NBA - Power Ranking der Western Conference in der Offseason: Wieder nichts mit den Playoffs für LeBron?

Philipp Jakob
05. August 202208:53
Schaffen es LeBron James und die Los Angeles Lakers wieder nicht in die Playoffs?getty
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Kurz vor dem drohenden NBA-Sommerloch wird es Zeit für ein Zwischenfazit: Wo stehen die Teams nach Draft und Free Agency? Nach dem Osten nimmt SPOX nun die 15 Teams aus der Western Conference unter die Lupe. Das viel zu frühe Power Ranking.

Anmerkung: Niemand weiß, was in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten mit Kevin Durant, Kyrie Irving oder Donovan Mitchell passiert. Wir leider auch nicht. Womöglich aber finden sich zumindest KD und Kyrie auch zum Start des Training Camps noch in Nets-Kleidung wieder, deshalb betrachten wir für unser Ranking die jeweils aktuellen Kader der West-Teams.

Am Donnerstag haben wir bereits die Ost-Teams von Platz 15 bis eins sortiert, nun geht es mit einem engen Kampf um die West-Spitze weiter. Wer das Offseason-Power-Ranking der Eastern Conference verpasst hat: Hier entlang!

Platz 15: SAN ANTONIO SPURS

Neuzugänge

  • Draft: Jeremy Sochan (#9), Malaki Branham (#20), Blake Wesley (#25)
  • Free Agency: Isaiah Roby (Thunder), Gorgui Dieng (Hawks)

Abgänge

  • Trade: Dejounte Murray (Hawks), Jock Landale (Hawks, mittlerweile Suns)
  • Free Agency: Lonnie Walker IV (Lakers), Joe Wieskamp, Devontae Cacok (beide Free Agents)

Das wird fast so wie damals bei Pomona-Pitzer, war scherzhaft aus dem Umfeld von Gregg Popovich zu hören. Pomona-Pitzer? Das ist der Zusammenschluss zweier kleiner Kunst-Colleges mit einem überschaubar guten Basketball-Team, wo Popovich vor vielen Jahren seine Coaching-Laufbahn begann. In seiner ersten Saison verlor er 22 von 24 Partien - auch gegen Caltech, das zuvor 99 Spiele in Folge verloren hatte.

Mit diesem Spurs-Team sollte es immerhin gegen Caltech reichen, doch ansonsten wird es auf dem NBA-Level zahlreiche Pleiten regnen. Die Spurs haben sich mit dem Murray-Trade komplett dem Rebuild verschrieben, nun stehen junge Talente wie Keldon Johnson, Devin Vassell, Josh Primo oder die Rookies um Sochan im Fokus. Coach Pop freut sich laut San Antonio Express-News übrigens darauf, den Kindergarten zu trainieren.

Ob sich da ein echter Franchise-Spieler versteckt, auf den die Spurs seit Kawhi Leonard warten, bleibt abzuwarten. Vielleicht kommt der ja aber auch mit einem hohen Pick im Draft 2023, den es sicherlich geben wird. San Antonio stellt voraussichtlich das drittjüngste Team der Liga, das macht Jakob Pöltl mit seinen 26 Jahren bereits zum drittältesten Spieler im Kader. Womöglich findet sich der Wiener im Laufe der Saison des öfteren in Trade-Gerüchten wieder, bevor sein Vertrag 2023 ausläuft.

Platz 14: HOUSTON ROCKETS

Neuzugänge

  • Draft: Jabari Smith (#3), Tari Eason (#17), TyTy Washington Jr. (#29)
  • Trade: Sterling Brown, Trey Burke, Marquese Chriss, Boban Marjanovic (alle Mavs)

Abgänge

  • Trade: Christian Wood (Mavs)
  • Free Agency: John Wall (Clippers), Dennis Schröder (Free Agent), Trevelin Queen (Sixers)

Die Rockets hatten sich im Draft eigentlich Paolo Banchero gewünscht, diesen Plan vermieste Orlando. Houston aber machte das Beste draus und darf sich über einen starken Draft freuen. Smith bringt jede Menge Two-Way-Potenzial mit, Eason und Washington zeigten bereits in der Summer League starke Ansätze.

