Lang lebe der König?

Von Adrian Franke
02. Januar 201614:06
Aaron Rodgers und die Packers verloren in Arizona deutlichgetty
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Die Green Bay Packers dominieren die NFC North nun seit fast einem halben Jahrzehnt, Aaron Rodgers und Co. wollen ihre Serie gegen die Minnesota Vikings fortsetzen. Doch die Vikes kommen mit neuer Stärke und fordern den langjährigen König heraus. Die Zeit könnte reif sein, die Packers scheinen aktuell wie gemacht für Minnesota. SPOX zeigt das Finale um die Division-Krone in der Nacht zum Montag (2.30 Uhr) im LIVESTREAM FOR FREE!

Neujahr in Minnesota. Der Schnee fällt, wie eine weiße Decke legt er sich über Wiesen und Felder. Seen frieren zu und die Familie versammelt sich um den Kamin. Es ist Zeit für ein wenig Nostalgie und eine Geschichte aus den guten, alten Tagen, als (fast) alles so viel besser war.

Aus jenen Tagen vor sechs Jahren zum Beispiel. Als Brett Favre das ligaweit beste Touchdown-zu-Interception-Verhältnis (33:7) vorweisen konnte. Als Adrian Peterson die Liga in Rushing-Touchdowns (18) anführte. Als Sidney Rice die viertmeisten Receiving-Yards auf dem Konto hatte (1.312). Und als sie all das zusammen im lila Trikot der Minnesota Vikings taten.

Der Week-16-Hangover: Feigling im Punter-Kostüm

Die Vikes schienen in jenem magischen Jahr auf dem Weg in Richtung Super Bowl. Das 34:3 über Dallas in der Divisional Round war eine Demontage und auch im Conference Final gegen die Saints hatten Favre, Peterson und Co. alle Chancen. Doch eine Interception des Ex-Packers-QBs beendete alle Träume im hohen Norden. Es sollte bis heute die beste Chance für die Vikes auf den ganz großen Wurf bleiben.

Packers unter Zugzwang

Zurück im Hier und Jetzt haben die Vikings die Chance, zumindest innerhalb der eigenen Division wieder auf den Thron zu steigen. Das Duell mit den Green Bay Packers am Sonntag ist ein waschechtes Finale, der Verlierer kommt nur per Wildcard in die Playoffs. Und die Lage bei den Packers ist derzeit alles andere als rosig, es öffnet die Tür zumindest für einen vorläufigen Machtwechsel.

Green Bay wurde in Arizona am vergangenen Sonntag phasenweise vorgeführt, eine personell gebeutelte Offensive Line hatte dem Pass-Rush der Cardinals nichts entgegen zu setzen und so kassierten die Packers gleich neun (!) Sacks.

Selbst wenn die Packers Arizonas Blitze erkannten, konnte die Offense nicht richtig (mit Hot Routes beispielsweise) darauf reagieren. Arizona hatte Green Bays Offense so komplett im Griff, das Spiel erinnerte in Phasen an den Packers-Auftritt in Denver vor einigen Wochen.

Damals brachte Rodgers nur 14 Pässe für 77 Yards an den Mitspieler. In der Wüste waren es jetzt 15 Completions für 151 Yards. "Es sah genauso schlimm aus, wie es sich angefühlt hat. Jetzt ist es an der Zeit, die Vikings zu schlagen. Darauf lege ich unseren kompletten Fokus. Und ich übernehme die komplette Verantwortung für den Auftritt gestern", erklärte ein merklich angefressener Coach Mike McCarthy am Montag.

Der McCarthy-Effekt

Gerade offensiv ist diese Aussage seit einigen Wochen umso wahrer: McCarthy, der im Sommer die Play-Calling-Verantwortung abgegeben hatte, übernahm die Aufgabe vor drei Wochen wieder - und das zunächst mit durchschlagendem Erfolg.

