Jameis Winston, QB, Florida State
Der beste Quarterback des Drafts kommt nicht ohne Risiko, Winston fiel zu oft negativ auf. Er stahl Krabbenbeine sowie bei Burger King Getränke, er sorgte mit unflätigen Äußerungen in der Uni für Negativschlagzeilen. Vor allem aber wurde er der Vergewaltigung beschuldigt. Die Untersuchungen wurden zwar eingestellt, doch der Fall bleibt ein Rätsel und klar ist: Sollten sich die Tampa Bay Buccaneers Winston mit dem ersten Pick holen, muss er sich als Gesicht der Franchise anders präsentieren - und nicht nur, wie bei der Combine, die richtigen Dinge nur sagen.
Stärken: Winston spielte in einem Pro-System, kann Defenses lesen und ist ein klassischer Pocket-Quarterback mit extrem hohem Selbstbewusstsein. Er geht durch seine Reads, bringt physisch alles mit und genießt innerhalb des Teams einen hohen Stellenwert. Winston kann Receiver besser machen und hat keine Angst in der Pocket, was ihm vermehrt Vergleiche mit Ben Roethlisberger einbrachte. Darüber hinaus verfügt er über ein enorm hohes Spielverständnis, mehrere Scouts schwärmten nach der Combine überschwänglich.
Schwächen: Winston ist klar nicht auf dem Level von Andrew Luck, als der aus dem College kam. Gerade was die Turnover angeht, leistete sich Winston in der vergangenen Saison zu viele Fehler (18 INTs). Zwar konnte er seine eigenen Fehler meist mit spektakulären Aufholjagden wettmachen, doch auch wenn längst nicht alle Picks auf seine Kappe gingen, versuchte Winston oft, Pässe zu erzwingen. Das große Fragezeichen liegt aber neben dem Platz: Jedes Team muss für sich entscheiden, wie es mit den Vergewaltigungsvorwürfen umgeht.
Marcus Mariota, QB, Oregon
Heisman-Gewinner Marcus Mariota kommt aus Hawaii und betrachtet im Grunde die ganze Insel als Familie. Er gilt als recht ruhiger Typ, der lieber durch seine Taten und weniger durch große Sprüche voran geht. 2014 führte er sein Team bis ins National Championship, das allerdings gegen Ohio State verloren ging.
Stärken: Mariota ist der Prototyp, was den mobilen Quarterback angeht. Bei der Combine lief er eine 4.52 im 40-Yard-Dash (36,58 Meter). Zudem verfügt er über einen starken und präzisen Arm. In seiner gesamten College-Zeit (41 Spiele) warf er für 105 Touchdowns und nur 14 Interceptions. Er macht extrem wenige Fehler. Durch seine Schnelligkeit ist er der ideale Option-Quarterback und kann auch härtere Hits einstecken, blieb von schwereren Verletzungen zudem bislang verschont.
Schwächen: Seine Stärken liegen in der High-Speed-Offense von Oregon, doch wer weiß, wie gut er als klassischer Pocket-Passer agieren kann? Nicht viele Coaches in der NFL sind bereit, ein System zu implementieren, wie es etwa Chip Kelly in Philadelphia spielen lässt. Ein großes Fragezeichen steht hinter seiner Fähigkeit, Snaps "under Center" - also nicht als Pass in der Shotgun, sondern als Übergabe direkt hinter dem Center - zu empfangen. In seiner gesamten Ducks-Karriere waren es nur zwölf insgesamt - alle in der Victory-Formation. Ein Quarterback, der nur aus der Pistol oder Shotgun spielt, ist für die NFL recht eindimensional.
Leonard Williams, DT, USC
Williams ist der beste Verteidiger und einer der sichersten Picks des Drafts. Es gibt keinerlei Charakter-Sorgen, keine (schwere) Verletzungshistorie (spielte trotz Knöchelverletzung im Vorjahr durch). Für seine Größe ist Williams unglaublich athletisch, der DT liebt das Spiel und hat eine hohe Spielintelligenz, was auch bei den diversen Video-Sessions rund um die Draft-Vorbereitung herausstach.
