NBA

Chancenlos! Heat demontieren Mavs

Von Max Marbeiter
LeBron James (r.) dominierte die Dallas Mavericks beinahe nach Belieben
© Getty

Seit dem Finals-Triumph von 2011 können die Dallas Mavericks (12-14) einfach nicht mehr gegen Miami gewinnen (17-6). Noch schlimmer: Die Heat nahmen Dallas beim 110:95 geradezu auseinander, die Mavs hatten im Grunde zu keiner Zeit realistische Chancen auf den Sieg. O.J. Mayo erlebte seinen persönlichen Albtraum.

Cookie-Einstellungen

Der Juni 2011 wirkte weit entfernt, wie selten. Dallas war gegen die Heat insbesondere in der Offense hoffnungslos überfordert. Kein Mav fand auch nur ansatzweise seinen Rhythmus, geschweige denn zu gewohnter Form. Bester Scorer der Mavericks war Rookie Jae Crowder mit 15 Punkten. O.J. Mayo (8 Punkte, 3/14) und Chris Kaman (8 Punkte, 4/10)) erwischten dagegen einen rabenschwarzen Abend.

LeBron James dominierte die Anfangsphase, traf seine ersten sechs Würfe allesamt und stand am Ende, obwohl er im letzten Viertel gar nicht mehr zum Einsatz kam, bei 24 Punkten. Dwyane Wade steuerte 19 Zähler bei, Chris Bosh 17.

Die Reaktionen:

LeBron James (Heat): "Ich fühle mich einfach wohl und habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich arbeite sehr hart an meinem Spiel. Es ist natürlich gut, wenn sich die Arbeit dann auch im Spiel bemerkbar macht."

Rick Carlisle (Mavs): "Sie haben uns übel mitgespielt. Sie sind inzwischen so viel besser. Sie sind einfach länger zusammen. Unser größtes Problem ist momentan, dass wir noch nicht so lang zusammenspielen. Das ist eine Herausforderung."

Der Spielfilm:

Vor dem Tipoff:

Derek Fisher hat sich gegen Philadelphia das rechte Knie verstaucht und wird den Mavs mindestens drei Spiele fehlen. Also wählt Rick Carlisle die naheliegende Variante - Darren Collison beginnt auf der Eins. Auch die übrigen Starter halten das Überraschungslevel im niedrigen Bereich: O.J. Mayo, Dahntay Jones, Shawn Marion und Chris Kaman beginnen.

Für die Heat starten Mario Chalmers, Dwyane Wade, LeBron James, Udonis Haslem und Chris Bosh.

5.: O.J. Mayo blockt Dwyane Wade beim Layup - und schon läuft der Fast Break. Collison verlegt, doch Marion ist brav mitgelaufen und versenkt den Put-Back. Auf der anderen Seite wird Wade gefoult. 2/2 - 10:6 Heat!

9.: Wade und James packen der Heat liebstes Spiel aus. Wade mit dem langen Lobpass, James mit dem Alley-Oop. Dallas hat derzeit noch arge Probleme im Setplay. James ist dagegen schon mittendrin. Von jenseits der Dreierlinie steigt der amtierende MVP zum insgesamt fünften Mal hoch - und trifft zum fünften Mal - 22:11 Heat!

14.: Crowder klaut James den Ball und initiiert direkt den Fast Break. Beaubois gibt sich die Ehre und trifft den Leger. Dann wird's kurios: Nach Battiers Dreierversuch streiten sich Bernard James und Joel Anthony um den Rebound. James bekommt zwar die Hand an den Spalding, tippt ihn aber irgendwie in den eigenen Korb - 33:24 Heat!

19.: Carter wirft Backstein auf Backstein. Bernard James arbeitet jedoch erneut stark am offensiven Brett und und schnappt sich den Rebound. Dominique Jones hat aber offenbar keine Lust auf Second-Chance-Points. Der Floater gerät zu kurz. Auf der anderen Seite trifft Bosh erst den Jumper, dann Battier von Downtown - 47:35 Heat!

24.: Es bleibt dabei. O.J. Mayo trifft absolut gar nichts. Erst vergibt er den kurzen Jumper, Marion schnappt sich den Offensivrebound, doch auch von jenseits der Dreierlinie will der Wurf nicht fallen. Mayo steht inzwischen bei 1/8 aus dem Feld.

28.: James bleibt on fire. Auch der Dreier von ganz weit draußen sitzt. Doch auch Mayo möchte langsam seinen Beitrag leisten, zieht zwischen zwei Verteidigern hindurch zum Korb und verwandelt. Wade bringt die Heat im Gegenzug von Downtown allerdings mit 24 in Führung.

