NBA

Dallas siegt erstmals nach Overtime

Von Philipp Dornhegge
O.J. Mayo führte seine Dallas Mavericks nach vier Pleiten zum Sieg über die Sacramento Kings
© Getty

Die Dallas Mavericks (14-23) haben im achten Anlauf in dieser Saison erstmals ein Spiel nach Verlängerung gewonnen. Bei den Sacramento Kings (13-23) fuhr das Team von Dirk Nowitzki einen 117:112-Sieg ein.

Cookie-Einstellungen

Der Deutsche erzielte dabei zwar 17 Punkte, traf aber lediglich 7 seiner 21 Würfe und tauchte in der entscheidenden Phase weitgehend ab.

Stattdessen rissen O.J. Mayo (24 Punkte, 10 Rebounds) und Vince Carter (23) das Geschehen an sich, Shawn Marion (19 Punkte, 10 Rebounds) trug wie Mayo ein Double-Double bei.

Bei den Hausherren überzeugte lange Zeit DeMarcus Cousins (29), ehe er in der Schlussminute disqualifiziert wurde. Tyreke Evans kam auf 20 Punkte, drei weitere Spieler punkteten zweistellig.

Die NBA bei SPOX - FOR FREE im LIVE-STREAM: Der Zeitplan

Die Reaktionen:

DeMarcus Cousins (Kings) über seine Disqualifikation: "Ich schwöre bei Gott, ich wollte das nicht. Ich habe keine Lust mehr, ständig in solche Situationen verwickelt zu sein. Bestimmt wird mein Ruf bei der Entscheidung über eine Sperre eine Rolle spielen. Ich hoffe trotzdem, dass die Liga zu dem Entschluss kommt, dass es keine Absicht war."

Vince Carter (Mavericks) über Cousins' Ellenbogenschlag: "Eine dieser Aktionen, die man lange vorher kommen sieht, aber man kann einfach nicht schnell genug reagieren."

Shawn Marion (Mavericks): "Als wir es in die Overtime geschafft hatten, haben wir uns gesagt: 'Diesmal gewinnen wir das Ding.' Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen so weitermachen."

Keith Smart (Trainer Kings) über den drohenden Umzug der Franchise nach Seattle: "Natürlich lenkt das ab. Aber wir sind Profis. Wir müssen einen Weg finden, den Sport und die Politik auseinander zu halten."

Rick Carlisle (Trainer Mavericks): "Wir haben zuletzt gekratzt und gebissen. Schön, dass wir endlich mal die Früchte unserer Arbeit ernten konnten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Kings starten wie zuletzt mit Thomas, Garcia, Salmons, Thompson und Cousins, Evans sitzt nach seiner Knieverletzung zum zweiten Mal auf der Bank.

Dallas scheint seine Starting Five ebenfalls gefunden zu haben: Collison, Mayo, Marion, Nowitzki und Kaman starten.

4.: Hier läuft zu Beginn alles über Kaman, Nowitzki hat noch keinen Ball bekommen. Doch jetzt hat er zwei Mal die Chance am offensiven Brett: Beide Tip-In-Versuche des Deutschen gehen vorbei. 6:4 Kings.

7.: Ziemlich müde Anfangsphase beider Teams, da ist wenig Esprit zu erkennen. Was die Mavs allerdings gut machen, ist Fouls ziehen. Carter verwandelt bereits den fünften von sechs Freiwürfen für Dallas. 11:11.

12.: Dallas hat keine Antwort auf Cousins. Der Center schon mit zwölf Punkten, und ihm ist egal, ob er als Spot-Up-Shooter, Schütze aus dem Dribbling oder per Zug zum Korb scort. Dennoch: Crowders Dreier führt zum erneuten Ausgleich, 23:23.

15.: Eine Szene, sinnbildlich für die mentale Verfassung Beaubois': Der kleine Guard zieht zum Korb, findet keine Lücke, nimmt den Ball auf, findet keinen Mitspieler, zögert, weiß nicht wohin und wirft dann uninspiriert einen Airball. 29:27 Kings.

19.: Schlimmes zweites Viertel der Mavs. In der Offense geht wenig zusammen, dazu kommen unnötige Ballverluste. Wie jetzt von Collison, der Evans den Ball genau in den Lauf zum Fastbreak spielt - und dann noch zum And-One foult. Als hätten es die Kings gegen Dallas' Halfcourt Defense nicht schon leicht genug. 42:29 Kings.

23.: Garcia mit seinem zweiten Block, diesmal gegen Carters Midrange Jumper. Thomas schnappt sich die Kugel und zieht direkt zum Korb. Collison ist da - und foult zum nächsten And-One. 49:38 Kings.

28.: Wunderschönes Passpiel der Kings: Thomas auf Cousins auf Salmons auf Cousins auf Garcia auf Salmons - Dreier! Die Mavs sind völlig von der Rolle. Und Rick Carlisle verpulvert eine Auszeit nach der anderen, ohne das sein Team die Ansprachen umsetzen würde. 56:42 Kings, damit ist Dallas bestens bedient.

32.: Oh Mann, was für ein Ballverlust! Carter hat den Ball auf dem linken Flügel und spielt auf Kaman in den Low Post, der aber gar nicht geschaut hatte. Der Ball geht ins Aus. Während die Mavs noch damit beschäftigt sind, sich gegenseitig die Schuld zuzuweisen, versenkt Garcia auf der anderen Seite den nächsten Wurf. 65:52 Kings.

