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NFL Legenden-Serie - Joe Montana: The Catch, The Drive - The Best

Vier Siege - keine Niederlage: Joe Montana hat in Super Bowls eine makellose Bilanz.
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Dieser Text wurde erstmals 2016 veröffentlicht.

NFC-Championship-Game 1981. Die Dallas Cowboys, America's Team und Serien-Division-Champion der letzten Jahre, waren im Candlestick Park zu Gast und der Favorit führte spät im Schlussviertel mit 27:21. Doch die 49ers hatten Joe Cool in ihren Reihen. Montana führte das Team 83 Yards von der eigenen 11-Yard-Line bis zur 6-Yard-Line der Cowboys und dann gelang ihm der Wurf, der auch Jahre später noch sinnbildlich für seine Karriere stehen sollte.

51 Sekunden vor Schluss mit drei Pass-Rushern direkt vor ihm wich Montana zurück und warf einen hohen Ball in die Endzone, wo Dwight Clark sich das Ei aus der Luft schnappte - The Catch war geboren. "Ich dachte eigentlich daran, den Ball wegzuwerfen. Aber dann sah ich, wie er sich frei lief und wusste, ich musste nur kurz noch aushalten", berichtete er später.

Dabei hatte er zunächst überhaupt nicht gesehen, was passiert war, denn die drei Cowboys begruben den schmalen Quarterback unter sich. Der Jubel im Stadion ließ allerdings schnell erahnen, was geschehen war. Der 28:27-Sieg brachte San Francisco in den Super Bowl.

Joe Montana: The King of Comeback

Wenngleich dieser Moment die Wahrnehmung Montanas in der Öffentlichkeit enorm prägen sollte und ihn endgültig zum Superstar machte, blieb es längst nicht das einzige spektakuläre Comeback. Montana besaß eine unglaubliche Ruhe in großen Momenten und wo andere in Panik verfielen, blühte er immer wieder auf. 31 Spiele gewann Montana noch im Schlussviertel nach Rückstand und vor allem im Super Bowl gab es nie einen besseren und konstanteren Quarterback.

Eine Erklärung hat er selbst dafür nie wirklich bereitstellen können: "Am ehesten könnte man es vielleicht damit erklären, dass ich mich in allem gerne mit anderen Messe. Ich bin nicht in Panik verfallen, weil ich den Wettkampf geliebt habe. Je härter die Lage schien, desto stärker konzentrierte ich mich auf das, was ich schaffen musste."

Joe Montana "zum Quarterback geboren"

So waren oft eher sein Kopf, die innere Ruhe und das Verständnis für das Spiel die Gründe für Montanas Erfolge. Rein physisch war das in West-Pennsylvania, wo auch QB-Größen wie Johnny Unitas, Dan Marino, Joe Namath oder George Blanda herstammen, aufgewachsene Einzelkind mit italienischen Wurzeln wenig beeindruckend. Montana war nicht besonders schnell oder groß und überzeugte auch nicht mit einem sonderlich starken Wurfarm.

Und doch sagte schon sein High-School-QB-Trainer Jeff Petrucci einst: "Joe wurde dafür geboren, Quarterback zu sein. Das hat man schon früh gesehen - die Spannung im Huddle wenn er dabei war. Es war, als würde er das Spiel in Zeitlupe sehen. Ob später in Notre Dame oder auch bei den 49ers, Montana war der Chef im vierten Viertel."

Anfangs lenkte sich Montana noch mit Baseball und Basketball ab, wo ihm ebenfalls ein Stipendium angeboten wurde, doch nachdem er sein High-School-Senior-Jahr als All-American-Quarterback beendet hatte, entschied er sich für Football und ging, wie sein Vorbild Terry Hanratty, ans College von Notre Dame.

Montana-Magie nach Stotterstart

Doch bei seiner Wunschschule angekommen merkte der Youngster schnell, dass er nicht mehr der Star des Teams war. Zwischenzeitlich war Montana, trotz bereits eines Comeback-Sieges 1975, nur der siebte Quarterback im Kader und eine schwere Schulterverletzung verdammte ihn die komplette 1976er Saison über zum zuschauen. Zwar blieb er im Team, startete ins kommende Jahr aber noch immer nur als dritter Quarterback. Und doch sollte es nicht lange dauern, bis auch der College-Football ein Stück Montana-Magie zu spüren bekam.

Im dritten Saisonspiel, Notre Dame lag mit 14:24 gegen Purdue zurück, wurde Joe Cool eingewechselt. 154 Yards und ein Passing-TD später hatten die Fighting Irish das Spiel gedreht und gewannen mit 31:24. Montana führte Notre Dame zur National Championship, gab seinen Startplatz nie wieder her und ging mit einem Knall. Sein letztes College-Spiel vor dem Draft war der Cotton Bowl 1979 gegen die University of Houston. Notre Dame lag mit 12:34 hinten, 7:37 Minuten vor Schluss.

