Cam Newton (16/35, 248 YDS, 2 TD, INT) führte eine Offense, die wieder einmal über ihr Running Game kam, nicht unbedingt effektiv, aber dennoch konstant über das Feld. Die Colts-Defense wehrte sich im strömenden Regen tapfer und hielt das eigene Team so im Spiel, während die eigene Offense um Luck (23/47, 231 YDS, 2 TD, 3 INT) lange viel Sand im Getriebe hatte - die Fragen nach Lucks Gesundheit dürften auch nach diesem Spiel nicht verstummen.
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Erst ganz am Ende machte es Indianapolis nochmals spannend, und wie: Der Panthers-Defense ging zunehmend die Kraft aus, und plötzlich wurden die Würfe für Luck einfacher. Somit gab es das nicht für möglich gehaltene Herzschlagfinale, an dessen Ende aber eine Luck-Interception, die einzige, die nicht auf sein Konto ging, die Hoffnungen auf den Comeback-Sieg zunichte machte. Es bleibt abzuwarten, ob Indianapolis' Auftritt ab Mitte des vierten Viertels die Diskussionen um Coach Chuck Pagano vorerst verstummen lässt.
Die Stimmen zum Spiel:
Luke Kuechly (Panthers-Linebacker, über seinen Pick in der OT): "Das lag nur am Pass-Rush und an Roman Harper. Die Defensive Line hat Druck erzeugt und Roman hat ein Play gemacht. Ich war nur im richtigen Moment am richtigen Ort. Andrew Luck und die Colts sind ein gutes Team, aber wir haben das gemacht, was wir tun mussten. Wir haben gekämpft und das war kein schöner, sondern ein anstrengender Sieg. Aber wir finden Wege, um die Spiele zu gewinnen."
Greg Olsen (Panthers-TE): "Ich glaube dieser Sieg sagt viel über unser Team. Beide Teams hatten Probleme mit dem Regen. Offensiv haben wir nicht genug getan, um die Uhr runter laufen zu lassen. Aber wir sind zurückgekommen. Wir tun, was wir tun müssen."
Cam Newton (Panthers-QB): "Ich habe nie an uns gezweifelt. Solange wir Luke "Captain America" Kuechly haben, mache ich mir keine Sorgen. Wir wissen, dass wir besser spielen müssen. Aber am Ende sind wir eines der wenigen Teams, das von sich sagen kann, dass es bei 7-0 steht - aber wir sind deshalb längst noch nicht zufrieden."
Andrew Luck (Colts-QB): "Die Turnover sind mein Problem, und das tut dem Team weh. Ich muss das reparieren, so ist es schwer, Spiele zu gewinnen. Ich bin von mir selbst sehr enttäuscht. Es ist noch eine lange Saison, aber das macht es nicht leichter, diese Niederlage zu verarbeiten. Ich muss diese Dinge im Training und dann in den Spielen reparieren. Unsere Defense hat uns heute eine Chance gegeben, das Spiel zu gewinnen."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Unterschiedlicher könnten die Ausgangslagen der beiden Teams kaum sein: Während Carolina nach Siegen über Seattle und Philadelphia weiter ungeschlagen ist und vor Selbstvertrauen nur so strotzt, entspricht die Gefühlslage in Indianapolis eher dem Gegenteil. Die Colts haben ihre letzten beiden Spiele verloren und vor allem die erste Hälfte in der Vorwoche gegen die Saints war schlicht desolat.
Zwar bleiben Andrew Luck und Co. selbst im Falle einer Niederlage an der Spitze der schwachen AFC South, allerdings häufen sich zuletzt die Gerüchte über eine mögliche Entlassung von Coach Chuck Pagano - ein guter Auftritt in Carolina würde Pagano zweifellos helfen. Verzichten müssen die Colts, für die es die größte Herausforderung sein dürfte, die eigenen Offensivpläne gegen die Panthers aufs Feld zu bringen, weiterhin auf Receiver Phillip Dorsett sowie auf Center Khaled Holmes. Bei Carolina fallen Center Ryan Kalil und Linebacker Shaq Thompson aus.
1.: FUMBLE! Was für ein Katastrophenstart für die Colts: Backup-Center Jonotthan Harrison lässt den Ball im strömenden Regen beim Snap fallen, Roman Harper schnappt sich das Ei - der erste Turnover der Partie hat keine Minute auf sich warten lassen. Immerhin die Defense hält und so reicht es nur zum 39-Yard-Field-Goal. 3:0 Panthers.
