Spiel 2 der NBA-Finals 2011 wird als eines der größten Comebacks in die Geschichte eingehen! Die Dallas Mavericks lagen Mitte des Schlussviertels bei den Miami Heat bereits mit 15 Punkten in Rückstand (73:88) - alles deutete auf die zweite Pleite im zweiten Finalspiel hin.
Aber dann startete Dallas eine furiose Aufholjagd und sorgte mit einem 22:5-Run in den letzten 6 Minuten und 18 Sekunden noch für die Wende und einen brutalen Schocker. Dirk Nowitzki hatte lange große Probleme mit seinem Wurf, drehte aber in der Crunchtime groß auf und erzielte die letzten 9 Punkte der Mavs. Darunter auch den Game-Winner drei Sekunden vor Schluss, als er energisch zum Korb zog und mit links abschloss.
Von einer Behinderung wegen seines Sehnenrisses am Mittelfinger der linken Hand war nichts zu sehen. Nowitzki beendete die Partie mit 24 Punkten (10/22 FG, 3/3 FT), 11 Rebounds und 4 Assists. Ebenfalls stark bei den Mavs: Shawn Marion mit 20 Punkten und 8 Rebounds. Jason Terry steuerte 16 Zähler zum Erfolg bei.
Der alles überragende Mann bei Miami hieß Dwyane Wade. Der Superstar-Guard lieferte 36 Punkte (13/20 FG), 6 Assists, 5 Rebounds, 3 Steals und 2 Blocks. LeBron James sammelte 20 Punkte, 8 Rebounds, 4 Assists und 4 Steals. Für die Heat war es die erste Heim-Niederlage in den diesjährigen Playoffs.
Weiter gehen die dramatischen Finals jetzt in Dallas, wo am Sonntag, Dienstag und Donnerstag Spiel 3, 4 und 5 stattfinden werden. Spiel 6 und 7 würden dann wieder in Miami ausgetragen werden.
Das gesamte Spiel und alle User-Kommentare zum Nachlesen!
Reaktionen:
Dirk Nowitzki (Dallas): "Das war definitiv ein unglaubliches Comeback und ein großer Sieg für uns. Wir haben nie aufgegeben. Das war entscheidend."
Shawn Marion (Dallas): "Wir glauben immer, dass wir zurückkommen können. Egal, wie es gerade steht. Das Spiel ist erst vorbei, wenn der finale Buzzer ertönt."
Dwyane Wade (Miami): "Wir haben nicht so gespielt, wie wir es normalerweise machen. Deshalb hat Dallas den Sieg verdient und wir nicht."
Chris Bosh (Miami): "Wir haben am Ende nicht unsere Systeme durchgebracht. Wir sind aber nicht geschockt, wir sind enttäuscht. Aber die Realität ist die Realität. Damit müssen wir jetzt klarkommen und uns auf das nächste Spiel konzentrieren."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Wie erwartet keine Veränderungen bei beiden Mannschaften. Heißt: Miami beginnt wieder mit Bibby, Wade, James, Bosh und Anthony. Für Dallas starten Kidd, Stevenson, Marion, Nowitzki und Chandler.
7.: D-Wade ist on fire! Erst zeigt er uns einen wunderschönen Driving Layup, dann penetriert er beim nächsten Angriff und passt raus zu James, der an der Dreierlinie steht und seinen ersten Wurf des Spiels trifft! 8:1-Run der Heat. 14:13 Miami. Wade schon mit 6 Punkten und 3 Assists.
11.: Stojakovic mit einem grauenhaften Turnover, auf der anderen Seite steht Bibby mal wieder an der Dreierlinie frei, diesmal trifft er aber nicht. Macht aber nichts, denn von links kommt Herr LeBron James angeflogen und stopft das Ding brutalst rein! Was ein Dunk! 23:20 Heat.
15.: Nowitzki erst mit einer guten Deflection in der Defense, dann geht er vorne mit einem Schritt links an Bosh vorbei und verwandelt den Pull-up-Jumper. Das sieht gut aus bei Dirk, und das sieht vor allem insgesamt gut aus bei den Mavs. Dallas ist viel aggressiver als in Spiel 1, an beiden Enden des Courts. 36:32 Mavs. Die Heat haben immer noch keinen Freiwurf genommen.
22.: Wade regt sich fürchterlich auf, dass er beim Layup-Versuch keinen Foul-Call bekommt und auf der anderen Seite trifft Marion nach einem ganz feinen No-Look-Pass von J-Kidd. 51:42 Dallas. Timeout Heat.
