Fast 18 Monate machte Zion Williamson kein Spiel mehr in der NBA, zum Saisonauftakt der New Orleans Pelicans erinnerte er die Fans, zu was der frühere Top-Pick in der Lage ist. Bei Ben Simmons war das Gegenteil der Fall.
25 Punkte (11/22 FG), 9 Rebounds und 4 Steals in 30 Minuten - das war die Ausbeute von Zion Williamson in seinem ersten Spiel seit Mai 2021, welche der Forward nach der Partie als "anständig" bezeichnen sollte. Und das war mehr als untertrieben, schließlich half der 22-Jährige mit, dass die Pelicans bei den Brooklyn Nets einen echten Achtungserfolg feierten (130:108).
Bei allem Understatement war während des Spiels deutlich sichtbar, wie sich der einmalige All-Star wirklich fühlte. Nach zahlreichen gelungenen Aktionen sah man ein Lachen in seinem Gesicht, es war spürbar, dass Williamson wieder dort war, wo er so lange wegen einer Fußfraktur nicht sein konnte - auf dem Feld.
"Er hat genau da weiter gemacht, wo er aufgehört hat", stellte Teamkollege Brandon Ingram fest, der mit 27 Punkten der Topscorer der Gäste war. Das war schon eher die Wahrheit, denn Williamson erinnerte tatsächlich sehr an die zweite Saisonhälfte 20/21, die ihm beinahe noch einen Platz im All-NBA-Team eingebracht hätte.
Zwar hatte der Forward damals den Ball häufiger in den Händen, in der derzeitigen Zusammenstellung der Pelicans ist das aber gar nicht mehr nötig. Mit Ingram, C.J. McCollum und Jonas Valanciuas ist ohnehin jede Menge Offense auf dem Feld, ergänzt wird das Ganze durch Herb Jones, der es schaffte, einen Dreierversuch von Kevin Durant zu blocken.
Zion Williamson führt Ben Simmons vor
Williamson trieb stattdessen vor allem unter dem Korb sein Unwesen, alle elf Field Goals verbuchte Zion in direkter Korbnähe. Das geschah auf unterschiedliche Arten und Weisen. Da waren die kraftvollen Drives, da waren die schnellen Sprünge, mit welchen er in Windeseile seine eigenen Fehlwürfe einsammeln konnte. Williamson ließ es leicht aussehen, obwohl sein Gegenspieler die meiste Zeit Ben Simmons war, welcher ebenfalls lange fehlte und 20/21 Zweiter im Rennen um den Verteidiger des Jahres wurde.
Der Australier war bisweilen chancenlos. Mal kam der Pels-Star mit voller Geschwindigkeit auf ihn zu, mal war es ein schneller Move aus dem Post, der Simmons verdammt alt aussehen ließ. Das Fazit ist ebenso simpel: In der Zone ist Williamson kaum aufzuhalten, selbst wenn an seiner Seite ein traditioneller Big wie Valanciunas agiert.
Laut ESPN hat Zion nun in 45 seiner 86 Partien in der NBA mindestens 20 Punkte in der Zone erzielt. Seit Williamson in der Liga ist, schaffte das nur ein Spieler häufiger - Giannis Antetokounmpo (74-mal). "Für ihn war das ein ganz normales Spiel", musste auch der sichtlich beeindruckte Kevin Durant feststellen.
gettyZion Williamson passt in die neue Starting Five
Erstaunlich war auch, wie gut diese neue Starting Five funktionierte, obwohl sie durch verschiedene Verletzungen in der Preseason nicht ein einziges Mal getestet werden konnte. "So lange wie heute haben wir noch nicht einmal im Training zusammengespielt", meinte McCollum. "Aber es ist doch super, dass es wie geschmiert lief und wir alle unseren Rhythmus finden konnten."
Insgesamt 14 Minuten spielte diese Fünf zusammen, dabei generierten die Pelicans ein Net-Rating von 91,5. Das ist natürlich eine kleine Stichprobe, sollte aber Mut für die Zukunft machen. Denn: Von all den Spielern, die heute für New Orleans aufliefen, stand Williamson bisher nur mit Ingram und Naji Marshall zusammen auf dem Feld.
Williamson spielte vornehmlich mit McCollum, die beiden führten im Prinzip die Second Unit der Pelicans zusammen an, auch das klappte ganz vorzüglich. "Wir haben alle das gleiche Ziel, wir wollen gewinnen", machte Williamson noch einmal deutlich. "Um das zu schaffen, muss man seine eigene Persönlichkeit hinten anstellen und das werden wir auch machen."
Brooklyn Nets: Der Druck auf Simmons wird wieder wachsen
Zugegeben: Brooklyn machte es New Orleans in vielen Punkten auch sehr leicht. Alleine im ersten Viertel schenkten die Nets den Ball neunmal her und waren über die 48 Minuten am Brett hoffnungslos unterlegen (39:61). Nur dank der 15 Zähler von Durant im zweiten Viertel waren die Gastgeber zur Pause überhaupt noch in Schlagdistanz, bevor Ingram und Williamson erneut übernahmen.
"Sie haben uns überrollt", meinte Nets-Coach Steve Nash, während Durant auf die Unterlegenheit am Brett verwies. Dass New Orleans 36 Punkte durch Offensiv-Rebounds verbuchte, ist ein unerhörter Wert, die Nets kratzten gerade einmal 4 zusammen. "So kannst du nicht gewinnen und erst recht nicht, wenn drei ihrer besten Spieler jeweils 20 Punkte erzielen."
Für die Nets traf das nur auf Durant (32) zu. Kyrie Irving (15, 6/19 FG) traf keinen Blumentopf und Simmons versuchte es kaum (4 Zähler, 2/3 FG, 0/2 FT). Der frühere Sixer foulte zudem erneut zu viel und musste bereits zehn Minuten vor dem Ende mit sechs Fouls auf die Bank. "Ich muss ruhiger werden. Ich glaube, dass ich einfach zu aufgeregt war", vermutete Simmons.
Coach Nash sah ein anderes Problem: "Es ist der Rost. Der Junge hat über ein Jahr kein Spiel gemacht. Er muss sich erst wieder an die Schiedsrichter, die Verteidigung und den Angriff gewöhnen. Es ist ein Prozess mit ihm (...) Das ist nicht leicht, aber wir werden ihn weiter unterstützen, damit er irgendwann wieder sein altes Niveau erreicht."
New Orleans Pelicans: Die kommenden Spiele
Datum | Uhrzeit | Gegner | Ort |
22. Oktober | 1 Uhr | Charlotte Hornets | A |
24. Oktober | 1 Uhr | Utah Jazz | H |
26. Oktober | 1.30 Uhr | Dallas Mavericks | H |
29. Oktober | 4 Uhr | Phoenix Suns | A |
30. Oktober | 20 Uhr | L.A. Clippers | A |
3. November | 3.30 Uhr | Los Angeles Lakers | A |