NBA - Takeaways der ersten Saisonwoche: Das macht die Milwaukee Bucks noch furchteinflößender

Robert Arndt
25. Oktober 202209:30
Die Utah Jazz gehören bislang zu den größten Überraschungen der Saison.getty
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Eine Woche ist die neue Saison schon wieder alt, höchste Zeit, um auf ein paar Entwicklungen zu blicken. Warum ist Utah so gut und wieso läuft es plötzlich wieder bei den Blazers? Und: Deshalb sind die Bucks noch furchteinflößender.

NBA: Es lebe die neue Transition Take Foul Regel

Über Jahre wurde es gefordert, nun sind sie endlich weg. Die unsäglichen "Take Fouls", um den Fastbreak des Gegners zu stoppen, werden nun mit einem Freiwurf und Ballbesitz für den Gegner bestraft und der Effekt ist sofort spürbar. Laut Cleaning the Glass ist der Anteil von Fastbreak-Angriffen bisher um 1,6 Prozentpunkte nach oben geschossen, 16,6 Prozent aller Angriffe sind Transition. Mehr Spektakel hat der NBA noch nie geschadet.

Das hat natürlich auch einen Einfluss auf den Flow und die Geschwindigkeit des Spiels. Gemäß basketball-reference.com liegt die Pace derzeit bei 100,5 Ballbesitzen pro 48 Minuten, das ist der höchste Wert seit über 30 Jahren. Im Vorjahr kamen die Teams laut einer Studie der NBA noch auf über 1.700 Take Fouls bei 1.230 Partien in der Regular Season.

Schade ist eigentlich nur, dass wir die größten Sünder der Vergangenheit nicht wirklich bemessen können. Die Utah Jazz nahmen vergangene Saison rund zwei dieser Fouls pro Spiel, dieses Team wurde jedoch massiv umgebaut und soll über die Lottery neu aufgestellt werden, aber ...

NBA: Dieses Utah-Team ist zu gut zum Tanken

Siege gegen Denver, in Minnesota und in New Orleans (und eine Pleite in Houston, natürlich). Vor einem Jahr hätte man gesagt, dass dies standesgemäß ist, doch die Utah Jazz haben mit Donovan Mitchell und Rudy Gobert ihre beiden besten Spieler abgegeben und galten vor der Spielzeit als klarer Tanking-Kandidat. Allerdings hatten wir schon in unserer Preview gewarnt, dass Utah gerade zu Beginn der Saison gar nicht so schlecht sein sollte, dieser Verdacht hat sich bestätigt.

Es fehlt zwar ein echter Star, dennoch besitzt dieses Team jede Menge Firepower und spielt teils wunderschönen Offensiv-Basketball. Sowohl bei den Versuchen als auch bei den Treffern befinden sich die Jazz in Sachen Dreiern in der Top 5, die meisten davon sind offen.

Mit Mike Conley steht weiterhin ein kompetenter Point Guard im Team, die Bigs sind alle talentiert und haben bereits einige NBA-Jahre auf dem Buckel. Wirklich unerfahren ist lediglich Rookie-Center Walker Kessler - und selbst der Nr.25-Pick machte in den ersten Spielen einen richtig guten Eindruck.

Lauri Markkanen: Ein waschechter Scorer für die Jazz

Die große Story des Jazz-Saisonstarts ist aber klar Lauri Markkanen. Nach einer dominanten EuroBasket zeigt der Finne nun auch endlich in der NBA, dass er ein richtig guter Scorer sein kann. 22 Punkte legt der einstige Bulls-Spieler bislang auf - und das obwohl es von Downtown noch nicht wie gewünscht läuft (nur 24,1 Prozent).

Markkanen ist kein Spezialist, sondern ein waschechter Scorer, der sich seine Möglichkeiten selbst kreieren kann. Coach Will Hardy sprach kürzlich von einem echten "Luxus", als er über Markkanens Fähigkeiten sprach. Der 24-Jährige attackiert beständig von der Dreierlinie und hat zudem genügend Moves im Arsenal, um die Defense auf unterschiedliche Arten zu bestrafen. Mal ist es ein Pullup, mal ein Fadeaway, mal ein Hakenwurf.

In Utah hat der Finne endlich mehr Platz und auch das grüne Licht, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Dabei spielt er teilweise auch wieder die Drei, vor allem die Lineups mit Kelly Olynyk und Jarred Vanderbilt oder Kessler machen richtig Laune.

Nun ist die Frage: Weicht Jazz-Boss Danny Ainge von seinem Plan ab? In dieser Zusammenstellung dürften die Jazz zu gut sein, um wirklich in das Rennen um die besten Lottery Odds einzusteigen. Früher oder später dürfte sich das ein wenig ändern. Es ist davon auszugehen, dass Ainge noch Moves einfädelt, die dieses Team schlechter machen werden. Die Kandidaten dafür haben wir schon hinreichend vorgestellt: Mike Conley, Jordan Clarkson, Malik Beasley, Olynyk oder auch Rudy Gay - sie alle sind womöglich interessant für den ein oder anderen Contender.

Für den Moment grüßt Utah von oben, aber der Überraschungseffekt wird verpuffen und andere Teams werden die Jazz ernster nehmen. Bleibt das Team zusammen, ist womöglich das Play-In-Turnier eine Option, doch ist das wirklich erstrebenswert?

Die Bucks sehen mit einem fitten Lopez furchterregend aus

Die Bucks sind ein alterndes Team und an keiner Personalie konnte man das so gut festmachen wie an Brook Lopez. Im Vorjahr machte der 34-Jährige wegen einer Operation am Rücken nur 13 Partien und hatte auch nach seinem Comeback nicht mehr den Einfluss vergangener Jahre. Im Drop machte er seine Sache ordentlich, doch als Ringbeschützer verbreitete er nicht mehr so viel Angst und Schrecken, auch weil die Mobilität sichtlich eingeschränkt war.

