NBA - Erkenntnisse zu Lakers vs. Clippers: So kann Dennis Schröder nur gewinnen

Robert Arndt
21. Oktober 202209:57
Russell Westbrook traf keinen seiner elf Würfe gegen die L.A. Clippers.getty
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Zum achten Mal in Folge gewannen die L.A. Clippers gegen die Los Angeles Lakers (103:97). Bei Letzteren schwelt die Causa Russell Westbrook weiter, doch auch die anderen Guards enttäuschen auf ganzer Linie.

Clippers: Es ist noch ordentlich Sand im Getriebe

Clippers-Coach Ty Lue redete gar nicht lange um den heißen Brei herum und mahnte an, dass sein Team trotz des Sieges nicht gut gespielt habe. "Wir sind immer noch dabei herauszufinden, wer wir eigentlich sind", brachte Lue es passend auf den Punkt. Richtig, wer sind diese Clippers? Eine echte Antwort blieb das Team beim Auftaktsieg gegen den Nachbarn aus L.A. (103:97) schuldig.

Es gab Phasen, in denen man erkannte, warum viele in den Clippers den größten Herausforderer der Warriors sehen. Gleichzeitig waren da aber auch Dinge, die eher an die Doc-Rivers-Jahre erinnerten. Das ist fast schon logisch, schließlich haben die Kalifornier so viele verschiedene Elemente in ihrem Kader, es wird dauern, bis Lue alle Puzzleteile sinnvoll zusammengesetzt hat.

Nur mal ein Beispiel: Terance Mann spielte im Vorjahr eine große (und gute) Rolle und war im Prinzip der Backup-Spielmacher des Teams, zum Auftakt sah der 25-Jährige gerade einmal knapp sechs Minuten im zweiten Viertel. Mann war einer von elf Spielern, die Ansprüche auf Rotationsminuten stellen können.

Die Identität bleibt dabei gewissermaßen die gleiche. Die Clippers sind weiterhin abhängig von ihren Jumpshot-Künsten, entsprechend streaky können sie sein. So kassierte man vor der Pause einen 20:4-Lauf, machte aber wenig später selbst 17 Punkte am Stück. Läuft der Ball, sehen die Clippers wie das beste Team der NBA aus, gegen die Lakers verzettelte man sich stattdessen vor allem in ideenlosem Eins-gegen-Eins-Basketball.

Auch damit waren die 22 Turnover zu erklären, die ihnen beinahe noch das Spiel gekostet hätten. Paul George (5), Norman Powell (4) oder auch Reggie Jackson (2) leisteten sich teils haarsträubende Fehler und luden die Lakers immer wieder zu einfachen Punkten ein. Es fehlt weiterhin eine ordnende Hand, Jackson ist das nicht. John Wall wohl auch nicht, obwohl er zumindest im ersten Viertel mal für Tempo sorgen konnte.

In Halbzeit zwei verfiel aber auch er der Liebe zum Sprungwurf. Über 48 Minuten nahmen die Clippers nur 32 Würfe in der Zone - zum Vergleich: New Orleans nahm in Brooklyn am Vortag 62. Solche Werte werden die Clippers nicht erreichen, aber etwas mehr Diversität würde ihnen tatsächlich gut tun.

Powell wäre mit seiner Explosivität so ein Kandidat, er enttäuschte aber als Starter auf ganzer Linie (9, 2/8 FG, 0 Assists). So fehlte ein Plan B in der Schlussphase, als die Würfe nicht mehr fallen wollten. L.A. scorte nur noch 20 Punkte, vergab alle neun Versuche von Downtown und gewann das Viertel trotzdem noch (20:18).

Paul George leistete sich gegen die Lakers 5 Turnover.getty

Clippers: Kawhi Leonard sieht nach Kawhi Leonard aus

21 Minuten, 12 Würfe, 14 Punkte - Kawhi Leonard kehrte nach Kreuzbandriss und 17 Monaten Pause als Bankspieler ins Lineup zurück und machte genau das, was man von ihm erwarten konnte. Gewohnt mechanisch kam der 30-Jährige zu seinen Spots, drei seiner fünf Würfe aus der Mitteldistanz fanden sein Ziel, darunter auch ein Jumper in der letzten Minute, der die Entscheidung darstellte.

Aus der Distanz (1/4) wollte es noch nicht klappen, ansonsten wirkte Leonard fit, wenn auch noch nicht in der MVP-Form, die er in den Playoffs 2021 zeigte. Das muss er auch nicht, schließlich ist alles auf die Monate April, Mai und im Idealfall Juni ausgerichtet. Leonard selbst gab an, dass er das kommende Back-to-Back nicht bestreiten werde.

