Kyrie Irving stemmte sicht mit allem, was er hatte, gegen die Niederlage. Mit 26 Punkten war der amtierende Rookie des Jahres Topscorer der Partie, verteilite allerdings keinen einzigen (!) Assist - für einen Point Guard indiskutabel.
Schlaglichter: Ein Hauch von Jordan
Unterstützung erhielt Irving von Rookie Dion Waiters (16), Alonzo Gee (15) sowie Daniel Gibson, der von der Bank kommend 16 Punkte beisteurte.
Der ausgeglichenen Offensivleistung der Mavs hatte Cleveland am Ende jedoch nichts mehr entgegenzusetzen. Mit O.J. Mayo (19), Chris Kaman (15), Darren Collison (14), Vince Carter (14) sowie Dominique Jones und Shawn Marion (beide 10) scorten gleich sechs Mavericks zweistellig.
Die Reaktionen:
Rick Carlisle (Mavs): "Wir haben irgendwann aufgehört, komplett verrückte Dinge mit dem Ball anzustellen. Im Moment versuchen wir einfach, herauszufinden, was für eine Art von Team wir sind."
Kyrie Irving (Cavs): "Ich fühle mich nicht wohl, mit meiner linken Hand den Ring zu attackieren. Ich hatte nur eine Hand und habe versucht, Würfe über Chris Kaman zu erzwingen. Er hat gut ausgeholfen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Byron Scott vertraut der üblichen Starting Five. Irving, Waiters, Gee, Thompson und Varejao stehen zunächst für die Cavs auf dem Parket.
Auch in Dallas wird nur ungern experimentiert. Collison, Mayo, Marion, Brand und Kaman beginnen.
3.: Chris Kaman hat seinen Touch bereits gefunden. Einem Turnaround-Baseline-Jumper lässt der Center einen butterweichen Wurf aus der Mitteldistanz folgen. Auf der anderen Seite marschiert Waiters an die Linie und trifft beide. 6:5 Mavs!
8.: Anlaufschwierigkeiten kennt Daniel Gibson offenbar nicht. Um nicht übersehen zu werden, trifft er kurz nach seiner Einwechslung von Downtown. Als Kyrie Irving im nächsten Angriff auch den nächsten Dreier regnen lässt, hat Rick Carlisle erst einmal genug gesehen - Timeout Dallas!
10.: Starkes Hustle-Play von Anderson Varejao. Eigentlich ist der Rebound schon bei Bernard James, doch der Brasilianer schlägt James den Ball fair aus der Hand und belohnt sich selbst - Layup. 23:14 Cavs!
11.: Alte Basketballweisheit: Man verwirft nicht zweimal direkt hintereinander von derselben Stelle - gilt allerdings nicht für Troy Murphy. Kurz nachdem er von Downtown vergeben hat, bekommt Murphy den Ball erneut, steigt wieder hoch - Backstein!
14.: Starkes Ballmovement bei den Cavs. Erst findet Jeremy Pargo aus dem Drive heraus Gibson, der von draußen sicher einnetzt. Kurz darauf leitet Omri Casspi Pargos Anspiel an der Dreierlinie per Touch-Pass auf Gibson weiter. Der steht erneut offen - und bleibt eiskalt.
19.: In Transition lässt Dion Waiters Brandan Wright per Spin-Move ganz alt aussehen. O.J.Mayo antwortet jedoch mit dem langen Zweier. 40-39 Cavs!
24.: Thompson rettet Waiters Fehlversuch spektakulär per Put-Back-Slam. Doch während man sich in Cleveland noch über die vermeintlich letzten Punkte der Halbzeit freut, bringt Dominique Jones die Mavs mit dem Buzzer noch einmal bis auf einen Punkt heran.
28.: Irving läuft langsam heiß. Drei lange Zweier hat der Playmaker nach der Pause genommen. Drei Mal Nothing-but-Net. Doch Collison antwortet mit dem Bankshot - 59:58 Mavs!
30.: Kyrie Irving hat sich offenbar am linken Handgelenk verletzt. Der Playmaker verlässt den Innenraum und lässt sich in der Kabine genauer untersuchen.
34.: Dominique Jones steigt in der Ecke zum Dreier hoch, doch Zeller verteilt keine Geschenke und befördert den Spalding in die Zuschauerränge.
37.: Irving hat sich offenbar den Zeigefinger gequetscht, steht aber schon wieder auf dem Parkett.
