Der Sheriff und sein Erbe

Von Adrian Franke
09. Januar 201521:15
Peyton Manning und Andrew Luck treffen in den Divisional Playoffs aufeinandergetty
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Die Colts reisen in den Divisional Playoffs nach Denver und müssen gegen die Broncos ran (So., 22.40 Uhr im LIVE-TICKER). Im Fokus steht das Quarterback-Duell: Ex-Colts-QB Peyton Manning trifft zum dritten Mal auf seinen Nachfolger Andrew Luck, der in der Wildcard Round seine vielleicht beste Saisonleistung ablieferte. Der ausführliche Vergleich der beiden zeigt viele Übereinstimmungen - und gleichzeitig womöglich entscheidende Unterschiede.

Game-Management/Overall:

Betrachtet man jeweils die NFL-Debüt-Saison beider Quarterbacks, fällt auf, wie ähnlich sie sich tatsächlich waren. Manning warf etwas genauer (56,7 Prozent angekommene Pässe) als Luck (54,1 Prozent), dafür hatte Luck bei Yards (4.374 vs. 3.739), Yards pro Versuch (7 vs. 6,5) und dem TD-INT-Verhältnis (23-18 vs. 26-28) die Nase vorne.

Geht man aber tiefer in die Statistiken und berücksichtigt die Advanced Stats, sieht man einen entscheidenden Vorteil bei Manning - nämlich in der Effizienz. Das DVOA-Rating (Defense-adjusted Value Over Average) verrät, ob ein Spielzug erfolgreich war oder nicht und vergleicht das Ergebnis mit ähnlichen Spielzügen in ähnlichen Situationen der vergangenen Jahre. Außerdem wird auch die Stärke der gegnerischen Defense mit einbezogen.

Manning hatte in seinen ersten beiden Jahren Werte von 7,7 sowie 34 (!) Prozent, Luck dagegen startete seine NFL-Karriere mit -5,1 und 4,6 Prozent. In den vergangenen beiden Jahren gelang Manning ein DVOA-Wert von 32,8 sowie zuletzt unfassbaren 43,2 Prozent.

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Gemeinsam haben beide dennoch die insgesamt positive Entwicklung: Beide steigerten ihre Completion Percentage in ihren ersten drei Jahren von Saison zu Saison und beide verbesserten zudem ihr TD-INT-Verhältnis - wobei Lucks letzte Regular Season (40 TD, 16 INT) deutlich vor Mannings dritter Saison (33 TD, 15 INT) steht.

Allerdings muss Luck auch deutlich mehr machen, da die Colts in dieser Saison, spätestens seit dem Saisonaus von Ahmad Bradshaw, kein Running Game haben. Indianapolis wirft bei 61,4 Prozent seiner Offensiv-Spielzüge einen Pass (fünfthöchster Wert der Liga). Manning dagegen profitiert von C.J. Andersons starker Saison und muss nur bei 57,8 Prozent seiner Spielzüge werfen (Rang 16).

Somit spielte Manning trotz einiger Schwächephasen sowie der (teilweise maßlos überzogenen) Kritik auch jetzt eine solide Regular Season. Der Broncos-Quarterback brachte starke 66,2 Prozent seiner Pässe für 4,727 Yards und 39 Touchdowns an den Mitspieler. 7,9 Yards pro Versuch sind ebenfalls mehr als nur überdurchschnittlich (und mehr als Lucks 7,7), 39 TD-Pässen standen am Ende lediglich 15 Picks gegenüber.

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Der Meister der LoS

Nach all den Übereinstimmungen und Parallelen gibt es aber auch einen Faktor, der beide noch unterscheidet: die Umstellungen an der Line of Scrimmage sowie das Lesen der Defense. Kein Quarterback ist besser als Manning, wenn es darum geht, die Defense zu lesen und vor dem Snap zu erkennen, was der Gegner vorhat. Manning ändert im Spiel permanent Snap Counts, macht Dummy Calls, um die Defense zu verwirren, und liebt seine Audibles.

Kaum ein Quarterback ruft seiner O-Line so häufig ihre einzelnen Blocking-Aufgaben zu, nutzt so viele verschiedene Hand-Zeichen und gibt den Receivern derart oft individuelle Anweisungen außerhalb des Huddles. Kein Wunder also, dass das Stadion komplett ruhig wird, wenn eine Manning-Offense zuhause das Feld betritt. Der 38-Jährige hat die Hurry-Up-Offense mit seinen Umstellungen je nach Defense perfektioniert.

