NBA - Saisonvorschau: Milwaukee Bucks, Detroit Pistons, Miami Heat: Eine große Schwäche der Bucks bleibt

Robert Arndt
26. September 202209:30
Jimmy Butler und Bam Adebayo wollen möglichst bald zurück in die NBA Finals.getty
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Die Preview-Serie gut drei Wochen vor dem Saisonstart geht in der Eastern Conference weiter. Heute nehmen wir mit den Miami Heat und den Milwaukee Bucks gleich zwei Titelanwärter unter die Lupe. Außerdem: Wie steht es um den Rebuild bei den Detroit Pistons?

In den Wochen vor dem Saisonstart am 19. Oktober werfen wir einen detaillierten Blick auf jedes der 30 NBA-Teams. Hier findet Ihr eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten Previews.

NBA-Saisonvorschau MILWAUKEE BUCKS

Milwaukee Bucks: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: MarJon Beauchamp (Nr. 24), Hugo Besson (Nr. 58)
  • Free Agency: Joe Ingles (Blazers)

Abgänge

  • Free Agency: Jordan Nwora, Rayjon Tucker (Melbourne United)

Milwaukee Bucks: Die wichtigsten Statistiken 2021/22

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
51-31 (Platz 3 im Osten)114,3 (3.)111,1 (14.)3,2 (8.)

Milwaukee Bucks: Die Strategie in der Offseason

Nach der Championship folgte das Aus in Runde zwei, dennoch war es eine vergleichsweise ruhige Offseason in Wisconsin. Die Gründe sind nachvollziehbar. In der Serie mit den Boston Celtics fehlte in Khris Middleton (wird den Saisonstart verpassen) ein Teil der Big Three, dennoch hatte Milwaukee die Chance, in einem Heimspiel den späteren Finalisten auszuschalten. Es gelang nicht, auch weil Jayson Tatum für Boston das Spiel seines Lebens absolvierte.

So wurde der Status Quo bei den Bucks erhalten. Mit Jevon Carter, Wesley Matthews, Pat Connaughton, Serge Ibaka und Bobby Portis einigte man sich auf neue Verträge, wobei vor allem die Extension für Portis (4 Jahre, 49 Mio. Dollar) recht kostspielig war. So blieb genau ein echtes Tool für die Offseason übrig und das war die Mini-MLE.

Diese ging etwas überraschend an Joe Ingles, der sich Anfang des Jahres das Kreuzband riss und noch einige Monate nicht mit dabei sein wird. Der Australier ist inzwischen 34 Jahre alt, soll aber in Sachen Playmaking und Shooting vom Flügel helfen, wenn er wieder fit ist, und damit die Big Three ein wenig entlasten.

Giannis Antetokounmpo, Jrue Holiday und Middleton mussten in den vergangenen beiden Jahren viel Last schultern, gerade in der Regular Season soll der etwas breitere Kader Entlastung schaffen. Das Ingles-Signing ist aber auch ein Fingerzeig dafür, dass die Regular Season erneut nicht die höchste Priorität genießt und dem Erfolg in der Postseason alles untergeordnet wird. Als Team in einem eher kleinen Markt zahlen die Bucks fast 60 Millionen Dollar Luxussteuer, die Prime von Giannis soll um jeden Preis bestmöglich ausgeschlachtet werden.

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Milwaukee Bucks: Die Schwachstellen

Trotz einer Pay Roll von 170 Millionen Dollar ist der Kader alles andere als perfekt austariert. Vieles baut auf die Star-Power der Big Three, das zeigte sich auch in den Playoffs und bröckelte als in Middleton eine Säule wegbrach. Milwaukee hatte am Ende Schwierigkeiten, Lineups zu finden, die offensiv potent genug und defensiv nicht angreifbar sind. Daran hat auch die Offseason nichts geändert.

Es fehlt weiterhin ein guter Backup für Holiday, erst recht da George Hill (36) wieder ein Jahr älter ist. Carter machte seine Sache zwar ordentlich, ist aber offensiv limitiert. Ähnlich sieht es auf dem Flügel aus, wo mit Ingles nun in der Theorie mehr Offense da ist. Ob er defensiv noch mithalten kann, ist fraglich. Wings sind aber nötig, wenn die Bucks mit Giannis auf der Fünf ihr bestes Lineup spielen wollen. Grayson Allen war an dieser Stelle nicht die Lösung.