Wirklich integriert war Kawhi in die Offense dabei nicht. Vielmehr versuchten es die Clippers im vierten Viertel zu sehr zu erzwingen, als Leonard jeweils im Post den Ball forderte. Zweimal misslang der Entry Pass komplett und die Versuche endeten in Ballverlusten. Das nahm Lue auf seine Kappe und stellte seinem Superstar ein gutes Zeugnis aus.

"Er hat es gut gemacht. Manchmal wirkte er aber auf mich ein wenig müde. Zu Beginn des Spiels war aber ersichtlich, dass er wieder voll da war."

Lakers: Small-Ball-LeBron bleibt eine Waffe

LeBron James ist ein Meister darin, schlechte Spiele mit guten Statlines zu beenden, heute war das Gegenteil der Fall. Für seine Maßstäbe sind 20 Punkte (7/17 FG), 10 Rebounds und 6 Assists eher unauffällig, vor allem aber erzählen diese Zahlen nicht die Geschichte des Spiels. Die Lakers hatten ihre beste Phase zu Beginn des vierten Viertels, als James mal wieder auf Center spielte.

Auch mit 37 Jahren kann LeBron aus dieser Position mit seiner Athletik auftrumpfen, sein Basketball-IQ ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. In dieser Phase zeigte sich auch, wie es für die Lakers in dieser Saison klappen kann. Aggressive Defense, die zu Ballverlusten oder langen Rebounds des Gegners führen, und das anschließende blitzschnelle Umschalten.

So schafften es die Lakers kurz vor der Pause sowie zu Beginn des Schlussviertels jeweils zurück in die Partie, doch James kann nicht Abend für Abend 40 Minuten gehen. So ging das Spiel dann verloren, als LeBron für 2:30 Minuten verschnaufte. Diese Looks können ein Stilmittel sein, nicht die dauerhafte Ausrichtung des Teams.

Lakers: Die Guards bleiben miserabel

Aber auch mit James ging danach nicht mehr viel. Die Gründe dafür sind offensichtlich. Ein Lineup aus Russell Westbrook, Lonnie Walker, Patrick Beverley und den beiden Stars hat schlichtweg zu wenig Shooting. Wir wiederholen uns an dieser Stelle, aber der Boxscore schreit danach, dies noch einmal zu betonen.

Westbrook, Beverley und Kendrick Nunn trafen zusammengerechnet über 48 Minuten 1/25 aus dem Feld, von Downtown waren es 1/16. Immer wieder ging ein Raunen durch die Halle, wenn Westbrook zum Wurf ansetzte (0/11 FG). Da half es auch nicht, dass der frühere MVP defensiv eines seiner besseren Spiele machte (5 Steals). Entsprechend aberwitzig war es dann, als Westbrook nach der Partie von einer "soliden" Leistung seinerseits sprach.

Natürlich wird dieses Trio nicht jedes Spiel 4 Prozent aus dem Feld werfen, trotzdem bewahrheitet sich alles, was vor der Saison über den Supporting Cast geunkt wurde. Die Medien haben sich schon jetzt (zurecht) darauf eingeschossen, es dürfte recht schnell ungemütlich werden, auch im Hinblick auf das Programm der kommenden Wochen.

LeBron wirkte schon jetzt genervt: "Das ist unser Team. Ich werde jetzt nicht jeden Tag darüber lamentieren, was wir nicht können." Zumindest könnte er ein wenig Druck ausüben, dass ein Westbrook-Trade eher früher denn später vollzogen wird. Adrian Wojnarowski (ESPN) meldete zuletzt, dass man im Front Office bis Thanksgiving warten wolle, bevor man die Situation neu bewerten wolle.

Womöglich kommt es aber schon früher zum Umdenken. Das Thema hängt weiterhin wie ein Damoklesschwert über der Franchise, auch wenn sämtliche Beteiligten eine gute Miene zum bösen Spiel machen. In dieser Verfassung und mit dieser Zusammenstellung wird es schon schwierig, die tollkühnen Ziele ("Wir schaffen es in die Playoffs") zu erreichen.

So wird Dennis Schröder durch Nichtstun zum großen Gewinner, frei nach dem Motto: "Schlechter als die drei kann auch er nicht treffen." Es bleibt frappierend, wie wenig die Gegenspieler die Lakers-Guards respektieren. Weniger Shooting dürfte LeBron in seiner Karriere noch nie um sich herum gehabt haben. Aber nicht vergessen: GM Rob Pelinka, der den Kader zusammenstellte, erhielt erst kürzlich eine Vertragsverlängerung.

NBA: Die Dreierquoten der Lakers-Guards (Karriere)

DreierquoteSpieleBeste Saison in % (Jahr)
Russell Westbrook30,51.02234,3 (16/17)
Patrick Beverley37,752740 (17/18)
Kendrick Nunn36,512438,1 (20/21)
Dennis Schröder33,862138,5 (19/20)
Austin Reaves31,46231,4 (21/22)
Lonnie Walker34,220940,6 (19/20)