Weiter geht es mit dem zweiten Teil unserer Preview-Serie vor dem Saisonstart. Heute mit dabei: Die Neuauflage der Houston Rockets in Philadelphia sowie zwei Sorgenkinder aus Washington und Charlotte.
In unserer zehnteiligen Vorschau-Serie werfen wir nach und nach einen detaillierten Blick auf jeweils drei Teams, heute beginnen wir mit den ersten Vertretern aus der Eastern Conference. Hier geht es zu Teil eins mit den Clippers, Nuggets und Thunder.
NBA-Saisonvorschau: PHILADELPHIA 76ERS
Philadelphia 76ers: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Trade: De'Anthony Melton (Grizzlies)
- Free Agency: Danuel House Jr. (Jazz), Montrezl Harrell (Hornets), P.J. Tucker (Heat)
Abgänge
- Trade: Danny Green (Grizzlies)
- Free Agency: DeAndre Jordan (Nuggets)
Philadelphia 76ers: Die wichtigsten Statistiken 2021/22
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
51-31 (Platz 4 im Osten) | 112,5 (10.) | 107,0 (2.) | 5,5 (5.) |
Philadelphia 76ers: Die Strategie in der Offseason
Gute zwei Jahre ist Daryl Morey nun der Boss der Sixers und Stück für Stück nimmt das Team Formen hat. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Name "Rockets East" durch die sozialen Medien schwirrte. Mit House, Harrell und Tucker kamen gleich drei Spieler, die bereits unter Morey in Houston spielten und natürlich auch eine Vorgeschichte mit Harden haben. Dieser verzichtete sogar auf Geld (das könnte noch ein Nachspiel haben), damit sich die Sixers verstärken konnten. Es ist aber anzunehmen, dass Harden dieses Geld im kommenden Sommer bekommen wird.
Es sind aber nicht nur Namen, die Verpflichtungen ergeben auch auf dem Papier Sinn. House bringt Defense und Tiefe für den Flügel, Tucker offeriert mehr Flexibilität in der Verteidigung und mit Harrell wurde nun endlich auch das Loch hinter Joel Embiid auf der Center-Position gestopft. Interessant ist zudem der Trade für Melton, für den man den langzeitverletzten Danny Green nach Memphis tradete.
Die Sixers hatten zwar seit dem Harden-Trade im Februar genügend Starpower, doch das Team spielte langsam und wirkte bisweilen wenig athletisch, wenn man einmal den wieselflinken Tyrese Maxey ausklammert. Melton gab bei den Grizzlies zeitweise den Backup-Point-Guard und war dafür bekannt, sofort Tempo zu machen, wenn er einen Rebound bekommt. So könnte Philly mehr leichte Punkte generieren und nicht nur auf die Halbfeld-Offense angewiesen sein.
Zusammengefasst haben die Sixers vieles richtig gemacht. Harden wurde für weniger Geld gehalten, die vakanten Spots in der Rotation sinnvoll und recht kostengünstig gefüllt. Jede Position ist nun doppelt besetzt, dazu wird es weniger Minuten für reine Spezialisten wie Matisse Thybulle oder Furkan Korkmaz geben. Durch die neue Tiefe können auch die Minuten für Harden und Embiid besser gesteuert werden.
gettyPhiladelphia 76ers: Die Schwachstellen
Wie schon angesprochen, wurden einige Schwachstellen in dieser Offseason adressiert, fraglich bleibt, ob das auch reicht. Das Team bleibt davon abhängig, dass James Harden wieder eher an den Harden aus den ersten Monaten erinnert. Der 32-Jährige ist ein toller Spielmacher, in Sachen Abschluss am Ring und Dynamik hat der frühere MVP aber deutlich abgebaut.
Dazu bleiben Fragezeichen in der Defense auf den Guard-Positionen. Sowohl Harden als auch Maxey sind nicht als Stopper bekannt und müssen eher versteckt werden. Natürlich räumt Embiid vieles weg, doch die Vergangenheit zeigte, dass dies nur begrenzt möglich ist. Thybulle ist hier immer eine Option, er bringt aber Probleme auf der anderen Seite des Feldes in den Mix.
