"Wir spielen im Moment den richtigen Basketball. Unsere Jungs sind konzentriert und wir haben einen Rhythmus gefunden. Wenn die letzten sechs Spiele irgendetwas sagen, dann glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Nuggets-Coach Michael Malone lieferte nach dem Sieg bei den Lakers die perfekte Zusammenfassung der Wochen der Nuggets nach dem All-Star Break.
Sechs Spiele in Serie haben die Nuggets nun gewonnen und damit einige Zweifel vom Tisch geräumt, nachdem Denver mit drei Pleiten in Serie Richtung All-Star Game stolperte. Der amtierende Champion ging nur als Vierter im Westen in die Pause, im Vorjahr betrug der Abstand von der Spitze auf Memphis zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Spiele.
Die Bilanz war damals zwar nur unwesentlich besser, doch der Westen hat in den vergangenen zwölf Monaten deutlich aufgerüstet. Teams wie Memphis oder Sacramento waren zwar schöne Geschichten, echte Contender waren sie jedoch nicht. In dieser Saison ist das Feld breiter, das zeigt sich schon an den Kings, die ähnlich wie im Vorjahr performen, dennoch aber Gefahr laufen, die direkte Playoff-Teilnahme zu verpassen.
Western Conference: Der Kampf um die Positionen
Platz | Team | Bilanz | Rückstand |
1 | Minnesota Timberwolves | 43-19 | - |
2 | Oklahoma City Thunder | 42-19 | 0,5 |
3 | Denver Nuggets | 42-19 | 0,5 |
4 | L.A. Clippers | 39-21 | 3 |
5 | New Orleans Pelicans | 36-25 | 6,5 |
6 | Sacramento Kings | 34-25 | 7,5 |
7 | Phoenix Suns | 35-26 | 7,5 |
8 | Dallas Mavericks | 34-27 | 8,5 |
9 | Los Angeles Lakers | 34-29 | 9,5 |
10 | Golden State Warriors | 32-28 | 10 |
Denver Nuggets: Gesundheit wichtiger als Seeding
Das hat auch Konsequenzen für die Nuggets, die Mitte März schon wussten, dass sie als Top-Seed in die Playoffs cruisen können. 2023/24 ist das nicht möglich, zusammen mit OKC, Minnesota und den Clippers kämpft Denver um die bestmögliche Playoff-Position, auch wenn dies gemäß Malone nicht die höchste Priorität hat. "Ich will nicht die Schlacht gewinnen und den Krieg verlieren." (...) Das Wichtigste für mich ist, dass unsere Starting Five zum Start der Playoffs fit ist."
Dies gilt natürlich für die meisten Teams, für Denver aber wohl noch mal eine Ecke mehr. Die viel besprochenen Abgänge von Bruce Brown und Jeff Green haben ein Loch in der Second Unit gerissen, welches nur zu Teilen von Reggie Jackson und Peyton Watson geschlossen werden konnte, beide spielten in der Playoff-Rotation im Vorjahr kaum eine Rolle. Christian Braun, der als Rookie durchaus in der Postseason helfen konnte, stagniert hingegen, die Jokic-Backup-Minuten kann Zeke Nnaji noch immer nicht zufriedenstellend füllen.
36 Spiele absolvierte die designierte Starting Five (Murray, KCP, Porter Jr., Gordon, Jokic) in dieser Saison zusammen, 28 davon wurden siegreich bestritten. Da Malone aber dafür bekannt ist, seine Starter viel gemeinsam auf dem Feld zu haben, hat bisher keine Fünf mehr Minuten als das Nuggets-Quintett gespielt. In 708 Minuten hat dieses Lineup ein ein Net-Rating von +15,6 - Spitzenwert aller Aufstellungen mit mindestens 250 Minuten.
NBA: Die besten Lineups der Liga
Platz | Team | Spiele | MIN | Lineup | Net |
1 | Nuggets | 36 | 708 | Murray, KCP, Porter Jr., Gordon, Jokic | +15,6 |
2 | Bucks | 35 | 527 | Lillard, Beasley, Middleton, Giannis, Lopez | +15,3 |
3 | Celtics | 31 | 509 | Holiday, White, Brown, Tatum, Porzingis | +14,3 |
4 | Suns | 20 | 274 | Booker, Beal, Allen, Durant, Nurkic | +12,7 |
5 | Clippers | 30 | 426 | Harden, Mann, George, Leonard, Zubac | +10,7 |
6 | Wolves | 42 | 599 | Conley, Edwards, McDaniels, Towns, Gobert | +8,8 |
7 | Magic | 16 | 262 | Fultz, Suggs, F. Wagner, Banchero, Carter Jr. | +7,2 |
Denver Nuggets: Extrem clutch und die Parameter eines Champions
Denver ist eine gut geölte Maschine, deren Starting Five perfekt aufeinander abgestimmt ist. Es erinnert beinahe ein wenig an die Hochzeiten der San Antonio Spurs. Dieses Team schlägt sich nicht selbst, auf der anderen Seite muss der Gegner aber ein perfektes Spiel spielen, um die Nuggets zu schlagen. Das Spiel bei den Lakers war mal wieder das passende Beispiel dafür, auch wenn hier Kentavious Caldwell-Pope fehlte und Wandervogel Justin Holiday (erfolgreiche) Crunchtime-Minuten spielte.
In den letzten fünf Minuten der Partie griffen die Nuggets achtmal an - und scorten achtmal, ohne einen einzigen Turnover. Das ist bei Denver keine Seltenheit, sie sind seit Jahren Crunchtime-Experten. Seit 2018 waren sie nur einmal nicht Top 10 in Clutch-Momenten, es war die Spielzeit ohne Murray und Porter Jr. Es ist fast schon ein Gesetz, dass Denver gewinnt, wenn sie zu dem Zeitpunkt führen, wenn Jokic nach seiner Pause nach einigen Minuten im Schlussviertel zurückkehrt.