Damit steht ein vielversprechender Kern für die Zukunft, der nächstes Jahr durch einen weiteren hohen Draft-Pick erweitert werden soll. Bis in Houston ein Playoff-Team entsteht, braucht es noch viele Entwicklungsschritte. Entsprechend warten auch 2022/23 erst einmal viele Niederlagen, vor allem da in Person von Wood der teaminterne Topscorer der Vorsaison weg ist.

Das macht aber natürlich nichts. So gibt es mehr Platz, mehr Minuten und mehr Möglichkeiten für die Jungspunde. Viel wichtiger als Siege ist eine Weiterentwicklung bei Jalen Green oder Alperen Sengün - und dass Kevin Porter Jr. endlich etwas an Reife gewinnt. Die Zukunft mach einen rosigen Eindruck, in der Gegenwart fehlt gerade defensiv trotz Smith noch einiges.

Platz 13: OKLAHOMA CITY THUNDER

Neuzugänge

  • Draft: Chet Holmgren (#2), Ousmane Dieng (#11), Jalen Williams (#12), Jaylin Williams (#34)

Abgänge

  • Free Agency: Isaiah Roby (Spurs), Jaylen Hoard (Free Agent)

In diesem untersten Tier der Western Conference ist Shai Gilgeous-Alexander der beste Spieler - wenn er denn von der Leine gelassen wird. Der zusätzliche Talentpool um allen voran Josh Giddey und Holmgren könnte die Thunder zu so etwas wie einem League-Pass-Geheimtipp machen.

Giddey hat mit dem Rookie bereits in der Summer League an der gemeinsamen Chemie gefeilt, allein Holmgren wird die Thunder schon besser machen als in der Vorsaison (24-58, Platz 14 im Westen). Das Trio wird flankiert von weiteren vielversprechenden Rookies und natürlich Luguentz Dort, der seine üppige Vertragsverlängerung (5 Jahre, 82,5 Mio. Dollar) nun mit Fortschritten in seinem Offensivspiel rechtfertigen muss.

Genau wie bei den Rockets und Spurs geht es vornehmlich um eben jene Entwicklung der Youngsters, Siege spielen in den Planungen von General Manager Sam Presti (noch) keine Rolle. Nach dann aber drei Jahren hartem Rebuild könnte sich das nächsten Sommer womöglich erstmals wieder ändern.

Schnappt sich Chet Holmgren 2022/23 womöglich den Award als Rookie of the Year?getty

Platz 12: UTAH JAZZ

Neuzugänge

  • Trade: Malik Beasley, Patrick Beverley, Leandro Bolmaro, Walker Kessler, Jarred Vanderbilt (alle Wolves)

Abgänge

  • Trade: Rudy Gobert (Jazz), Royce O'Neale (Nets)
  • Free Agency: Danuel House (Sixers), Eric Paschall (Wolves), Juancho Hernangomez (Raptors), Hassan Whiteside, Trent Forrest (beide Free Agents)

Noch ist Donovan Mitchell ein Teil der Utah Jazz, doch auch mit ihm dürfte es nach dem Gobert-Trade im hart umkämpften Westen eng werden mit dem Play-In-Turnier. Und mal ehrlich: Die Jazz wollen weder ins Play-In eingreifen, noch an dieser Stelle im Niemandsland stehen. Stattdessen will Danny Ainge das Tanking-Rennen um Victor Wembanyama aufmischen.

Während bei Kevin Durant und den Nets tatsächlich die Option existiert, dass der Superstar auch kommende Saison für Brooklyn aufläuft, ist das bei Mitchell und den Jazz nur schwer vorstellbar. Der Salt Lake Tribune hatte zuletzt vermeldet, dass Mitchell sehr wahrscheinlich spätestens nach Vertragsende 2025 Utah den Rücken kehren wird, entsprechend ergibt es absolut Sinn, ihn für einen möglichst hohen Gegenwert einzutauschen. Um einen Titel spielen die Jazz in der aktuellen Kaderzusammenstellung ohnehin nicht.

Und wenn "Trader Danny" schon mal dabei ist, warum dann bei Gobert und Mitchell aufhören? Bojan Bogdanovic ist ein sehr guter Veteran mit sicherem Dreier, der bei einigen Contendern Interesse wecken dürfte. Bei Mike Conley ist die Skepsis wohl höher, was der 34-Jährige noch im Tank hat. Man darf damit rechnen, dass der Jazz-Kader zum Saisonstart ganz anders aussehen wird als heute - und dann könnte Utah im Power Ranking der Western Conference schnell ganz unten landen.

