No. 1 New England Patriots (12-4) - No. 6 Baltimore Ravens (10-6) (Sa., 22.35 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
New England: Die Pats begannen schwach. Gegen Miami setzte es die Auftakt-Pleite, gegen die Raiders gab es einen schweren 16:9-Arbeitssieg und in Week 4 schließlich das Debakel: Mit 14:41 ging New England zur Prime Time in Kansas City unter. Fragen, ob die Tom-Brady-Ära beendet sei, wurden medial offen diskutiert. Doch es folgte eine beispiellose Antwort: In Week 5 gab es zunächst die Prime-Time-Wiedergutmachung durch ein 43:17 gegen die Bengals und mit dem fitten Rob Gronkowski explodierte die Offense.
Insgesamt acht Siege hintereinander, darunter die jeweiligen Division-Leader Denver (43:21), Indianapolis (42:20) und Detroit (34:9), folgten und die Patriots waren das einzige Team, das im November in Green Bay mithalten konnte (21:26). Mit drei weiteren Siegen machte New England vorzeitig den Top-Seed in der AFC perfekt, sodass schon im Saisonfinale gegen Buffalo (9:17) mehrere Starter ganz oder zumindest teilweise geschont wurden.
Baltimore: Der Skandal um Ray Rice erschütterte die Ravens zum Saisonstart. Es folgte ein sehr durchwachsenes Jahr. Baltimore hatte innerhalb der AFC North Probleme (3-3) und schwächelte in der AFC generell (6-6). Auswärts setzte es empfindliche Pleiten wie etwa in Pittsburgh (23:43) oder in Houston (13:25). Da die Ravens drei Wochen vor der Niederlage gegen die Texans bereits zuhause gegen San Diego gepatzt hatten, bestimmten am letzten Spieltag andere ihr Schicksal.
Allerdings erhielten sie die nötige Schützenhilfe von Kansas City, das die Chargers schlug, und lösten so ihr Playoff-Ticket mit einem knappen Sieg über die Browns und deren dritten QB Connor Shaw. In der Wild-Card-Runde profitierte Baltimore schließlich vom Ausfall von Steelers-RB Le'Veon Bell und dominierte Pittsburgh phasenweise. Joe Flacco spielte wie in besten Playoff-Tagen und der Pass-Rush hatte seine starke Form ebenfalls in die Postseason gerettet. Auch die Secondary überzeugte. Der Lohn: Ein klarer 30:17-Sieg und der Trip nach New England.
Jerry Jones: Glitzer, Glamour, Womanizer
Die aktuelle Situation:
New England: Die Pause sollte den Patriots, die am Freitag mit Safety Patrick Chung verlängerten, gut getan haben, zumal sich mehrere Starter schon im letzten Regular-Season-Spiel ausruhen durften. Sorgenfalten bereiten allerdings zwei Receiver: Brandon LaFell schlägt sich noch immer mit Problemen an der Schulter und am Zeh herum, Julian Edelman konnte aufgrund seiner Gehirnerschütterung nicht voll trainieren.
Trotzdem können beide wahrscheinlich spielen. Edelman, Bradys wichtiger Slot-Receiver, kündigte bei "ESPN" an: "Wir haben jetzt eineinhalb Wochen lang trainiert. Tom und ich haben eine gute Basis miteinander und versuchen dennoch, uns immer zu verbessern. Wir tauschen Ideen aus, üben ein paar zusätzliche Routes - eigentlich alles wie immer, nur dass etwas mehr auf dem Spiel steht."
Allerdings ist im Vergleich zu den letzten Jahren einiges anders bei den Pats: Zum einen ist Rob Gronkowski fit, zum anderen hat New England in dieser Saison eine seiner besten Secondaries seit Jahren: Die Patriots ließen in der Regular Season nur 24 Touchdown-Pässe zu und verzeichneten gleichzeitig 16 Picks. "Wir freuen uns auf die Playoffs", kündigte Cornerback Darrelle Revis an, fügte aber hinzu: "Die Ravens sind offensiv extrem explosiv. Darauf müssen wir uns als Defense fokussieren."
Baltimore: Die Ravens hatten zwar keine Pause, doch der Sieg in Pittsburgh sollte beflügelnd wirken, zumal das Team keinen harten Kampf bis zur letzten Sekunde ausfechten musste. Außerdem kam Baltimore ohne Verletzungen aus dem Spiel und plant wieder mit Tackle Eugene Monroe (Knöchel) planen, der unter der Woche trainieren durfte. "Er macht gute Fortschritte", teilte Coach John Harbaugh mit.