3.: INTERCEPTION! Unfassbar, es geht gerade so weiter. Luck entwischt dem Pass-Rush zunächst, doch die Panthers-Secondary hält. Statt den Ball aber wegzuwerfen, erzwingt er einen aussichtslosen Pass in Double-Coverage. Charles Tillman sagt Danke und schnappt sich den einfachen Pick, Indianapolis hätte sich keinen brutaleren Start ausmalen können. Die Panthers gehen im Gegenzug Risiko und spielen zwei kurze Fourth Downs aus, beim zweiten kämpft sich Jonathan Stewart in die Endzone. 10:0 Panthers.
22.: Jetzt patzen auch die Panthers: Kurz nach einem 47-Yard-Field-Goal von Adam Vinatieri lässt Stewart das Ei fallen, Trent Cole war zuvor noch dran. Die Colts, die sich zuvor in Person von Luck und Gore ihrerseits zwei weitere eigene Fumbles zurückholen konnten, schaffen es aber trotz guter Field Position nicht in die Endzone. Nächstes Field Goal, 10:6 Panthers.
24.: Turnover, die Vierte: Newton versucht einen weiten Pass, doch der gerät viel zu kurz. Einfache Interception für die Colts, die offensiv aber überhaupt kein Kapital daraus schlagen können. So bekommen die Panthers vor der Halbzeitpause nochmals die Chance und mit dem ersten echten offensiven Big-Play der Partie, ein 48-Yard-Pass auf Ted Ginn, bringt Newton seine Offense in Position - trotzdem geht es ohne weitere Punkte in die Kabine.
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45.: Beide Offenses tun sich nach wie vor schwer, wenig Risiko und viele Punts sind weiter das Thema - und auch die Turnover bleiben ein Problem: Carolina kommt kurz vor Ende des dritten Viertels tief in die Red Zone, doch dieses Mal klappt der Snap bei den Panthers nicht. Fumble, Turnover, Colts Football. Aber wenig später gelingt Carolina dann womöglich der Knockout: Indianapolis muss nach drei Plays wieder runter und per Play Action wirft Newton einen 27-Yard-TD-Pass - Tight End Greg Olsen hatte sich gegen Vontae Davis durchgesetzt. 17:6 Panthers.
50.: Das Colts-Desaster geht währenddessen weiter: Luck überwirft seinen Receiver hoffnungslos und in die Arme von Safety Kurt Coleman. Wenige Sekunden später findet Newton Corey Brown in der Ecke der Endzone. Das sollte es doch gewesen sein, auch wenn der Extra-Punkt danebengeht. 23:6 Panthers.
58.: Die Colts leben noch! Andre Johnson setzt sich in der Endzone clever gegen Bene Benwikere durch und fängt Lucks 18-Yard-Pass zum ersten Gäste-TD der Partie. Nur fünf Minuten später steht Indianapolis schon wieder in der Red Zone, dieses Mal schnappt sich Coby Fleener den Touchdown-Pass! Carolinas verpasster PAT tut auf einmal doch ziemlich weh, denn plötzlich ist es nur noch eine Field-Goal-Führung! 23:20 Panthers.
59.: UNFASSBAR! Die Colts haben tatsächlich eine Chance auf den Comeback-Sieg, weil Carolina kein First Down zustande bekommt. Die Panthers gehen aktuell auf dem Zahnfleisch, der Tank scheint leer. Indianapolis hat bei einem zweifelhaften Catch von Griff Whalen sowie erneut bei einem Catch von Whalen an der Seitenlinie Glück und entgeht nur knapp der Last-Second-Interception von Luck gegen Kuechly. So gibt es das nächste Vinatieri-Field-Goal und wir gehen in die Overtime. Unglaublich, dass die Colts so zurückgekommen sind! 23:23.
63.: Was für ein Spiel! Die Colts gehen in der Overtime mit einem 50-Yard-FG von Adam Vinatieri in Führung, auf der anderen Seite verhindert ein unfassbarer Drop von Ted Ginn die Entscheidung. So gleichen die Panthers per Field Goal nur aus - und dann passiert es: Harper blockt einen Luck-Pass ab und Kuechly schnappt sich das Ei. Turnover in der Colts-Hälfte! Indianapolis Defense lässt daraufhin bei drei Versuchen nur fünf Yards zu, aber der 52-Yard-FG-Versuch von Graham Gano sitzt. Game Over!