NBA-Preview: Der Kader der Philadelphia 76ers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Tyrese Maxey | James Harden | P.J. Tucker | Tobias Harris | Joel Embiid |
De'Anthony Melton | Matisse Thybulle | Danuel House Jr. | Georges Niang | Montrezl Harrell |
Shake Milton | Jaden Springer | Furkan Korkmaz | Paul Reed | |
Jaden Springer | Isaiah Joe | Charles Bassey |
Philadelphia 76ers: Der Hoffnungsträger
Das ist seit Jahren Joel Embiid und er bleibt es auch. Mit Ausnahme einer Corona-Infektion schaffte der Kameruner es verletzungsfrei durch die Saison, erst in den Playoffs sorgte ein lädierter Meniskus für Probleme. Wenn fit, ist er Eins-gegen-Eins nicht zu verteidigen, erst recht nicht, wenn der Wurf weiter so fällt.
Und nun hat der Big Man auch endlich mal ein Team, welches besser zu ihm passt. Ben Simmons oder Al Horford waren keine guten Lösungen, um ein Team nach den Vorstellungen von Embiid zu bilden. Hier hat Morey nun einen guten Job gemacht und es ist an, Embiid das Beste daraus zu machen. Die Zeit der Ausreden ist für den Moment vorbei.
Philadelphia 76ers: Fazit
Die Sixers sind einer der Gewinner der Offseason, die Mannschaft wurde in allen Teilen sinnvoll verstärkt. Das Team ist nun deutlich tiefer, weniger eindimensional und scheint gerüstet für einen tiefen Postseason-Run. Und dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass man erstmals seit 2001 bis in die Conference Finals vorstoßen wird.
Da ist zum einen die große Konkurrenz im Osten sowie die Fitnessfragen um Harden und Embiid. Bleibt Embiid gesund? Kann Harden sein Spiel noch einmal etwas anheben? Das sind die entscheidenden Fragen für die Sixers in diesem Jahr. Kann dies zweimal mit Ja beantwortet werden, ist Philly ein ernstzunehmender Contender. Gleichzeitig kann das Kartenhaus jederzeit zusammenfallen. Und sind wir ehrlich: Wann lief bei den Sixers seit dem "Process" mal etwas nach Plan?
NBA-Saisonvorschau: WASHINGTON WIZARDS
Washington Wizards: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Johnny Davis (Nr. 10), Yannick Nzosa (Nr. 54)
- Trade: Monté Morris, Will Barton (beide Nuggets)
- Free Agency: Delon Wright (Hawks), Taj Gibson (Knicks)
Abgänge
- Trade: Kentavious Caldwell-Pope, Ish Smith (beide Nuggets)
- Free Agency: Tomas Satoransky (FC Barcelona), Raul Neto (Cavaliers), Thomas Bryant (Lakers)
Washington Wizards: Die wichtigsten Statistiken 2021/22
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
35-47 (Platz 12 im Osten) | 110,1 (23.) | 112,0 (16.) | -1,9 (23.) |
Washington Wizards: Die Strategie in der Offseason
Vier Jahre in Folge verloren die Wizards nun mehr Spiele als sie gewannen. Verletzungen spielten hierbei eine Rolle, doch während der Osten nach dem Abgang von LeBron James fleißig aufrüstete, gerieten die Wizards etwas ins Hintertreffen. Ein Rebuild war eine Option, doch unter Besitzer Ted Leonsis war dies keine Option und so scheint Washington im Mittelmaß festzustecken.
Bradley Beal erhielt einen Supermax-Vertrag mit No-Trade-Klausel, spielte aber seine schwächste Saison seit Jahren und war nicht einmal in der Nähe des All-Star Games. In Washington setzt man aber darauf, dass Beal an seine All-NBA-Zeiten anknüpfen kann. Unterstützung soll es von Morris und Barton geben, die Beal in Sachen Ballhandling und Playmaking entlasten sollen.
Der wichtigste Move der Wizards kam aber bereits im Februar, als man Kristaps Porzingis aus Dallas loseisen konnte. Der Lette machte bislang kein Spiel mit Beal, er soll mit seiner Gravity Räume für den Guard schaffen und gleichzeitig die Defense verankern. Das Team ist auch so auf dem Papier deutlich besser als im Vorjahr, doch im starken Osten könnte das nicht genug sein.
Letztlich haben sich die Wizards für den Weg entschieden, um die Playoffs zu spielen und den Status Quo zu erhalten. Das ist nicht verwerflich, gleichzeitig fehlt der klare Weg, um ein wirklich relevantes Team zu sein.
Washington Wizards: Die Schwachstellen
Kein Team verwandelte im Vorjahr weniger Dreier als Washington, hier besserten die Hauptstädter deutlich nach, dazu sollte Beal nach einer schwachen Saison von Downtown besser werden. Dennoch wird es wieder Lineups geben, die nur wenig Shooting anbieten. In Sachen Defense wird man enorm abhängig von Porzingis sein.