Platz 11: SACRAMENTO KINGS

Neuzugänge

  • Draft: Keegan Murray (#4)
  • Trade: Kevin Huerter (Hawks)
  • Free Agency: Malik Monk (Lakers), Matthew Dellavedova (Melbourne)

Abgänge

  • Trade: Moe Harkless, Justin Holiday (beide Hawks)
  • Free Agency: Donte DiVincenzo (Warriors), Damian Jones (Lakers), Jeremy Lamb, Josh Jackson (beide Free Agents)

Der neue Jazz-Coach Will Hardy wird sich in seinem neuen Job also erstmal ohne Druck austoben dürfen, das sieht bei Mike Brown etwas anders aus. Von der erfolgsverwöhnten, sicheren Bank in Golden State geht der 52-Jährige das Wagnis Sacramento ein, an dem sich in den vergangenen zehn Jahren bereits sieben Coaches erfolglos versucht haben.

Das Ziel ist klar: Nach 16 Jahren Durstrecke soll endlich wieder Playoff-Basketball in der kalifornischen Hauptstadt zu sehen sein. Mit dem Trade von Tyrese Haliburton für Domantas Sabonis hat De'Aaron Fox wieder die Schlüssel für den Backcourt in die Hände gedrückt bekommen, nach diesem Trade drehte er förmlich auf. Winning-Basketball war aber auch mit dem Duo Fox und Sabonis kaum zu sehen.

Nun verstärkt Nr.4-Pick Murray das Team, in der Summer League hat er schon mal richtig Spaß gemacht. Auch die Verpflichtungen von Huerter und Monk haben die Bank potenter gemacht. Das größte Sorgenkind für Coach Brown ist aber die Defense, das Personal macht in dieser Hinsicht nicht wirklich Hoffnung.

Platz 10: PORTLAND TRAIL BLAZERS

Neuzugänge

  • Draft: Shaedon Sharpe (#7), Jabari Walker (#57)
  • Trade: Jerami Grant (Pistons)
  • Free Agency: Gary Payton II (Warriors), Norvel Pelle (G-League)

Abgänge

  • Free Agency: Joe Ingles (Bucks), Eric Bledsoe, Kris Dunn, Ben McLemore, Elijah Hughes (alle Free Agents), C.J. Elleby (Wolves)

Ein Rekord aus der Vorsaison ging fast ein wenig unter: Ganze 15-mal kamen die Blazers bei einer Pleite mit 30+ Punkten unter die Räder - der vorherige "Bestwert" in dieser Kategorie lag laut The Athletic bei zehn solcher Niederlagen. Nun ist Portland in der Offseason deutlich besser geworden, das ist klar. Doch reicht das schon für die Playoffs?

Damian Lillard ist nach langer Verletzungspause zurück und hat sogar verlängert, doch der 32-Jährige muss erst noch beweisen, dass er die alte All-NBA-Form wieder über eine volle Spielzeit abrufen kann. Auch Jusuf Nurkic kehrt aufs Parkett zurück, Anfernee Simons bekam seinen Zahltag (4 Jahre, 100 Mio. Dollar) und Lillard endlich die gewünschte Verstärkung von extern.

Grant ist ein starker Two-Way-Forward, der Portland gerade defensiv helfen wird, genau wie der frisch gebackene Champion Payton II oder Josh Hart. Doch dahinter klafft in Sachen Tiefe ein großes Loch, Rookie Sharpe ist eher als langfristiges Projekt zu sehen. Für die Playoffs werden die Blazers wohl wieder einmal Lillard-Heldentaten brauchen.

Platz 9: LOS ANGELES LAKERS

Neuzugänge

  • Draft: Max Christie (#35)
  • Free Agency: Lonnie Walker IV (Spurs), Troy Brown Jr. (Bulls), Thomas Bryant (Wizards), Damian Jones (Kings), Juan Toscano-Anderson (Warriors), Scotty Pippen Jr., Cole Swider (beide undrafted)

Abgänge

  • Free Agency: Carmelo Anthony, D.J. Augustin, Kent Bazemore, Avery Bradley, Wayne Ellington, Dwight Howard (alle Free Agents), Malik Monk (Kings), Mac McClung (Warriors)

Die Lakers sind Stand jetzt kaum zu bewerten. In Hollywood MUSS noch etwas passieren, ansonsten droht man das nächste Jahr von LeBron James zu verschwenden. Allerdings gestaltet sich die Suche nach Veränderung nicht gerade leicht, der Trade-Wert von Russell Westbrook ist nach einer Katastrophen-Saison im Keller. Und ein Deal für Kyrie Irving rückt immer mehr in weite Ferne.

