Diese Nachricht kam aus dem Nichts. Marc Stein (Substack) war der Erste, der die Bombe platzen ließ. Mark Cuban, einer der bekanntesten Besitzer der NBA, wird die Mehrheit der Anteile an den Dallas Mavericks verkaufen. Vor über 23 Jahren hatte der heute 65-Jährige die Mavs gekauft und zusammen mit Dirk Nowitzki die erfolgreichste Ära der Franchise-Geschichte geprägt.
Die neue Besitzerin soll Miriam Adelson werden, deren Unternehmen Las Vegas Sands gab bereits gestern bekannt, dass der Kauf noch bis zum Ende des Jahres abgeschlossen werden soll. Cuban selbst hat sich noch nicht ausführlich geäußert, saß aber wie gewohnt beim Spiel gegen die Houston Rockets (121:115) auf seinem üblichen Platz in der Nähe der Bank.
Was bedeutet das nun für die Franchise und was sind die Beweggründe? Wir gehen auf Spurensuche.
Dallas Mavericks: Warum will Mark Cuban verkaufen?
Das ist die große Frage und eine echte Antwort gibt es darauf noch nicht. Aus finanzieller Sicht ist es natürlich ein Gewinn für Cuban, der die Mavericks im Jahr 2000 für 285 Millionen Dollar von Ross Perot kaufte. Wie groß der Gewinn sein wird, ist noch unklar, da nicht bekannt ist, wie viele Anteile Cuban an die Adelson-Familie abtreten wird. Laut Forbes werden die Mavs mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet, was ebenfalls eine Überraschung ist.
Zum Vergleich: Die Phoenix Suns wurden beim Verkauf im Februar mit 4 Milliarden Dollar bewertet, für den Verkauf von 25 Prozent der Anteile an den Milwaukee Bucks bildeten 3,5 Milliarden Dollar die Grundlage. Selbst das Small-Market-Team aus Charlotte, wo Michael Jordan die Kontrolle abgab, war 3 Milliarden Dollar wert.
Gleichzeitig wird Cuban seinen Sitz als "Governor" der Mavericks behalten und weiter im operativen Geschäft sein. Das ist möglich, wenn Cuban zumindest 15 Prozent seiner Anteile behalten wird.
Aus Insiderkreisen ist aber auch zu hören, dass Cuban in den vergangenen Jahren etwas in den Hintergrund getreten ist. Über Jahre war der Mavs-Owner als Mikro-Manager bekannt, der alles im Blick hatte, das soll sich seit der Installation von Nico Harrison als neuem GM geändert haben. Zwar wollte Cuban laut The Athletic weiterhin informiert werden, allerdings wurden die Entscheidungen von Harrison getroffen. Das war in der Ära Donnie Nelson oft anders.
Womöglich will Cuban tatsächlich mehr Zeit mit der Familie verbringen. Dies deutete der Milliardär in der Vorwoche an, als er erklärte, dass er in der kommenden Staffel von Shark Tank nicht mehr auftreten wolle. "Die Familie ist sehr wichtig für mich und es wird immer schwerer, wenn jedes der Kinder seinen eigenen Weg einschlägt", verriet der Mavs-Besitzer in einem Interview. Cuban hat drei Kinder, eine Tochter geht aufs College, dazu kommt eine weitere Tochter (17) sowie ein Sohn (14).
Dallas Mavericks: Alle Besitzer der Franchise-Geschichte
Zeitraum | Besitzer |
1980-1996 | Don Carter |
1996-2000 | Ross Perot Jr. |
2000-heute | Mark Cuban |
Dallas Mavericks: Wer ist Miriam Adelson?
Der Trend der vergangenen Jahre war, dass vor allem jüngere Besitzer in die NBA kamen, das ist hier nicht der Fall. Adelson ist bereits 78 Jahre alt, ihr Vermögen speist sich aus dem Casino- und Resort-Imperium, welches ihr vor zwei Jahren verstorbener Mann Sheldon Adelson hinterließ. Ihr Vermögen wird auf knapp 33 Milliarden Dollar geschätzt, was sie gemäß Forbes zur fünftreichsten Frau der Staaten macht. In der NBA hat nur Clippers-Besitzer Steve Ballmer tiefere Taschen.
Adelson hat polnische Vorfahren, ihre Eltern flüchteten vor dem Holocaust nach Israel, bevor sie in den Achtzigern in die USA übersiedelte. Dort lernte sie Adelson, ihren zweiten Mann kennen. Zuvor arbeitete Adelson als Ärztin mit dem Spezialbereich Drogenabhängigkeit.
Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Adelson die Anteile an Las Vegas Sands, rund 57 Prozent der Anteile. Dazu ist Adelson auch politisch enorm aktiv und zählt zu den größten Spendern der USA. So spendeten die Adelsons im Jahr 2020 satte 180 Millionen Dollar an die Republikanische Partei. Schon 2018 verlieh ihr der damalige Präsident Donald Trump die Medal of Freedom, 2017 war sie bei dessen Einführung ins Amt eine der Finanz-Vize-Vorsitzenden.