Auf Point Guard wurde mit Morris nachgebessert, er zählt aber eher zu den schwächeren Startern auf der Eins. Etwas ausgeblutet kommt die Wing-Rotation daher. Es fehlt vornehmlich ein klassischer Dreier mit Idealgröße, es sei denn Avdija macht einen größeren Sprung und beweist, dass er auch konstant offene Würfe versenken kann. Darauf bauen sollte man allerdings nicht.
NBA-Preview: Der Kader der Washington Wizards
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Monté Morris | Bradley Beal | Corey Kispert | Kyle Kuzma | Kristaps Porzingis |
Delon Wright | Will Barton | Deni Avdija | Rui Hachimura | Daniel Gafford |
- | Johnny Davis | - | Anthony Gill | Taj Gibson |
- | - | - | Isaiah Todd | Vernon Carey Jr. |
Washington Wizards: Der Hoffnungsträger
Washington hat nur dann etwas Upside, wenn sie den besten Kristaps Porzingis bekommen. Dafür muss der Dreier wesentlich besser fallen und vor allem muss das Einhorn mal eine ganze Saison gesund bleiben. Beim lettischen Nationalteam sah Porzingis so gut wie lange nicht mehr aus, es bleibt die Frage, ob er dieses Niveau halten kann.
Porzingis ist das Swing-Piece in einem Kader, der zwar durchaus talentiert und tief ist, aber auch mit Ausnahme von Beal viel Durchschnitt birgt. Der Lette hatte in Dallas defensiv Probleme, wenn das Feld breit gemacht wurde, als Drop Big und Ringbeschützer bleibt er elitär. Da Washington unter Coach Wes Unseld Jr. ohnehin eher zur traditionellen Defense tendierte, passt Porzingis hier eigentlich ganz gut. Nun muss er nur zeigen, dass er auch eine komplette Saison fit bleiben kann.
Washington Wizards: Fazit
Auf dem Papier ist Washington deutlich besser als im Vorjahr. Das Duo Beal-Porzingis hat zumindest das Potenzial, offensiv dominant aufzutreten und auf All-Star-Niveau zu agieren. Das alleine wird aber nicht reichen, um Washington wieder in die Playoffs zu führen - zu stark und ausgeglichen ist der Osten aufgestellt.
Nicht weniger wichtig wird sein, dass die jüngeren Spieler wie Avdija, Rui Hachimura oder Daniel Gafford sich deutlich steigern. Das würde aus Washington zwar keinen Contender, aber zumindest einen echten Playoff-Anwärter machen. Das zeigt schon: Dieses Team hat ein Limit und einen echten Ausweg gibt es seit der zweifelhaften Supermax-Verlängerung inklusive No-Trade-Klausel von Beal nicht. Washington hat sich so sein eigenes Gefängnis gebaut, ein Rebuild ist erst dann möglich, wenn Beal seine Klausel streicht oder durch eine Verletzung aus dem Verkehr gezogen wird. Die Zukunft trägt die Farbe der Jerseys - mausgrau.
NBA-Saisonvorschau: CHARLOTTE HORNETS
Charlotte Hornets: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Mark Williams (Nr. 15), Bryce McGowens (Nr. 40)
- Free Agency: Dennis Smith Jr. (Trail Blazers)
Abgänge
- Free Agency: Montrezl Harrell (Sixers), Isaiah Thomas
Charlotte Hornets: Die wichtigsten Statistiken 2021/22
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
43-39 (Platz 10 im Osten) | 110,7 (17.) | 112,3 (20.) | -1,6 (22.) |
Charlotte Hornets: Die Strategie in der Offseason
Für die Hornets gab es vor der Free Agency eine Priorität und das war ein neuer Vertrag für Miles Bridges. Da diesem aufgrund häuslicher Gewalt der Prozess gemacht wird (es drohen bis zu elf Jahre Haft), hat die Franchise vom Shootingstar der Vorsaison Abstand genommen. Noch halten die Hornets die Rechte an Bridges, allerdings wird das Team dem Forward keinen neuen Vertrag geben, solange kein Urteil gefällt ist.
Moralisch ist das richtig, sportlich jedoch ein herber Rückschlag für Charlotte, die nun in den vergangenen beiden Jahren zweimal im ersten Play-In-Spiel ordentlich abgewatscht wurden. Bridges war neben LaMelo Ball eines der Gesichter des Teams. Die Chemie zwischen den beiden und die zahlreichen Alley-Oop-Dunks machten die Hornets zu einem echten League-Pass-Liebling.
