NBA: Sixers-Krise verschärft sich mit Pleite gegen Spurs - Celtics erlegen tapfere Magic - Zoff in Miami

Philipp Jakob
23. Oktober 202207:24
James Harden und die Sixers haben die dritten Pleite im dritten Spiel kassiert.getty
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Auch im dritten Anlauf gelingt den Philadelphia 76ers kein Sieg in der neuen NBA-Saison - und das, obwohl es gegen ein vermeintliches Kellerkind geht. Franz Wagner und die Orlando Magic wehren sich tapfer gegen die Celtics, aber ohne Erfolg. Die Bucks und Cavs siegen problemlos, in Miami gibt es Zoff.

Philadelphia 76ers (0-3) - San Antonio Spurs (2-1) 105:114 (BOXSCORE)

  • Nach nur drei Saisonspielen ist die Stimmung in Philadelphia am vorläufigen Tiefpunkt angekommen. Unter lauten Buhrufen schlurften die Sixers vom Court, nachdem es eine verdiente Pleite gegen die eigentlich als Kellerkind gehandelten Spurs hagelte. Selbst 40 Punkte von Joel Embiid reichten den Hausherren nicht.
  • Das lag einerseits an den vielen Löchern in der Sixers-Defense. Im dritten Viertel bekam San Antonio erstmals Oberwasser, die Texaner trafen in dieser Phase wie eigentlich die gesamte Partie über sehr stark aus der Distanz (16/38 Dreier, 42,1 Prozent) und machten das Spiel schnell. Zwar meldete sich Philly dank Embiid im Schlussabschnitt nochmal kurzzeitig zurück, San Antonio fand aber wieder die passende Antwort. Nun war es Doug McDermott, der von Downtown Nadelstiche setzte, oder Jakob Pöltl ärgerte Philly mit mehreren Offensiv-Rebounds.
  • Der Österreicher schnappte sich 7 Rebounds am offensiven Brett (allein 5 im vierten Viertel) und insgesamt 11 bei 13 Punkten. McDermott versenkte 4/5 Dreier auf dem Weg zu 14 Zähler und auch Devin Vassell (22, 4/8 Dreier), Keldon Johnson (21) oder Tre Jones (17) waren gut aufgelegt. Mitte des letzten Durchgangs setzten sich die Spurs auf 12 Zähler ab, das war zu viel für Philly.
  • Abgesehen von Embiid (14 Punkte im vierten Viertel, insgesamt 14/25 FG und 13 Rebounds) und Tyrese Maxey (25, 6 Assists) hatten die Gastgeber auch in der Offensive zu wenig Durchschlagskraft. Vor allem James Harden hatte zu kämpfen (12 bei 4/18 FG, dazu 12 Assists und 9 Rebounds). Damit ist der Fehlstart der Sixers perfekt.

Indiana Pacers (1-2) - Detroit Pistons (1-2) 124:115 (BOXSCORE)

  • Wenn das so weitergeht, dann werden wir Zeugen eines spektakulären ROTY-Rennens. Bennedict Mathurin hat gegen die Pistons das nächste Ausrufezeichen gesetzt und damit in seinen ersten drei NBA-Spielen insgesamt 72 Zähler gesammelt - mehr als jeder andere aktive Spieler zu Beginn seiner Karriere (letztmals toppte Jerry Stackhouse 1995 diese Ausbeute mit 76 Punkten). Erstmals in dieser Saison wurde der starke Auftritt auch mit einem Sieg belohnt.
  • Zunächst schienen die Pistons aber auf Wiedergutmachung aus zu sein nach dem Debakel gegen die Knicks am Vorabend. Während Indiana komplett kalt startete, versenkte Detroit im ersten Viertel einen Dreier nach dem anderen und setzte sich früh ab, dann drehte sich das Wurfglück aber. Die Pistons verschenkten selbst Korbleger und hatten letztlich eine schlechtere Quote aus dem Zweierland (19/53 FG, 35,8 Prozent) als von Downtown (18/42, 42,9 Prozent).
  • Entsprechend drehte sich auch das Spiel. Mathurin half mit drei Dreiern im dritten Viertel (36:23 Pacers), dass nun die Pacers Oberwasser hatten. Auch im vierten Viertel war der 20-Jährige zur Stelle, genau wie Tyrese Haliburton. Der Point Guard machte mit mehreren Clutch-Plays und 11 seiner 24 Punkte im Schlussabschnitt den Deckel auf die Partie.
  • Zusätzlich zum Scoring überzeugte Haliburton mit 10 Assists und 5 Steals. Auch die Bigs Jalen Smith (19, 15 Rebounds und 3 Blocks) und Goga Bitadze (14 und 15) wussten zu überzeugen, bester Scorer blieb aber Mathurin (27 und 7 Rebounds, 10/18 FG, 5/8 Dreier). Daniel Theis musste erneut aussetzen (Knie). Auf der Gegenseite versuchten die guten Starter um Cade Cunningham (22, 4/8 Dreier), Jaden Ivey (17 und 11 Rebounds), Saddiq Bey (20 und 11), Bojan Bogdanovic (16) und Isaiah Stewart (11 und 16) dagegen zu halten, doch das reichte nicht.