40.: Mayo mit sehr solidem Spiel. Der Shooting Guard hat schon sieben Rebounds auf dem Konto, nach dem letzten zieht er beherzt zum Korb und holt sich Freiwürfe. Doch die Kings haben immer eine Antwort: Evans mit dem nächsten Jumper, die Kings halten ihre Führung, 85:76.

46.: Dallas führt! Nicht zu fassen, aber wahr. Und es konnte nur Mayo sein, der die Mavs in Front bringt. Bärenstarkes Schlussviertel, in dem er sich offenbar von allen Selbstzweifen frei gemacht hat und ohne Rücksicht auf Verluste zum Korb zieht. Carter legt sogar noch nach, 96:93 Mavs.

48.: Thomas mit einem Wahnsinnsdreier off the glass zum Ausgleich! Neun Sekunden vor Schluss steht es 101:101. Dallas hat noch eine Chance, doch Mike James vergibt den möglichen Game-Winner. Overtime!

53.: Dallas war schon auf Siegkurs, doch dann schmeißt Nowitzki den Ball weg und verteidigt halbherzig gegen Cousins. 109:109. Doch Cousins macht's anschließend noch schlechter: Erst das Goaltending gegen Marion, dann ein Flagrant-2 gegen Carter nach Ballverlust! Cousins wird disqualifiziert, Carter versenkt die Freiwürfe und Dallas gewinnt!

Der Star des Spiels: O.J. Mayo. Der Shooting Guard war zuletzt in ein Loch gefallen und hatte große Probleme mit seinem Wurf. Obwohl das Selbstvertrauen fehlte, brachte er sich mit besserer Reboundarbeit, gutem Passspiel und mehr Ballkontrolle ein. Gegen Sacramento kombinierte er diese Stärken und sein Scoring.

Als im vierten Viertel alles auf die nächste Pleite hin deutete, legte Mayo alle Hemmungen ab, zog ein ums andere Mal furchtlos zum Korb und ebnete mit 11 seiner 24 Punkte doch noch den Weg zum Sieg.

Der Flop des Spiels: Chris Kaman. Schon gegen die Clippers spielte Kaman schwach, gegen Sacramento war er in zwei Worten: richtig mies. In der Defense war er mit DeMarcus Cousins völlig überfordert, in der Offense traf er nur 2 von 10 Würfen.

Viel schwerer wog aber sein Egoismus, der dem Mavs-Spiel jeden Fluss nahm. Als Kaman in der zweiten Hälfte kaum noch spielte, lief es auf beiden Seiten des Courts viel besser für die Gäste.

Die Analyse: Vor dem Tip-Off war klar: Nach zuletzt zehn Niederlagen aus elf Spielen sollte dies die Partie sein, die die Mavs wieder auf Kurs und ein bisschen Selbstvertrauen zurück bringt. Nach dem ersten Overtime-Sieg der Saison im achten Versuch könnte genau das eintreffen.

Zu Beginn ging in der Offense allerdings wenig zusammen: Kaman forderte jeden Ball, warf aber gegen DeMarcus Cousins eine Fahrkarte nach der anderen, Dirk Nowitzki bekam kaum Bälle dorthin, wo er sie braucht. Und wenn doch, dann wurden die Räume durch die eigenen Mitspieler eng gemacht.

Penetration der Guards war sowieso unmöglich, weil das Spacing dafür einfach zu schlecht war, die vermeintlichen Distanzschützen waren nicht als solche zu erkennen.

Dass die Texaner nicht schon zur Halbzeit aussichtlos zurück lagen, lag allein am Gastgeber. Die Kings produzierten - vor allem aufgrund technischer Unsauberkeiten - neun Ballverluste in der ersten Hälfte (insgesamt 20), dabei hätte ein wenig konzentriertes Passspiel ausgereicht, um die mitunter miese Defense der Mavs auseinander zu nehmen.

Im Eins-gegen-Eins gelang das Cousins, Isaiah Thomas und Tyreke Evans schon sehr gut. Im dritten Viertel schien der Gastgeber dann endgültig auf Kurs zu sein: Der Ball lief flüssig durch die eigenen Reihen, Francisco Garcia lief von Downtown heiß. Die Führung betrug zeitweise 17 Punkte.

Dallas lag am Boden, Coach Rick Carlisle warf aus Verzweiflung die Rookies Jae Crowder und Bernard James ins kalte Wasser. Plötzlich kam die Offense der Kings zum totalen Stillstand. War sich Sacramento zu sicher, spielten die Mavs bessere Defense? Ein bisschen von beidem, jedenfalls war Dallas bald wieder im Spiel.

In der Offense wurde das Team von Vince Carter und O.J. Mayo getragen. Beide spielten im Schlussviertel groß auf, weil sie sich eben nicht auf ihre Dreier verließen, sondern konsequent zum Korb zogen.

Die Entscheidung in der Overtime führte allerdings ein King herbei: Mit zwei Punkten Rückstand erzwang Cousins ein Dribbling in der Zone gegen drei Gegner, verlor dabei den Ball und dann die Selbstbeherrschung, als er Carter schubste und dafür vom Platz flog. So großartig der Big Man mitunter spielte und so talentiert er ist, kostete er sein Team letztlich den möglichen Sieg.

Für die Mavs war dies ein wichtiger Erfolg, bevor es nun daheim gegen die Topteams aus Memphis, Minnesota, Houston und Oklahoma City geht, Sacramento empfängt Meister Miami.

Der NBA-Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema