Bei den Los Angeles Lakers fuhren die Dallas Mavericks einen knappen Sieg ein. Und das, obwohl sie zur Pause dank altbekannter Fehler schon recht deutlich hinten lagen. Ausschlaggebend für den Sieg war ein echter Kraftakt, bei dem ihre neue Geheimwaffe ausgiebigst zum Einsatz kam und ein Veteran neu aufblühte.
Zur Halbzeit hatte Dallas im Auftaktspiel bei den Lakers mal wieder eine Führung verspielt, zudem durch Undiszipliniertheiten und dumme Fehler den Gegner stark gemacht. Kennt man alles schon aus früheren Jahren, also wieder mal alles beim Alten. Denkste.
In Halbzeit zwei kämpften sich die Mavericks gegen einen nominell stärkeren Gegner zurück ins Spiel und drehten das Ergebnis am Ende sogar noch. Das ist tatsächlich neu, ebenso wie die Mittel, die zum Erfolg führten. Es stellt sich die Frage: Was hat sich geändert?
Überraschung: Defense
Das Zauberwort lautet Defense. Und die ist angesichts der Mavericks-Spielweise früherer Jahre so untypisch, dass man sie schon als Geheimwaffe bezeichnen muss.
Gut, Kobe Bryant bekamen sie nicht wirklich in den Griff, dafür aber den Rest der Lakers. Nur zwei weitere Spieler punkteten zweistellig, Starting Forward Ron Artest war mit nur einem Treffer aus dem Feld bei acht Versuchen besonders mies.
Entsprechend überrascht zeigte sich Kobe anschließend, als er feststellen musste, dass diese Mavs dem Champ der letzten beiden Saisons ernsthaft gefährlich werden können.
Verteidigung pur im Schlussviertel
Nach einigen Aufs und Abs im Verlauf des Spiels fielen bei den Mavericks die Schüsse gegen Ende wieder gut. Das allein hätte aber wohl nicht ausgereicht, denn auch L.A. tat offensiv genug, um knapp in Führung zu bleiben. Vielmehr waren es die beiden Steals von Jason Terry und Namensvetter Jason Kidd in den letzten 20 Sekunden, die Dallas auf die Siegerstraße führten.
Kidds Coach war davon wenig überrascht: "Er ist einer der Wenigen, die in der Defensive so sehr dominieren können", lobt Rick Carlisle. "Wir versuchen, ihm solche Situationen zu ersparen, weil sie viel Kraft kosten. Eigentlich ist angedacht, dass während des Großteils der Partie andere Spieler Bryant decken. Aber in der Schlussphase macht Jason niemand etwas vor, da kann er sich mit jeder Legende messen."
Tyson Chandler brachte die Leistung des 38-jährigen Point Guards auf den Punkt: "Es war, als würde man dem jungen Kidd zusehen." Und er hat recht - Kidd wirkte wie im unzähligsten Frühling, zeigte in der Mann-Gegen-Mann-Defense gegen einen der besten Scorer in der Geschichte der NBA eine überragende Leistung.
Bei allem Lob, das er für seine Teamkollegen übrig hatte - auch Chandler muss an dieser Stelle erwähnt werden. Und das nicht nur, weil er unter den Körben eine Bank ist. Nicht nur wegen seiner Rebound- und Blockzahlen. Es ist vielmehr seine Help Defense, die den Center derzeit so unersetzlich macht.
Immer wieder unterstützt er seine Kollegen bei der Deckungsarbeit oder jagt einem Gegner hinterher, der seine Bewacher abschütteln konnte. Auch wenn er auf diese Weise nicht jeden Korb verhindern kann - der Druck auf den Gegner wächst, und somit zwangsläufig auch die Zahl der Fehlversuche.
Carlisle hat noch Reserven
Es ist nicht nur so, dass die Mavs mehr Defensivexperten im Kader haben als je zuvor; sie können sich sogar den Luxus leisten, einen talentierten Perimeter Defender auf der Bank schmoren zu lassen. In der Serie gegen die Portland Trail Blazers kam Corey Brewer praktisch nicht zum Zug, stand nur in einer Partie auf dem Parkett - vier Minuten lang.
Umso bemerkenswerter, dass er gleich im ersten Spiel gegen die Lakers doppelt so lang ran durfte. Sein Coach ist sich der Qualitäten seines groß gewachsenen Flügelspielers offenkundig bewusst und könnte ihn häufiger auf Kobe und Co. hetzen, um insbesondere den älteren Stammkräften eine Pause zu gönnen.
Die Energie, die Brewer dem Team bringt, darf nicht unterschätzt werden. Das wird insbesondere aus Nowitzkis Worten deutlich, der nach dem Spiel lobte: "Als Corey nach der Halbzeit rein kam, hat das unser Spiel wirklich verändert"
Merkt das eigentlich irgendwer?
Nach all den Jahren als reines Offensivfeuerwerk haben die Mavericks ihre Spielweise tatsächlich modifiziert, den Fokus auch auf die Rückwärtsbewegung gerichtet. Angesichts der überraschten Reaktion mancher Gegenspieler stellt Shawn Marion die nicht unberechtigte Frage: "Weiß überhaupt jemand, dass wir gute Defense spielen?"
Gegenfrage an Marion: Muss das überhaupt jemand wissen? Schließlich ist sie Dallas' größter Trumpf im Vergleich zu vorangegangenen Saisons und macht auch gegen Topteams wie die Lakers einen erkennbaren Unterschied.
Um mal eine alte Basketball-Platitüde, an der durchaus was dran ist, auszugraben: Offensive gewinnt Spiele, Defensive Meisterschaften. Wenn die Mavs ihre Qualitäten in der Verteidigung auch in den kommenden Spielen demonstrieren können, sind weitere Erfolg gegen die zuletzt auch nicht immer überzeugenden Lakers durchaus möglich. Und die haben vergangenen Saison immerhin die Trophäe abgeräumt.
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