Orlando Magic (0-3) - Boston Celtics (3-0) 120:126 (BOXSCORE)

  • Das nächste Offensiv-Spektakel von Jayson Tatum war einfach zu viel für tapfere Magic. Die Jungspunde aus Florida zeigten erneut einen mutigen Auftritt, es fehlte letztlich aber eine Antwort auf den brandheißen Celtics-Star. Dessen äußerst effiziente 40 Zähler (14/21 FG, 4/10 Dreier und 8/9 FT) waren aber nicht der einzige ausschlaggebende Faktor für Bostons dritten Sieg im dritten Spiel.
  • Die Offense des amtierenden Ost-Champions lief die komplette Partie über wie geschmiert, doch es war die Defense, die ohne Al Horford (Rücken) weit entfernt vom gewohnten, elitären Niveau und deshalb nicht ganz auf der Höhe war. Stattdessen bestraften die starken Paolo Banchero und Franz Wagner immer wieder Lücken in der Celtics-D, der Deutsche packte dabei sowohl geschmeidige Fadeaways im Nowitzki-Style als auch Poster-Dunks aus.
  • So hielten die Hausherren bis fünf Minuten vor dem Ende richtig gut mit dem Favoriten mit. Dann aber übernahmen Tatum und Derrick White. Ersterer leitete mit seinem Scoring einen 12:4-Lauf ein, doch White wurde dabei zum heimlichen Helden. Auf dem Weg zu 27 Punkten - sein Bestwert im Celtics-Trikot - versenkte er 5/9 Dreier, beim entscheidenden Run half er mit einem Dunk, gefolgt von einem gezogenen Offensiv-Foul gegen Banchero mit wichtigen Plays. Den Dagger, ein Stepback-Dreier, versenkte dann aber doch wieder Tatum.
  • Whites starke Leistung war auch insofern wichtig, da Jaylen Brown nicht an seinen starken Saisonstart anknüpfen konnte (12, 4/16 FG). Grant Williams und Malcolm Brogdon streuten dafür von der Bank jeweils 13 Zähler ein. Bei den Magic war nicht etwa Top-Pick Banchero (23, 6/19 FG) oder Wagner (18, 8/17 FG und 6 Rebounds) bester Scorer, sondern Terrence Ross mit 29 Punkten bei 5/8 aus der Distanz. Moritz Wagner fehlte erneut angeschlagen.

Miami Heat (1-2) - Toronto Raptors (1-2) 112:109 (BOXSCORE)

  • Pleite in Miami und ein verletzter Co-Star - die Raptors haben sich den Trip an den South Beach definitiv anders vorgestellt. Scottie Barnes bekam erst Probleme mit seiner linken Schulter, knickte dann im zweiten Viertel auch noch mit seinem rechten Knöchel um und konnte nicht mehr weitermachen. Wie lange er ausfällt, ist noch unklar.
  • Generell war der zweite Abschnitt eher ein Horrorviertel für die Raptors. Miami gewann den Durchgang mit 33:17, für die Kanadier gab es nichts mehr zu holen. Die Heat dagegen hatten scheinbar alles unter Kontrolle, Jimmy Butler (24, 5 Assists), Max Strus (20) oder Kyle Lowry (17, 6 Assists) waren die treibenden Kräfte hinter der komfortablen Führung, die im dritten Viertel auf bis zu 24 Zähler anwuchs.
  • Dann wurde es wild. Beim Kampf um einen Rebound gerieten Miamis Caleb Martin und Torontos Christian Koloko aneinander. Die aggressive Rangelei ging so weit, dass beide in der ersten Zuschauerreihe landeten, woraufhin eine Menschentraube aus Coaches und Mitspielern versuchte, die beiden Streithähne auseinanderzubringen. Anschließend wurden beide des Feldes verwiesen.
  • Toronto schien durch diese Aktion aber neuen Mut zu bekommen, auf einmal kämpften sie sich mit einem 17:2-Lauf nochmal in Schlagdistanz. Auch in den Schlussminuten blieben die Raptors noch dran, bevor Lowry gegen sein Ex-Team alles klar machte. Gary Trent Jr. (23) sowie Pascal Siakam (23, 9 Assists und 8 Rebounds) teilten sich die Scorer-Krone der Gäste, während Fred VanVleet weitestgehend blass blieb (7 und 10 Assists, 2/9 FG). Precious Achiuwa steuerte ein Double-Double von der Bank bei (18 und 11 Rebounds).