Gegen Dallas zeigte Green Bay wie auf Knopfdruck wieder wesentlich mehr Elemente seiner West Coast Offense, sichtbar in einigen Aspekten: Das Running Game (44 ATT, 230 YDS) war wieder ein klar stärkerer Faktor, während kurze Pässe zu den Slot-Receivern die Offense nach vorne bewegten. Es war kein Zufall, dass Randall Cobb seine Saison-Höchstwerte sowohl was Targets (12) als auch was Receptions (8) angeht, erstmals seit Wochen wieder erreichte.

Doch schon eine Woche später gegen Oakland (28 ATT, 103 YDS) fehlte wieder die Balance, gleiches galt für die heftige Pleite in Arizona am vergangenen Sonntag (26 ATT, 93 YDS). Die Receiver laufen sich ohnehin zu selten frei und wenn dann noch - wie gegen die Cards - die Pass-Protection Probleme bekommt, hat Rodgers einfach zu wenig Unterstützung um sich herum. Das Problem: Die Tackle Bryan Bulaga und David Bakhtiari könnten auch gegen die Vikings ausfallen.

Die Aufgabe wird nicht leichter

Dazu kommt, dass A-Rod auch unabhängig davon, gemessen an seinen hohen Maßstäben, keine gute Saison spielt. Gerät er unter Druck, bringt Rodgers nur noch knapp über 43 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler und Minnesota scheint wie gemacht, um genau hier anzuknüpfen. Die Vikes haben mit Everson Griffen und Brian Robinson Spieler, die enorm viel Pass-Rush generieren können, zudem ist Linval Joseph wieder fit.

Die Entscheidungen in Week 17: Rekorde, Träume, Playoff-Irrsinn

Auch in der Vikings-Secondary meldete sich Harrison Smith nach zweiwöchiger Verletzungspause mit einem Pick Six gegen die Giants zurück und so wird die Aufgabe für die Offense nach dem Arizona-Spiel nicht wirklich einfacher. Man könnte gar argumentieren, dass Minnesota vor allem in der Defensive Line noch stärker besetzt ist und Green Bay noch größere Probleme bereiten kann.

So klang es fast nach Zweckoptimismus, wenn man den Packers-Spielern unter der Woche zuhörte. "Ich weiß, dass wir in den Playoffs sind, aber wir können ohnehin nur unser Schicksal kontrollieren. Wir wollen den bestmöglichen Seed, aber sobald die Playoffs anfangen, ist es egal, welchen Seed du hast. Alles ist möglich", stellte etwa Safety Morgan Burnett klar.

SPOXspoxLinebacker Mike Neal holte gar noch weiter aus, und erinnerte an den letzten großen Triumph seiner Packers vor nunmehr fünf Jahren: "Ich habe es schon immer gesagt, wir müssen auf unsere Super-Bowl-Saison schauen. Manchmal ist die beste Position die, in der niemand etwas von dir erwartet. Es ist schön, die Pause in der Wildcard-Runde zu haben. Aber es geht darum, in die Playoffs zu kommen, dir selbst eine Chance zu geben und dann zu sehen, was passiert. Es geht nicht darum, wie du in die Saison startest oder wie du zur Saisonmitte drauf bist."

"Jetzt geht es um den Titel"

Die erste echte Chance bietet sich am Sonntagabend, wenn die Vikes nach Lambeau kommen. Die Packers werden wie im ersten Duell dieser Saison mit ihrer nach wie vor gut besetzten Defense viel investieren, um Minnesotas Running Game zu stoppen und so der Offense den Rhythmus zu nehmen. Vikings-RB Adrian Peterson, der auf den Rushing-Titel schielt, freut sich bereits und richtete sich öffentlich an seine Mitspieler: "Jetzt geht es um den Titel. Vergesst die Vergangenheit, kümmert euch um die Zukunft und erledigt eure Aufgabe."

Hier liegt am Sonntag ein Schlüsselduell: Peterson, der aktuell ligaweit die meisten Run-Versuche (308) und die meisten Rushing-Yards (1.418) auf dem Konto hat, muss ins Rollen kommen. Die Vikes verzeichnen die meisten Laufspielzüge bei First Down and Ten, in 64,8 Prozent der Fälle startet Minnesota hier mit einem Lauf - und liegen damit deutlich über dem Liga-Durchschnitt (49,2 Prozent). Das öffnet Wege für die Play Action und nimmt den Druck von Quarterback Teddy Bridgewater.