Einer der Gründe, warum die Broncos-Passing-Offense zuletzt Probleme hatte, liegt darin, dass die No-Huddle-Offense weniger eingesetzt wurde. Defenses konnten so Spieler auswechseln und sich neu einstellen, während Manning neue Spielzüge ansagte.

Das alles soll nicht bedeuten, dass Luck Defenses nicht lesen kann oder Probleme mit seinen Audibles hätte. Aber der Erfahrungsfaktor spricht hier klar für Manning. Gelegentlich hat Luck Probleme damit, Blitze zu erkennen, und steckt, was allerdings auch an seiner O-Line liegt, deutlich häufiger harte Hits ein als sein Colts-Vorgänger bei den Broncos.

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Turnover:

Ohne Zweifel Lucks größte Baustelle. Der 25-Jährige verzeichnete in der Regular Season 13 Fumbles (sechs davon schnappte sich der Gegner), die meisten gemeinsam mit Jay Cutler. Dazu kamen 16 Interceptions, nur fünf Quarterbacks (Jay Cutler, Philip Rivers, Blake Bortles, Drew Brees, Andy Dalton) hatten mehr.

"Wir hatten zu viele Turnover und das alles fängt bei mir an", zeigte sich Luck nach der Regular Season selbstkritisch: "Die Interceptions, die Fumbles - das geht nicht. Ich weiß nicht, was ich da sonst noch zu sagen soll." Doch sind es nicht nur die Turnover selbst, Luck trifft trotz seiner selbst bereits gesetzten hohen Standards manchmal komplett unverständliche Fehlentscheidungen.

"Pro Football Focus" hält das in einer Statistik fest, den sogenannten "Game Losers"-Pässen, die Pässe beschreiben, welche entweder abgefangen wurden oder abgefangen hätten werden müssen. Luck leistet sich einen derartigen Wurf in 4,3 Prozent seiner Pass-Versuche - der fünftschwächste Wert der Liga und einer der entscheidenden Gründe, warum Luck noch nicht zur absoluten QB-Elite gehört.

Der "richtige" Wurf

Manning ist selbstverständlich ebenfalls nicht vor derartigen Fehlern gefeit - hier dürfte vor allem das Timing den Broncos-Coaches Magenschmerzen bereiten. SPOX

Zwölf seiner 15 Picks der Regular Season warf er in der zweiten Saisonhälfte, mit dem "Höhepunkt" beim Debakel in Cincinnati in Week 16.

Doch im Unterschied zu Luck fällt bei Mannings Picks auf, dass er, im Gegensatz zu vielen Luck-Interceptions, dabei häufig nicht zwangsläufig die falsche Entscheidung trifft. Stattdessen erreicht der (oftmals "richtige") Wurf einfach nicht sein Ziel, weil Manning entweder nicht genügend Kraft hinter den Pass bekommt, oder aber das Ei schlicht zu unpräzise in ein Fenster fliegt, das Manning vor einigen Jahren vielleicht noch eher getroffen hätte.

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Deep Ball:

Manning ist nicht nur ein Meister der Line of Scrimmage, er ist auch ein absoluter Experte, was kurze Pässe angeht. Der Routinier legt - wie bereits angesprochen - viel Wert auf Effizienz und verfügt außerdem schlicht nicht (mehr) über die gleiche Armstärke wie etwa Luck, um konstant den Deep Ball zu versuchen.

Statistisch stellte er das in der Regular Season unter Beweis: Kein Quarterback warf mehr Pässe zu Receivern, die unter zehn Yards entfernt waren, als Manning (48 Prozent seiner Pässe). Luck rangiert in diesem Gebiet ligaweit mit 39 Prozent auf Rang 20.

Dreht man den Spieß um, sieht das Bild genau andersherum aus: Luck versucht deutlich mehr Pässe von über 20 Yards als Manning und führt die Liga mit 1.387 Yards aus eben solchen Würfen mit Abstand an. Doch auch hier schlägt Mannings Effizienz wieder zu: Obwohl zwölf Quarterbacks prozentual mehr Pässe von mindestens 20 Yards versuchen, bedeuten seine 1.098 Yards aus diesen Spielzügen den zweiten Platz hinter Luck.

