Gerade in der ersten Hälfte hatten beide Offensivreihen gegen die jeweils starken Defensiven große Probleme, die Bills profitierten von zwei Turnovern und gingen mit einem 12:3 in die Kabine. Als sie danach ins Rollen kamen, schien das Spiel bereits entschieden, bevor New York fast noch ein spektakuläres Comeback glückte. Drei Versuche an der gegnerischen 5-Yard-Linie reichten wenige Minuten vor dem Ende aber nicht für die nötigen zwei Yards.
Damit schließen die Bills im Wildcard-Rennen der AFC zu den Jets auf, zusammen mit den Pittsburgh Steelers stehen sie allesamt bei einer Bilanz von 5-4. Quarterback Tyrod Taylor (17/27, 158 YDS) lieferte ein durchwachsenes Spiel, konnte sich aber auf sein Running Game um LeSean McCoy (112 YDS) verlassen. Die Jets hatten insgesamt mehr Yards Raumgewinn zu verzeichnen (318:280), machten sich mit gleich vier Ballverlusten aber das Leben schwer. Quarterback Ryan Fitzpatrick (193 YDS, 2 TDs, 2 INTs) bot wie Taylor Licht und Schatten.
Im Kampf um die Playoffs reisen die Jets in Weekk 11 nach Houston, die Bills müssen bei den noch ungeschlagenen New England Patriots antreten. Nach dem Spiel wurde außerdem bekanntgegeben, dass sich Fitzpatrick am Montag am verletzten linken Daumen operieren lassen wird.
Die Reaktionen:
Baccari Rambo (Safety Buffalo Bills): "Wir wissen, dass uns Coach Rex immer unterstützt, deshalb wollen wir da raus gehen und das Gleiche für ihn tun. Wir wussten, dass es ein wichtiges Rennen für das Playoff-Rennen war. Wir sind einfach raus und haben unseren Stiefel runtergespielt."
Rex Ryan (Head Coach Buffalo Bills): "Wir wussten, dass es ein heftiger Schlagabtausch werden würde. Es würde mich nicht wundern, wenn dieses Spiel am Ende darüber entscheidet, wer in die Playoffs einzieht."
...über ein Spiel gegen sein früheres Team: "Das ist als wenn man von einer Frau verlassen wird. Das Leben geht weiter. Immer mal wieder will sie dich zurück, aber sie bekommt dich nicht zurück."
Todd Bowles (Head Coach New York Jets) über das Fourth Down kurz vor dem Ende: "Wir dachten, dass wir das Spiel so für uns entscheiden können."
Der Spielfilm
Vor dem Kick-Off:
Es ist die Rückkehr von Rex Ryan ins Jets-Territorium! Sechs Jahre hatte er das Team trainiert und zweimal ins AFC Championship Game geführt, bevor er im letzten Dezember gefeuert worden war. Bei den Bills darf er nun ein neues Team aufbauen - natürlich mit bärenstarker Defense, seinem Markenzeichen.
Und natürlich hatte Ryan kein Problem damit, vor dem Spiel wieder für Schlagzeilen zu sorgen: So machte er Linebacker IK Enemkpali kurzerhand zum Captain. Genau - der Enemkpali, der Jets-QB Geno Smith vor Saisonstart mit einem Schlag den Kiefer gebrochen hatte. Nachdem das Team ihn feuerte, holte ihn Ryan nach Buffalo. Und jetzt Captain? Darauf angesprochen, meinte der Coach, dass es nicht als "Schlag ins Gesicht" gedacht sei. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Was das Spiel angeht: Ryan Fitzpatrick spielt weiter mit einem verletzten linken Daumen, auch sein Receiver Brandon Marshall ist angeschlagen. Die Bills können ihrerseits wieder auf Running Back Karlos Williams bauen, Backup-QB EJ Manuel ist nicht im Kader. Oh, außerdem regnet es in Strömen im MetLife Stadium. Keine schönen Bedingungen.
11.: Wir haben die ersten Punkte! Die ersten vier Serien des Spiels bringen insgesamt gerade mal ein First Down, bevor die Jets endlich den Vorwärtsgang einlegen können. Rex Ryan verliert seine erste Auszeit, weil er ein First Down der Jets anzweifelt und die Challenge verliert, dann führt Fitzpatrick das Team bis kurz vor die Endzone. Am Ende wird es ein Field Goal vom neuen Kicker Randy Bullock. 3:0 Jets!
25.: Interception! Erster Turnover der Jets: Fitzpatrick eigentlich mit dem perfekten Pass auf Brandon Marshall, aber der Ball rutscht ihm durch die Arme. Marshall jongliert noch ein bisschen, dann ist Bills-Back Corey Graham da und hat den Ball! Er bringt ihn in die gegnerische Hälfte, wenig später gleich die Gäste per 47-Yard-Field-Goal aus. Erster Pick von Fitzpatrick nach 104 Pässen. Und beim anschließenden Return fumbelt Devin Smith, nachdem er die eigene Endzone verlässt! Duke Williams sagt danke! Was für eine Wende! 9:3 Bills!
30.: Die Bills scheinen kurz vor der Pause einen Rhythmus gefunden zu haben: LeSean McCoy mit ein paar guten Runs, dazu kurze Pässe von Taylor. Zwei Third Downs werden erfolgreich überwunden, mit wenigen Sekunden auf der Uhr geht das 41-Yard-Field-Goal durch die Pfosten. Halbzeit! 12:3 Bills.