24.: Ganz schwach, was die Mavs in den letzten drei Minuten vor der Pause gespielt haben. Wade sorgt mit einem Dreier für den 51:51-Ausgleich, Miami beeendet die erste Hälfte mit einem 9:0-Run (Wade-Dreier und 6 Freiwürfe), und das alles mit LeBron (3 Fouls) auf der Bank.
27.: Das ist so schlecht, Mavs. Marion verliert den Ball, Wade läuft den Fastbreak, tanzt um Nowitzki herum und haut die Pille rein. Kurz später: Katastrophen-Pass von Stevenson, ab geht die wilde Fahrt, Wade mit dem Alley-oop-Pass zu James, der den Ball reinlegt. Die Mavs killen sich mit Turnovers. 57:52 Miami. Timeout Dallas.
36.: James zieht zum Korb und hat keine Mühe, den nächsten Flying-Slam-Dunk zu zeigen, weil bei den Mavs keine Help-Defense kommt. Den letzten Korb vor Viertelende macht aber dann Terry. Gute Schlussphase von Dallas im dritten Viertel. Dank eines 10:4-Runs beträgt der Rückstand nur noch 4 Zähler (71:75). Alles drin.
41.: Dirk trifft einfach nicht und auf der anderen Seite kommt Bosh nach einem Chalmers-Fehlwurf angeflogen und macht den Put-Back-Dunk! Dann noch zwei Wade-Freiwürfe und ein Wade-Dreier aus der Ecke - Miami ist nach einem 13:0-Run auf 15 Punkte weg. 88:73 Heat.
48.: Nowitzki bringt die Mavs mit einem Jumper erst auf 2 ran, dann spielen die Mavs einige Male fantastische Defense und zwingen James zu zwei schwierigen Dreiern mit ablaufender Shot-Clock - und dann laufen die Mavs nach einem wilden Play einen 3:1-Fastbreak. Nowitzki macht den Layup. 90:90! 17:2-Run der Mavs. Noch 57 Sekunden. Auszeit Heat.
48.: Unfassbar! Wade trifft den Dreier nicht, aber dafür Nowitzki auf der anderen Seite! 93:90 Mavs. Miami nimmt 26 Sekunden vor Schluss seine letzte Auszeit. Und was passiert dann? James wirft den Einwurf auf die andere Seite rüber, wo Chalmers in der Ecke völlig frei steht und den Dreier trifft. Terry hat total gepennt. 93:93.
48.: Nowitzki verlässt sich nicht auf einen Jumpshot, sondern geht an Bosh vorbei energisch zum Korb und trifft drei Sekunden vor Schluss den Layup, mit links!!! Miami hat keine Auszeit mehr, Wade nimmt mit dem Buzzer einen Running-Three-Pointer, aber er geht nicht rein. DALLAS GEWINNT! 95:93! Eines der größten Comebacks in der Geschichte!
Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Eigentlich war Dwyane Wade schon lange als Star des Spiels eingetragen. Wade spielte absolut spektakulär. 36 Punkte, 6 Assists, 5 Rebounds, 3 Steals, 2 Blocks - Wade war überhaupt nicht zu stoppen und schien Miami zu einer 2-0-Serienführung zu tragen. Ganz im Gegensatz zu Nowitzki, der uncharakteristisch viele offene Würfe daneben setzte, sich viele Turnovers (5) leistete und Mitte des letzten Viertels ein Flop-Kandidat war. Doch dann kam die Crunchtime, es kam das unfassbare Comeback, es kam Nowitzki. Dirk erzielte die letzten 9 Punkte der Mavs und gab zum wichtigen Kidd-Dreier auch noch den Assist. Er traf in der letzten Minute erst den Dreier zum 93:90 und dann Sekunden vor Schluss nach einem überragenden Move den Layup zum Sieg. Außerdem hatte Nowitzki das beste Plus-Minus-Rating (+13) aller Spieler. Es ist vielleicht seine letzte Chance, den Titel zu holen. Und ein 0-2-Rückstand wäre mit ziemlicher Sicherheit schon das Ende gewesen. Es lief lange nicht bei ihm, aber als es wirklich darauf ankam, schaltete Nowitzki - trotz Sehnenriss - mal wieder in den Außerirdischen-Modus hoch. Ganz große Performance.