33.: Miami zieht immer weiter davon. Vor allem Wade liefert im dritten Viertel eine bärenstarke Vorstellung (13 Punkte) ab. Dominique Jones' Freiwürfe zum 55:86 sind derzeit nicht mehr als Ergebniskosmetik.

38.: Das Spiel scheint bereits zu Beginn des vierten Viertels entschieden zu sein. Vince Carter geht aber dennoch sicher, dass man sich an frühere, athletischere Tage erinnert. Die ehemalige Air Canada hebt noch einmal ab - dennoch: 91:65 Miami!

42.: Ein Comeback der Mavs scheint eigentlich ausgeschlossen zu sein. Als Mayo Dallas per Driving-Layup auf 20 Punkte heranbringt, nimmt Erik Spoelstra aber dennoch die Auszeit.

47.: Am Ende wird auf beiden Seiten wild drauf losgeballert. Das Spiel ist längst entschieden.

Der Star des Spiels: LeBron James. Drei Viertel genügten dem amtierenden MVP, um auch im 28. Spiel in Folge die 20-Punkte-Marke zu knacken. Als die Partie noch ausgeglichen war - ganz am Anfang - traf James alles, wirklich alles. Sechs Mal stieg er hoch, sechs Mal fand der Ball seinen Weg durch die Reuse. James wirkte extrem fokussiert, war von Dallas' Defense zu keiner Zeit in den Griff zu bekommen (24 Punkte, 9/13, 9 Rebounds, 5 Assists).

Der Flop des Spiels: O.J Mayo. Natürlich hatte es der Topscorer der Mavs schwer. Erik Spoelstra hatte offenbar die klare Anweisung ausgegeben, Mayo zur Not auch bis zum Parkplatz zu verfolgen. Ständig sah er sich Doubleteams gegenüber, musste für jeden Wurf hart arbeiten. Dennoch, eine Quote von 3/14 ist schlicht unterirdisch, ein Plus-Minus-Wert von -24 ebenfalls.

Die Analyse: Der Stachel der Finals-Niederlage von 2011 sitzt im Hause James offenbar immer noch sehr tief - und verleiht dem amtierenden MVP den Schuss Extramotivation. James begann herausragend, traf seine ersten sechs Wurfversuche allesamt. Doch nicht nur der Superstar, das gesamte Heat-Team wirkte extrem fokussiert.

Insbesondere in der Defense, im bisherigen Saisonverlauf nicht gerade Miamis Paradedisziplin, machten die Heat einen extrem guten Job. Stets blieben sie vor ihrem Gegenspieler, rotierten effektiv und hielten den Druck auf den jeweils ballführenden Mav hoch.

Dabei offenbarte sich erneut eine der größten Schwächen weiterhin nowitzki-loser Mavericks. Ist Dallas gezwungen ins Setplay zu gehen, langsam zu spielen, fehlt ohne den Würzburger die entscheidende Komponente. Der Angriff ist zu sehr auf die Schützen ausgelegt, treffen sie nicht, fehlt eine zweite Option. Und gegen Miami trafen sie wahrlich nicht (38,5 Prozent aus dem Feld, 13,6 Prozent Dreier).

Also versuchten die Mavs regelmäßig, das Spiel schnell zu machen. Das Problem: Miamis Transition-Defense funktionierte beinahe optimal, kaum einmal eröffneten sich einfach Punkte aus dem Fast-Break heraus. Dennoch suchte Dallas, gerade zu Beginn, den schnellen Abschluss. Ob gegen einen oder gleich mehrere Verteidiger, die Mavs zogen beharrlich zum Korb - und scheiterten. So fiel es auch nicht ansatzweise ins Gewicht, dass die Heat deutlich mehr Ballverluste produzierten, als Dallas (18 zu 9).

Dazu nahm Miami O.J. Mayo komplett aus dem Spiel. Dallas' Topscorer wurde konsequent gedoppelt und hatte so im Grunde nie auch nur einen Zentimeter Raum. Der Swingman musste sich jeden einzelnen Wurf hart erarbeiten - die Quote litt (3/14, 8 Punkte). Auch Chris Kaman fand nie richtig seinen Rhythmus und verbrachte große Teile der zweiten Hälfte auf der Bank.

Angesichts der schwachen Leistung, vor allem aber mit Blick auf die anstehenden Aufgaben wird man in Dallas Dirk Nowitzkis Rückkehr kaum noch abwarten können. Zwischen dem 22. Und 28. Dezember stehen Auswärtsspiele in Memphis, San Antonio und Oklahoma City an. Die Heat empfangen am Sonntag die Utah Jazz.

Der NBA-Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema