Was für ein Drama! Was für ein Finish! 3 Sekunden vor dem Ende hatte Jimmy Butler die Heat mit drei verwandelten Freiwürfen fast schon in die Finals gebracht, doch Derrick White tippte einen Fehlwurf von Marcus Smart mit der Sirene in den Korb und verlängerte damit die Serie noch ein weiteres Mal.
Zuvor hatte Miami mit einem 12:2-Lauf und 10 Punkten des zuvor enttäuschenden Butler (24, 5/21, 11 Rebounds, 8 Assists) das Spiel komplett gedreht - und standen schließlich doch mit leeren Händen da. Die Heat haben damit ein 3-0 verspielt und könnten nun als erstes Team der NBA-Geschichte einen solchen Vorsprung noch vergeigen. Spiel 7 der Serie findet in der Nacht auf Dienstag um 2.30 Uhr deutscher Zeit statt.
Lange Zeit hatte Jayson Tatum das Matchup mit Butler dominiert, allerdings war der Celtics-Star danach bisweilen unsichtbar, 25 seiner 31 Zähler markierte er in den ersten 24 Minuten. Jaylen Brown kam auf 26 Punkte und 10 Rebounds, Smart (21) traf vier Dreier. Auf Seiten der Heat scorten sechs Spieler zweistellig, wobei vor allem Rollenspieler wie Caleb Martin (21, 7/13), Gabe Vincent (15) und Duncan Robinson (13, 5/11) die Gastgeber lange im Spiel gehalten hatten. Bam Adebayo (11, 4/16, 13 Boards) enttäuschte dagegen erneut im Angriff.
Heat vs. Celtics: Tatum überragt in Halbzeit eins
Es hatte vieles von einem Spiel 7, das begann schon damit, dass Miami Martin für Kevin Love starten ließ. Dazu war auch Vincent (Knöchel) wieder einsatzbereit. Leichte Punkte gab es selten, den besseren Start hatte aber Boston dank Brown, der seine Jumper traf und aufs Tempo drückte. Miami verteidigte nicht schlecht, die Celtics trafen schlichtweg schwere Würfe (4/4 von Midrange), nur zwei davon von Downtown. Boston führte aber "nur" 34:29, weil Martin (schon 12 PTS) weiter nicht daneben werfen konnte.
Auch Tatum hatte nach etwas Anlaufschwierigkeiten seinen Rhythmus gefunden, zeitweise markierte der Forward 8 Celtics-Zähler in Folge und half dabei, dass Boston nach nur drei Minuten im zweiten Viertel im Bonus war. Er dominierte das Matchup mit Butler (9, 2/10), welcher kaum zum Zug kam, weil die Celtics klug Hilfe schickten, wenn dieser seine Moves anbrachte. Was Miami aber einigermaßen im Spiel hielt, waren die Dreier der Rollenspieler. Vincent versenkte alleine drei in diesem Abschnitt, einen davon bei einem späten 12:3-Lauf kurz vor der Pause, sodass Boston nur noch mit 57:53 vorne war.
Heat vs. Celtics: Derrick White rettet Bostons Saison
Offense war für Boston nun ein Problem, dazu zogen die Heat schnell Fouls - unter anderem das vierte für Brown - und waren für neun Minuten im Bonus. Außer Smart traf für Boston keiner einen Dreier, aber auch Miami kühlte mit Ausnahme von Martin ab. Die Heat fast nur noch nur Freiwürfe, die Celtics verschafften sich durch einen 9:0-Lauf dagegen etwas Luft. Tatum blieb in diesem Abschnitt ohne einen einzigen Zähler (gleiches galt für Butler), die Celtics verpassten es erneut, höher zu führen. So waren die Heat trotz eines fürchterlichen Viertels weiter im Spiel (79:72 Celtics).
Erst White beendete die Celtics-FG-Dürre nach fast sechs Minuten, Miami hatte aber nun Oberwasser. Ein Dreier von Duncan Robinson, ein Putback von Butler und plötzlich waren die Gastgeber vorne (83:82). Boston zerbröselte aber nicht, stattdessen behielten die Celtics die Nerven und konterten ihrerseits mit einem 16:5-Lauf, weil sie den Ring attackierten. Nun war Butler aber doch da. Freiwürfe und ein Dreier stellten auf 97:100 aus Heat-Sicht, Robinson vergab 80 Sekunden vor dem Ende freistehend den möglichen Ausgleich, Butler verkürzte wenig später per And-1 auf -1.
Und Miami gelang sogar noch ein Stop, diesmal räumte Adebayo Tatum ab, doch erneut war es Robinson, der einen weit offenen Dreier nicht versenken konnte. Dafür zog Butler 3 Sekunden vor dem Ende ein Foul beim Distanzwurf gegen den ungestümen Al Horford (über das klare Double Dribble sagen wir lieber nichts) und zeigte keinerlei Nerven. Die Heat standen gefühlt schon in den Finals - doch dann kam Derrick White.
Die wichtigsten Statistiken
Miami Heat (E8) vs. Boston Celtics (E2) 103:104 (BOXSCORE), Serie: 3-3
- Tatum stand zur Pause bereits bei 25 Punkten und hatte damit gegenüber Butler klar die Nase vorne. Und trotzdem waren die Heat voll im Spiel, weil sie ihre Dreier trafen. In Halbzeit eins waren es 9/15, während Boston kalt blieb (3/15). Die Heat versenkten in den ersten 24 Minuten nur 39 Prozent aus dem Feld (BOS: 51), vor allem in der Zone (7/26 FG) ging fast nichts, hier machten die Gäste einen exzellenten Job.
- Und so ging es auch weiter. Miami gelangen bei 52 Versuchen in der Zone gerade einmal 32 Punkte. Insgesamt schossen die Heat gerade einmal 35 Prozent aus dem Feld, wobei es im dritten Viertel am schlimmsten war (5/27 FG). Letztlich nahmen die Heat 15 Würfe mehr als Boston.
- Und noch erstaunlicher: Die Heat gewannen darüber hinaus das Duell an der Dreierlinie deutlich (14/30 zu 7/35) und leisteten sich deutlich weniger Ballverluste (5:12). Dazu griff Miami 17 Offensiv-Rebounds ab (BOS: 12) und marschierte 29-mal an die Freiwurflinie (BOS: 34). Eigentlich traf zahlentechnisch fast alles für die Heat, der Sieger hieß trotzdem Boston.
- Der Buzzerbeater von Derrick White war erst der sechste Buzzerbeater, der das Ausscheiden des eigenen Teams verhinderte. Letztmals gelang es Kawhi Leonard mit seinem legendären Buzzerbeater über Joel Embiid gegen die Philadelphia 76ers in Spiel 7 der Conference Semifinals für die Toronto Raptors. Es war gleichzeitig erst der zweite Buzzerbeater, der das Ausscheiden verhinderte, nachdem das Team vor dem Wurf zurücklag. Der andere? Michael Jordan im Jahr 1989 gegen die Cleveland Cavaliers aka "The Shot".
- Die Celtics sind das erst vierte Team, welches nach einem 0-3-Rückstand noch ein Spiel 7 erzwingen konnte. Noch nie konnte das Comeback vollendet werden, allerdings ist Boston nun das erste Team, welches in Spiel 7 dann auch den Heimvorteil genießt.
Heat vs. Celtics: Die Stimmen zum Spiel
Erik Spoelstra (Head Coach Heat): "Ich habe keine Ahnung, wie wir diese Serie gewinnen werden, aber wir werden jetzt dahin fahren und diese Serie gewinnen. Wenn es nach uns geht, können wir gleich beginnen. Jetzt sofort!"
Derrick White (Celtics): "Jeder hat mich gefragt, ob ich den Wurf rechtzeitig losgeworden bin bin. Ich sagte, ich glaube schon."
Jimmy Butler (Heat): "Wenn ich besser gespielt hätte, wären wir gar nicht erst in dieser Position gewesen."
Jayson Tatum (Celtics): "Ich kann es immer noch nicht glauben. Das ist doch alles völlig verrückt. Ich bin einfach nur froh, dass wir noch eine weitere Chance bekommen haben."
Der Top des Spiels: Derrick White
Ohne ihn wäre die Celtics-Saison nun vorbei - so einfach ist das. Unabhängig vom Ausgang machte der Guard im vierten Viertel einige Big Plays, traf Dreier in wichtigen Momenten und verhinderte mehrfach einfache Fastbreak-Punkte der Heat. Sein Block gegen Butlers Jumpshot war ebenfalls sehenswert.
Der Flop des Spiels: Bam Adebayo
44 Minuten stand hier der Name von Jimmy Butler, aber auch Adebayo bekleckerte sich nur bedingt mit Ruhm. In der Defense war es solide, sein Block gegen Tatum war überragend, aber Miami braucht Offense von seinen Stars und Adebayo konnte erneut nicht liefern. Das ist bitter, weil dieses Spiel aufgrund der Shooting-Probleme der Celtics eine goldene Chance war.
NBA Playoffs: Die Stats-Leader bei Heat vs. Celtics
Kategorie | Heat | Celtics |
Punkte | Jimmy Butler (24) | Jayson Tatum (31) |
Rebounds | Caleb Martin (15) | Jayson Tatum (11) |
Assists | Jimmy Butler (8) | Derrick White (6) |
Steals | Kyle Lowry (2) | Jaylen Brown (2) |
Blocks | Martin, Adebayo, Lowry (je 1) | Derrick White (3) |