NBA

3-0! Nowitzki macht die Lakers nass!

Von Florian Regelmann / Tobias Rochau
Dirk Nowitzki führte die Mavs mit 32 Punkten zum dritten Sieg gegen die Lakers
© Getty

Angeführt von einem erneut überragenden Dirk Nowitzki gewinnen die Dallas Mavericks Spiel 3 gegen die Los Angeles Lakers mit 98:92 und gehen in der Western-Conference-Halbfinal-Serie mit 3-0 in Führung. Bereits am Sonntagabend (21.15 Uhr im LIVE-TICKER) können die Mavs den Sweep gegen den amtierenden Champion perfekt machen. In der Geschichte der NBA hat noch nie ein Team einen 0-3-Rückstand gedreht.

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Dirk Nowitzki war mit 32 Punken einmal mehr der Topscorer der Partie, Unterstützung kam vom Jason Terry (23 Punkte) und Peja Stojakovic (15 Punkte). Der Dreierspezialist drehte nach grauenvoller erster Halbzeit im Schlussviertel auf und war entscheidend am Sieg beteiligt.

Nachdem die Lakers auf dem Weg zum Sieg waren, schafften die Mavs im letzten Viertel (32:20) noch das Comeback. Andrew Bynum lieferte mit 21 Punkten und 10 Rebounds ein Double-Double für die Lakers ab, Lamar Odom erzielte 18 Punkte, Kobe Bryant kam auf 17 Punkte und 6 Assists. Die Lakers sind das 99. Team in der Geschichte, das 0-3 hinten liegt. Alle 98 Teams zuvor sind nicht mehr zurückgekommen.

Phil Jacksons legendäre Coaching-Karriere könnte am Sonntag zu Ende sein. Mit einem Sweep. Das ist Jackson überhaupt noch nie passiert. Es ist aber auch das erste Mal, dass er mit einem seiner Teams 0-3 in Rückstand liegt.

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Wir sind nicht in Panik verfallen, als wir hinten lagen. Wir haben weiter gefightet, konnten sie dann einige Male in der Defense stoppen und vorne einige Würfe treffen."

... über Spiel 4: "Wir sind nicht gut genug, dass wir jetzt den Fuß vom Gas nehmen könnten. Du willst einem Champion nie Leben einhauchen. Hoffentlich können wir mit den Fans im Rücken wieder so eine Leistung abrufen und ein großes Spiel machen. Die Lakers habe jede Menge Stolz, sie werden es uns nicht schenken. Wir müssen es uns erarbeiten."

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Im Prinzip hatte jedes Play, das wir in der entscheidenden Phase gemacht haben, mit Dirk zu tun. Entweder er hat selbst getroffen, oder er hat seine Mitspieler in Szene gesetzt."

Tyson Chandler (Dallas): "Wir müssen uns glücklich schätzen, dass wir 3-0 führen. Aber bevor es nicht 4-0 steht, schreibe ich sie noch nicht ab. Ich bin mir nicht sicher, wie sie sich gerade fühlen. Ich weiß nur, wie wir uns fühlen. Wir müssen diesen Moment ergreifen. Wir haben eine große Chance und müssen den Sack jetzt zu machen."

Jason Terry (Dallas): "Wir denken nicht, dass es jetzt ein Spaziergang wird. Sie sind immer noch die Champs. Du musst den Champ ausknocken, im Boxen und im Basketball auch."

Phil Jackson (Trainer L.A. Lakers): "Wir sind enttäuscht. Wir haben sowohl in Spiel 1 als auch heute in Spiel 3 das Tempo kontrolliert, aber die Mavs haben die Spiele besser zu Ende gespielt als wir. Das war der Unterschied. Aber wir glauben immer noch, dass wir das nächste Spiel gewinnen werden. Dann sehen wir weiter."

Kobe Bryant (L.A. Lakers): "Wir haben in der Defensive einige der dümmsten Fehler der ganzen Saison gemacht. Aber ich glaube immer noch, dass wir die Serie gewinnen werden. Ich mag krank im Kopf sein oder verrückt, aber ich glaube daran. Im Eishockey passiert es ständig. Jetzt müssen wir einfach am Sonntag gewinnen, nach Hause fliegen und dann schauen wir weiter. Ich bin sauer, weil wir zwei Spiele hergeschenkt haben, aber ich bin nicht entmutigt."

Andrew Bynum (L.A. Lakers): "Wir schlagen uns ein bisschen selbst. Wir haben in den letzten fünf Minuten keinen einzigen vernünftigen Wurf herausgespielt. Es war grauenvoll."

Shannon Brown (L.A. Lakers): "Wir bauen Mist und sie schlagen Kapital daraus. Wir besiegen uns selbst. Sie nützen unsere Fehler gut aus, aber im Endeffekt machen wir einfach nicht das, was wir eigentlich machen müssten. Solch einen Vorsprung dürfen wir einfach nicht hergeben, es ist furchtbar."

Lamar Odom (L.A. Lakers): "Ich bin ein bisschen geschockt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Artest wurde nach seinem Frust-Foul gegen Barea in der Schlussminute von Spiel 2 von der NBA für eine Partie gesperrt. Nach einigen Wirrungen, wer ihn denn nun in der Starting Five ersetzen würde, steht fest: Es ist Odom, der neben Fisher, Bryant, Gasol und Bynum startet. Bei den Mavs bleibt logischerweise alles beim Alten: Kidd, Stevenson, Marion, Nowitzki, Chandler.

7.: Odom vergibt, aber Gasol schnappt sich den Offensiv-Rebound und legt den Ball rein. Guter und fokussierter Start der Lakers, die immer wieder den Weg in die Zone suchen. Das Positive bei den Mavs: Kidd und Stevenson haben beide schon einen Dreier getroffen. 14:10 Lakers.

8.: Nowitzki läuft heiß! Nach einem schlichten Einwurf steigt Nowitzki zu einem seiner patentierten Jumper hoch und trifft. Und Bryant berührt ihn dabei am Ellenbogen und wird nach seinem zweiten Foul von Jackson auf die Bank geholt. Von da sieht er, wie Nowitzki innerhalb von 30 Sekunden auch noch zwei - völlig offene - Dreier versenkt. Schon 11 Punkte für Dirk. 9:2-Run der Mavs. 19:16. Timeout Lakers. Jackson schnappt sich Bynum und Gasol und sagt ihnen, was er von ihrer Defense hält.

12.: Ein Lebenszeichen von Gasol! Der Spanier tankt sich gegen Chandler schön in Richtung Korb durch und schließt mit links ab. Plus Foul. Wichtiger Korb für die Lakers, zuvor waren die Mavs durch einen 9:0-Run leicht davongezogen. 29:27 Dallas. Bryant und der bärenstarke Bynum sitzen beide mit zwei Fouls auf der Bank.

16.: Die Pick-and-Roll-Defense von L.A. ist weiterhin unterirdisch. Terry macht mit den Lakers, was er will und hat seine ersten vier Würfe alle getroffen. 38:32 Mavs.

24.: Kidd will zu Nowitzki passen, aber Bynum fängt den Ball ab. Die Big-Man-Walze läuft einen Fastbreak und lässt es mit beiden Händen mächtig krachen. Die Lakers beenden die erste Halbzeit mit einem 13:3-Run und haben sich die Führung zurückgeholt (51:47). Bynum steht bei 14 Punkten, Nowitzki ist mit 18 Punkten Topscorer der Mavs.

28.: Bryant zieht die Defense auf sich und spielt dann den Pass quer raus auf den frei stehenden Fisher. Kidd kommt zu spät angeflogen. For three. Die Lakers haben ihre höchste Führung des Spiels (58:51). Carlisle nimmt die Auszeit.

36.: Bryants Jumper fällt nicht, aber Brown steigt zum Offensiv-Rebound hoch und trifft den Tip-Shot. Die Mavs waren zwischenzeitlich dran, aber nach einem 8:2-Run Ende des Viertels führen jetzt die Lakers wieder. 72:66 für die amtierenden Champs.

39.: Stojakovic, der in der ersten Halbzeit einige offene Würfe fürchterlich daneben gesetzt hatte, trifft zu Beginn des Schlussviertels zwei Jumper. Aber die Lakers haben die Antwort. Erst ein Dreipunktspiel von Bynum, dann zieht Brown mit aller Macht zum Korb und legt die Pille rein. 79:71 Lakers.

46.: Erst lassen die Lakers Nowitzki schon wieder einen offenen Dreier schießen und treffen, dann schlägt schon wieder Stojakovic zu. Unfassbares Schlussviertel von Peja (11 Punkte). Nowitzki bringt die Mavs von der Freiwurflinie in Führung. 88:87. Dallas riecht am 3-0.

48.: Nowitzki fightet sich irgendwie zum Korb und schließt mit der linken Hand per Jump-Hook ab. Einfach überragend. Odom vergibt auf der Gegenseite, dann holen sich die Mavs auch noch einen Offensiv-Rebound und Fisher bekommt 18 Sekunden vor Schluss ein Foul gepfiffen. Terry trifft beide Freiwürfe. 95:91 Mavs.

