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WNBA - Satou Sabally im Interview: "In der Gesellschaft wirst du abgestempelt"

Von Lukas Flottmeyer
Satou Sabally (l.) wurde 2020 an Position 2 von den Dallas Wings gedraftet - und schaffte es bereits ein Jahr später ins All-Star Game.
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Nowitzki ist in Dallas schon lange sehr sozial engagiert, damit haben Sie auch bereits losgelegt. Sie waren bei seiner Stiftung, haben Essen ausgegeben, sind bei Momentum engagiert ...

Sabally: Ich versuche meinen Teil beizutragen. Ich bin an einem Punkt, an dem es mir echt gut geht. Ich habe viele Möglichkeiten, mir stehen viele Türen offen, und ich mag es einfach, Leute mitzunehmen. Ich denke, das schadet nicht, im Gegenteil. Mich macht es glücklich, Leute glücklich zu sehen und Leuten zu helfen, die vielleicht einfach mal eine Hand brauchen. Man muss auch auf sich selbst schauen, aber es gibt immer die Möglichkeit, auch anderen etwas Gutes zu tun.

Sie haben dabei gefühlt diverse Lebensschwerpunkte, Sie spielen in Dallas, in Istanbul, kommen aus Berlin, waren in Oregon. Was ist für Sie zuhause?

Sabally: Schwierig. Mir wird langsam bewusst, dass mein Herz sich im Prinzip auf drei Kontinente aufteilt. Zuhause ist wahrscheinlich immer Berlin, weil dort meine Familie ist und ich dort aufgewachsen bin. Aber ich habe mir jetzt ein Haus kaufen können in Arlington, Texas, wo ich heimisch werden möchte und nach der Saison auch geblieben bin, zum ersten Mal. Man muss auch mal zur Ruhe kommen. Denn eine Folge dieses Jetsetter-Lebens ist sonst, dass man manchmal einfach nicht mehr weiß, wo man gerade ist. Man braucht eine Basis ... Zuhause ist aber auch noch Gambia. Es ist gerade leider weit weg von meinem Leben, es ist aber trotzdem auch Heimat für mich.

Sie tragen Ihre Wurzeln sehr offen nach außen. Wie war es für Sie, als schwarze Frau in Berlin aufzuwachsen?

Sabally: Die Realität ist leider, dass manche Gruppen gesellschaftlich anders angesehen werden als andere. Ich glaube, dass mein Vater mich dahingehend sehr geprägt hat, meine Augen zu öffnen, aber sie wurden auch geöffnet - weil ich sehr viel Rassismus erlebt habe gegenüber der afrikanischen Community. Das ist etwas, worüber wir uns als Gemeinschaft unterhalten müssen: Wenn Menschen vor einem Krieg fliehen, wollen wir die aufnehmen oder wollen wir die weiterschicken? Ich weiß nicht, wie man als Mensch wirklich damit umgehen kann. Aber für mich ist es so, dass meine Mutter weiß ist und alle Menschen für sie immer gleich waren. Für mich ist es kein Unterschied, leider sieht die Gesellschaft das bisweilen anders und fördert Menschen auch anders, je nachdem, wie sie aussehen. Du wirst vielleicht abgestempelt als etwas, das du nicht bist. Das ist sehr schade. Aber ich glaube, ich kann viel dagegen tun, indem ich das direkt und offen anspreche. Die Kommunikation ist ganz besonders wichtig, um viele dieser Probleme anzugehen.

So sieht er aus, der neue Satou Sabally Court in Berlin.
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So sieht er aus, der neue Satou Sabally Court in Berlin.

WNBA-Star Satou Sabally über ihren eigenen Basketball-Court

Wie unterscheiden sich in dieser Hinsicht Deutschland und die USA?

Sabally: Es ist in Deutschland ruhiger, es wird weniger darüber gesprochen. Allerdings ist der Rassismus in den USA sicherlich auch offener und gewaltsamer, und deshalb kann das Thema schlechter unter den Teppich gekehrt werden. Es gibt Polizeigewalt - die gibt es auch in Deutschland, aber in einem anderen Ausmaß. Es gibt in Deutschland andere Waffengesetze und eine andere Kultur - aber es gibt hier nach wie vor auch sehr viel Racial Profiling. Das ist ein sehr großes Problem. Man kann durch Berlin laufen und sieht viele reale Sachen ... diese müssen angesprochen werden, sie dürfen nicht unter den Teppich fallen. Es fängt bei kleinen Kommentaren in der Schule über die Hautfarbe an, bis hin zum Arbeitsplatz, wo man sich nicht willkommen fühlt. Als Frau in einem Raum voller Männer ist das ein zusätzliches Problem, wenn man die gleiche Arbeit leistet und dabei weniger Geld verdient. Wie fühlt man sich da? Es ist nicht gerecht. Es gibt sehr viele Themen, aber ich glaube, dass wir trotzdem auf einem guten Weg sind und viel tun können.

In Berlin gibt es nun seit diesem Sommer den Satou Sabally Court auf dem Tempelhofer Feld, der in Kooperation mit Jordan Brand realisiert wurde und Jugendlichen, vor allem Mädchen, einen sicheren Zugang zum Sport ermöglicht. Können Sie erklären, was die Botschaft dieses Courts für Sie ist?

Sabally: Dieser Court kann Möglichkeiten schaffen. Ich glaube, dabei würde ich es belassen. Ich selbst wurde auf einem Spielplatz entdeckt. Es war ein reiner Zufall. Aber die Möglichkeiten, die ich jetzt im Leben habe, sind wie ein Traum. Träume können wahr werden auf so einem Feld. Auf meinem Feld, meine ich. (lacht) Ich möchte gern Leute dazu inspirieren, dass sie ihren Träumen nachgehen und an sich selbst glauben.

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