Die New England Patriots (11-2) haben die Patzer der AFC-Konkurrenz genutzt und das Sunday Night Game bei den Houston Texans (6-7) mit 27:6 gewonnen. Zwar bot zumindest die Texans-Defense über weite Strecken einen großen Kampf, doch lieferte New England trotz weiterer Verletzungen eine unaufgeregte Leistung ab. Umgekehrt kam von Houstons Offense viel zu wenig.
Texans-Quarterback Brian Hoyer (11/22, 155 YDS) stand die ganze Zeit über unter enormem Druck, leistete sich mehrere Fumbles und musste viel zu viele Hits einstecken. Houstons Offensive Line kam mit der Front Seven der Patriots überhaupt nicht zurecht, worunter auch das Running Game litt.
Auf der anderen Seite des Balls brauchten die Texans defensiv eine Weile, fanden aber im Laufe der zweiten Hälfte immer besser rein. Dann wurde auch der Druck auf Tom Brady (22/30, 225 YDS, 2 TDs) größer, zumal die Patriots ihren offensichtlichen, ursprünglichen Game Plan frühzeitig umstellen mussten: Running Back LeGarrette Blount verletzte sich Mitte des zweiten Viertels nach gutem Auftakt.
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James White und Brandon Bolden konnten den Ausfall aber zumindest im Kurzpassspiel gut auffangen, dazu kam ein gutes Comeback von Rob Gronkowski: Der Tight End (4 REC, 86 YDS, TD) war vor allem in der ersten Hälfte ein entscheidender Faktor. Mit dem Sieg sind die Patriots wieder der Nummer-1-Seed der AFC und haben ihr Schicksal selbst in der Hand. Die Playoffs sind jetzt auch rechnerisch fix.
Die Stimmen:
Tom Brady (Patriots-QB, über Gronkowski): "Er hat sehr stark begonnen und hat einen großen Einfluss auf das, was wir offensiv machen. Heute hat er wirklich auf die Zähne gebissen. Ich vertraue niemandem mehr, als Gronk. Er ist ein großartiger Spieler und ein großartiger Teamkollege. Ich bin stolz auf ihn."
Rob Gronkowski (Patriots-TE): "Es tat gut, hier her zu kommen und das Spiel zu gewinnen. Um nichts anderes geht es diesem Team. Es ist schön, dass wir jetzt in den Playoff stehen, aber wir schauen nur auf die beiden noch ausstehenden Spiele."
Bill O'Brien (Head Coach Texans): "Wir haben zu viele Fehler gemacht, offensiv konnten wir den Ball nicht bewegen. Die Defense hat einige gute Dinge gemacht. Sie haben besser gecoacht und besser gespielt. Die Patriots waren sehr stark."
J.J. Watt (Texans-DE, über seine Hand): "Manchmal war es schmerzhaft, aber so ist Football. Man spielt immer mit Schmerzen."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Die New England Patriots gehen schon vor ihrer eigenen Partie als bisheriger Sieger des Spieltages in das Duell mit den Texans. Die Rivalen um den AFC-Top-Seed Cincinnati (gegen Pittsburgh) und Denver (gegen Oakland) haben jeweils zuhause verloren, die Bengals müssen zudem womöglich für den Rest der Saison ohne Quarterback Andy Dalton (Daumen-Verletzung) auskommen. Darüber hinaus erhalten die Pats nach zwei Pleiten in Folge Rob Gronkowski zurück - der Tight End hat seine Knieverletzung überwunden.
Auch Houston kann mit seinem Superstar planen: J.J. Watt läuft, wie von ihm selbst angekündigt, trotz eines unter der Woche im Training erlittenen Handbruchs auf. Der Pass-Rusher trägt an der lädierten linken Hand einen großen Verband. Auch die Texans haben durch die Pleite der Colts innerhalb der eigenen Division eine Chance auf dem Silbertablett erhalten - und dürften auf ihr Running Game bauen: New England muss erneut ohne Linebacker und Top-Run-Stopper Dont'a Hightower auskommen.
13.: Beide Defenses beginnen zunächst gut, doch der zweite Patriots-Ballbesitz endet in der Endzone: Nach gutem Punt-Return ist Gronkowskis erster Catch prompt ein 45-Yarder, wenig später findet Brady Keshawn Martin in der Endzone. Die Texans antworten einige gute Plays von Hoyer später mit einem Field Goal. 7:3 Patriots.
30.: Aber New England marschiert beständig weiter. Beide Teams legen je ein Field Goal nach, der letzte Drive vor der Halbzeitpause gehört allerdings dem Titelverteidiger. Zwar müssen die Pats inzwischen auf den verletzten LeGarrette Blount verzichten, doch Bradys Kurzpassspiel ist jetzt voll im Rhythmus. Mit 14 Sekunden auf der Uhr schlägt Gronkowski Quintin Demps von der 1-Yard-Line und fängt Bradys Pass spektakulär. 17:6 Patriots zur Pause.
37.: Und WIEDER ist es das Special Team! Die Patriots eröffnen die zweite Hälfte mit einem Field Goal, nachdem Houston zwei Mal erfolgreich mögliche Patriots-Catches per Challenge eliminiert. Doch dann erwischt es die Pats, wie schon gegen Philadelphia und Denver, im Special Team: Martin kann einen Punt nicht festhalten, Houston steht auf einen Schlag tief in New Englands Hälfte. Zu allem Überfluss muss dann auch noch Safety Devin McCourty verletzt raus. Doch die Pats-Defense hält bei Fourth Down und so bleibt es bei 20:6 Patriots.