Chicago Bulls (1-2) - Cleveland Cavaliers (1-1) 96:128 (BOXSCORE)

  • Kein Darius Garland, kein Problem: So hieß das Motto der Cavs beim Gastspiel in Chicago - schließlich hat man mittlerweile einen zweiten Star-Guard in der Hinterhand, der die Offense auch ohne den verletzten Garland (Auge) am Leben hält. Donovan Mitchell nahm diese Aufgabe mit Kusshand an und führte Cleveland mit 32 Punkten (10/19 FG und 4/6 Dreier), 9 Rebounds sowie 8 Assists zum Blowout-Sieg.
  • Damit avancierte er ganz nebenbei zum ersten Spieler der Cavs-Historie, der die Saison mit zwei 30+-Punkten-Spielen eröffnete - das gelang noch nicht einmal LeBron James. Mitchell dürfte der erste Saisonsieg mit seinem neuen Team aber wichtiger gewesen sein, den Grundstein legte Cleveland bereits im zweiten Viertel.
  • Mitchell brachte seine Farben mit 9 Zählern und 7 Assists allein in diesem Abschnitt in die Spur. Zwar zeigte sich Chicago im dritten Viertel nochmal etwas aufmüpfig, doch Mitchell und Kevin Love fanden die richtige Antwort. Der Big versenkte 5/6 Dreier für 15 Punkte von der Bank (dazu 12 Rebounds und 4 Assists). Auch Evan Mobley (16), Cedi Osman (15), Robin Lopez (12) oder Caris LeVert (14 und 8 Assists) spielten stark.
  • Für Chicago wurde es in den Schlussminuten dagegen immer bitterer. Während die Cavs ihren Vorsprung gnadenlos in die Höhe trieben, kassierte DeMar DeRozan aus Frust zwei technische Fouls, die in einer Disqualifikation mündeten. Auch sonst erwischte der Veteran keinen besonders guten Tag (13, 3/9 FG), Rückkehrer Zach LaVine war mit 23 Punkten bester Bulls-Scorer. Nikola Vucevic war auch schon der dritte und letzte Bulle in Double-Digits (16, 7/12 FG).

Milwaukee Bucks (2-0) - Houston Rockets (0-3) 125:105 (BOXSCORE)

  • Leichtes Spiel für Giannis Antetokounmpo und die Bucks. Der Sieg war eigentlich nie wirklich gefährdet, nach nur 28 Minuten auf dem Court war der Arbeitstag des Griechen bereits beendet. Zuvor hatte er es auch mit drei Verteidigern gleichzeitig aufgenommen - und gewonnen.
  • Die Hausherren erzielten die ersten 13 Punkte des Spiels und schauten anschließend nicht mehr zurück. Einzig zu Beginn der zweiten Halbzeit schlich sich eine kleine Schwächephase bei den Bucks ein, doch näher als bis auf 12 Zähler kam Houston nicht heran. Milwaukee hatte deutliche Vorteile bei der Feldwurfquote (57 Prozent zu 39 Prozent) und brachte den Blowout-Sieg ins Ziel.
  • Giannis dominierte dabei mit 44 Punkten - wie gesagt, in gerade einmal 28 (!) Minuten - und versenkte 17 seiner 21 Wurfversuche (2/3 Dreier, 8/13 FT). Nur drei Spieler erzielten in so wenig Minuten mehr Punkte in der NBA-Historie und zwar Klay Thompson (52), Joel Embiid (50) sowie Kemba Walker (46). Zusätzlich schnappte sich Giannis 12 Rebounds. Jrue Holiday war mit 19 Punkten und 10 Assists ebenfalls gut aufgelegt, Bobby Portis erzielte 13 Zähler von der Bank und Brook Lopez blockte 5 Würfe.
  • Zwar lieferte Jalen Green auf der anderen Seite ein paar Highlights, allerdings bei unterdurchschnittlicher Effizienz (22, 6/19 FG). Kevin Porter Jr. kam noch auf 18 Punkte und 7 Assists, Rookie Jabari Smith Jr. sammelte ein Double-Double (13 und 11 Rebounds, 5/15 FG). Eric Gordon wurde im zweiten Teil des Back-to-Backs geschont.