Die Time schrieb nach dem Tod von Sheldon Adelson, dass er ein "Königsmacher" der Grand Old Party gewesen sei, zusammen mit seiner Frau soll Adelson massiv Einfluss auf die Politik der Republikaner genommen haben. Adelson gilt als eine der größten Unterstützerinnen von Trump, vor einigen Jahren stellte sie sogar in den Raum, dass die Bibel ein "Buch Trump" aufnehmen solle, weil dieser so viel für den israelischen Staat getan habe.
Als Gründe nannte Adelson "Freundschaft, Mut und den Triumph der Wahrheit". Auch Israels umstrittener Minister-Präsident Benjamin Netanjahu wird von den Adelsons unterstützt.
Für den Kauf der Mavericks gibt Adelson Anteile an der Las Vegas Sands in Höhe von 2 Milliarden Dollar ab, sie behält damit aber weiterhin die Mehrheit innerhalb des Unternehmens.
Dallas Mavericks: Was wird sich verändern?
Wie Marc Stein (Substack) berichtet, wird Adelson wenig mit dem Team zu tun haben. Stattdessen ist davon auszugehen, dass sich ihr Schwiegersohn Patrick Dumont um die Geschicke der Franchise kümmern wird. Der COO von Las Vegas Sands war es auch, der in einem offiziellen Statement zitiert wurde, in dem die Familie die Absichten unterstrich, bis zum Ende des Jahres den Kauf der Anteile abzuschließen.
Dennoch dürfte weiterhin Cuban für die meisten Entscheidungen zuständig sein, allerdings ist Cuban nun nicht mehr so allmächtig wie in den 23 Jahren zuvor. Das ist Teil des Deals, darum sind die Mavericks vergleichsweise "günstig" zu haben. Forbes bewertete die Mavs vor einigen Wochen noch mit 4,5 Milliarden Dollar.
Die Mavs wären für die Adelson-Familie übrigens nicht das erste Basketball-Team. Bereits im Sommer kauften sie Hapoel Jerusalem und verdreifachten laut Jake Fischer (Yahoo Sports) umgehend das Budget. Zuständig ist hier Sohn Matan Adelson, womöglich kann dies auch als Test für ihn gesehen werden, bevor er mehr bei den Mavericks involviert wird.
Die Verbindungen zu Las Vegas Sands gibt es zudem schon eine ganze Weile. Schon vor zwei Jahren verriet Cuban Pläne, dass er zusammen mit dem Casino-Giganten eine neue Arena in Dallas bauen wolle. Im Juli 2031 läuft der Leasingvertrag mit der Arena, in der auch die Dallas Stars aus der NHL spielen, aus. Danach werden die Mavs nach den Vorstellungen von Cuban eine neue Heimat finden.
Dabei soll nun die Adelson-Familie helfen, die - wen wundert es - im republikanischen Texas exzellente Kontakte hat. Im Vorjahr spendete Adelson rund eine Million Dollar an Governor Greg Abbott.
Warum wollen die Dallas Mavericks eine neue Arena?
Erst 22 Jahre spielen die Mavs im American Airlines Center, nur elf Teams haben eine jüngere Halle und trotzdem schmiedet Cuban schon seit Jahren Pläne, um aus dem AAC zu kommen. Hintergrund ist die für texanische Verhältnisse schlechte Anbindung, da die Parkplatzsituation durch den Bauboom innerhalb des Viertels nicht die Beste ist. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass sowohl eine S-Bahn- als auch eine Busstation in nächster Nähe ist.
2016 hatte Cuban schon eine Vision von der neuen Halle: "Ich möchte eine Arena bauen, die 20 Stockwerke hoch ist und jeder Zuschauer von seinem Sitz nach Downtown Dallas schauen kann". Als Partner dafür soll nun Las Vegas Sands herhalten, die großes Interesse haben, auch in Texas Casinos zu eröffnen. "Mit Las Vegas Sands an meiner Seite ist das Ziel, eine neue Arena zwischen einem Hotel und einem Casino zu bauen. Das ist die Misson", hatte Cuban bereits verlauten lassen.
Der Haken ist jedoch, dass Sportwetten und Casinos in Texas weiterhin verboten sind (Ausnahme: Es gibt drei Casinos in Reservaten der indigenen Bevölkerung, sie haben hier [noch] Monopol-Stellung). Es könnte hier jedoch bald Bewegung reinkommen. Seit einiger Zeit werden bereits zwei mögliche Gesetze diskutiert, die es erlauben, Casinos auf Grundstücken des Staates zu bauen, dazu sollen Online-Wetten reguliert werden. Hier gibt es auch keinen Unterschied zwischen Demokraten und Republikanern, da die Casino-Lobby beide Parteien finanziell unterstützt.
Adelson ist auch Mitglied der texanischen Glücksspiellobby ("Sports Betting Alliance"), pikanterweise sind hier auch die Besitzer der Houston Rockets (Tillman Fertitta), Dallas Cowboys (Jerry Jones) sowie San Antonio Spurs (Peter Holt) registriert.