In den ersten beiden Spielen sah das schon wieder ganz anders aus. Selbst Joel Embiid, einer der besten Post-Spieler der NBA, hatte gegen Lopez so seine Schwierigkeiten und wurde vom Bucks-Center abgeräumt. Vieles erinnerte an die Saison 2019/20, als Lopez ins All-Defense-Team gewählt wurde und die Defense der Bucks zur Nummer eins transformierte.

Es ist eine Entwicklung, die so nicht zu erwarten war. Rückenverletzungen können hartnäckig sein, erst recht mit 34 Jahren. Und doch bewegt sich Lopez hervorragend, was ein großes Plus ist. Gerade für den Moment, wo den Bucks mit Khris Middleton, Pat Connaughton und Joe Ingles gleich drei wichtige Flügelspieler wegfallen, ist das ein Faustpfand. So kann es sich Milwaukee leisten, dass ihnen auf dem Flügel Länge und defensive Kompetenz fehlt, weil dahinter in Lopez und Giannis Antetokounmpo zwei der besten Shotblocker der NBA lauern.

Apropos Antetokounmpo: Der Grieche untermauerte in den ersten beiden Spielen noch einmal, dass er der beste Spieler der Welt ist. Gegen Philadelphia überzeugte Giannis mit einer starken All-Around-Vorstellung, gegen Houston legte der Forward 44 Punkte in nur 27 Minuten und 38 Sekunden auf. Er ist einer der größten Profiteure der neuen Foulregel, kaum ein Spieler wurde in den Jahren zuvor so oft in Transition gefoult wie der zweifache MVP.

NBA: Portland wird im Playoff-Rennen mitmischen

Siege in Sacramento und in Los Angeles, dazu ein Overtime-Krimi gegen die Suns und ein überzeugender Sieg gegen Denver - Portland ist neben Milwaukee das einzige Team, welches noch unbeschadet ist, das ist bemerkenswert. Ein 0-4-Start hätte auch niemanden groß verwundert, aber die Blazers machen einen überraschend starken Eindruck. Vor allem defensiv sieht es um Längen besser aus als in den Vorjahren, hier helfen die Flügelspieler Josh Hart, Justise Winslow und insbesondere Jerami Grant.

So schaffen es die Blazers, mit zwei kleinen Guards zu "überleben" und im Angriff schmeißt endlich wieder Damian Lillard den Laden - und wenn nicht, fängt eben Anfernee Simons Feuer. Nach Jahren voller Verletzungen und schlechter Fits ergibt dieses Team wieder etwas mehr Sinn, vermutlich ist dies die beste Flügelrotation der Blazers seit Wesley Matthews und Nicolas Batum das Team verließen.

Portland ist weniger auf den Backcourt angewiesen, das schafft Räume und auch Lillard selbst sieht nach zwei verletzungsgeplagten Jahren wieder richtig gut aus. Für die Regular Season scheint das mal die richtige Mischung zu sein. Wie es dann in der Postseason aussehen wird, ist eine andere Frage, aber bis dahin ist schließlich noch jede Menge Zeit.

Bisherige Überraschung: Santi Aldama

Es geht vielleicht etwas unter und viele Fans werden den Namen noch nicht so oft gehört haben, aber der Spanier ist alles andere als ein Notnagel für den verletzten Jaren Jackson Jr. in Memphis. Wie es scheint, haben die Grizzlies nach Desmond Bane 2020 auch im Jahr darauf mit dem 30. Pick einen Treffer gelandet.

Aldama hat in der Zone ein gutes Skillset, kann aus der Mitteldistanz treffen und auch hier und da mal einen Dreier einstreuen. 12,8 Punkte und 7,5 Rebounds sind es bislang im Schnitt bei knapp 49 Prozent aus dem Feld. Noch lassen die Gegenspieler Aldama frei stehen, um die Kreise von Morant zu stören, doch wenn der 21-Jährige weiterhin so gut trifft, könnte sich das bald ändern.

Auf den Scouting Reports dürfte sein Name schon jetzt häufiger vermerkt sein. Hut ab vor den Grizzlies, wie sie Jahr für Jahr neue Rotationsspieler in den Untiefen des Drafts finden.

NBA: Weitere Takeaways im Schnelldurchlauf

  • Wir möchten betonen, es ist noch früh in der Saison, aber ... In den gemeinsamen Minuten von Luka Doncic und Christian Wood haben die Mavs ein Offensiv-Rating von 147,6 vorzuweisen! Die Stichprobe beschränkt sich noch auf 31 Minuten in zwei Partien, darunter der Blowout gegen Memphis, doch das Duo scheint offensiv schon sehr gut zu harmonieren. Wir beobachten das weiter.
  • War das Talentlevel in der Association jemals höher? Selbst die Teams, die vor der Saison als potenzielle Kellerkinder gehandelt wurden, haben jede Menge interessanter Spieler im Kader. Auch bei Orlando (Franz, Banchero), Indiana (Haliburton, Mathurin), Detroit (Cunningham, Ivey) oder Houston (Green, Smith Jr.) lohnt sich das Einschalten allemal.
  • Tja, die Lakers ... So ganz unerwähnt dürfen wir deren Katastrophenstart natürlich nicht lassen. In den ersten drei Spielen hat L.A. 118-mal aus der Distanz abgefeuert - und nur 25-mal getroffen. Das entspricht einer Quote von 21,2 Prozent. Die Westbrook-Situation ist nicht mehr zu retten.