Der neue Head Coach Darvin Ham sagt in der Offseason all die richtigen Dingen (Stichwort: Opferbereitschaft, neue Rolle für Westbrook), doch beides sind Themen, die der Point Guard bislang erfolgreich ignoriert hat. Sollte er tatsächlich bleiben, ist Westbrook der größte X-Faktor. Es fehlt nur der Glaube, dass er sich wirklich ändern kann und bei den Defensiv-Problemen und Shooting-Sorgen des Teams Besserung eintritt.

In der Free Agency gelangen ein paar spannende Verpflichtungen, doch es fehlen weiterhin echte Two-Way-Spieler. So bleibt vieles am 37 Jahre alten LeBron hängen - dessen unklare Zukunft ebenfalls zum Unruheherd werden könnte - und an Anthony Davis, der die Sozialen Medien immerhin mit Workout-Videos flutet. L.A. braucht dringend den King in Topform sowie einen fitten (und besseren) AD, dann ist das Play-In sicherlich möglich - und einen Westbrook-Trade für mehr als das.

Platz 8: NEW ORLEANS PELICANS

Neuzugänge

  • Draft: Dyson Daniels (#8), E.J. Liddell (#41, aber Kreuzbandriss)

Abgänge

  • Free Agency: Gary Clark, Tony Snell (beide Free Agents)

Beim Blick auf die Transaktionen könnte man eine langweilige Offseason und keine wirkliche Verbesserung vermuten. Weit gefehlt. Pelicans-Boss David Griffin stand bis zum 6. Juli kräftig unter Strom, dann war die Vertragsverlängerung mit Zion Williamson unter Dach und Fach. Ein Maximalvertrag zwar (5 Jahre, 231 Mio. Dollar), aber dafür mit Gewichts- und Verletzungsklauseln, die New Orleans schützen sollen.

Im Idealfall redet in ein paar Jahren niemand mehr über diese Klauseln, wenn Zion endlich mal fit bleibt. Das ist ein großes Wenn, in drei Jahren NBA hat er bislang nur 85 Spiele absolviert. Diese 85 Partien waren aber spektakulär. Kann Williamson an sein All-Star-Niveau von 2020/21 anknüpfen, macht er ein tiefes und äußerst talentiertes Team nochmal ein Stück weit besser.

In 15 Spielen, in denen Zions neue Co-Stars C.J. McCollum und Brandon Ingram gemeinsam auf dem Court standen, holten die Pels neun Siege. In den Playoffs konnte New Orleans sogar Top-Seed Phoenix ärgern. Dazu ein elitärer Verteidiger in Herb Jones, eine ordentliche Bank sowie ein interessanter Rookie - und in diesen Mix wirft man auch noch Williamson hinein. Das kann richtig gut werden - oder wir reden im schlimmsten Fall eben doch wieder über Vertragsklauseln.

Platz 7: MINNESOTA TIMBERWOLVES

Neuzugänge

  • Draft: Wendell Moore Jr. (#26), Josh Minott (#45)
  • Trade: Rudy Gobert (Jazz)
  • Free Agency: Kyle Anderson (Grizzlies), Bryn Forbes, Austin Rivers (beide Nuggets), Eric Paschall (Jazz)

Abgänge

  • Trade: Malik Beasley, Patrick Beverley, Leandro Bolmaro, Walker Kessler, Jarred Vanderbilt (alle Jazz)
  • Free Agency: Josh Okogie (Suns), Greg Monroe, Jake Layman (beide Free Agents)

Markige Worte sind wir von Anthony Edwards gewohnt, die Timberwolves-Offseason dürfte ihm nochmal zusätzlichen Rückenwind gegeben haben. "Nach diesem Jahr werde ich in der Diskussion um den besten Spieler der Liga sein", sagte der 21-Jährige bei Complex. Und: All-Star-Starter, besserer Punkteschnitt, mehr Siege, ein tiefer Playoff-Run - das sind seine Ziele für die kommende Saison.

