It's time for Björn Werners Pass Rush! In der dritten Ausgabe des Jahres erklärt uns der Defensive End der Indianapolis Colts, wie die Geburt seiner Tochter sein Leben verändert hat, warum er derzeit täglich büffeln muss und wieso er sich auf die Chicago Bears freut. Und: Wieso das Training Camp doch irgendwie verrückt ist.
gettyLiebe SPOX-Community, liebe Football-Fans,
das Wichtigste zuerst. Sorry dafür, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Aber ich hatte einen sehr guten, ach was, den besten Grund überhaupt: Vor vier Wochen wurde unsere Tochter geboren. Wir sind Eltern. Ich bin Vater. Unglaublich!
Wenn ihr nicht selbst Kinder habt, ist das kaum zu beschreiben. Der Tag, an dem sie geboren wurde, hat mein Leben verändert. Eine kleine Prinzessin, die ihren Vater natürlich sofort um den Finger gewickelt hat. Ich habe sie natürlich sofort überall herumgetragen und stolz vorgezeigt. Ich bin einfach nur stolz, es ist wunderschön.
Werner-Kolumne: "Typisch amerikanisch"
Wer jetzt fragt: "Björn, wie sieht es denn mit Windeln wechseln aus?", dem antworte ich: Klar, da war ich sofort dabei! Ich finde es richtig geil, Vater zu sein und kümmere mich so viel wie möglich um sie. Sobald ich nach Hause komme, dreht sich alles um mein Mädchen und ich spiele nicht mehr Football, sondern Papa.
Erst Training, dann Tochter
Das geht derzeit auch ganz gut, schließlich haben wir vor dem Beginn des Training Camps ein paar Wochen frei. Wobei "frei" es auch nicht trifft: Um neun Uhr morgens fahre ich zum Trainingsgelände und trainiere, mache meine Übungen und lasse mich behandeln, um so fit wie möglich zu werden. Denn wenn das Camp am 1. August erst einmal anfängt, dann ist Football angesagt - und zwar nur Football.
Am frühen Nachmittag komme ich dann nach Hause und widme mich meiner Tochter. Aber das ist noch nicht alles: Denn wenn sie schläft, warten auch noch ein paar Online-Kurse auf mich. Genau - ich mache meinen Bachelor-Abschluss.
Büffeln bis der Kopf raucht
Wie einige von euch vielleicht wissen, habe ich die Florida State University ja nach drei Jahren verlassen, also ein Jahr vor meinem Abschluss. Aber das einfach wegzuwerfen, wäre zu schade gewesen - irgendwann ist die Karriere ja auch vorbei und ich bin sowieso jemand, der Dinge gerne bis zum Ende durchzieht. Also kämpfe ich mich diesen Sommer durch ein paar Kurse. Vielleicht bin ich nächstes Jahr fertig, vielleicht auch erst im übernächsten - aber immer noch besser, als nach der Karriere erstmal ein Jahr zu verschwenden, um wieder zur Schule zu gehen.
Es war übrigens gar nicht so einfach, wieder anzufangen. Eigentlich wollte ich das schon letzten Sommer machen, aber dafür muss man erst einmal die passende Uni finden, die einerseits Online-Kurse anbietet, dir aber andererseits auch alle bisherigen Credits anrechnet. Das Gute: Die NFL hilft uns mit den Anmeldungen und dem ganzen Papierkram - und bezahlt sogar den Rest des Studiums. Das ist richtig cool. Die Liga würde mir sogar auch einen Master-Abschluss bezahlen und bietet auch selbst einige Kurse in der Offseason an, weil sie weiß: Die durchschnittliche NFL-Karriere dauert nur dreieinhalb Jahre. Auch viele meiner Mitspieler nutzen diese Angebote und machen ihren Abschluss nach, ich bin da also keine Ausnahme.
Deshalb bin ich jetzt offiziell Student der University of Louisville. Wobei das Studium im Training Camp wieder zurückstehen muss: Die ersten zwei Wochen quartieren wir uns in einer kleinen Uni in der Nähe ein, und dann geht es richtig los. Da muss ich meine Kleine leider erst einmal zurücklassen. Umso dankbarer bin ich deshalb dafür, dass meine Frau das versteht und mich bedingungslos unterstützt. Sonst würde das nicht gehen.
Im Camp sind die Bären los
Leute, ich bin schon richtig heiß! Nur noch zwei Wochen bis zum ersten Preseason Game, und vor dem zweiten Spiel werden dann auch noch die Chicago Bears zu uns stoßen, um mit uns zusammen zu trainieren. Das ist eine Premiere für mich, deshalb freue ich mich sehr drauf.
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Es wird aber schon vorher richtig zur Sache gehen im Camp. Irgendwie verrückt: Bevor die Saison losgeht, "zerstört" man sich noch einmal körperlich, sowohl im Training als auch in den Preseason Games. Aber es muss sein - schließlich will man sich auf die neue Saison vorbereiten und einfach immer besser werden. Und es geht ja nicht nur um den Wettbewerb im eigenen Team, sondern auch darum, sich zu zeigen: Es passiert immer wieder, dass es Spieler aus dem "Roster Bubble" nicht unter die besten 53 schaffen, aber dann von anderen Teams verpflichtet werden, weil die ganz genau hingeschaut haben.
So, jetzt wisst ihr Bescheid! Ich bin fit, voll im Plan und bis in die Haarspitzen motiviert. Das wird unsere Saison! Und selbst wenn es mal nicht so laufen sollte: Ein Blick auf meine Tochter und der Ärger ist verflogen.
Bis bald!
Euer Björn
Björn Werner, geboren am 30. August 1990 in Berlin, wurde im NFL-Draft 2013 in der 1. Runde mit dem 24. Pick von den Indianapolis Colts gezogen. 2015 geht der Defensive End, der am College für die Florida State Seminoles spielte, in seine dritte NFL-Saison
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