NBA-Preview: Der Kader der Milwaukee Bucks

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jrue HolidayGrayson AllenKhris MiddletonGiannis AntetokounmpoBrook Lopez
George HillWesley MatthewsPat ConnaughtonJoe InglesBobby Portis
Jevon Carter-MarJon BeauchampThanasis AntetokounmpoSerge Ibaka

Milwaukee Bucks: Der Hoffnungsträger

Womöglich hätte es mit Middleton aber auch keine Rolle gespielt. Hier noch einmal die Zahlen, die Giannis Antetokounmpo gegen die Celtics auflegte. 33,9 Punkte, 14,7 Rebounds, 7,1 Assists in durchschnittlich 40 Minuten. Es war eine Demonstration der Stärke des Griechen, dem erst zum Ende hin etwas die Luft ausging.

Es zeigte dennoch die Entwicklung des Doppel-MVPs. Seit der Bubble in Orlando gibt es keine Defense, die den 27-Jährigen aus dem Spiel nehmen kann. Antetokounmpo kann jederzeit Druck auf den Ring ausüben und hat inzwischen auch ein solides Arsenal aus Floatern, kleinen Hakenwürfen und Turnaround-Jumpshots, das jede Defense respektieren muss. Dass der Dreier weiter nicht fällt, ist dabei überhaupt nicht schlimm. Giannis hat schon jetzt genügend Konter für jede Defense in der Association.

Milwaukee Bucks: Das Fazit

Solange Antetokounmpo auf dem Feld steht, sind die Bucks ein ernstzunehmender Titelkandidat, womöglich sogar der Topfavorit auf die Championship. Zwar ist das Team mit Ausnahme von Giannis nicht besonders athletisch und weniger tief als andere Contender, dennoch ist Antetokounmpo derzeit die ultimative Trumpfkarte der NBA.

Der Kern der Bucks ist nun bereits einige Jahre zusammen, die Mechanismen passen und auf die Stars konnte sich Coach Mike Budenholzer meist verlassen. Sorgen macht das Alter einiger Rollenspieler wie Brook Lopez (34), Matthews (35), Hill (36) oder Ingles (34), hier könnte es eine Regression geben. Da die Bucks aber auf die Regular Season nicht viel geben werden, sollten die Oldies genügend Pausen bekommen. Der zweite Titel in drei Jahren ist möglich.

NBA-Saisonvorschau DETROIT PISTONS

Detroit Pistons: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Jaden Ivey (Nr. 5), Jalen Duren (Nr. 13)
  • Trade: Alec Burks, Nerlens Noel, Kemba Walker (alle Knicks)

Free Agency: Kevin Knox (Hawks)

Abgänge

  • Trade: Jerami Grant (Blazers)
  • Free Agency: Carsen Edwards (Fenerbahce), Luka Garza (Timberwolves), Frank Jackson, Jamorko Pickett, Justin Robinson (Illawarra Hawks), Deividas Sievydis (Pacers), Derrick Walton (Sydney Kings)

Detroit Pistons: Die wichtigsten Statistiken 2021/22

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
23-59 (Platz 14 im Osten)105,6 (28.)113,3 (24.)-7,7 (26.)

Detroit Pistons: Die Strategie in der Offseason

Der Neuaufbau in Detroit geht weiter. Mit Jerami Grant wurde der beste Scorer der vergangenen beiden Jahre nach Portland getradet, um den Youngstern mehr Verantwortung und Würfe zu geben. Der Top-Pick des Vorjahres, Cade Cunningham, hat nach einer guten Rookie-Saison nun endgültig die Zügel in der Hand und ist das Gesicht des Rebuilds.

Mit Jaden Ivey und Jalen Duren schnappten sich die Pistons im Draft einen Guard sowie einen Center, für Duren wurde unter anderem der Erstrundenpick 2025 getradet, den man im Grant-Deal aus Portland erhalten hatte. Das Fundament um Cunningham, Ivey und Duren steht erst einmal, dazu haben die Pistons noch einige Veteranen, die im Laufe der Saison versilbert werden könnten.

Aus New York kamen Alec Burks, Nerlens Noel sowie Kemba Walker (Buyout-Kandidat), sie alle sollten in den langfristigen Plänen der Pistons keine große Rolle spielen. Mehr erwartet man sich wohl von Marvin Bagley. Der Ex-Nr.2-Pick kam zur Deadline aus Sacramento und wurde etwas überraschend mit einem Dreijahresvertrag über 37,5 Millionen Dollar ausgestattet.

Es zeigt auch, dass Detroit, eher langfristig Erfolg anstrebt. Die Rollen in diesem Team sind noch nicht verteilt, es dürfte einige Wochen und Monate dauern, bevor sichtbar wird, was Detroit in dieser Saison wirklich vorhat, mit Bojan Bogdanovic kam vergangene Woche ein weiterer Trade-Chip. Nach vielen Jahren im Mittelmaß hat GM Troy Weaver seit 2020 immerhin dafür gesorgt, dass in Detroit ein klarer Weg zu erkennen ist.

Detroit Pistons: Die Schwachstellen

Zunächst einmal sind die Pistons es ein junges Team, das Fehler machen darf. Offense war im Vorjahr die große Schwäche und es spricht vieles dafür, dass dies auch 22/23 so bleibt. Grund dafür ist vor allem das fehlende Spacing und die Abstinenz von Guards, die mit Leichtigkeit ihre Gegenspieler im Eins-gegen-Eins schlagen können. So probierten die Pistons in der Summer League ihren Center Stewart auf der Vier aus, weil dieser noch einer der besseren Schützen im Team ist. Bogdanovic könnte diese Lücke füllen, die Frage ist, wie lange er das tun wird.

Überhaupt ist derzeit nicht klar, wie das beste Lineup des Teams aussehen wird. Es gibt viele Guards und viele Center, dazwischen aber recht wenig. Bey, Bogdanovic und Livers sind da schon die besten Optionen. Auch Bagley als Vierer ist nicht optimal, bei so vielen Bigs wird er aber genau dort spielen. Dazu wird er Einsatzzeit bekommen, das impliziert schon sein neuer Vertrag.

NBA Preview: Der Kader der Detroit Pistons

GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jaden IveyCade CunninghamSaddiq BeyBojan BogdanovicJalen Duren
Cory JosephKillian HayesAlec BurksMarvin Bagley IIIIsaiah Stewart
Kemba WalkerHamidou DialloIsaiah LiversKevin KnoxNerlens Noel
--Rodney McGruder--

Detroit Pistons: Der Hoffnungsträger

Alle Augen auf Cade Cunningham. Nachdem der Top-Pick von 2021 große Teile der Vorbereitung auf seine Rookie-Saison verpasste und dann nur langsam in Fahrt kam, hat der Guard nun viele Monate Zeit gehabt, um an sich zu arbeiten und auf seine starke zweite Saisonhälfte aufzubauen. In Detroit hofft man insgeheim, dass Cunninghams Entwicklung der von LaMelo Ball gleicht, der in seiner zweiten Saison schon zum All-Star ernannt wurde.

Das Spiel der beiden könnte dabei nicht unterschiedlicher sein. Ball steht für das Spektakuläre, Cunningham macht dagegen eher die kleine Dinge, ist defensiv grundsolide. Fällt sein Wurf noch ein bisschen besser und kann er einfacher für sich selbst kreieren, muss das All-Star Game für den 21-Jährigen aber keine Utopie bleiben, auch nicht im NBA-Hinterland Detroit.

Detroit Pistons: Fazit

Es passieren spannende Dinge am Lake Michigan. Detroit dürfte zwar aller Voraussicht nach noch eine weitere Saison in der Lottery verbringen, doch GM Weaver ist es gelungen, hoffnungsvolle Talente anzusammeln. Ivey und Duren bringen mehr Athletik, Cunningham die Kreativität.

Was noch fehlt, ist ein echter Two-Way-Forward für den Flügel, aber womöglich bekommen die Pistons im kommenden Draft noch einmal eine Chance. Denn so hoffnungsvoll die Pistons sind, in dieser Saison werden sie im besten Fall am Play-In-Tournament kratzen. Wahrscheinlicher ist es, dass Detroit mit jeder Menge Zahlenkombinationen eine weitere Lottery erlebt.

NBA-Saisonvorschau MIAMI HEAT

Miami Heat: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Nikola Jovic (Nr. 27)

Abgänge

  • Free Agency: Markieff Morris (Nets), P.J. Tucker (Sixers)

Miami Heat: Die wichtigsten Statistiken 2021/22

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
53-29 (Platz 1 im Osten)113,0 (12.)108,4 (4.)4,5 (6.)

Miami Heat: Die Strategie in der Offseason

Es war verdächtig ruhig um die Heat in diesem Sommer. Ein Dreier von Jimmy Butler fehlte zu einem weiteren Einzug in die NBA Finals, zuvor flog Miami das komplette Jahr etwas unter dem Radar, präsentierte sich aber gallig wie eh und je und konnte sich auf Playoff-Jimmy sowie eine schwer zu bespielende Defense verlassen.