Stärken: Williams ist einer der Verteidiger, denen zuzuschauen Spaß macht. Seine große Stärke hat er gegen den Run und er schaffte es immer wieder, seinen gegnerischen Lineman nach hinten zu treiben und schnell zu kontrollieren. Williams hat einen tollen Motor und viel Power, für USC kam er überall an der D-Line zum Einsatz. Darüber hinaus setzt er, für Coaches ein wichtiger Maßstab, seine Hände gut ein. Williams kann als Tackle in einer 4-3-Defense, aber auch als End in einer 3-4 eingesetzt werden. "Ich denke, meine große Stärke ist meine Vielseitigkeit", betonte er gegenüber MMQB. Sein College D-Line-Coach Chris Wilson fügte hinzu: "Sein Spielverständnis erlaubt es ihm, überall zum Einsatz zu kommen. Das ist einzigartig."
Schwächen: Wenn man an Williams etwas kritisieren will, könnte man wohl am ehesten beim Pass-Rush ansetzen. Sein Inside-Move ist zwar allererste Sahne und sticht auf vielen Tapes heraus, allerdings wird er für die NFL womöglich noch an seinem Outside-Pass-Rush-Move arbeiten müssen - je nachdem, wo und wie er eingesetzt wird. Darüber hinaus muss Williams seine Explosivität verbessern.
Amari Cooper, WR, Alabama
Wenn man in die Fußstapfen eines Julio Jones treten muss, kann das schon mal zum Problem werden. Nicht jedoch für Amari Cooper, der seinen prominenten Vorgänger bei der Crimson Tide sogar noch übertraf, statistisch zumindest. Der Junior legte sogar die beste Saison eines Bama-Receivers überhaupt hin: 124 Receptions für 1.727 Yards und 16 Touchdowns. Cooper gilt als bester Wide Receiver der Klasse von 2015.
Stärken: Cooper ist vielleicht nicht der klassische Nummer-Eins-Receiver, was in erster Linie an seiner Größe liegt - ca. 1,84 m - aber er macht dies durch seine Einstellung wett. Er kann einen Gang zulegen, wenn der Ball in der Luft ist und verfügt über ausgezeichnete Sprungkraft. Zudem ist er taff, scheut sich nicht vor harten Zweikämpfen und kann auch über die Mitte bedenkenlos angespielt werden. Scouts sehen in ihm eine Mischung aus Jordy Nelson und Roddy White - nicht ganz so groß, nicht ganz so schnell, aber sehr robust, mit guter Beschleunigung und mit präzisen Routes.
Schwächen: Er ist nicht der größte Outside Receiver, womöglich ein Problem für Jump Balls an der Seitenlinie. Zudem ist er trotz seiner Beschleunigung nicht unbedingt der Beweglichste. Er wird selten im Open Field eine Gegenspieler auswackeln und stehen lassen. Darüber hinaus frustrierte ihn eine Zehenverletzung Anfang 2013 so sehr, dass er seine Einstellung schleifen ließ. Im Football muss man manchmal auf die Zähne beißen und Rückschläge jeglicher Art verkraften. Hieran muss er arbeiten.
Dante Fowler Jr., DE, Florida
Leonard Williams ist die klare Nummer eins, was Defensive Ends angeht, doch Dante Fowler Jr. ist als Nummer zwei auf dieser Position zumindest in der engeren Auswahl. Er galt schon vor seiner College-Karriere als einer der besten Spieler seiner Klasse und änderte noch am National Signing Day seine Zusage von Florida State zu Florda.
Stärken: Viele Coaches legen Wert auf Flexibilität. Fowler Jr. ist ein Muster dafür. Er spielte für die Gators bereits 5- und 3-Technique sowie 3-4-Outside-Linebacker. Seine beste Position ist allerdings in der Tat Defensive End einer Vier-Mann-Front. Er hat auf dem College kein einziges Spiel verpasst und gilt als intelligenter Spieler, der vom Snap weg explosiv ist. Auch erkennt er zügig die Situation und weiß immer, wo der Ballführende ist.
Schwächen: Geht es dann doch mal sehr schnell, kommt er manchmal noch zu spät. Oder er ist selbst zu schnell und verpasst dann schon mal sein Ziel im Backfield. Er gilt als guter Typ, wurde allerdings zu High-School-Zeiten nach Streitigkeiten mit Coaches für zwei Spiele suspendiert - ein Warnzeichen für die NFL?