San Diego Chargers (2-2) - Pittsburgh Steelers (2-2) (Di., 2.30 Uhr im LIVESTREAM)
mySPOX-User koblenzer: Wer sind die San Diego Chargers? Diese Frage ist auch nach Woche vier noch nicht beantwortet. Zwei Siegen gegen die Lions und die Browns stehen deutliche Pleiten in Minnesota und Cincinnati gegenüber. Das Spiel gegen Pittsburgh ist ein Gradmesser, wohin es in dieser Saison gehen kann. In einer Division mit den bis dato ungeschlagenen Denver Broncos steht das Team von Coach Mike McCoy schon gewaltig unter Druck. Fakt ist, dass die Bolts noch keinerlei Rhythmus gefunden haben, obwohl sie ihr Potential zumindest schon aufblitzen ließen.
Die Offense ist im besten Fall ein Kurzpassfeuerwerk und die Defense agiert nach der Devise "Bend but don't Break" - also Yards, aber keine Touchdown erlauben. Zumindest Quarterback Philip Rivers ist allerdings noch der Alte: Er spielt auf konstant hohem Niveau und lässt sich auch nicht von der schwachen Offensive Line aus dem Konzept bringen. In dieser Woche kann er endlich wieder auf Tight End Antonio Gates zurück greifen, der seine Sperre abgesessen hat.
Das Laufspiel kommt hingegen nur schwerlich in Gang. Rookie Melvin Gordon tut sein Bestes, doch bislang noch nicht mit durchschlagenden Erfolg. Die meisten Big Plays macht hier aktuell aber Danny Woodhead. Die Chargers werden gegen die Steelers vermutlich wieder auf ein Kurzpass-Festival setzen, denn das kaschiert am ehesten die Schwäche der Line. Die Secondary von Pittsburgh sollte einige Lücken offenbaren, die Rivers und Co. nutzen müssen. Denn den Lauf zu etablieren dürfte ungleich schwieriger werden.
Gute Erinnerungen an Vick
Die Defense der Chargers wird sich derweil nur zu gern an den letzten Auftritt von Michael Vick, der erneut für Ben Roethlisberger ran muss, in San Diego erinnern. Vollkommen unvorbereitet kam er damals im Trikot der New York Jets für Geno Smith in die Partie. Das Spiel wurde für Vick genau wie für die Jets zum Desaster. Doch am Montag könnte es für ihn leider etwas besser laufen, denn in der Defense San Diegos gibt es nach wie vor einige Baustellen.
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Konstanter Pass Rush ist nicht vorhanden. Melvin Ingram ist zwar fit, konnte jedoch seine guten Ansätze aus der Vorbereitung bislang nicht bestätigen. Jerry Atouchu macht bislang einen ordentlichen Job, mehr aber auch nicht. Die Defensive Line spielt derzeit noch unter den ohnehin schon niedrigen Erwartungen. Immerhin, die Secondary ist ein Lichtblick.
Für die Chargers gilt es aber, aller Schwächen in der Front zum Trotz, vor allem Running Back Le'Veon Bell zu stoppen. Vick macht mir da ehrlich gesagt weniger Sorgen. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass die Offensive Line Philip Rivers genug Zeit gibt. Tritt das ein, werden die Chargers das Spiel gewinnen.
Adrian Franke (SPOX): In einer Sache kann ich dir zumindest schon mal zustimmen: Pittsburgh wird ganz schön viel von Le'Veon Bell brauchen, um den Auswärtssieg einzufahren. Aber gleichzeitig sehe ich keinen Grund, warum das nicht gelingen sollte - denn wie du selbst sagst, San Diegos Defensive Line bereitet bislang niemandem Bauchschmerzen und Pittsburgh hat gegen Baltimore bewiesen, dass es trotz der Verletzungen in der Offensive Line ein Running Game aufziehen kann. Genau davon gehe ich am Montagabend auch aus.
Meiner Meinung nach gewinnt Pittsburgh das Duell mit den Ravens auch, wenn Bell das Ei in Overtime bei Fourth Down bekommen hätte. Aber bekanntermaßen ist das Leben ja kein Konjunktiv und so stehen die Steelers unter Druck: Das direkte Duell mit den Chargers könnte mit Blick auf das AFC-Wild-Card-Rennen noch ein sehr wichtiges werden. Da kommt es der Offense mehr als gelegen, dass Michael Vick jetzt infolge des Thursday-Night-Games ausreichend Zeit hatte, um sich vorzubereiten.
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Als Konsequenz sollte das Playbook mehr hergeben als gegen die Ravens und Offensive Coordinator Todd Haley wird aggressiver zu Werke gehen können. Keine guten Nachrichten für die Chargers. Ich gehe darüber hinaus davon aus, dass auch die Abstimmung mit Antonio Brown klar verbessert sein und Haley mehr weite Pässe zu Brown und Darrius Heyward-Bey einstreuen wird - auch wenn Martavis Bryant trotz abgesessener Sperre wohl verletzungsbedingt noch ausfällt. So wird das ganze Feld offener sein, auch und gerade für das Running Game sowie für kurze Pässe zu Bell und zu Tight End Heath Miller.
Kein Shazier - ein Problem!
Defensiv wird es gegen Woodhead und Gordon zugegebenermaßen weh tun, dass Linebacker Ryan Shazier seine Schulterverletzung doch noch nicht final überwunden hat und trotz vielversprechender Trainingseinsätze unter der Woche nicht mitwirken kann. Die Schwächen in der bisherigen Saison gegen Tight Ends bleiben so ebenfalls ein Problem, das mit der Gates-Rückkehr nicht gerade kleiner wird.
Aber: Der Pass-Rush wird gegen angeschlagene Chargers heiß laufen und es würde mich nicht überraschen, wenn Jarvis Jones am Montagabend explodiert. Nach 14 Sacks über die ersten vier Spiele wartet auf die Steelers jetzt eine Offensive Line, die ohne Guard Orlando Franklin (Knöchel) und voraussichtlich auch ohne Tackle King Dunlap (Gehirnerschütterung) auskommen muss - und San Diego hat ohnehin eine der schwächeren Lines, was Pass Protection angeht. Defensive Coordinator Keith Butler hat zudem die von Head Coach Mike Tomlin im Vorfeld der Saison an ihn gestellte Forderung bislang erfüllt und lässt aggressiv spielen.
"Ich denke, das ist der Steelers-Charakter. Wir haben die Spieler dafür. Warum abwarten, wenn wir die Offense attackieren können?", brachte es Safety Mike Mitchell so treffend auf den Punkt. Durch den Ausfall von Receiver Stevie Johnson fehlt Rivers zudem eine bislang extrem verlässliche Waffe im Passing Game. Pittsburgh hat seit 2005 an der West Coast nicht mehr gewonnen und es ist an der Zeit, das zu ändern. Ein Old-School-Steelers-Auftritt mit aggressiver Defense und Fokus auf dem Running Game wird genau das erreichen.