Teamkollege Karl-Anthony Towns ging da sogar noch einen Schritt weiter und gab mit seinem Kommentar die Marschrichtung für 22/23 vor: "Championship or bust!" Grund für die markigen Worte ist der Gobert-Trade, mit dem die Wolves die NBA-Welt schockten. Vor allem mit dem happigen Gegenwert (fünf Spieler und vier Erstrundenpicks), doch der könnte erst langfristig zum Problem werden.

Kurzfristig aber sind die Wolves besser als im Vorjahr, der Stifle Tower allein sollte eine Top-10-Defense garantierten, während KAT und Edwards offensiv für Furore sorgen. Auch die restlichen Offseason-Moves stellen sinnvolle Verstärkungen dar. Das macht Minnesota in der Regular Season zu einem guten Kandidaten für einen sicheren Playoff-Platz - doch in der Postseason bleiben Fragezeichen rund um die Twin Towers. Zu den Titelanwärtern gehört Minnesota noch nicht.

Platz 6: DALLAS MAVERICKS

Neuzugänge

  • Draft: Jaden Hardy (#37)
  • Trade: Christian Wood (Rockets)
  • Free Agency: JaVale McGee (Suns), Tyler Dorsey (Olympiacos)

Abgänge

  • Trade: Sterling Brown, Trey Burke, Marquese Chriss, Boban Marjanovic (alle Rockets)
  • Free Agency: Jalen Brunson (Knicks)

Der Sommer ging so gut los mit dem überraschenden Run bis in die West-Finals, doch in der Offseason wich die Begeisterung in Dallas schnell eher bedröppelten Mienen. Ein zweiter Star neben Luka Doncic wird weiterhin vermisst, jetzt ist auch noch Brunson Richtung New York City abgewandert. Dieser Abgang schmerzt.

Dallas muss hoffen, dass Spencer Dinwiddie und der von einem Mittelfußbruch zurückkehrende Tim Hardaway Jr. einen Teil des Ballhandlings und Scorings abfedern können. Doch Mitspieler in Szene setzen, da war Brunson deutlich besser. Der Trade für Wood bringt einerseits mehr Offense und damit die erhoffte Entlastung für Doncic, andererseits neue Löcher in der Defense.

Ob Dallas dieses Aushängeschild der Vorsaison beibehalten kann, ist fraglich. Wood ist bislang noch nicht mit Einsatz an diesem Ende des Courts oder Winning-Basketball generell aufgefallen. Hier kommt viel Arbeit auf McGee, Maxi Kleber und Head Coach Jason Kidd zu. Und auf Doncic im Gesamten sowieso.

Seine Klasse allein hält Dallas in diesem Ranking noch vor den Wolves, Doncic in MVP-Form kann natürlich auch eine Playoff-Serie entscheiden. Doch selbst das Abrutschen ins Play-In-Turnier ist nicht ausgeschlossen, von den Hoffnungen auf eine erneute Conference-Finals-Teilnahme muss sich Dallas erst recht verabschieden. Dafür ist das Westen einfach zu erbarmungslos.

Platz 5: MEMPHIS GRIZZLIES

Neuzugänge

  • Draft: Jake LaRavia (#19), David Roddy (#23), Kennedy Chandler (#38), Vince Williams (#47)
  • Trade: Danny Green (Sixers)

Abgänge

  • Trade: De'Anthony Melton (Sixers)
  • Free Agency: Kyle Anderson (Wolves), Jarrett Culver (Free Agent)

Kurz vor dem Start der Free Agency schummelte sich eine Nachricht durch die Nachrichtenkanäle, die in Anbetracht des wenig später startenden Wechselchaos fast ein wenig in Vergessenheit geriet: Jaren Jackson Jr. musste aufgrund eines Ermüdungsbruchs im rechten Fuß unters Messer, vier bis sechs Monate Pause. Im besten Fall sehen wir den Grizzlies-Star damit im November wieder, vielleicht aber auch erst im nächsten Jahr.

Der Verlust des DPOY-Kandidaten und zweitbesten Spielers der Grizzlies nach Ja Morant wiegt schwer, Memphis wird nach dem überraschenden zweiten Platz 21/22 in der nächsten Regular Season einen kleinen Schritt zurücknehmen - vor allem in Anbetracht der gestiegenen Konkurrenz im Westen.

