NBA

Medien: Dallas bietet Toptalent zum Trade an

Von Haruka Gruber
Rodrigue Beaubois steht bei den Dallas Mavericks vor einer ungewissen Zukunft
© Getty

Einst galt er als kommender Superstar der Dallas Mavericks. Als der Erbe Dirk Nowitzkis. Doch nun scheint Dallas genug zu haben von Rodrigue Beaubois. Bahnt sich ein Tausch an?

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Rodrigue Beaubois weiß nur zu gut, wie vergänglich historische Rekorde in der NBA sind. In seinem Debütjahr 2009/10 gelang es ihm, als erster Rookie überhaupt im Laufe einer Spielzeit über 50 Prozent aller Würfe (51,8), über 40 Prozent aller Dreier (40,9) und über 80 Prozent aller Freiwürfe (80,8) zu treffen.

Nach etlichen Draft-Busts schien Dallas endlich einen Sleeper entdeckt zu haben. Ein zuvor namenloser Jüngling aus Guadaloupe, der beim Draft erst an 25. Stelle von den Mavs gezogen wurde und sich in seinen kurzen Einsatzzeiten so hervortat, dass er schnell als zukünftiger Franchise-Player ausgemacht wurde, der das Erbe von Dirk Nowitzki antreten könnte.

"ESPN" heizt Wechselgerüchte an

Nicht einmal zwei Jahre später hat sich alles verkehrt: Seit seinem Fußbruch im Sommer 2010 ist Beaubois nicht mehr der gleiche Spieler - und steht nun offenbar davor, von den Mavs zum Trade angeboten zu werden. Das berichtet "ESPN" unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle.

"Dallas ist bereit, das Experiment Roddy Beaubois zu beenden. Die Mavericks dachten jahrelang, dass der talentierte Franzose der nächste Tony Parker werden könnte, aber ihm gelang es nicht, sich vom Shooting Guard zum Point Guard zu wandeln", heißt es.

Es wäre nicht weiter verwunderlich, sollte Beaubois tatsächlich zum Tausch stehen. Gelegentlich blitzte in dieser Saison sein enormes Talent auf wie etwa bei der 22-Punkte-Vorstellung gegen Utah Ende Januar, doch Coach Rick Carlisle fehlt auch in der dritten Saison das Zutrauen in Beaubois' basketballerische Intelligenz. Dessen Stats: 7,3 Punkte, 2,5 Assists, nur 32,7 Prozent Dreier.

Beaubois lässt Mavs verzweifeln

Im Grunde dient der 23-Jährige als Inbegriff des perfekten Point Guards: Er ist schnell, athletisch, besitzt einen außerordentlich guten Drive, trifft manierlich aus der Distanz und versteht es, die Mitspieler einzusetzen.

Nur: Carlisle und die Mannschaft verzweifeln regelmäßig daran, dass Beaubois Spielkonzepte nicht einhält und zu sehr auf seinen eigenen Wurf achtet statt auf die Kollegen. Obwohl er mit 1,88 Metern in der NBA zu klein für seine angestammte Shooting-Guard-Position ist, wehrt er sich innerlich dagegen, sich wie von den Mavs erwünscht als Point Guard zu spezialisieren.

Mal spielt er tatsächlich wie ein angehender Floor General - doch zu oft verliert er sich in Eigensinnigkeiten und stürzt so das Offensiv-System des gesamten Teams ins Chaos. Deswegen wird er selbst in seinem dritten NBA-Jahr teamintern als Rookie behandelt.

So muss er weiterhin das Gepäck der Veteranen tragen und andere Fleißaufgaben übernehmen - dabei wird er am Freitag 24 Jahre alt. "Ich komme damit klar", sagt Beaubois.

Selbst Dirk Nowitzki übt Kritik

Das ändert allerdings nichts daran, dass die Geduld erschöpft zu sein scheint. "Das Dilemma mit ihm ist, dass sich Roddy selbst als Entertainer sieht. Die Leute lieben es, wenn er als Entertainer auftritt. Aber was wir brauchen, ist Rodddy, der Wettkämpfer. Roddy ist ein netter Junge, ein entspannter Junge. Das Problem: Du kannst nicht nett und entspannt sein, wenn du in der NBA spielst", sagt Coach Carlisle.

Selbst der sonst in den Medien selten tadelnde Nowitzki rügte Anfang Januar offen Beaubois: "Roddy muss an seinem Entscheidungsverhalten arbeiten. Wir alle wissen es: bei Pick'N'Roll-Situationen, beim Aufrufen der richtigen Plays, beim Erkennen von Spielsituationen. Er muss manchmal einen besseren Mix finden zwischen dem Drive, dem Wurf und dem Pass." Nowitzki fügt gleichzeitig an: "Wir brauchen ihn."

Beaubois selbst gibt sich im Spiel phasenweise renitent, außerhalb des Courts jedoch zeigt er sich selbstkritisch. "Ich muss mich an die Erwartungen gewöhnen. Die anderen wie Jason Kidd sagen mir, dass ich als Point Guard spielen kann, und ich glaube selbst, dass ich das kann", sagt er.

Deron Williams soll Kidd folgen

Ob die Einsicht reicht, um den bereits in der Rookie-Saison skeptischen Carlisle zu überzeugen? Zwar betonte Besitzer Mark Cuban noch in der vergangenen Woche, dass Beaubois ein Teil der "langfristigen Planungen" sei, doch der "ESPN"-Bericht und Carlisle' Rotationspolitik widersprechen dem.

Derzeit pausiert Beaubois nach dem Tod seines Vaters aus persönlichen Gründen, aber auch schon davor wurde er nicht mehr eingesetzt, seit Kidd von seiner Verletzungspause zurückgekehrt war. Mehr noch: In seiner Abwesendheit zeigte der wesentlich weniger gehypte Konkurrent Dominique Jones gute Ansätze.

Entsprechend Sinn würde es machen, sollte Dallas an einen Trade mit Beaubois denken. Sein Marktwert war im Sommer 2010 zwar wesentlich höher, trotzdem lassen sich womöglich Teams finden, die ihn für Draft-Picks oder auslaufende Verträge eintauschen. Denn die Maxime der Mavs ist klar: Sie wollen so viel Cap Space wie möglich für den Sommer schaffen, um gleich zwei Premium-Free-Agents, Center Dwight Howard (Orlando) und Deron Williams (New Jersey), zu verpflichten.

Williams ist ein echter Point Guard, der Kidd langfristig ersetzen würde. Ein Point Guard, zu dem Beaubois womöglich nie werden wird.

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