Dabei hatte alles so feierlich begonnen für die Mavericks: Die Spieler bekamen in einer Zeremonie die Meisterschafts-Ringe für den Erfolg der Vorsaison überreicht. Besitzer Mark Cuban hatte diese für alle Spieler und den Trainerstab anfertigen lassen. Ein Ring kostet 40.000 Dollar, was für Cuban Gesamtkosten von 1,4 Millionen Dollar bedeutet.
Beim Saisonauftakt, als ähnlich emotional der Championship Banner gehisst wurde, war Dallas gegen die Miami Heat blamabel untergegangen.
Genau das wollte die Mannschaft gegen die Wolves vermeiden, entsprechend engagiert ging sie in die Partie. Nur: Nach gutem Start gestaltete sich für Dallas die zweite Hälfte ähnlich ernüchternd wie das gesamte Miami-Spiel.
Minnesota (8-10) entschied die letzten 24 Minuten mit 53:36 für sich und sorgte dafür, dass zwei Serien endeten: Die Mavs (11-8) verloren zum ersten Mal nach 3 Siegen hintereinander (davon 2 ohne Dirk Nowitzki), außerdem kassierten sie nach 15 Spielen wieder mehr als 100 Punkte.
Besonders Wolves-Power-Forward Love brachte Dallas mit seinem facettenreichen Offensiv-Spiel und dem Rebounding zum Verzweifeln (31 Punkte, 10 Rebounds). Bei Dallas trafen Jason Terry (17) und Shawn Marion (15) am besten.
Wegen einer Achillessehnen-Verletzung kam J.J. Barea, der vor der Saison von Dallas nach Minnesota ging, nicht zum Einsatz. Kleiner Trost: Er erhielt selbstredend ebenfalls einen der Championship-Ringe.
Reaktionen:
Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Der Knackpunkt war das Ende der ersten Hälfte. Da haben wir die nötige Konzentration vermissen lassen. Wir hatten heute einfach nicht verdient, zu gewinnen. Und nach dem zweiten Viertel waren wir sowieso gar nicht mehr auf dem Platz."
Shawn Marion (Dallas Mavericks): "Ich weiß, der Ring war heute das große Thema. Aber wir hätten trotzdem das Spiel gewinnen müssen. Das ist unsere Aufgabe. Der Ring liegt hinter uns."
Kevin Love (Minnesota Timberwolves): "Was für ein guter Tag. Erst die Vertragsverlängerung, und dann der großartige Erfolg gegen die Mavs. Es ist schön, zu sehen, wie wir uns Schritt für Schritt entwickeln."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Dallas im dritten Spiel ohne Nowitzki und im fünften ohne Vince Carter, Lamar Odom bleibt entsprechend in der ersten Fünf.
Minnesota hat im Vergleich dazu die Seuche: Mit Michael Beasley (Fußverstauchung), Martell Webster (Rücken) und Luke Ridnour (Knie) fehlen drei Starting-Five-Optionen, außerdem stehen auch Barea (Achillessehne), Brad Miller und Malcolm Lee (beide Knie) nicht zur Verfügung.
5.: Brendan Haywood bestätigt den guten Lauf der letzten Spiele: Schon 6 Punkte, darunter 4 beim 8:0-Lauf. 12:7 Mavs.
6.: Unfassbar: Wolves-Center Milicic mit dem 4. Block nach 5:49 Minuten! 12:11 Mavs.
12.: Love bringt alles für einen Superstar mit, diesmal trifft er von Downtown. Das direkte Duell zwischen Love (4/6 für 11 Punkte) und Odom (1/7 für 2 Punkte) könnte eindeutiger nicht sein. 26:25 Wolves.
15.: Was ein Fast Break - und was für ein begeisterter Nowitzki: Love mit dem Turnover, Terry bedient mit einem Lob Pass Brandan Wright, der per Alley-oop-Monsterdunk vollendet. Der verletzte Nowitzki als Co-Kommentator schreit ins Mikro: "Shut it dooooooooown!!! Let's get hooooooome!!!" 37:31 Mavs.
21.: Schlechter Roddy, guter Roddy: Beaubois offensiv mit einem wilden Dribbling und einem wilden Dreier, der von Wayne Ellington locker geblockt wird. Aber dann sprintet der Franzose zurück und block den 20 Zentimeter größeren Love. 47:41 Mavs.
27.: Dallas schläft: Viertelübergreifend legen die Wolves einen 17:2-Run hin, die Mavs in der Phase mit 3 Ballverlusten und 1/6 aus dem Feld. 61:56 Wolves.
41.: Die Wolves haben das Kommando übernommen - und Dallas gelingt es nicht, intensiver zu verteidigen. Wilde Phase mit 6 verwandelten Würfen in Folge für beide Teams. 91:80 Wolves.
