NBA

Dirk Nowitzkis Superhelden-Show

Von Haruka Gruber
Der Zweitplatzierte Nowitzki (r.) gewann das Duell der NBA-Topscorer gegen den Ersten Durant
© Getty

Hat Dirk Nowitzki den Traumpartner gefunden? Im Topspiel bei den Oklahoma City Thunder harmoniert er perfekt mit Neuzugang Tyson Chandler. Caron Butler hingegen hat sich mit dem "Josh-Howard-Virus" infiziert.

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Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte (56:55 für Oklahoma) setzten sich die Thunder zwischenzeitlich auf 11 Punkte ab (75:64), doch dank einer Leistungssteigerung entschieden die Mavs das letzte Viertel (36:22) und damit auch das Topspiel der Western Conference für sich. Für Oklahoma war es die erste Niederlage nach fünf Siegen in Serie.

Der Zweitplatzierte Nowitzki (34 Punkte, 9/15) gewann außerdem knapp das Duell der NBA-Topscorer gegen Oklahomas Kevin Durant (32, 12/20). Unterstützung bekam der herausragende Deutsche vom nicht minder starken Tyson Chandler, der ein sattes Double-Double auflegte: 17 Punkte, 18 Rebounds.

Dallas rangiert nun mit 10 Siegen und 4 Niederlagen auf Platz fünf im Westen. Die Thunder (10-5) verloren die Führung in der Northwest Division an Utah (11-5) und folgen auf Rang sechs.

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas) über...

... das Spiel: "In der NBA kannst du nur erfolgreich sein, wenn du die Big Shots machst. Wir sind zum richtigen Zeitpunkt heiß gelaufen."

... Tyson Chandler: "Alleine schon seine positive Energie ist fantastisch. Wenn er mal auf der Bank sitzt, ist er der Erste, der aufsteht und uns anfeuert. Er ist ein Führungsspieler."

Tyson Chandler (Dallas): "Ich werde jedes Mal auf dem falschen Fuß erwischt, wenn Dirk seine wichtigen Würfe trifft, weil man es einfach nicht erwartet. Ich liebe es aber, ich liebe es absolut."

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City): "Man kann es nicht anders sagen: Die Mavs sind einfach ein gutes Team. Sie haben am Ende eine Menge Dreier getroffen und sind mit Energie ins vierte Viertel gestartet. Wir müssen uns wegen der Niederlage nicht schämen."

Thunder - Mavericks: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Nichts Ungewöhnliches: Beide Teams mit den erwarteten Starting Fives.

12.: Ausgeglichenes erstes Viertel. Dallas mit unnötigen Ballverlusten, aber besserer Reboundarbeit. 27:24 Thunder.

16.: Butler (11 Punkte) und Durant (10) egalisieren sich, Nowitzki noch blass (6). 34:33 Mavs.

23.: Dallas mit einem 9:0-Lauf, nachdem Dirk (10 Punkte) einen butterweichen Fadeaway an der Grundlinie versenkt. 51:50 Mavs.

32.: Bei den Thunder geht nicht viel zusammen, aber die Mavs werfen von Nowitzki abgesehen nur Backsteine. 8 Würfe in Serie, die meisten davon völlig freistehend, gehen vorbei! 75:64 Thunder.

39.: Noch immer wollen die offenen Würfe nicht reingehen, aber Dallas beißt sich zurück ins Spiel. Dirk erst mit dem Jumper, dann mit dem klugen Durchsteck-Pass auf Marion. Nur noch 83:81 Thunder.

42.: ÜBERRAGEND!!! Dirk aus der Ecke für drei, dann Ballgewinn und im Gegenzug erneut ein erfolgreicher Dreier von Nowitzki, der dabei gefoult wird und den Bonus-Freiwurf versenkt. 90:90!

46.: Butler ist völlig abgetaucht, dafür bekommt Marion seine Minuten und nutzt sie. Starker Tip-in, kurz darauf legt Chandler mit einem Dunk inklusive Freiwurf nach. Dallas kommt ins Rollen: 103:92 Mavs!

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Die Superhelden-Analogie mit Batman und Robin ist ausgelutscht - aber eben auch so treffend. Nowitzki lieferte innerhalb von 24 Stunden seine zweite Leistung auf MVP-Niveau ab und hatte gemeinsam mit seinem Premium-Sidekick maßgeblichen Anteil am zehnten Saisonsieg. Sein Robin hieß jedoch nicht Jason Terry oder Butler, die über weite Strecken enttäuschten, sondern Chandler. Während der im Sommer verpflichtete Center in der Zone patroullierte, sich 18 Rebounds (7 offensiv) abgriff und Korbgefahr ausstrahlte (5 von 9 für 17 Punkte), nutzte Nowitzki die sich dank Chandler ergebenden Freiräume. Entweder per Mitteldistanzwurf oder indem er immer wieder im Eins-gegen-eins Fouls zog (14 von 15 Freiwürfe). Sein spektakuläres 7-Punkt-Spiel innerhalb von 26 Sekunden Mitte des vierten Viertels war entscheidend für die Wende.

Der Flop des Spiels: Caron Butler. Als ob er sich bei seinem Vorgänger Josh Howard angesteckt hätte: Butler bleibt unberechenbar - und das im negativsten Sinn. In der ersten Hälfte traf er 6 von 9 für 15 Punkte und erinnerte trotz nachlässiger Defense gegen Durant an den Caron Butler, der 2007 und 2008 zum All-Star-Game berufen wurde. Nach der Pause jedoch agierte er wie so oft in dieser Saison: launisch und unbeständig. Statt aggressiv zum Korb zu ziehen oder seine Mitspieler einzubeziehen, nahm er unmotivierte Jumper, traf keinen einzigen (0/4) und war hauptverantwortlich dafür, dass Oklahoma im dritten Viertel wegziehen konnte. Die Reaktion von Coach Rick Carlisle: Butler saß das komplette letzte Viertel auf der Bank.

Analyse: Dallas schien von Beginn an gewillt, das Spiel schneller zu gestalten als beim mühsamen und unansehnlichen Erfolg gegen Detroit. Jason Kidd drückte auf das Tempo, so dass die Thunder immer wieder ungeordnet in der Verteidigung standen. Durch unnötige Turnover verpassten es die Mavs aber, komfortabel in Führung zu gehen.

Mit zunehmender Spieldauer stellte sich Oklahoma City besser auf den Gegner ein, vor allem Russell Westbrook bereitete den Mavs-Guards mit seinen Pässen (9 Assists in Hälfte eins) Kopfschmerzen. Kidd und Terry fiel nur wenig ein, zumal auch offensiv kaum ein Wurf fallen wollte, weswegen der zuletzt enttäuschende J.J. Barea mehr Minuten als erwartet bekam.

Erst als Chandler 7:39 Minuten vor dem Ende für den arg enttäuschenden, aber offenbar von einer Oberschenkelprellung gehandicappten Brendan Haywood zurück in die Partie kam, drehte sich der Spielverlauf zugunsten der Mavs.

Chandler strahlte eine derartige Präsenz aus, dass die Thunder-Guards nur widerwillig zum Korb zogen, gleichzeitig gelangen Butler-Backup Marion trotz seiner Erkrankung vom Tag davor einige wichtige Körbe. In nur 20 Minuten erzielte Marion 12 Punkte und holte 7 Rebounds - was womöglich ausreicht, um Butler aus der Starting Five zu verdrängen.

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