Das ist aber nicht dramatisch. Morant dürfte nach seiner Vertragsverlängerung wieder in der All-NBA-Diskussion mitmischen, von Desmond Bane sind weitere Entwicklungsschritte zu erwarten. Auch wenn in Person von Melton und Anderson zweit gute Rollenspieler gegangenen sind, sollte die Tiefe weiter eine Stärke bleiben. Tyus Jones und John Konchar konnten gehalten werden, hinzu kommen spannende Rookies und weitere interne Steigerungen (Brandon Clarke, Ziaire Williams). Wenn JJJ fit zurückkehrt, könnte Memphis auch die Top 4 im Westen wieder angreifen.

Platz 4: DENVER NUGGETS

Neuzugänge

  • Draft: Christian Braun (#21), Peyton Watson (#30)
  • Trade: Kentavious Caldwell-Pope, Ish Smith (beide Wizards)
  • Free Agency: Bruce Brown Jr. (Nets), DeAndre Jordan (Sixers)

Abgänge

  • Trade: Will Barton, Monte Morris (beide Wizards), JaMychal Green (Thunder, mittlerweile Warriors)
  • Free Agency: Bryn Forbes (Wolves), Austin Rivers (Wolves), DeMarcus Cousins, Facundo Campazzo, Markus Howard (alle Free Agents)

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Ganz im Gegenteil, an der Spitze der Western Conference bahnt sich ein Hahnenkampf der Extraklasse an. Immerhin hat Nikola Jokic die Nuggets in der Vorsaison auch ohne seine zwei besten Mitspieler zu 48 Siegen geführt, jetzt kommen Jamal Murray und Michael Porter Jr. von langen Verletzungspausen zurück - und Denver hat in der Offseason nochmal nachgebessert.

KCP ist als Three-and-D-Spezialist ein exzellenter Fit, seine Defense kann Denver gut gebrauchen. Das Signing von Brown könnte zum Steal werden (über Jordan legen wir besser den Mantel des Schweigens), die Abgänge von Barton und insbesondere Morris schmerzen dafür etwas. Hier hofft Denver auf einen Sprung von Bones Hyland, der hinter Murray den Backup-Guard geben wird. Zur Not ist der erfahrene Smith auch noch da.

Idealerweise fällt das aber gar nicht so sehr ins Gewicht, wenn Murray und MPJ im Laufe der Saison an alte Form anknüpfen. Das Duo eröffnet den Nuggets vor allem beim Scoring (beide) und Playmaking (Murray) eine ganz neue Dimension. Legen sie schnell den anfangs zu erwartenden Rost ab und bleiben beide fit, könnte Denver noch weiter nach oben klettern. Championship-Potenzial ist da!

Platz 3: L.A. CLIPPERS

Neuzugänge

  • Draft: Moussa Diabate (#43)
  • Free Agency: John Wall (Rockets), Moses Brown (Cavs)

Abgänge

  • Free Agency: Isaiah Hartenstein (Knicks), Rodney Hood, Jay Scrubb (beide Free Agents)

Paul George: 31 Einsätze in der vergangenen Saison. Kawhi Leonard: 0 Einsätze. Dass die beiden besten Spieler der Clippers kommende Spielzeit wieder fit sein werden, lässt die halbe Liga in einen Schockzustand verfallen. Es wäre töricht, vom Superstar-Duo jeweils 82 Spiele zu erwarten, aber es reicht ja auch, wenn das komplette Team zur Postseason bei 100 Prozent ist.

Zwei der besten Two-Way-Spieler der Liga, umgeben von einem sehr guten und vielseitigen Supporting Cast, der nahezu komplett aus der Vorsaison mitgenommen wurde. John Wall könnte zusätzlich eine gute Ergänzung sein, wenn er wie versprochen an seinem Dreier arbeitet. Nicolas Batum und Amir Coffey haben verlängert, nur der Verlust von Hartenstein, einer der besten Backup-Center der Liga, schmerzt. Mit Kawhi und PG-13 wird L.A. aber wohl ohnehin wieder vermehrt Small-Ball spielen.