46.: Minnesota spielt nicht grandios, aber effizient. Immer wieder über Rubio oder dem überragenden Frontcourt Love/Milicic/Pekovic. Die Mavs hingegen verlassen sich zu sehr auf den Dreier, der nicht fällt. 0/4 in Serie. 100:88 Wolves.
48.: Eine bittere zweite Hälfte endet mit einem Turnover von Brian Cardinal. Die Mavs verlieren 90:105!
Der Star des Spiels: Kevin Love. Die Wolves zierten sich und gaben Love für eine Vertragsverlängerung kein Maximum-Angebot, von daher band dieser sich kurz vor dem Dallas-Spiel für eine Zahlung von bis zu 62 Millionen Dollar nur bis 2015 statt, wie es möglich gewesen wäre, bis 2016. Minnesotas Sparsamkeit in Ehren: Aber bei den Mavs bewies Love erneut, warum er der derzeit vielleicht beste Power Forward des Planeten ist. Sein Rebounding ist ohnehin phänomenal (17. Double-Double im 18. Spiel), aber fast ähnlich beeindruckt es, wie vielfältig er sich aufs Scoren versteht. Mal punktet er am Korb, mal trifft er hochprozentig den Dreier (4/6) oder von der Freiwurflinie (9/10). Alleine im letzten Viertel erzielte er 12 Zähler. Fast schon beiläufig: seine 2 Assists, 2 Steals und 2 Blocks.
Der Flop des Spiels: Lamar Odom. Nach zuletzt drei ordentlichen bis guten Leistungen (12,7 Punkte, 48,3 Prozent) verfiel Odom wieder in das seltsam vor sich hinspielende Ich des Saisonstarts zurück, das ihn aktuell zu einem der umstrittensten NBA-Spieler macht. Als Nowitzki-Vertreter wurde von ihm nicht erwartet, dass er Gegenspieler Love gänzlich ausschaltet oder selbst nach Belieben punktet. Doch das tatsächlich Erbrachte erfüllte nicht den minimalsten Anspruch: In 16 Minuten nahm er 14 Würfe, von denen ganze 2 das Ziel fanden. Dass er neben 4 Rebounds statistisch nichts beitrug (0 Assists, 0 Steals, 0 Blocks) außer 2 Turnover, war dabei fast schon zu verzeihen.
Die Analyse: Die Championship der Mavs verkommt zu einem Fluch: Erst die landesweit übertragene Demütigung gegen Miami, nachdem der Banner aufgehängt wurde. Jetzt das: eine unnötige Niederlage gegen ein talentiertes, aber von Verletzungen und Inkonstanz geplagtes Team.
Dabei wäre dies vermeidbar gewesen: Die zwischenzeitliche 46:32-Führung war ein Beleg dessen, dass Dallas mit einer konzentrierten Leistung die Wolves hätte beherrschen können. Die Halbzeit-Pause ging jedoch einher mit einem Sinneswandel. Statt wie anfangs konsequent zu verteidigen und Love für jeden Rebound kämpfen zu lassen, vernachlässigten die Mavs die fundamentalen Aspekte.
Am Korb wurde nicht mehr ausgeboxt, ebenso vernachlässigt wurde die Help-Defense, wenn der nicht wurfstarke, aber wieselflinke Ricky Rubio mit einem Dribbling zum Korb zog und selbst abschloss oder andere einsetzte (17 Punkte, 4/16, 12 Assists). Offensiv wiederum wurden die Spielzüge nur halbherzig umgesetzt, weil der Aufbau zu sehr auf die flinken Hände von Rubio (4 Steals) aufpassen musste und weil das halbherzige Pick'N'Roll fast ohne Wirkung blieb.
Selbst im letzten Viertel hätte Dallas das Spiel noch drehen können, alleine Rubio fabrizierte im dem Abschnitt 4 seiner 7 Turnover. Stattdessen verließen sich die Mavs zu sehr auf den nicht fallenden Dreier (6/22 in der gesamten Partie).
Auffällig vor allem die Überlegenheit des Wolves-Frontcourts. Brendan Haywood hielt noch gut dagegen (8 Punkte, 10 Rebounds), aber das genügte nicht angesichts der Übermacht aus Love und des serbisch-montenegrinischen Center-Duos Milicic/Pekovic. Milicic stand in der Starting Five und blockte alleine in den ersten 5:49 Minuten 4 Mal! Mit mehr Spielzeit wäre sogar ein seltenes Triple-Double möglich gewesen: Am Ende verbuchte er 8 Punkte, 7 Rebounds und 7 Blocks in 24 Minuten. Pekovic wiederum nutzte seine 20 Minuten ebenfalls fast optimal: 4/5 aus dem Feld, 5/5 von der Freiwurflinie, 13 Punkte und 7 Rebounds in 20 Minuten.
Ein eindeutiger Erfolg für Pekovic im Duell der Backup-Center gegen den zuletzt starken Ian Mahinmi (1/5 für 3 Punkte, 5 Rebounds). Und ein eindeutiger Erfolg für Minnesota in Dallas.
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