Während des Sommers drehte sich nun fast alles um Kevin Durant, der Berichten zufolge die Heat auf seiner Wunschliste stehen hatte. Dies blieb aber nur ein Fiebertraum, Miami hatte schlichtweg nicht die Assets, um einen solchen Mega-Trade umzusetzen. Stattdessen verließ mit P.J. Tucker ein wichtiger Baustein für die Defense das Team zu einem direkten Konkurrenten, während Rookie Nikola Jovic der einzige echte Neuzugang Miamis war.

Stattdessen hielten die Heat ihre eigenen Free Agents. Dewayne Dedmon, Caleb Martin und Victor Oladipo erhielten alle neue Verträge, gerade die beiden letzteren werden in der neuen Saison wichtige Rollen einnehmen. Miami vertraut dabei auf den gewohnten Weg. Abgeschriebene oder unterschätzte Spieler sollen in das System geholt, aufgepäppelt, entwickelt und integriert werden.

Martin, Max Strus oder Gabe Vincent waren dafür vergangene Saison Paradebeispiele und werden auch in der kommenden Spielzeit wichtige Rollen einnehmen. Sie geben dem Team Tiefe und können jederzeit ins kalte Wasser geworfen werden. Das ist vor allem in der Regular Season ein wichtiger Umstand. In den Playoffs stoßen aber auch sie an ihre Grenzen, wie die vergangene Postseason recht deutlich machte.

Miami Heat: Die Schwachstellen

Diese bleiben die gleichen wie im Vorjahr. Miami fehlte in den entscheidenden Momenten die Dynamik und war zu abhängig von Butler und Tyler Herro. Jener Herro fehlte in wichtigen Phasen gegen die Celtics, was der Offense enorm wehtat. Der 22-Jährige gewann den Award des Sixth Man of the Year, ist aber sehr streaky, was sich natürlich auch auf den Teamerfolg auswirkt.

In der Regular Season kann das System Miami Heat dies abfangen, in den Playoffs wurde dies dagegen schonungslos aufgedeckt, auch wenn Miami an den Finals kratzte. Mit Tucker fehlt nun ein wichtiger Bestandteil der grandiosen Defense, gerade auf der Vier sieht es sehr dünn aus. So sollte es nicht verwundern, wenn Butler in der Crunchtime den nominellen Power Forward geben wird.

NBA: Der Kader der Miami Heat

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Kyle LowryMax StrusJimmy ButlerDuncan RobinsonBam Adebayo
Gabe VincentTyler HerroCaleb MartinHaywood HighsmithDewayne Dedmon
Victor OladipoNikola JovicUdonis HaslemÖmer Yurtseven

Miami Heat: Der Hoffnungsträger

Jimmy Butler ist der beste Spieler Miamis, einen großen Sprung kann die Franchise aber nur dann machen, wenn Bam Adebayo offensiv noch einmal ein paar Schippen drauflegt. Der Center ist defensiv ein Monster und kann vom Perimeter eine Offense in die richtige Bahn lenken, doch zum Superstar fehlen weiter die eigenen offensiven Qualitäten.

Adebayo muss aggressiver seinen eigenen Wurf suchen und den Ring attackieren. So werden die Handoffs mit ihm noch einmal eine Ecke schwieriger zu verteidigen. Mit seiner Athletik hat der Big ohnehin einen großen Vorteil, ein verbessertes offensives Skillset wäre ein Game Changer. Dies können Postmoves oder aber auch ein verbesserter Sprungwurf sein. Miami ist offensiv limitiert, aber wenn Adebayo seinem Spiel eine weitere Dimension hinzufügt, könnte man dies etwas überdecken.

Miami Heat: Fazit

Miami ist schwächer als im Vorjahr, trotzdem sind auch in dieser Saison 50 Siege möglich. Dieses Heat-Team ist erneut homogen und weniger anfällig für Ausfälle als andere. Deswegen sollten die Heat auch im umkämpften Osten für die Playoffs gesetzt sein. Auch im Vorjahr fehlten Schlüsselspieler für einige Zeit, trotzdem eroberte man den Top-Spot der Conference.

Das mag für 22/23 zwar etwas hoch gegriffen sein, doch wenn die höher eingeschätzte Konkurrenz schwächelt, wird Miami zur Stelle sein. Es ist ein wenig wie im Vorjahr: Andere Teams haben mehr Talent, mehr größere Namen im Kader, doch dieses Heat-Team wird sich nicht selbst schlagen, sondern muss geschlagen werden.