42.: Kaum zurück, beendet Irving einen 9-0-Run der Mavs zunächst per Layup, lässt ein verwandelten Freiwurf folgen und bringt Cleveland schließlich bis auf 85:87 heran. Der lädierte Finger scheint nicht groß zu stören.
44.: O.J. Mayo eiskalt! An der Dreierlinie lässt er Alonzo Gee durch einen leichten Headfake erst ins Leere fliegen und verwandelt dann sicher. Kurz darauf lässt Collisons Leger die Mavs auf sieben Punkte davonziehen.
47.: Unfassbar! Zweimal werden die Mavs innerhalb von 24 Sekunden keinen Wurf los. Irving will sich erst gar nicht so lang aufhalten und nimmt direkt den Dreier von ganz weit draußen. Drin! 98:95 Mavs!
Der Star des Spiels: Chris Kaman. Der Center zeigte an beiden Enden des Feldes extreme Präsenz. Vorne fiel nicht nur der Jumper butterweich (6/12), vor allem in der engen Schlussphase bescherte Kaman durch clevere Drives wichtige Punkte - und räumte am eigenen Brett ordentlich ab. Als wäre es nicht genug, dass er mit Anderson Varejao den bislang zweitbesten Rebounder der Saison bei nur 7 Boards hielt und sich selbst 8 sicherte, Kaman beschützte den eigenen Korb wie die Schweiz ihr Bankgeheimnis. Sechs Blocks standen am Ende zu Buche.
Der Flop des Spiels: Anderson Varejao. Verlor das Duell mit Chris Kaman deutlich. Der Brasilianer traf nur erbärmliche 2 seiner 11 Wurfversuche und ließ sich zudem von Dallas' Big Man ausrebounden. Dazu verlegte Varejao selbst einfachste Würfe und fehlte den Cavs so als Offensivfaktor.
Analyse: Es war ein chaotischer Beginn in der Quicken Loans Arena. Wilden Ballverlusten auf der einen folgten ebenso wilde Würfe auf der anderen Seite. Zwar beruhigten sich beide Mannschaften nach einigen Minuten ein wenig, offensiv eröffnete sich den Mavs aber ein großes Problem. Kamen sie ins Laufen oder schlossen in den ersten Sekunden eines Angriffs ab, scorten die Mavericks regelmäßig.
Musste Dallas aber ins Setplay, stockte die Offense zunächst. Der Ball lief nicht gut, oft blieb nur die Einzelaktion oder Isolation. Da aber sowohl Chris Kaman als auch O.J. Mayo früh ihren Touch fanden, mussten die Mavs zu keiner Zeit abreißen lassen. Zudem streute Vince Carter den einen oder anderen wichtigen Dreier ein (3/6 für 14 Punkte).
Clevelands Offense präsentierte sich dagegen wesentlich variabler - Dion Waiters und Kyrie Irving teilten sich mitunter den Ballvortrag. Dazu nutzten die Cavs ihre Geschwindigkeitsvorteile und attackierten immer wieder den gegnerischen Korb. Zwar hatte Dallas Probleme, den Drive zu verteidigen. Waren die Cavaliers aber erst einmal am Brett angekommen, wurde es teils zappenduster. Satte 14 Mal verweigerten die Mavericks jeglichen Zugang zum Korb.
Allerdings fand Cleveland aus dem Dribbling heraus oft den freien Schützen, was vor allem Daniel Gibson in schöner Regelmäßigkeit zu nutzen wusste (4/8 Dreier). Ansonsten schossen die Cavs allerdings extrem schwach aus dem Feld (37,5 gegenüber 51,4 der Mavs).
Dass Cleveland dennoch bis zum Ende am Sieg schnuppern durfte, lag zum einen an einigen Ballverluste der Mavs (20), zum anderen an Kyrie Irving. Der amtierende Rookie of the Year musste sich Ende des dritten Viertels aufgrund einer Verletzung am Zeigefinger der linken Hand behandeln lassen, kehrte aber extrem stark zurück. Ob langer Zweier, Driving Layup, Floater oder Dreier von ganz weit draußen - Irving hielt die Cavs fast alleine im Spiel.
Speziell in den letzten Minuten traten die Mavs, von einigen Ausnahmen abgesehen, an beiden Enden des Feldes aber einfach cleverer auf als die jungen Cavs, hatten zudem meist gleich mehrere Scoringoptionen. Der Lohn: Auswärtssieg Nummer zwei.
Der NBA-Spielplan im Überblick