Seit über zwölf Jahren bekleidet Donnie Nelson eine verantwortliche Position bei den Dallas Mavericks. Einen derartig stressigen Sommer hat aber auch er noch nicht erlebt.
"Ich schließe mich für den Großteil des Tages in unserem War Room, unserer Kommandozentrale, ein. Mittlerweile kommt es mir so vor, als ob ich seit zwei Wochen darin hause", sagt der General Manager der Dallas Mavericks.
Es sollen keine Zweifel aufkommen, dass sein Klub nicht alles unternehmen würde, um die Mannschaft zu verstärken. Nur unter dieser Prämisse hat Dirk Nowitzki in Dallas einen neuen Vertrag unterschrieben.
Shaq auf der Wunschliste ganz oben
Der Haken: Bisher ist den Mavs von der Verpflichtung des Perspektivspielers Ian Mahinmi abgesehen kaum etwas gelungen. "Wir arbeiten derzeit genauso hart wie kurz vor dem Draft oder kurz vor dem Beginn der Free-Agent-Periode, um ein Tauschgeschäft auf die Beine zu stellen. Aber ein Mega-Superstar-Trade bleibt schwierig", verteidigt sich Nelson - und sichtet weiter nach Verstärkungen.
Etwa eine Verstärkung wie NBA-Legende Shaquille O'Neal? Denn wie die "Dallas Morning News" berichtet, führt der vertragslose Center, der letzte Saison bei den Cleveland Cavaliers ein durchwachsenes Jahr erlebte, die Wunschliste der Mavericks an - und Shaq selbst wäre angeblich nicht abgeneigt und würde derzeit die verschiedenen Optionen abwägen.
Neben Dallas gelten sein Ex-Team Miami Heat, die San Antonio Spurs und die Atlanta Hawks als Interessenten am viermaligen Champion. Nowitzki jedenfalls zeigt sich gegenüber SPOX begeistert von Shaq und der Aussicht, mit ihm in die neue Saison zu gehen.
"Er weiß, wie man Meisterschaften gewinnt"
"Er wäre auf Grund seiner Erfahrung eine große Bereicherung für unsere Mannschaft. Er ist nach wie vor ein dominanter Center und öffnet Räume für andere", sagt Nowitzki.
Der 32-Jährige erhofft sich durch O'Neal auch einen Mentalitätswechsel in der Mannschaft: "Shaq kann motivieren und er weiß, wie man Meisterschaften gewinnt."
Finanziell müsste der Deal machbar sein. Formal dürfen die Mavs zwar keinen Free Agent unter Vertrag nehmen, da sie über dem Salary Cap liegen. Aufgrund der sogenannten Ausnahmeregelung "Mid-Level-Exception" kann Dallas Shaq jedoch ein Jahresgehalt von immerhin 5,8 Millionen Dollar anbieten.
Mavericks unter Zugzwang
Ob der 38-Jährige jedoch sportlich die Mavericks auf ein neues Level hievt, erscheint zumindest fragwürdig. Mittlerweile hat der Big Diesel einen Großteil seiner Spritzigkeit eingebüßt, vergangene Saison spielte er bei den Cavs mit 12,0 Punkten sowie 6,7 Rebounds sein statistisch unproduktivstes Jahr der Karriere.
Andererseits gehört Shaq zu den wenigen "echten" Centern der NBA und könnte mit dem in Dallas verbleibenden Brendan Haywood eines der körperlich robustesten Big-Men-Duos ligaweit bilden.
Zumal Dallas langsam die Optionen ausgehen. LeBron James und Dwyane Wade entschieden sich für die Miami Heat, genauso wie der wertvolle Rollenspieler Udonis Haslem, der zuletzt eine Offerte von Dallas und Denver ausschlug und ebenfalls bei den Heat bleibt, obwohl er bei den Mavs insgesamt über zehn Millionen Dollar mehr hätte verdienen können.
Weitere Kandidaten kommen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in Frage. Sei es, weil es Zweifel an deren Gesundheitszustand gibt (Jermaine O'Neal, Tyson Chandler), weil in einem Trade die Mavs womöglich ihren Shootingstar Rodrigue Beaubois hätten abgeben müssen (David Lee) - oder, weil der angebotene Spieler ein unzuverlässiger Kindskopf ist (Michael Beasley).
Schlechte Karten bei Jefferson
Selbst das angeleierte Wechselgeschäft mit den Minnesota Timberwolves ist wohl geplatzt. Die Mavs fragten an, ob deren Power Forward/Center Al Jefferson verfügbar sei, und boten im Gegenzug Erick Dampiers auslaufenden Vertrag sowie Matt Carroll und/oder DeShawn Stevenson an.
Zusätzlich fordern die Wolves jedoch angeblich zwei Erstrunden-Picks, weswegen sich Dallas aus den Verhandlungen zurückgezogen haben soll. Mittlerweile gelten die Utah Jazz als Favorit auf einen Jefferson-Trade.
Neben einem Big Man halten die Mavs nach einem Small Forward/Shooting Guard Ausschau, wobei die gehandelten Namen wie Matt Barnes, Rasual Butler oder Raja Bell wohl nicht das sind, was sich Nowitzki unter Verstärkung vorstellt.
Nowitzki trauert LeBron nach
Vielmehr bedauert er nach wie vor die Absage von James. "LeBron ist einer der besten Spieler der Welt, ich wäre sehr gerne mit ihm aufgelaufen. Er hätte uns mit einem Schlag zu einem Meisterschafts-Favoriten gemacht", sagt Nowitzki zu SPOX.
Der Meinung von einigen Mitspielern wie Jason Terry und Caron Butler, die auch ohne einen neuen Superstar von der Konkurrenzfähigkeit der Mavs ausgehen, weil sich das Team bereits gefunden habe, widerspricht Nowitzki.
Nowitzki: "Es hilft sicherlich, wenn eine Mannschaft schon länger zusammenspielt. Aber der Wettbewerb ist hart. Ich bin mir sicher, dass sich gute Spieler immer schnell in ein Team integrieren lassen."
Ein Spieler wie Shaq?