Zugegeben, bei Mannings tiefen Pässen, besonders im zweiten Teil der Regular Season, waren einige hässliche Wackler und Underthrows dabei, diese Entwicklung wird in den Playoffs spannend zu beobachten. Trotzdem ist in Lucks erfolgreichen Deep Balls nicht nur Positives zu sehen, denn er verlässt sich wie nur wenige andere auf die tiefen Pässe - und ist umgekehrt somit auch davon abhängig.

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Luck riskant - Manning effizient

Betrachtet man Lucks Net Expected Points (NEP), die sich, basierend auf Daten aus den letzten zwölf Jahren, aus dem durchschnittlichen zu erwartenden Raumgewinn je nach Down, Entfernung und Yard-Line errechnen, wobei dem Spieler, je nachdem ob er die Erwartungen übertrifft oder nicht erreicht, Punkte gutgeschrieben oder abgezogen werden, beendete Luck die Saison mit 110,33 Punkten und ligaweit dem sechsten Platz unter Quarterbacks.

Die Erfolgsrate seiner Pässe lag aber bei lediglich 47,6 Prozent, womit er der einzige Quarterback in der NEP-Top-Acht war, dessen Erfolgsrate unter 50 Prozent lag. Einfacher ausgedrückt: Luck verließ sich eher auf die tiefen Pässe und Big Plays, als konstante Completions zu werfen. Manning dagegen punktet in dieser Statistik einmal mehr durch seine Effektivität: Sein Passing-NEP von 167,47 war der zweitbeste Wert der Saison und seine Erfolgsrate (52,9 Prozent) bedeutet den vierten Platz.

Doch trotz dieser Statistiken haben die Colts, was die Deep Balls angeht, mittlerweile einen guten Mittelweg gefunden. Während seiner Rookie-Saison warf kein Quarterback mehr Pässe von mindestens 15 Yards als Luck, obwohl der Erfolg häufig ausblieb - kein QB warf gleichzeitig mehr Picks bei eben diesen Pässen.

2013 schraubte Indianapolis die weiten Pässe dann radikaler zurück, nur um sich in dieser Saison in der Mitte einzupendeln. Das Resultat: Luck hatte persönliche Bestwerte, sowohl was Completion Percentage (61,7 Prozent) als auch was Yards pro Pass-Versuch (7,7 Yards) angeht.

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Lieblingsspielzug:

Die grundsätzlich unterschiedlichen Ansätze werden auch deutlich, wenn man sich die charakteristischen Plays beider Quarterback in dieser Saison anschaut. Dabei geht es nicht zwangsläufig um einen einzelnen Spielzug, sondern um die prinzipiellen Ideen und Vorlieben. Beide greifen am liebsten komplett unterschiedliche Bereiche des Feldes an - los geht's mit der Young Gun.

Luck liebt seine weiten Pässe und profitiert dabei von seinem Nummer-1-Outside-Receiver T.Y.Hilton - genau wie auch andersrum Hilton von Luck profitiert. Der Receiver bekam in dieser Saison 31 Pässe von mindestens 20 Yards zugeworfen, 14 davon fing er für 528 Yards und fünf Touchdowns. Dabei verfolgen die Colts ein simples Konzept in einem 11-Set (ein Running Back und ein Tight End).

Hilton bekommt häufig eine Seite des Feldes quasi komplett für sich, während sich zwei andere Receiver (Reggie Wayne sowie Donte Moncrief oder Hakeem Nicks) auf der anderen Seite positionieren. Der Tight End, Coby Fleener oder Dwayne Allen, läuft zudem meist eine Curl Route oder eine Deep Route durch die Mitte, und hilft so, den Safety auf der rechten Seite zu beschäftigen, während der Running Back primär blockt.

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Lucks rechte Seite

Dadurch schaffen es die Colts immer wieder, Eins-gegen-Eins-Duelle für Hilton zu provozieren - perfekt ausgeführt in Week 12 bei Hiltons 73-Yard-TD gegen Jacksonville. Luck bevorzugt dabei eindeutig die rechte Seite des Feldes, kein Starting-QB wirft bei weiten Pässen prozentual häufiger nach rechts als Luck. Manning dagegen ist hier einer der drei am ausbalanciertest spielenden Quarterbacks.

