden, um die Celtics durch interne Querelen zu zerstören. Mission fehlgeschlagen, davon lassen sich Brown - der seinerseits den Medien steckte, er "liebe" es in Boston - und die Celtics offenbar nicht aus dem Tritt bringen.

Es gibt gute Gründe, warum der amtierende Ost-Champion ohnehin an Brown anstelle von Durant festhalten sollte. Das Titelfenster ist auch so offen, vielleicht mit dem jungen Kern um Brown (25), Jayson Tatum (24), Marcus Smart (28) und Robert Williams (24) sogar etwas länger als es mit KD der Fall wäre. Immerhin hat Boston in der Offseason kein wichtiges Puzzlestück aus der Finals-Rotation verloren, dafür aber zwei wichtige Rollenspieler gewonnen.

Der Trade für Brogdon bringt mehr Playmaking, die Verpflichtung von Gallinari mehr Scoring auf dem Flügel und damit beide im Idealfall zusätzliche und dringend benötigte Entlastung für Tatum und Brown. Bleiben alle fit - gerade bei Brogdon ist das ein gewisses Risiko - hat Boston die Playoff-Rotation nochmal verstärkt, wobei Gallinari aufgrund seiner defensiven Limitationen in der Postseason womöglich sporadischer eingesetzt werden wird. Letztlich ist das aber Meckern auf hohem Niveau, die Kelten gehen auch 2022/23 auf Titeljagd.

Boston Celtics: Der Kader für 2022/23

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Marcus SmartJaylen BrownJayson TatumAl HorfordRobert Williams III
Malcolm BrogdonDerrick WhiteSam HauserDanilo GallinariGrant Williams
Payton PritchardJ.D. Davison-Noah VonlehLuke Kornet