Erfolg brachte dies aber nicht, Coach James Borrego musste in Folge dessen etwas überraschend seinen Hut nehmen. Der Neue ist ein alter Bekannter und hört auf den Namen Steve Clifford, der letztmals ein Hornets-Team in die Postseason führte (2016). Clifford steht eher für Defense, was im Vorjahr ein großes Problem war.
Gerade die Center-Position bleibt eine Baustelle, mit Mark Williams kam immerhin ein junger, talentierter Big. Ansonsten tat sich recht wenig in der Queen City. Mit Cody Martin (4 Jahre, 31 Mio.) wurde verlängert, während Montrezl Harrell (hatte ebenfalls Probleme mit dem Gesetz) und Isaiah Thomas gingen. Ex-Mavs-Lottery-Pick Dennis Smith Jr. erhält eine Chance als Backup, doch eine echte Richtung für das Team ist leider nicht zu erkennen.
Charlotte Hornets: Die Schwachstellen
Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Kader besser als im Vorjahr ist. Es fängt schon damit an, dass dieses Team nur zwei echte Guards im Kader hat, die NBA-Niveau haben - und diese beiden starten vermutlich auch noch Seite an Seite (Rozier und Ball). Was Smith Jr. noch im Tank hat, muss sich erst noch zeigen. Ohne Bridges fehlt Athletik auf dem Flügel, auch wenn Kelly Oubre hier nachrücken wird. Das Problem wird damit aber nur eine Position nach hinten im Depth Chart verschoben. Washington, der wohl auf der Vier auflaufen wird, ist eher ein Small-Ball-Center.
Dazu kommt, dass die Center-Rotation höheren Ansprüchen nicht genügt. Dafür müsste sich Williams schon als Glücksgriff entpuppen. Dass Mason Plumlee nicht die Lösung sein kann, wurde in der vergangenen Saison recht deutlich. Im Prinzip wurden die Schwächen des Vorjahres kaum adressiert. Der Hype um die Hornets nach Balls Rookie-Saison ist dagegen schon lange vergangen.
NBA-Preview: Der Kader der Charlotte Hornets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
LaMelo Ball | Terry Rozier | Gordon Hayward | P.J. Washington | Mason Plumlee |
Dennis Smith Jr. | James Bouknight | Kelly Oubre Jr. | Jalen McDaniels | Mark Williams |
- | - | Cody Martin | J.T. Thor | Nick Richards |
- | - | - | (Miles Bridges)* | Kai Jones |
* Status ungewiss wegen laufenden Gerichtsverfahren
Charlotte Hornets: Der Hoffnungsträger
Jener LaMelo Ball bleibt aber das Gesicht des Teams, auch wenn es erste Gerüchte gibt, dass der Franchise-Star mit der Richtung der Mannschaft nicht zufrieden ist. Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass auch der Guard in den wichtigen Spielen nicht abliefern konnte und mit dem Team unterging.
Balls Spiel ist spektakulär, sein Dreier ist konstanter geworden, er ist All-Star. Und doch gibt es noch viele Baustellen in seinem Spiel, an denen er im Sommer hoffentlich gearbeitet hat. Es beginnt mit Defense, wo Ball zwar eine gute Länge hat, sich aber teils nicht interessiert oder völlig unverständliche Konzentrationsschwächen zeigt. Das gilt auch offensiv, wo noch zu viel Leichtsinn mitschwingt. In Jahr drei darf man aber einen Sprung von Ball erwarten und das ist die Hoffnung der Hornets.
gettyCharlotte Hornets: Fazit
Die Hornets stecken ein bisschen in einem Dilemma. Der Franchise-Star in LaMelo Ball ist, dazu gibt es mit Rozier und Hayward solide Veteranen, doch weit kommt man mit diesem Team nicht. Die Playoffs sind das Ziel, aber selbst das abermalige Erreichen des Play-In-Tournaments darf nicht als selbstverständlich angesehen werden.
Die Hornets könnten ein Team sein, welches eher durch Zufall in der Lottery landet, weil man an den eigenen Ansprüchen scheitert. Dagegen spricht aber die Verpflichtung von Clifford, der dafür bekannt ist, aus teils mittelmäßigen Teams das Maximum herauszuholen - siehe einst Charlotte, siehe die Magic-Teams um Nikola Vucevic und Evan Fournier. So erscheint es wahrscheinlicher, dass Charlotte lange um die Play-In-Plätze spielt, letztlich aber den Kürzeren zieht.