Luck profitiert außerdem davon, dass Wayne so häufiger im Slot über die Mitte kommen und kurze Pässe gegen Linebacker fangen kann - der Routinier ist hier deutlich effektiver als außen, wo ihm häufig das Tempo fehlt. In der Vorsaison verbrachte er vor seiner Verletzung 70 Prozent seiner Snaps im Slot.

Manning: Play Action durch die Mitte

Auch Manning operiert gerne aus 11-Sets, wobei er in der Red Zone in der zweiten Saisonhälfte auch häufiger 5-Receiver-Sets einbaute, attackiert aber deutlich öfter die Mitte des Feldes. Auch hier ist die Marschrichtung klar: Mit kurzen Pässen soll der Gegner zermürbt werden, vereinzelte weite Pässe sorgen dafür, dass die Safeties nicht immer einfach näher an die Line of Scrimmage kommen.

Wes Welker läuft aus dem Slot eine kurze Route über die Mitte und ist so schnell für einen kurzen Raumgewinn anspielbar, was besonders bei gegnerischem Blitz entscheidend sein kann. Julius Thomas kann innen direkt an der Line, oder außen, wie in der Grafik, aufgestellt werden und eine Deep Route laufen, oder zwischendurch abbrechen und in Richtung Seitenlinie ziehen, um sich so von seinem Gegenspieler zu lösen.

Spannender ist aber die andere Seite, wo Emmanuel Sanders und Demaryius Thomas häufig gemeinsam agieren. Sanders ist oftmals der Spieler, der tief geht und so viel Schaden anrichtet und die Defense beschäftigt. Gleichzeitig schafft er damit Platz für Thomas, der entweder eine Curl Route an der Seitenlinie läuft und so häufig frei ist, gleichzeitig aber auch in die Mitte ziehen und so den Safety mitnehmen kann, was wiederum Platz für Sanders schafft. So können die Broncos schnell auf verschiedene Cover-Schemes reagieren.

Ein weiterer Faktor ist das Play-Action-Spiel: Seitdem Denver in dieser Saison ein konstantes Running Game aufziehen kann und Gegner das defensiv beachten müssen, nutzen die Broncos die Run Fakes deutlich häufiger. Das Resultat: Kein Quarterback hatte in der Regular Season mehr Passing Yards per Play Action als Manning (1.442 Yards). Dabei erspielte er 57 First Downs (Platz sieben in der NFL).

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Athletik:

In keinem Punkt liegen die beiden Quarterbacks wohl weiter auseinander. Luck gehört, nach Russell Wilson und Cam Newton, zu den besten Running Quarterbacks der Liga. Er wagte in der Regular Season 36 Scrambles bei 7,3 Yards pro Versuch, lief eine 4,67 beim 40-Yard-Dash während des Combines (zum Vergleich: Newtons Zeit war 4,59) und kann, wenn der Spielzug zusammenbricht, darauf bauen, dass er laufen und einige Yards rausholen kann.

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"Ich denke, situationsbezogen spielt es eine Rolle. Für mich geht es immer darum, den Ball in die Hände meiner Playmakers zu bekommen", erklärte Luck jüngst, fügte aber hinzu: "Ich erinnere mich noch von vor einigen Jahren, als ich ein Freshman im College unter Coach Jim Harbaugh war: Wenn du als Quarterback ein, zwei First Downs mit deinen Beinen rausholen kannst, ist das eine gute Sache."

Gleichzeitig hatte Luck in dieser Saison oft keine andere Wahl. Abgesehen von Left Tackle Anthony Castonzo war die O-Line der Colts oft ein Desaster, nur sieben Quarterbacks mussten häufiger mit Defense-Druck auskommen als Luck, der zudem 29 Sacks einsteckte. Auch die bisherige Bilanz spricht hier für Manning: In seinen ersten drei NFL-Jahren (RS) wurde er insgesamt 56 mal gesacked, Luck dagegen 100 (!) Mal.

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Nur 17 Sacks bei Manning

Manning war außerdem in der Regular Season der am wenigsten unter Druck gesetzte QB und kassierte lediglich 17 Sacks, was wiederum gut war: Unter Druck brachte er nur 57,3 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler, Luck dagegen 59,8 Prozent - auch wenn kaum ein Quarterback gegnerische Blitze schwerer bestraft als Manning. Darüber hinaus beugt er gegnerischem Druck häufig schlicht mit seinem schnellen Release und dem Lesen der Defense vor.

