Etwas über 28 Punkte legt Donovan Mitchell in seiner doch schon recht langen Karriere pro Playoff-Spiel auf, darunter auch schon einige 40- und 50-Punkte-Spiele. Der Guard ist mit seiner Schnelligkeit und seinem stark verbesserten Wurf eine Scoring-Maschine und wird in diesem Jahr in einem der All-NBA-Teams stehen. In Spiel 4 in New York war davon wenig zu sehen. Die Knicks verteidigten den Star der Cavs sehr physisch, schickten immer wieder einen zweiten Verteidiger.
Am Ende standen gerade einmal 11 Pünktchen (5/18), dafür aber 6 Turnover bei der 93:102-Niederlage zu Buche. "Ich habe meine Mitspieler heute im Stich gelassen", resümierte der 26-Jährige zerknirscht. "Alle haben ihre Aufgaben erledigt, während ich nicht das geleistet habe, wozu ich im Stande bin. Das geht auf meine Kappe. Ich habe scheiße gespielt und das kann ich mir als Leader dieser Gruppe nicht erlauben."
Ganz so einfach ist es dann aber nicht. Cleveland ist viel zu abhängig von seinen beiden Guards und die Knicks haben sich seit Spiel 1 dazu entschieden, dass jeder sie schlagen kann, nur eben nicht Mitchell. Die Folge ist ein Offensiv-Rating von 101 über die vier Spiele, was deutlich der schlechteste Wert aller 16 Playoff-Teilnehmer ist. Ohne Mitchell sieht es sogar noch düsterer aus.
Cleveland Cavaliers: Es gibt keine Alternativen
Zwar blühte Darius Garland nach dem Wechsel auf, dennoch fanden die Cavs keine Mittel ihren Superstar in Situationen zu bringen, in denen er erfolgreich sein kann. Das geht zu Teilen auf Coach J.B. Bickerstaff, ist aber auch der Roster-Konstruktion geschuldet. Während bei den Knicks Tom Thibodeau den Luxus hat, den desaströsen Julius Randle adäquat zu ersetzen, haben die Cavs ihre Big Four und danach jede Menge Fragezeichen.
Caris LeVert ist streaky, Cedi Osman ein schwacher Verteidiger, Isaac Okoro wird offensiv ignoriert und Ricky Rubio sowie Danny Green sind nach schweren Verletzungen lange nicht mehr so gut wie noch vor einigen Jahren. Cleveland fehlen Alternativen, der Spielraum für Fehler oder Schwächephasen ist sehr klein, was auch Mitchell weiß.
"Natürlich gibt es in unserem Team einige Schwächen, aber am Ende des Tages hängt es von mir ab. Das war eines meiner schlechtesten Playoff-Spiele. Ich kenne solche Situationen und werde mich steigern müssen."
Donovan Mitchell: Willkommen in der Hölle
Und in der Tat, Mitchell hatte schon einige dieser Stinker. Da war die 4/15-Performance in Spiel 5 in Dallas im Vorjahr oder aber fast die komplette Serie gegen die Houston Rockets vor vier Jahren, als Mitchell in fünf Spielen viermal unter 20 Punkten gehalten wurde.
Es gibt dabei durchaus Parallelen zu den Jazz vor vier Jahren. Auch sie setzten auf zwei Bigs (Gobert und Favors), auch ihnen fehlte es an Shooting an Mitchells Seite. Was in Spiel 4 auffiel, war, wie selten Mitchell überhaupt in die Zone kam. Spida blieb ohne einen einzigen Freiwurf, nahm nur 7 Abschlüsse in the paint (3 Treffer) und hatte mehr Turnover als Assists (6:5) auf der Habenseite.
Josh Hart machte Mitchell im Eins-gegen-Eins das Leben zur Hölle, dazu gab meist ein Knicks-Big oder der Gegenspieler von Okoro zur Hilfe, um Mitchells Drives zu eliminieren. Dass die Knicks Mitchell auch in der Defense ständig attackieren, kostete zusätzliche Kraft, auch wenn der All-Star nicht mehr das Papphütchen aus der Serie gegen Dallas vor einem Jahr ist. So oder so war es ein weiterer frustrierender Abend für den Mann, der im Sommer noch in New York gehandelt wurde, bevor die Cavs mit einer überraschenden Offerte den Guard den Knicks vor der Nase wegschnappten.
Cleveland Cavaliers: Dreimal unter 100 Punkte
Nun sieht es so aus, dass ausgerechnet die Knicks (und vor allem Jalen Brunson) für ein weiteres frühes Playoff-Aus eines Mitchell-Teams sorgen. Dreimal haben die Knicks Cleveland nun unter 100 Punkten gehalten, Mitchell trifft in der Serie gerade einmal 44 Prozent aus dem Feld und 31 Prozent von Downtown.
Es sieht nicht gut für die Cavs aus, auch wenn Spiel 5 zumindest wieder in Cleveland stattfindet. Mitchell selbst gibt sich zumindest weiter kämpferisch. "Ich glaube an mich, ich glaube an die Gruppe und die Gruppe glaubt an sich. Wenn du bei 1-3 schon aufgibst, dann bist du für solche Momente nicht geschaffen." In der Nacht auf Donnerstag können Mitchell und die Cavs nun beweisen, dass dies nicht nur Parolen und leere Worte waren.
NBA Playoffs - Cavs vs. Knicks: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 16. April | 0 Uhr | Cleveland Cavaliers | New York Knicks | 97:101 |
2 | 19. April | 1.30 Uhr | Cleveland Cavaliers | New York Knicks | 107:90 |
3 | 22. April | 2.30 Uhr | New York Knicks | Cleveland Cavaliers | 99:79 |
4 | 23. April | 19 Uhr | New York Knicks | Cleveland Cavaliers | 102:93 |
5 | 27. April | 1 Uhr | Cleveland Cavaliers | New York Knicks | |
6* | 29. April | tba | New York Knicks | Cleveland Cavaliers | |
7* | 1. Mai | tba | Cleveland Cavaliers | New York Knicks |
* falls benötigt