Darüber hinaus genießen die Ravens, deren Running Game in Pittsburgh ohne Monroe Probleme hatte, noch immer den Ruf als Patriots-Playoff-Schreck: Mit Tom Brady gewann New England zwölf seiner 15 Playoff-Heimspiele, zwei der drei Niederlagen setzte es gegen die Ravens .
Doch Harbaugh, der Flacco unter der Woche als "besten Quarterback überhaupt" bezeichnete, mahnte: "Ich denke nicht, dass das eine wirkliche Rolle spielt. Es ist ein neues Spiel, es geht darum, wer am Samstag besser spielt." Dafür müssen sich die Ravens allerdings auswärts steigern, ein gutes Running Game wäre Gold wert.
Players to Watch:
New England: Rob Gronkowski. Die Brady-Gronkowski-Connection ist fast schon unfair für den Rest der Liga. Bei seinem Star-TE bringt Brady 67,6 Prozent der Pässe an, für bislang 4.674 Yards und 56 TDs, bei einem QB-Rating von unfassbaren 127,6. Gronk fehlte den Patriots in den vergangenen Jahren in der Postseason immer wieder verletzungsbedingt, doch jetzt ist er fit. Kommt Gronkowski ins Rollen, hat Baltimore ein riesiges Problem.
Baltimore: Joe Flacco. Seine starken Playoff-Auftritte brachten Flacco vor einigen Jahren den Mega-Vertrag, jetzt scheint Baltimores Quarterback in der Postseason einmal mehr zu überraschen: Gegen Pittsburgh gelang Flacco das fünfte Playoff-Spiel in Folge mit einem Passer Rating von über 100, nur Joe Montana (acht Spiele hintereinander) ist hier besser.
New England wird sicher versuchen, Baltimores Running Game aus dem Spiel zu nehmen. Dann muss Flacco zeigen, ob er seine weiten Pässe auch gegen Revis und Co. anbringen kann. "Als Quarterback musst du dich auf deine Reads verlassen", kündigte Flacco im Vorfeld der Partie an: "Wenn du dann versuchst, einzelne Gegenspieler zu meiden, nimmst du deiner Offense etwas, das du brauchst."
Adam Vinatieri: Jäger des entscheidenden Moments
Darauf kommt es an:
Das Mittel für einen Sieg die Patriots ist in der Theorie kein Geheimnis: Tom Brady darf es sich in der Pocket nicht gemütlich machen, ein starker Pass-Rush hat ihn schon häufig große Probleme bereitet. Genau das können die Ravens mit Terrelle Suggs und Elvis Dumervil aktuell bieten und da auch Haloti Ngata seit der Vorwoche wieder dabei ist, kommt auf New Englands O-Line eine schwere Aufgabe zu.
Dabei ist entscheidend, dass Baltimore mit seinem 4-Men-Rush durchkommt - gegen Pittsburgh gab es so fünf Sacks. Muss Baltimore aber blitzen, droht gegen Brady ein langer Nachmittag. Umgekehrt steht das Duell der Ravens-Defense gegen Rob Gronkowski im Fokus: New Englands Offense läuft trotz der guten Leistungen von Edelman und LaFell noch immer über Gronk. Baltimore muss einen Weg finden, den Tight End in den Griff zu bekommen.
Ein mögliches Mittel gegen Gronkowski, und damit das zweite spannende Matchup dieser Partie, könnte Safety Will Hill sein: In der Regular Season schaltete er bereits Saints-TE Jimmy Graham aus und insgesamt spielt Hill eine herausragende Saison unter dem Radar: 43,4 Coverage-Snaps pro Catch verzeichnete der 24-Jährige, der zweitbeste Safety-Wert dieser Saison.
Prognose: Es wird kalt, deutliche Minusgrade und Wind werden erwartet. Brady stellte sicherheitshalber bereits klar: "Ich weiß genau, was ich anziehen muss. Ich bin eine Maschine. Auf geht's!" New England hat in dieser Saison kein Spiel verloren, wenn sie über 21 Punkte erzielt haben und obwohl die Ravens mit ihrem starken Pass-Rush eine mehr als unangenehme Aufgabe werden, setzt sich das insgesamt stärkere Team am Ende durch - auch weil die Pats wieder eine Defense haben, die Gegner stoppen und Turnover kreieren kann.
Darüber hinaus liegen Baltimores Schwächen trotz eines guten Auftrittes in Pittsburgh nach wie vor in der Secondary - keine guten Voraussetzungen gegen Brady und Co. Vorsicht ist dennoch geboten: Seit 2005 haben Nummer-6-Seeds erstaunliche fünf von neun Playoff-Duellen mit Nummer-1-Seeds gewonnen.
Tipp: 27:17 Patriots.