Was die Athletik angeht, kann Manning dennoch nicht ansatzweise mit Luck mithalten - tatsächlich dürfte derzeit kein Starting-QB in der NFL weniger athletisch sein als der 38-jährige Taktiker. Unvergessen ist hier noch immer sein Fake Handoff beim Shootout in Dallas im vergangenen Jahr, als er sogar die Kamera täuschte und sich mit dem Ei in der Hand in die Endzone schleppte.

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Clutch-Faktor:

Nur allzu gerne wird Manning in bester Stammtischparolen-Manier als bester Regular-Season-QB und gleichzeitig als Playoff-Versager abgestempelt. Doch hier soll es nicht nur um die Crunchtime der Postseason gehen: Manning gelangen bislang 52 Game-Winning-Drives und 41 Fourth-Quarter-Comebacks in seiner Karriere und legte in dieser Saison in der Red Zone los wie die Feuerwehr.

Über die ersten zwölf Wochen brachte er hier unfassbare 78 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler und verzeichnete ein QB-Rating von 97 - Ligaspitze. Doch dann fiel Tight End Julius Thomas (13 Catches, 9 TDs in der Red Zone) aus und Mannings Zahlen fielen dramatisch: Über die letzten fünf Spiele der Regular Season fanden nur 39 Prozent seiner Pässe in der Red Zone den Mitspieler, das QBR fiel auf 18.

Anstatt die zweit-effizienteste Red-Zone-Offense zu haben (wie von Week 1-12), standen die Broncos in dieser Kategorie plötzlich nur noch auf Rang 24. "Jede Red-Zone-Gelegenheit hat ihre eigene Story und die will niemand hören. Alle wollen nur sehen, ob du einen Touchdown oder ein Field Goal bekommst", betonte Manning während des Saisonendspurts: "Wir müssen Wege finden, das hinzubekommen. Ich muss uns dabei helfen, in die Endzone zu kommen - ob mit Julius oder ohne ihn."

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Doch auch die Colts haben hier ihre Probleme, aus nur 53 Prozent ihrer Red-Zone-Chancen springt am Ende ein Touchdown heraus - über die letzten drei Regular-Season-Spiele fiel die Zahl gar auf 45,5 Prozent.

Erstaunlicherweise war Indianapolis hier in dieser Saison zuhause (50 Prozent) schwächer als auswärts (56,7 Prozent). Luck verzeichnete darüber hinaus nur 2,8 Yards-pro-Pass-Versuch, steht in dieser Saison gleichzeitig aber bei 23 TDs und nur einem Pick in der Red Zone (QBR von 97,9).

Geht es um den Clutch-Faktor, kann Luck noch mehr glänzen. Schon jetzt hat er 12 Game-Winning-Drives sowie neun Fourth-Quarter-Comebacks auf dem Konto, sieben Comeback-Siege gelangen ihm trotz eines Rückstandes von mindestens zehn Punkten in der zweiten Halbzeit. Am meisten im Gedächtnis ist seine Gala in den Vorjahres-Playoffs gegen die Kansas City Chiefs - womit wir bei der Postseason wären.

Wem gelingt die Wiedergutmachung?

Während es für Manning möglicherweise die letzte Chance sein könnte, seine Kritiker Lügen zu strafen und die zweite Vince Lombardi Trophy einzufahren, muss Luck hier insgesamt, auch nach der Gala gegen die Bengals, noch deutlich an sich arbeiten: In seinen bisher vier Playoff-Spielen verzeichnete er zwar im Schnitt 359,5 Passing Yards (kein Spiel unter 250 Yards), auswärts aber wartet er noch auf seinen ersten Sieg (zwei Pleiten).

Darüber hinaus geben die Interceptions den Kritikern Nahrung. In der vergangenen Saison warf Luck sieben Picks in zwei Playoff-Spielen, was letztlich im deutlichen Aus gegen die Patriots mündete - nur sein irres Comeback gegen Kansas City hatte die Colts zuvor gerettet.

Für beide Teams und für beide Quarterbacks besteht in den Playoffs Wiedergutmachungsbedarf. Die nächste und gleichzeitig die vorerst letzte Chance darauf wird es am Sonntagabend geben.

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Die NFL-Playoffs im Überblick