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Großartige Motivation brauchen sie in Minnesota dieser Tage aber ohnehin nicht. Jeder weiß, was auf dem Spiel steht und jeder weiß, dass der Sonntag auch für die langfristige Zukunft der Vikings einen wichtigen Meilenstein markieren könnte. "Ich denke, wir haben eine ganz gute Idee darüber, wer wir sind. Wir sind ein hartes Team, wir kennen unsere Identität. Trotzdem: Sie haben uns im ersten Duell dieser Saison ziemlich vermöbelt", mahnte Harrison Smith.

Guard Brandon Fusco, Teil einer Offensive Line, die sich seit Wochen langsam steigert und von den vermehrten kurzen Pässen profitiert, brachte es im Minnesota Star Tribune auf den Punkt: "Ich bin es leid, Green Bay jedes Jahr dabei zuzuschauen, wie sie die Division gewinnen. Deshalb ist das jetzt unser oberstes Ziel."

Ein historisches Duell

Es ist gleichzeitig auch ein historisches Spiel: Am Sonntag wird es zum ersten Mal zu einem Packers-Vikings-Duell in der Regular Season kommen, in das beide Teams mit je mindestens zehn Siegen gehen. Überhaupt gab es seit dem Vikings-Beitritt in die NFL 1961 erst fünf Spielzeiten, in denen beide Teams am Ende je mindestens zehn Siege auf dem Konto hatten.

Jene (beinahe) traumhafte 2009er Saison war eine davon. Inzwischen scheint sie fast Lichtjahre entfernt, Minnesota steht seither in den direkten Duellen mit den Packers bei einem Sieg, neun Pleiten und einem Unentschieden. Doch dieser eine Sieg ist immerhin nur drei Jahre her: Er kam an einem kalten Dezembertag in Minnesota, kurz vor dem Jahreswechsel, als es für die Vikes um die Playoffs ging.

Adrian Peterson erlief damals 199 Yards und verpasste den All-Time-Rushing-Rekord von Eric Dickerson um ganze neun (!) Yards. Doch Minnesota schlug Green Bay auf dem Rücken von Petersons Gala mit 37:34 und zog in die Playoffs ein. Wollen die Vikings die Krone im Norden übernehmen, müssen sie die Packers in Spielen wie am Sonntag schlagen. Vielleicht startet das neue Jahr im kalten Minnesota mit einer neuen Geschichte.

Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 17:

Florian RegelmannStefan PetriAdrian FrankeMarcus BlumbergBastian
Strobl
Jets @BillsJetsJetsJetsJetsJets
Patriots @DolphinsPatriotsPatriotsPatriotsPatriotsPatriots
Saints @FalconsFalconsSaintsSaintsSaintsSaints
Lions @BearsBearsBearsLionsLionsLions
Eagles @GiantsGiantsGiantsGiantsGiantsEagles
Redskins @CowboysRedskinsRedskinsCowboysRedskinsRedskins
Titans @ColtsColtsColtsColtsTitansTitans
Ravens @BengalsBengalsBengalsBengalsBengalsBengals
Steelers @BrownsSteelersSteelersSteelersSteelersSteelers
Jaguars @TexansTexansTexansTexansTexansTexans
Raiders @ChiefsChiefsChiefsChiefsChiefsChiefs
Chargers @BroncosBroncosBroncosBroncosBroncosBroncos

Buccaneers @Panthers

PanthersPanthersPanthersPanthersPanthers
Seahawks @CardinalsCardinalsCardinalsCardinalsCardinalsCardinals
Rams @49ersRams49ersRamsRamsRams
Vikings @PackersPackersVikingsVikingsPackersVikings
Week 16:10-69-79-7

10-6

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Insgesamt153-87145-95150-90138-102

139-101

Der Schedule: Week 17 im Überblick