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Dritter Mavs-Sieg, drittes Sensations-Spiel von Nowitzki. 32 Punkte, 9 Rebounds, 4/5 von der Dreierlinie - die Zahlen sprechen für sich. Der unbändige Willen, die Entschlossenheit, das Feuer - Nowitzki ist weiterhin "in the zone" und der mit Abstand beste Spieler in der Serie. Bryant konnte die Lakers in der Crunchtime wieder nicht zum Sieg führen, Nowitzki traf dagegen den letztlich entscheidenden Wurf zum 93:91 in überragender Manier und war in der entscheidenden Phase auch sonst an jedem Korb der Mavs irgendwie beteiligt. Außerdem der Mann des Spiels: Stojakovic mit einem irren Schlussviertel. Bei den Lakers bärenstark: Bynum.

Der Flop des Spiels: Pau Gasol. Man kann ihm seine Bemühungen wahrlich nicht absprechen, aber die Leistung des Spaniers war trotz einiger Lichtblicke auch in Spiel 3 wieder total ungenügend. 12 Punkte, 8 Rebounds, 5/13 aus dem Feld - mit solchen Gasol-Stats gewinnen die Lakers gegen die Mavs keinen Blumentopf. Zumal Gasol, dessen ganze Körpersprache eine Katastrophe ist, auch defensiv wieder schlimme Fehler beging. Es ist inzwischen auch klar, was Jackson von den Darbietungen Gasols hält. Die Coaching-Legende verpasste seinem Star-Power-Forward in der zweiten Hälfte nach einem miesen Turnover in der Auszeit einen unglaublichen Einlauf.

Analyse: Die Artest-Sperre zwang die Lakers zu etwas, was sie eigentlich nie machen. Nämlich Odom, Gasol und Bynum gemeinsam auf dem Feld zu haben. Nicht einmal drei Minuten lang hatte es diese Variante in der ganzen Regular Season gegeben. Odom hatte zum letzten Mal in seinen Clippers-Tagen als Small Forward agiert. Jetzt war die Triple-Tower-Taktik nötig und offensiv funktionierte sie von Beginn an sehr ordentlich. Vor allem der ultra-aggressive Bynum war von den Mavs überhaupt nicht in den Griff zu bekommen.

Die Lakers dominierten bei den "Points in the Paint", aber die Mavs blieben dennoch dran. Vor allem dank Nowitzki, der erneut ein überragendes Spiel machte. Die Lakers-Defense war aber auch wieder erschreckend schwach und kassierte im ersten Viertel bei sechs Plays 18 Punkte (4 Dreier, 2 Dreipunktspiele). Warum sein Team ausgerechnet Nowitzki zweimal völlig frei an der Dreierlinie abdrücken ließ, war auch Jackson schleierhaft. Die Treffsicherheit der Mavs von Downtown hielt sie im Spiel.

Im zweiten Viertel lag Dallas mit bis zu sechs Punkten in Führung, ehe es in den letzten fünf Minuten vor der Pause den Faden verlor. Viele Fehlwürfe und einige Turnover führten dazu, dass die Lakers wieder aufkamen. Zumal die Mavs das Problem hatten, dass außer Nowitzki und Terry niemand offensiv in die Gänge kam. Die Lakers hatten das Problem, dass Gasol bis auf wenige Ausnahmen erneut enttäuschte, aber sie kompensierten es. Weil Bynum und Odom stark waren. Weil von der Bank (Brown und Blake) zumindest eine gewisse Produktivität kam. Und weil Bryant, der früh in Foulproblemen steckte, sehr effizient spielte (4/4 FG in der 1. Hälfte).

Bis fünf Minuten vor Schluss lief es in der Folge aus Lakers-Sicht eigentlich wunderbar. L.A. führte mit sieben Punkten Vorsprung und machte vor allem in der Defense einen viel besseren Job. So ließen die Lakers nach dem ersten Viertel in den nächsten 31 Minuten nur 49 Mavs-Punkte zu.

Aber statt das Spiel im Stile eines amtierenden Champions nach Hause zu spielen, gaben es die Lakers doch noch aus der Hand. Es war erneut ein totaler Kollaps. Die Lakers machten in der Crunchtime alles falsch, was man nur falsch machen kann. Und von Bryant war außer einem Ballverlust und einem Airball nichts zu sehen.

Die Mavs trafen in den letzten Minuten dagegen einen wichtigen Wurf nach dem anderen und beendeten die Partie unter "Beat L.A."-Sprechchören mit einem 20:7-Lauf. Letztlich gewannen die Mavs das Spiel erneut von der Dreierlinie (12/29), wo sie die große Lineup des Gegners killten und wo sie den Lakers (3/13) jedes Mal überlegen sind. Das Gleiche gilt für die Bank-Punkte (42:15 Mavs). Damit holte sich Dallas vier Matchbälle, um ins Conference-Finale einzuziehen. Mit einem Sieg am Sonntag können Nowitzki und Co. die Lakers sogar sweepen. Klingt unfassbar. Ist unfassbar. Ist aber vor allem wahr und nach den gezeigten Leistungen auch verdient.

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