Ein eigentlich nahezu ausgeschlossenes Comeback, zumal Montana die ganze Woche über mit der Grippe zu kämpfen hatte. Doch er führte sein Team bei seinem größten Fourth-Quarter-Comeback mit dem letzten Spielzug der Partie zum 35:34-Sieg, was Coach Dan Devine zu einer rückblickend schon fast prophetischen Äußerung brachte: "Mit Joe Montana in deinem Team ist das Spiel niemals vorbei."

Joe Montana: Der perfekte QB-System-Fit

Auch nach der illustren College-Karriere wurde Montanas Geduld aber zunächst auf die Probe gestellt. Die NFL-Scouts hatten an dem oft schlaksig wirkenden Quarterback Zweifel und befürchteten, dass er die Hits von NFL-Defendern auf Dauer nicht verkraften würde. So musste er bis zur dritten Runde warten, ehe ihn die 49ers schließlich erlösten - und damit ihren Wunsch-Quarterback bekamen.

"Wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht und sind davon ausgegangen, dass Joe in den ersten fünf Runden nicht genommen werden würde", erinnerte sich der damalige Niners-Coach Bill Walsh: "Viele typische Scouts damals waren Ex-Linemen, die keine Ahnung hatten, was einen guten Quarterback ausmacht. Sie schauten nur auf die Stärke des Wurfarms. Aber Joe hatte alles, was ein Quarterback in unserem System brauchte. Ein guter, beweglicher Athlet mit guter Körperkontrolle."

Joe Montana kein Produkt des Systems

Die Entscheidung war schon beim Pre-Draft-Workout gefallen: "Als ich ihn mir das erste Mal angeschaut habe war mir klar, dass das der beste Quarterback ist, den ich gesehen hatte. Ich wusste, dass er in unserer Offense großartig werden würde." Walshs West-Coast-Offense baute auf viele kurze Pässe, diverse Formationen und viel Bewegung.

Es war ein komplexes, anspruchsvolles System, das einen intelligenten, aufnahmefähigen Quarterback brauchte. Perfekt für Montana, der keineswegs ein Produkt des Systems war. "Seine brillanten Leistungen haben uns alle erfreut und mein neues Haus bezahlt", grinste Walsh viele Jahre später.

Zudem leisteten sich die Niners den Luxus, Montana langsam aufzubauen. In den ersten eineinhalb Jahren kam er nur sehr vereinzelt und ausgewählt zum Einsatz, alles penibel geplant: "Wir wollten ihn nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Wir dachten es wäre wichtig, dass er langsam Selbstvertrauen gewinnt." Mitte seiner zweiten NFL-Saison war es schließlich soweit. Joe Montana war Starting-Quarterback der 49ers und sollte mit Walsh die Liga revolutionieren.

Joe Montana - "The Ultimate Winner"

Es dauerte nicht lange, ehe Montana 1981 in seinem ersten Jahr als unangefochtener Starter mit der West-Coast-Offense gegnerische Defenses sezierte und die Liga scheinbar mit Leichtigkeit dominierte. 13 Siegen standen am Saisonende nur drei Niederlagen gegenüber und nach dem Gewinn des NFC-Titels über die Cowboys dank The Catch ging es in den Super Bowl - mit 26:21 schlug San Francisco Cincinnati und der Youngster durfte sich seinen ersten Ring anstecken.

Allerdings war es nur der Auftakt einer beispiellosen Super-Bowl-Serie: Montana sollte alle vier Super Bowls, die er in seiner Karriere erreichte, gewinnen und warf dabei für 1.142 Yards, elf Touchdowns und blieb ohne Interception. Sein Quarterback-Rating für die vier Spiele lautete am Ende 127,8, eine absolute Fabel-Zahl und die Unbeschwertheit in der größten Druck-Situation brachte ihm Jahre später die Sports-Illustrated-Überschrift "The Ultimate Winner" ein.

Für das Privatleben galt das allerdings anfangs nicht immer. Montanas erste Ehe ging 1977 nach nur drei Jahren in die Brüche, auch die zweite Heirat hielt nur von 1981 bis 1984. Erst im dritten Versuch klappte es schließlich: 1985 heiratete er die Schauspielerin Jennifer Wallace, die er bei einem Werbedreh kennengelernt hatte.

Joe Montana: Verletzungen machen keine Ausnahme

Doch auch auf dem Platz schien sich die Befürchtung einiger Scouts Mitte der 80er, San Francisco hatte gerade gegen Miami den zweiten Titel gewonnen, zu bestätigen. Montana zog sich beim Saisonauftakt eine schwere Rückenverletzung zu und musste operiert werden. Mehrere Ärzte rieten ihm dringend zum Karriereende, doch Montana war schon im College ein Spieler gewesen, der einstecken konnte.

Nur zwei Monate später stand er wieder auf dem Platz und warf drei Touchdown-Pässe zu seinem kongenialen Partner Jerry Rice. Doch Verletzungen blieben jetzt ein Thema. Bei der 3:49-Playoff-Niederlage gegen die Giants einige Wochen später erwischte Jim Burt Montana so hart am Kinn, dass der vorzeitig raus musste.

"Mein Knie war wahrscheinlich das größte Problem, weil ich da auch mehrfach operiert werden musste", berichtete er kürzlich: "Ich trainiere noch immer sechs oder sieben Mal die Woche, aber ich kann nicht joggen." Montana musste in seiner Karriere, zu einer Zeit, in der Quarterbacks längst nicht so geschützt wurden wie heute, viele Hits einstecken und wurde insgesamt elf Mal operiert.

Dennoch blieb er der Meister des 2-Minute-Drills und ließ zwei weitere Super-Bowl-Titel folgen - ehe der Körper erneut streikte. Eine im Trainingslager erlittene Ellbogenverletzung zwang ihn dazu, die komplette Saison 1991 und fast die komplette 1992er Saison von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Mit einem 24:6-Sieg am Montagabend beendete er die Regular Season standesgemäß - es sollte sein letztes Spiel für die San Francisco 49ers gewesen sein. 1993 wurde er an die Kansas City Chiefs abgegeben.

Joe Montana: Das Risiko Kansas City

Die 49ers wollten die Schlüssel zur Franchise an Nachfolger Steve Young abgeben, doch Montana sah sich noch nicht am Ende und ging ein Risiko ein. Anstatt seine Karriere zu beenden und die Legacy abzuschließen, wollte er es bei den Chiefs nochmals wissen, auch auf die Gefahr hin, womöglich mit einem negativen Beigeschmack abzutreten.

"Ich wollte, dass meine Kinder mich live und nicht nur auf Video spielen sehen", erklärte er einst: "Das einzige, was ich an meiner Karriere bereue, ist, dass sie vorbei ist. Mehr Spaß hatte ich nie. Ob Sieg oder Niederlage, diese Sonntagnachmittage kann man nicht ersetzen." Kansas City war zuvor schon ein gutes Team, brauchte aber dringend einen Quarterback und Fans sowie Verantwortliche sahen Montana als das fehlende Puzzlestück.

Diese Erwartungen gingen selbst an Joe Cool nicht spurlos vorüber: "Ich begann, mich in den Erwartungen zu verlieren. Das war mir noch nie passiert. Aber die Leute erwarteten, dass ich perfekt spielte und irgendwann habe ich das auch selbst übernommen. Der Druck stieg mir zu Kopf." Montana, der heute Wein anbaut und mehrere Pferde hat, erlebte noch zwei gute Jahre bei den Chiefs, zum ganz großen Wurf reichte es aber nicht mehr, wenngleich er das Team 1993 noch zu zwei Playoff-Comeback-Siegen führte. 1995 beendete er seine Karriere schließlich mit einer kurzen Rede auf einem öffentlichen Platz in San Francisco.

Joe Montana: The Drive

Schon vor seinem Wechsel zu den Chiefs hatte Montana, der so viele große Leistungen in großen Spielen ablieferte, allerdings das persönliche Komplementärstück zu seinem ersten SB-Run abgeliefert: Wenn The Catch sein Signature-Moment war, dann erlebte er gegen die Cincinnati Bengals im Super Bowl 1989 seinen Signature-Drive. Cincinnati war 3:20 Minuten vor Schluss drei Punkte vorne und die 49ers-Offense kam zurück auf den Platz. Montana bemerkte dabei eine gewisse Unruhe: "Einige der Jungs schienen angespannter als sonst. Vor allem Harris Barton, ein toller Offensive Tackle, der dazu neigte, nervös zu werden."

Während der TV-Pause entdeckte Montana dann Schauspieler John Candy auf den Rängen und fragte Harton: "Da, bei dem Ausgang, ist das nicht John Candy?" Diese Coolness und Abgezocktheit färbte sofort auf das Team ab, und alle wussten: Wenn Joe Cool so entspannt ist, kann nichts schiefgehen. 92 Yards und vier verschiedene Receiver später fand Montana John Taylor in der Endzone, 34 Sekunden vor Schluss.

Joe Montana: Beinahe-Ohmacht

Selbst eine zwischenzeitliche Beinahe-Ohnmacht hatte ihn nicht irritieren können. Montana hyperventilierte und wollte mehrfach eine Auszeit nehmen, doch Walsh lehnte ab, da er den Spielfluss nicht stören wollte. "Ich schätze, es war die Aufregung und auch die Hitze in Miami. Außerdem war es sehr laut und ich musste jeden Call mehrfach laut ansagen. Ich habe einfach alles gegeben", grinste Montana später.

Es war ein 92-Yard-Drive in die Geschichtsbücher, sieben Jahre nach The Catch. The Drive zementierte Montanas Legacy als größter Super-Bowl-Quarterback aller Zeiten. Oder, um es mit den Worten des damaligen Bengals-Receivers Chris Collinsworth zu sagen: "Einer meiner Mitspieler sagte mir: Jetzt haben wir sie. Das schaffen die niemals. Ich antwortete: Weißt du, wer ihr Quarterback ist? Wenn wir sie jetzt stoppen, haben wir den besten Quarterback aller Zeiten gestoppt."

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