Der Flop des Spiels: Chris Bosh. Die Formel für Heat-Siege in dieser Saison ist recht einfach: Von ihren Big Three müssen zwei Mann gut spielen, dann reicht es im Normalfall immer zum Sieg. Das war auch in Spiel 1 so, als James und Wade eine Off-Night von Bosh in der Offense kompensierten. In Spiel 2 gelang ihnen das aber nicht mehr. Bosh, der in Spiel 1 nur 5 von 18 Würfen getroffen hatte, traf in Spiel 2 nur 4 von 16 Würfen. Macht 9 von 34 aus dem Feld in den ersten beiden Spielen, 26,5 Prozent. Unterirdisch. Dazu wurde er beim Game-Winner von Nowitzki nass gemacht. Die Heat brauchen in den nächsten Spielen einen viel effizienteren Bosh, wenn sie den Titel holen wollen. Nur James und Wade könnte gegen diese nicht totzukriegenden Mavs nicht reichen.
Analyse: Man kann Spiel 2 nicht rational zusammenfassen. Es war eine absolut unglaubliche Partie. Schon im ersten Viertel lief das Spiel völlig anders als in Spiel 1. Da stand es nach 12 Minuten 17:16 für die Mavs, nun stand es 28:28. Es war viel mehr von Offense geprägt, beide Teams hatten gute Quoten aus dem Feld.
Mavs-Coach Rick Carlisle musste zufrieden sein mit dem, was er sah. Sein Team zeigte die nötige Reaktion nach Spiel 1 und war in allen Bereichen viel aggressiver und entschlossener. Die Heat blieben nur im Spiel, weil sie einen überragenden Wade und einen starken James in ihren Reihen hatten. Und weil sie gut von außen trafen. Miami verlegte sich gegen eine gute Mann-Mann-Verteidigung der Mavs zu sehr auf Würfe aus der Distanz und musste deshalb über 18 Minuten lang auf seinen ersten Freiwurf warten.
Die Mavs kontrollierten auch die Bretter viel besser als in Spiel 1 und setzten sich quasi folgerichtig wenige Minuten vor der Pause auf neun Punkte ab (51:42). Heat-Coach Erik Spoelstra war vor allem mit seiner Defense unzufrieden - und seine Ansprache in einer Auszeit zeigte Wirkung. Miami schaltete in der Defense einen Gang hoch und drehte das Spiel in den letzten Minuten bis zur Halbzeit und anschließend im dritten Viertel. Aus einem 9-Punkte-Rückstand machte Miami mit einem 29:10-Lauf eine 10-Punkte-Führung (71:61).
Als die Mavs im letzten Viertel dann auch noch damit anfingen, die Heat durch unzählige Ballverluste zu einem Fastbreak nach dem anderen einzuladen, schien Miami das Spiel schon gewonnen zu haben. Dallas killte sich mit seinen Turnovers, Wade legte noch einmal eine Schippe drauf und sorgte mit seinem Dreier Mitte des letzten Viertels für klare Verhältnisse (88:73 Heat).
Bei den Mavs ging nichts mehr. Angefangen mit den letzten Minuten vor der Pause hatte Dallas in knapp 21 Minuten lächerliche 22 Punkte zustande gebracht. Es war eigentlich unmöglich, gegen diese Heat-Defense solch einen Rückstand zu drehen, aber sie haben es dennoch geschafft. Die Mavs haben im gesamten Saisonverlauf und in den Playoffs, siehe Oklahoma City, bewiesen, dass sie immer wieder zurückommen - und Spiel 2 der Finals war ihr neuestes und größtes Meisterstück in Sachen Comebacks.
Mit einem 22:5-Run, den man sich nicht vorstellen kann, wenn man ihn nicht gesehen hat, drehte Dallas eines der unfassbarsten Finalspiele der NBA-Geschichte. Die Mavs spielten in der entscheidenden Phase grandiose Defense, zwangen Miami in einen miserablen Wurf nach dem anderen und vorne scorten sie mit Nowitzki und dem jetzt aufgewachten Terry bei jedem Ballbesitz. Selbst ihre viel zu vielen, teils haarsträubenden Turnovers (18) haben sie durch ihren Kampfgeist am Ende weggesteckt.
Dass sie sich durch eine unentschuldbare Schlafmützigkeit (Terry) beim Einwurf das Comeback fast wieder selbst kaputt gemacht hätten, ist auch irgendwie typisch, aber insgesamt sind diese Mavs einfach der Wahnsinn in dieser Saison. Ein absoluter Schlüssel zum Sieg: Die Rebound-Arbeit. In Spiel 1 hatte Dallas 16 Offensiv-Rebounds (-10) zugelassen, dieses Mal ließ man nur 6 zu und schnappte sich selbst 11 (+5). Dallas dominierte an den Boards (41:30-Rebounds).
NBA: Die Ergebnisse der Playoffs im Überblick