34.: Jetzt läuft es bei den Bills! Nach der Pause braucht es nur sieben Plays, um 80 Yards zum TD zurückzulegen, darunter ein Screen Pass auf Tight End Charles Clay, der 25 Yards einbringt. Dann hat Taylor gaaaanz viel Zeit in der Pocket und findet Running Back Karlos Williams über die Mitte. 26 Yards zum Score. Erster Run von Chris Ivory nach dem Kick-Off - und er fumbelt! Schon die Vorentscheidung? 19:3 Buffalo!
41.: Oha, wird es doch noch ein Spiel? Plötzlich lebt die Offense der Jets, die Zuschauer wachen auf - und es springen gleich mehrere Plays mit über zehn Yards Raumgewinn heraus. Dann findet Fitzpatrick Brandon Marshall, der in der ersten Halbzeit noch ohne Catch geblieben war. 14-Yard-Touchdown! 22:10 Bills.
53.: Die Offense der Bills ist abgemeldet, New York holt weiter auf! Ryan Fitzpatrick spielt einen vierten Versuch in der gegnerischen Hälfte aus und findet seinen Receiver Eric Decker wunderbar über dessen Schulter. Nur einen Spielzug später: Wieder Fitzpatrick auf Decker, wunderbar in die Mitte der Double Coverage! Decker fällt über die Linie, Touchdown! 22:17 Buffalo.
60.: It's over! Die Jets haben das Momentum, und als Bills-Punter Colton Schmidt einen Ball nicht kontrollieren kann, gibt es sogar Ballbesitz kurz vor der gegnerischen Endzone! Aber vier Versuche reichen nicht zum Touchdown, und als sie kurz vor dem Ende noch einmal an den Ball kommen, wirft Fitzpatrick einen Pick in die Arme von Baccari Rambo. Game! 22:17 Bills.
Der Star des Spiels: Baccari Rambo. Der Safety und Special Teamer der Bills ist bei weitem kein großer Name, machte seinem Nachnamen in dieser Partie aber alle Ehre. Rambo war für gleich drei der vier Ballverluste der Jets verantwortlich: Er war es, der den Ball vor dem Special-Teams-TD aus den Händen von Smith schlug - und dann klaute er Chris Ivory auch noch ganz ungeniert den Ball. So sorgte er fast im Alleingang für neun Punkte. Und dann schnappte er sich auch noch die Interception 17 Sekunden vor dem Ende.
Der Flop des Spiels: Brandon Marshall. Der enigmatische Receiver hatte mit Knöchel- und Zehproblemen zu kämpfen, meldete sich dann aber fit. Wenn er fit ist, muss aber auch mehr kommen. Kein einziger Catch in der ersten Halbzeit, und ein perfekter Pass von Fitzpatrick führte sogar noch zu einer Interception. Am Ende drei Catches für 23 Yards bei zehn Bällen in seine Richtung. Auch wenn Fitzpatrick gerade bei den Deep Balls große Probleme hatte: Da muss Marshall mehr liefern.
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Das fiel auf:
- Kein Wunder, dass die Patriots gegen die Front Seven der Jets über 50 Mal auf einen Pass von Tom Brady setzten - gegen das Running Game sind die Jets normalerweise extrem stark. Die Bills fanden nach ersten schwachen Serien die Lücken, haben auch das perfekte Personal: LeSean McCoy war mit seinem Mix aus vielen Richtungswechseln und Körpertäuschungen oft nur schwer zu stellen und ergänzte sich gut mit Power Runner Karlos Williams. Sind beide fit, ist das Running Game aus Buffalo enorm gefährlich.
- Im Passspiel versuchte es Taylor ein paar Mal mit einem Deep Ball, unter anderem beim ersten Spielzug seiner Offense. Das klappte aber nicht, zudem wurde er vom Pass Rush erbarmungslos gejagt. Im Spielverlauf fanden die Bills gute Kontermöglichkeiten mit schnellen Screen-Pässen, trotzdem wurde Taylor insgesamt viermal gesackt. Da kann er, gerade aus dem Lauf, noch cleverer reagieren und die Pille auch einfach mal in die Zuschauer feuern.
- Nike hatte für dieses Spiel zwei neue, mutige Designs kreiert. So waren die Jets von Kopf bis Fuß in Grün getaucht, während die Bills in knallroten Uniformen aufliefen. Darüber kann man nun streiten, aber eine Sache hatte der Hersteller wohl nicht bedacht: die Rot-Grün-Schwäche! So beschwerten sich schon während des Spiels viele Fans, sie könnten die Teams schlicht und ergreifend nicht auseinander halten. So war das sicher nicht gedacht.
- Zur Halbzeit waren die Jets mit gerade einmal 109 Yards Offense nicht gerade gefährlich. Ganz besonders schlecht: das Running Game mit nur 22 Yards. Aber die Jets ließen sich in Halbzeit zwei trotz großem Rückstand nicht entmutigen, behielten das Laufspiel weiter im Plan und hatten so Erfolg. Gleichzeitig eröffneten sich so Lücken für die Star-Receiver Decker und Marshall.
- Jets-Coach Todd Bowles setzte im Laufe des Spiels auf aggressives Playcalling. Vor Deckers Touchdown spielte sein Team mit viel Zeit auf der Uhr einen vierten Versuch aus, und als man danach wieder in aussichtsreicher Position in Ballbesitz kam, versuchte er es bei 4th-and-Goal und einem Spielstand von 17:22 erneut, wenn auch ohne Erfolg. Andere Coaches hätten in dieser Situation sicherlich auf ein Field Goal und das Prinzip Hoffnung gesetzt. Es klappte dann aber nicht, auch weil seine Defense am Ende wieder ziemlich platt war und einige First Downs zuließ.