Dallas Mavericks (1-1) - Memphis Grizzlies (2-1) 137:96 (SPIELBERICHT)

Denver Nuggets (2-1) - Oklahoma City Thunder (0-2) 122:117 (BOXSCORE)

  • Der Joker bastelt weiter an einem Rekord für die Ewigkeit. Gegen die Nuggets zelebrierte Nikola Jokic das 78. Triple-Double seiner noch relativ jungen Karriere, damit hat er nun genauso viele wie ein gewisser Wilt Chamberlain. Jokic fehlt nur noch ein Triple-Double, um in dieser Rangliste endgültig zum besten Center aufzusteigen. Fast hätten die Thunder allerdings den Partycrasher gegeben.
  • Nachdem Denver bereits über die Jazz stolperte, bekamen sie über die vollen 48 Minuten auch die Thunder nicht abgeschüttelt. Den eigenen Dreierregen (20/38 von Downtown, 52,6 Prozent) machten sich die Nuggets mit 18 Turnover selbst etwas zunichte (OKC: 13), die Thunder hatten zudem deutliche Vorteile in der Zone (50:38).
  • So blieb es bis zum Schluss spannend. Mitte des vierten Viertels hielt Kentavious Caldwell-Pope den Gegner mit zwei Dreiern in Folge etwas auf Abstand, den minimalen 5-Punkte-Vorsprung rettete Denver schließlich über die Zeit, eine Glanzleistung war die Partie aber nicht. Jokic (19 Punkte, 16 Rebounds und 13 Assists) sowie Jamal Murray in seinem ersten Heimspiel seit knapp 18 Monaten (16, 5 Assists) brachten den Sieg an der Freiwurflinie nach Hause. KCP (21, 6/10 Dreier) und Michael Porter Jr. (22, 5/10 Dreier) scorten am besten.
  • Für Oklahoma City machte Shai Gilgeous-Alexander am meisten Dampf, er beendete die Partie mit 28 Punkten (11/24 FG) und 7 Assists. Josh Gidday füllte den Boxscore mit 19 Zählern, 12 Brettern sowie 6 Vorlagen, zusätzlich wusste die Bank um Mike Muscala (18) und Tre Mann (13) Akzente zu setzen.

Sacramento Kings (0-2) - L.A. Clippers (2-0) 109:111 (BOXSCORE)

  • Eine kleine Punkteexplosion von Paul George, dennoch mussten die Clippers bis in die finalen Sekunden zittern. PG-13 war zwar mit 40 Zählern der überragende Mann des Abends, doch kurz vor Schluss drohten die Clippers das Ding noch aus der Hand zu geben. Ohne Kawhi Leonard und John Wall, die beide geschont wurden, sprang George zusätzlich mit 6 Rebounds und 6 Assists in die Bresche.
  • Mit einer 12-Punkte-Führung Mitte des Schlussabschnitts schienen die Gäste aus der Stadt der Engel eigentlich schon auf der sicheren Seite. Doch Sacramento konterte nochmal mit einem 9:2-Lauf. George fand zweimal eine passende Antwort, die Kings blieben nun aber weiter dran (-3). 16 Sekunden vor dem Ende setzte der Clippers-Star sogar einen Dreier an den Ring, Chance für Sacramento? Nicolas Batum hatte etwas dagegen, schnappte sich den Offensiv-Rebound und L.A. brachte den Sieg von der Freiwurflinie ins Ziel.
  • Reggie Jackson (14, 5 Assists, 3/3 Dreier) half dabei, dass George nicht komplett den Alleinunterhalter spielen musste. Luke Kennard (11) und Ivica Zubac (10 und 8 Rebounds) knackten ebenfalls die zweistellige Punkteausbeute. Bei den Kings wehrte sich De'Aaron Fox nach Kräften, doch seine 36 Punkte (15/23 FG, 5 Rebounds und 4 Assists - 13 im vierten Viertel) reichten nicht.
  • Domantas Sabonis flirtete zwar mit einem Triple-Double, blieb in Sachen Scoring aber blass (11, 4/12 FG, dazu 10 Rebounds und 7 Assists). Kevin Huerter kam noch auf 18 Zähler (5/8 Dreier). Rookie Keegan Murray zeigte nach seiner Rückkehr aus dem Health and Safety Protocol ein starkes NBA-Debüt von der Bank (19, 5 Rebounds und 2 Blocks, 7/10 FG), die Kings-Fans empfingen ihn mit Standing Ovations.