"Wir vertrauen unserer Offense in den wichtigen Momenten", meinte Murray nach dem Sieg in L.A. "Wir glauben aber auch an unsere Defense. Wenn wir Stopps generieren und im Gegenzug scoren, ist das eine weitere wichtige Komponente." Seit dem All-Star Break sind die Nuggets Dritter im Defensiv-Rating, neben Boston und OKC sind sie das einzige Team, welches sowohl in Offense als auch Defense Top 10 ist.
Denver Nuggets: Die NBA sucht weiter nach Lösungen gegen Jokic
Das ist der Schlüssel für Denver. Offensiv werden sie immer ihre Punkte machen, dafür haben sie den besten Spieler der Welt, auf den die NBA noch immer keine Antwort gefunden hat. Seit dem All-Star Break legt Jokic durchschnittlich 24,8 Punkte, 14,2 Rebounds und 11,7 Assists bei 62 Prozent aus dem Feld auf. Selbst ein Draymond Green, der über Jahre den Serben immer mal wieder ärgern konnte, war komplett chancenlos.
"Er hat mich komplett zerstört", gab Green in seinem Podcast unumwunden zu. "Ich hatte keinerlei Antworten. Man kann nur weinen oder lachen über sowas, ich habe mich für lachen entschieden." Green merkte zudem etwas an, was viele in Verbindung mit Jokic selten sagen: "Er ist in unfassbarer körperlicher Verfassung. Ich musste mehrfach meine Reserven anzapfen, weil er einfach nicht müde geworden ist und immer sofort umschaltete."
Die Zeiten, in denen über das Gewicht des Centers debattiert wurde, sind lange vorbei. Jokic ist ein Eisenmann, der kaum ein Spiel verpasst und mühelos ein Spiel kontrollieren und auch dominieren kann. Lediglich die Miami Heat mit Bam Adebayo konnten den Joker ein wenig ärgern, das letzte Lachen hatte aber immer der zweimalige MVP.
Denver Nuggets: Wie steht es um Jamal Murray?
Eine Sorge haben die Nuggets abseits der dünnen Bank aber dennoch. Jamal Murray leidet am Schienbeinkantensyndrom, was ein klassisches Merkmal für Überlastung ist und nur schwer behandelbar ist. "Jedes Mal, wenn er spielt, ist das ein Problem", gab Malone nach dem Spiel in Portland zu, das der Kanadier aussetzte. "Wir sind noch auf der Suche, wie wir dieses Problem lösen wollen."
Die Lösung wäre eine längere Pause, dies können sich die Nuggets aber eigentlich nicht leisten. Zu allem Überfluss verletzte sich der Guard gegen Miami auch noch am Knöchel, biss gegen die Lakers aber auf die Zähne und machte mit 24 Punkten und 11 Assists ein überragendes Spiel inklusive einiger wichtiger Würfe im vierten Viertel.
Die Rechnung ist simpel: Kein Murray, kein Ring. Zwar wurde der Kanadier erneut nicht zum All-Star gewählt, doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass "Blue Arrow" als Co-Star von Jokic und seiner Shot Creation vom Perimeter nicht zu ersetzen ist. Die Nuggets sind weiterhin kein Team, das viele Dreier nimmt. Einerseits ist das ein Grund für ihre Konstanz, andererseits macht sie das sehr abhängig von Jokic, wenn Murray fehlt, da KCP, Porter Jr. (der sich defensiv enorm gesteigert hat) und Gordon kaum für sich selbst kreieren können.
Denver Nuggets: Weiter der Topfavorit im Westen
Doch selbst mit Murray gibt es für Denver keine Garantien. Das Spannende am Westen ist die Vielfalt an der Spitze. Die jungen Wilden aus OKC, die Denver schon einige Male ärgern konnten, die aber auf Center mit Ausnahme von Chet Holmgren sehr dünn besetzt sind. Der Gegenpol ist Minnesota, die mit Rudy Gobert, Karl Towns und Naz Reid gleich drei fähige Bigs haben sowie das Star-Ensemble der Clippers, die jedoch seit der Bubble 2020 von 14 Vergleichen mit Denver gerade einmal 3 gewinnen konnten.
Zudem lauern mit Phoenix, Dallas oder womöglich Golden State weitere potenzielle brandgefährliche Erstrundengegner, die Denver durchaus vor Probleme stellen könnten. Die Betonung liegt natürlich auf "könnten", denn wenn die vergangenen Wochen eines gezeigt haben, dann, dass die Nuggets nach ihrer ersten Meisterschaft noch lange nicht satt sind. Auch die Spurs waren bekannt dafür, nach der All-Star-Pause den Takt zu erhöhen, genau das machen die Nuggets (auch die Bucks und Celtics im Osten). Diese Mannschaft ist gefestigt, hat eine klare Struktur, den besten Spieler der Liga und weiß, was es braucht, um große Spiele zu gewinnen.
Damit ist auch klar: Wer den Westen gewinnen will, wird Denver viermal schlagen müssen. Ein Team, das im Vorjahr auf dem Weg zum Titel gerade einmal vier Spiele abgab und in dieser Saison keinen Deut schlechter aussieht.
Denver Nuggets: Die kommenden Spiele
Datum | Uhrzeit | Gegner | Ort |
6. März | 4 Uhr | Phoenix Suns | H |
8. März | 4 Uhr | Boston Celtics | H |
10. März | 3 Uhr | Utah Jazz | H |
12. März | 2 Uhr | Toronto Raptors | H |
14. März | 0.30 Uhr | Miami Heat | A |