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48.: Es bleibt eine Defense-Schlacht: Die Texans kommen jetzt immer häufiger an Brady an, auch weil Jadeveon Clowney besser ins Spiel findet. Umgekehrt wird aber auch Hoyer zum wiederholten Male hart erwischt und leistet sich den zweiten Fumble. Dieses Mal geht das Ei an Houstons 7-Yard-Line an die Patriots über und James White läuft in die Endzone. Es riecht nach Vorentscheidung: 27:6 Patriots.
60.: Tatsächlich passiert hier nichts mehr. Hoyer ist inzwischen mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung raus und New England lässt mit seinen kurzen Pässen die Uhr runter laufen. Der Pass-Rush der Texans kommt jetzt auch nur selten noch durch - wenn überhaupt, dann in Person von Jadeveon Clowney. Aber die Pats können komplett souverän die Uhr runter spielen.
Der Star des Spiels: Die Patriots-Defense. Schwierig, hier jemanden raus zu nehmen: Die Front Seven dominierte Houston auf beeindruckende Art und Weise, Houston hatte nach knapp 20 Spielminuten in der zweiten Hälfte ganze neun (!) Yards auf dem Konto! Am ehesten stachen individuell die Cornerbacks Malcolm Butler und Logan Ryan heraus: Butler lieferte eine herausragende Partie im Eins-gegen-Eins gegen Nate Washington, während Ryan (mit Safety-Hilfe) gegen DeAndre Hopkins groß aufspielte. Der Lichtblick bei den Texans: Jadeveon Clowney.
Der Flop des Spiels: Houstons O-Line. Zweifellos war es kein gutes Spiel von Brian Hoyer, doch war er in seinen Möglichkeiten massiv limitiert - der Quarterback der Texans hatte über die vollen 60 Minuten viel zu wenig Zeit in der Pocket, weil die Offensive Line keine Chance gegen New Englands Front hatte. Ebenfalls enttäuschend: DeAndre Hopkins. Der stand zwar unter Sonderbewachung stand, aber von einem Receiver seines Kalibers muss in einem solchen Spiel mehr kommen.
Das fiel auf:
- Gronkowski bekam wie erwartet noch viele Pausen, auch bei mehreren klaren Passing-Downs war der Tight End nicht auf dem Platz. Der Game Plan der Patriots sah stattdessen ganz anders aus: LeGarrette Blount (10 ATT, 53 YDS) war der Mittelpunkt der Offense, erst nach seiner Verletzung im 2. Viertel waren Bradys schnelle Pässe wieder das bestimmende Thema. Gronkowski wurde mit seinem Touchdown der zehnte Spieler mit mindestens fünf Spielzeiten, in denen er zehn TD-Receptions verzeichnen konnte.
- Defensiv war ebenfalls früh klar, wie die Patriots mit Watt umgehen wollen: Der Star-Pass-Rusher der Texans bekam in Pass Protection meist zwei Gegenspieler. War das nicht der Fall, warf Brady den Ball noch schneller als sonst schon. Es dauerte bis kurz vor dem Schlussviertel, ehe Watt mit einem Tackle for Loss erstmals wirklich in Erscheinung trat. Ebenfalls spät im Spiel machte dann aber Jadeveon Clowney auf der anderen Seite der Line auf sich aufmerksam.
- Durch seine Verletzung an der linken Hand war Watt zudem eingeschränkt und fast dazu gezwungen, auf der linken Seite der D-Line zu agieren. Er konnte sich nicht so frei bewegen wie gewohnt und sich die Matchups nicht aussuchen, sondern war gezwungen, zu reagieren statt zu agieren. Das war in Watts Spiel eine massive Einschränkung.
- In der Secondary verließen sich die Patriots auf ein alt bewährtes Bill-Belichick-Rezept: Nummer-1-Cornerback Malcolm Butler bekam den Nummer-2-Receiver zugewiesen, während Nummer-2-Cornerback Logan Ryan gemeinsam mit Safety-Hilfe für Houstons Top-Receiver DeAndre Hopkins zuständig war. Der Erfolg gab Belichick einmal mehr Recht.
- Houstons Offense war zu keinem Zeitpunkt wirklich in der Partie, zu unterlegen war die O-Line. Die Texans schafften es nicht, New Englands Front Seven durch Schemes oder durch Play-Calling wenigstens gelegentlich zu neutralisieren und Hoyer zahlte mit vielen Hits und letztlich dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung den Preis. Über das komplette Spiel hatte Houston sieben (!) First Downs.
- Die Texans versuchten dabei, mit vereinzelter No-Huddle und schnellem Play-Calling New Englands Front in eine reagierende Position zu bringen. Das klappte aber kaum einmal wirklich. Gleiches galt für die wieder einmal gelegentlich eingesetzte Wildcat-Formation.
- Bei den Pats füllt sich indes das Lazarett weiter: Safety Devin McCourty, Linebacker Jonathan Freeny und Defensive Tackle Dominique Easley kamen neben Blount am Sonntagabend zur langen Liste der Verletzten dazu. Die Updates dürften im Laufe der Woche folgen.