Der Aufschwung der Clippers von zwei Niederlagen im Play-In-Turnier zu einem Top-Team des Westens hängt natürlich allein an Leonard und George und wie gesund sie das Jahr über bleiben. In der Theorie sind die Clippers ein Titelanwärter, wenn die Antwort auf diese Frage positiv ausfällt. Jetzt müssen sie es auch in der Praxis zeigen.

Platz 2: PHOENIX SUNS

Neuzugänge

  • Trade: Jock Landale (Hawks)
  • Free Agency: Damion Lee (Warriors), Josh Okogie (Wolves), Duane Washington Jr. (Pacers)

Abgänge

  • Free Agency: Aaron Holiday (Hawks), JaVale McGee (Mavs), Elfrid Payton (Free Agent)

Ja, der Abschied aus den Playoffs war ein Desaster. Ja, das Drama um die Vertragsverlängerung von Deandre Ayton dürfte dem Center nicht gefallen haben. Und ja, es gibt die Gerüchte über gewisse Unstimmigkeiten zwischen Ayton und Coach Monty Williams. Doch wenn sich alle Parteien an einen Tisch setzen, die Probleme aus der Welt schaffen und sich aufs Sportliche konzentrieren, dann ist Phoenix weiterhin eine Sieg-Maschine.

Das Team ist in der Offseason nicht besser geworden, aber eben auch nicht schlechter. Der Abgang von McGee soll und kann von Bismack Biyombo abgefedert werden, die Suns setzen zudem Hoffnungen auf Dario Saric, der von einem Kreuzbandriss zurückkommt. Der Kern ist ansonsten der gleiche, die die Association vergangene Saison mit 64 Siegen in der Regular Season überrollte.

Nun bleiben natürlich trotzdem ein paar Fragen: Wie groß ist der Riss zwischen Ayton und Franchise wirklich? Wie wirkt das Playoff-Debakel nach? Wie lange kann Chris Paul mit seinen 37 Jahren sein Level noch halten? Devin Booker sollte dafür mit seinem fetten Zahltag im Rücken erneut in der erweiterten MVP-Diskussion eine Rolle spielen. Die Suns bleiben ein Team mit wenig Schwachstellen, das dürfen sie sich durch eventuelle Nebenkriegsschauplätze nicht kaputt machen.

Platz 1: GOLDEN STATE WARRIORS

Neuzugänge

  • Draft: Patrick Baldwin Jr. (#28), Ryan Rollins (#44)
  • Free Agency: Donte DiVincenzo (Kings), JaMychal Green (Nuggets), Mac McClung (Lakers)

Abgänge

  • Free Agency: Gary Payton II (Blazers), Otto Porter Jr. (Raptors), Nemanja Bjelica (Fenerbahce), Damion Lee (Suns), Juan Toscano-Anderson (Lakers), Andre Iguodala, Chris Chiozza (beide Free Agents)

Wer als amtierender Champion in die neue Saison geht und dabei immer noch Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green in seinem Kader vorzuweisen hat, der hat sich die Spitzenposition im Power Ranking automatisch verdient. Allerdings liegt die Stärke der Dubs nicht unbedingt in der Regular Season. Gut möglich, dass Golden State dort ein paar Körner der Big Three spart und die Jagd nach dem Top-Seed nicht ganz so ernst nimmt.

Dafür werden die Warriors in den Playoffs wieder ein heißer Anwärter auf die Championship sein. Klar, drei gute Rollenspieler - zwei davon, Payton II und Porter Jr., haben in den Finals enorm wichtige Minuten abgespult - sind im Sommer gegangen, das tut auch dem Champion weh. Der Plan ist aber, dass dafür die Youngster um Jordan Poole, Moses Moody, Jonathan Kuminga und James Wiseman größere Rollen einnehmen können. Das Potenzial ist riesig, allerdings noch theoretischer Natur.

DiVincenzo schickt sich derweil an, mit seinem Basketball-IQ, seinem Cutting, seinem Rebounding, seinem Dreier zum perfekten Warriors-Puzzleteil zu werden. Auch Green wird einen soliden Backup im Frontcourt geben. Viel wichtiger noch: Thompson kann nach einer gesunden Offseason endlich wieder eine komplette Spielzeit absolvieren. Während der Regular Season muss der Fuß nicht immer voll auf dem Gaspedal sein, doch wenn die Big Three zur Postseason fit ist und der Supporting Cast den erhofften Schritt macht, dann stehen die Chancen auf eine Titelverteidigung richtig gut.