Der Star des Spiels: Luke Kuechly. Carolinas Linebacker und Defense-Leader war nicht nur aufgrund seiner späten Interception ein Sieggarant. Als dem Pass-Rush die Kraft ausging hielt Kuechly die Defense zusammen und war für wichtige Stops verantwortlich. Am Ende stand er bei 14 Tackles, Kuechly war einmal mehr überall zu finden und mitverantwortlich dafür, dass die Panthers das Spiel nicht komplett aus der Hand gaben. Ebenfalls stark: Newton, der lieferte, als er musste, Safety Kurt Coleman - und natürlich Cornerback Josh Norman, der T.Y. Hilton mal eben komplett aus dem Spiel nahm.
Der Flop des Spiels: Andrew Luck. Was ist nur mit dem Quarterback der Colts passiert? Zweifellos ist er körperlich noch nicht bei 100 Prozent (Berichte über gebrochene Rippen kursierten zuletzt), aber die Vorstellung am Montagabend war über weite Strecken mehr als nur besorgniserregend. Luck hielt den Ball oft viel zu lange in der Hand, traf schlechte Entscheidungen und war völlig unpräzise bei seinen Pässen - egal ob lange oder kurze. Luck hat jetzt in sieben seiner letzten acht Spiele je mindestens zwei Picks auf dem Konto und tat seinem Team so erneut weh. Beinahe hätte er das Spiel drei Sekunden vor dem Ende mit einer absurden Endzone-Interception selbst vorzeitig beendet. Erst als Carolinas Pass-Rush komplett die Kraft ausging und die Fenster größer wurden, konnte Luck liefern, was die Zahlen etwas beschönigt.
Das fiel auf:
- Carolina ging als das Team mit den meisten Rushing-Versuchen pro Spiel (32,8) in die Partie, die Colts als das Team mit den drittwenigsten (21,9). Obwohl die Panthers Starting-Guard Andrew Norwell bereits nach dem ersten FG-Versuch aufgrund einer Verletzung verloren, hielt Carolina an seiner Erfolgsformel fest: 36 Run-Versuche für 170 Yards standen am Ende zu Buche.
- Der Regen war ein massiver Faktor in Charlotte, vor allem in der ersten Hälfte. Die Ball Security war auf beiden Seiten ein Thema, genau wie Drops und ungenaue Pässe sowie Probleme mit der Standfestigkeit.
- Dass Cam Newton im Running Game eine Gefahr darstellt, ist kein Geheimnis. Auffällig aber war, wie häufig die Panthers direkte Runs, etwa per Quarterback-Draw wählten - also Laufspielzüge, die keine Pass-Option oder mögliche Übergabe an den Running Back beinhalten. Newton kam am Ende auf zehn Runs für 41 Yards, im Passspiel lieferte er dagegen nicht seinen besten Abend ab.
- Luck stand viel unter Druck und seine Receiver hatten das ganze Spiel über Probleme damit, sich frei zu laufen. Aber: Wenn jemand frei war, warf Luck häufig extrem ungenau und ließ mehrere vermeintlich einfache Pässe liegen. Darüber hinaus machte sich die Colts-Offense einmal mehr mit Strafen das Leben selbst brutal schwer. Luck blieb zum zweiten Mal in Folge unter fünf Passing-Yards im ersten Viertel, es ist eine Offense, die aktuell viele Baustellen zu bewältigen hat.
- Die Cornerback-Zuteilungen aufseiten der Panthers wurden schnell klar: Top-CB Josh Norman verfolgte Indianapolis' Top-Receiver T.Y. Hilton, sobald sich der Outside aufstellte. War Hilton aber im Slot, wurde Bene Benwikere ihm vermehrt zugeteilt. Umgekehrt hatte Colts-Top-CB Vontae Davis keine direkte Receiver-Zuteilung und blieb meist auf der rechten Seite.
- Eine der wenigen positiven Erkenntnisse für die Colts: Ahmad Bradshaw kann diesem Team nach wie vor weiterhelfen. Der 29-Jährige wirkte in seinem dritten Saisonspiel beweglich, gut in Pass Protection und könnte zeitnah eine größere Rolle bekommen. Auch Gore lief hart und kämpfte um jedes Yard.
- Björn Werner meldete sich mit einigen guten Plays zurück. Der Deutsche war beim Stewart-Fumble mittendrin, las später einen Screen genau richtig und lieferte, wenn er auf dem Platz stand, eine solide Partie ab.