Das Divisional-Weekend geht weiter! Nach dem irren Drama in Arizona und dem spektakulären Comeback von Julian Edelman greifen jetzt die Carolina Panthers ins Geschehen ein. Mit den Seattle Seahawks wartet ein mächtiger Brocken auf die fast perfekten Panthers. Den Abschluss gibt es in Mile High: Die Denver Broncos empfangen Pittsburgh - und die Steelers müssen ohne den verletzten Antonio Brown ran (jetzt im SPOX LIVETICKER!
No. 1 Carolina Panthers (15-1) - No. 6 Seattle Seahawks (10-6) (So., 19.05 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Carolina: Eigentlich hätte es aus Sicht der Panthers kaum schlechter beginnen können. Noch vor dem ersten Saisonspiel riss sich Top-Receiver Kelvin Benjamin das Kreuzband und eine ohnehin vermeintlich anfällige Offense verlor ihre größte Waffe. Doch Cam Newton und Co. sollten alle Kritiker Lügen strafen: Die Panthers verzeichneten ligaweit die meisten Punkte pro Spiel (31,2) und entschieden, auf dem Rücken eines starken Running Games und ihres vielseitigen Quarterbacks, selbst Shootouts für sich.
Ergänzend dazu dominierte die Defense über weite Strecken. Carolinas aggressive Front Seven, gepaart mit einer sensationellen Saison von Cornerback Josh Norman, ließ gegnerische Offenses verzweifeln. So standen die Panthers kurz vor der perfekten Saison - nur um in Week 16 gegen ein auf dem Papier hoffnungslos unterlegenes Falcons-Team zu verlieren. In Week 17 gab es dann zum Abschluss einen dominanten 38:10-Heimsieg über Tampa Bay, der Carolina den NFC-Top-Seed sicherte.
Seattle: Seattle startete ebenfalls holprig in die Saison, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Die Seahawks verloren vier ihrer ersten sechs Spiele, die Defense gab mehrere Führungen im Schlussviertel noch her und die O-Line wackelte bedenklich. Arizona zog in der Division davon, doch die Bye Week sollte einen Wendepunkt markieren. Die O-Line wurde stabiler, Russell Wilson wurde sicherer aus der Pocket.
Die neue Offense der Seahawks unter der Lupe: "Come on, Russ - Take Over!"
Das Resultat: Das Passing Game explodierte förmlich. Zudem glänzte Thomas Rawls in seiner Rolle als Lynch-Backup und zauberte einige herausragende Leistungen aufs Parkett. Den Schlussspurt mussten die Hawks dann auch noch ohne den ebenfalls verletzten Rawls sowie ohne Neuzugang Jimmy Graham (Patellasehne) bestreiten, aber mit starker Defense und einem noch stärkeren Wilson zog Seattle in die Playoffs ein. Da sah es erst nach einem Wildcard-Aus in Minnesota aus - ehe ein katastrophales Field Goal die Hawks im Rennen hielt.
Die aktuelle Situation:
Carolina: In der Secondary drückt beim souveränen NFC-South-Champion ein wenig der Schuh. Die Panthers haben im Schlussspurt der Regular Season die Cornerbacks Charles Tillman und Bene Benwikere verletzungsbedingt verloren, so dass, abgesehen von Norman, die wirklich verlässlichen Cover-Cornerbacks fehlen.
Offensiv hatte Rookie-Receiver Devin Funchess einige gute Spiele in der zweiten Saisonhälfte und soll neben Speedster (und Drop-König) Ted Ginn Jr. das Receiving-Corps anführen. Ginn war unter der Woche leicht angeschlagen, kann aber spielen. Er ist wichtig, damit die Hawks die ganze Länge des Feldes verteidigen und lange Pässe fürchten müssen. Davon abgesehen läuft das Passspiel allerdings primär über Tight End Greg Olsen. Im Running Game derweil ist Jonathan Stewart der große X-Faktor: Stewart verpasste die letzten drei Spiele der Regular Season aufgrund einer Fußverletzung, soll jetzt aber wieder bei 100 Prozent sein.
Die Rams-Rückkehr ist perfekt: Richtige Entscheidung oder Milliarden-Risiko?
spox"Ich stehe dem Team voll zur Verfügung", erklärte er selbst gegenüber dem Charlotte Observer. "Was auch immer nötig sein wird, um dieses Spiel zu gewinnen: Ich werde meine Aufgabe erfüllen." Stewarts Rückkehr sollte auch die Read Option über Newton, ein wichtiger Bestandteil der Offense, wieder gefährlicher machen und an Selbstvertrauen mangelt es nach der Bye Week ebenfalls nicht. "Wir sind das bessere Team. Wir müssen da raus gehen, selbstbewusst auftreten und dürfen keine Angst vor dem Druck haben", forderte Safety Roman Harper.
Seattle: Aus dem Spiel bei den Vikings irgendwelche Schlüsse zu ziehen ist schwierig: Die Seahawks konnten ihr Passspiel bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt nie ins Rollen bringen, im Running Game fehlte die Konstanz. Beides sollte in Charlotte besser funktionieren: Die Passing Offense um Wilson funktioniert mit vielen sicheren, schnellen Pässen, gepaart mit den langen Shots - mitunter gar nicht allzu weit weg von dem, was die Panthers hier machen.
Im Running Game sollte endlich Marshawn Lynch zurückkehren. Lynchs Comeback nach wochenlanger Verletzungspause war eigentlich schon für das Minnesota-Spiel fest eingeplant, kurzfristig musste er aber doch passen. Beast Mode trat nicht einmal die Reise mit dem Team an. Gegenüber ESPN stellte jetzt Lynch selbst am Donnerstagabend klar: "Ich bin bereit."
Defensiv gibt es ohnehin kaum Zweifel an Seattle. Als erstes Team in der Super-Bowl-Ära ließen die Hawks in vier aufeinanderfolgenden Jahren die wenigsten Punkte zu. Und nach wie vor gilt: Defense wins Championships! Von den letzten zehn Duellen zwischen der Top-Scoring-Offense und der Defense, die die wenigsten Punkte zulässt, hat das Team mit der besten Defense sieben gewonnen.
SpoxPlayers to Watch:
Carolina: Greg Olsen. Natürlich wird es extrem spannend zu sehen, wie Cam Newton mit Seattles wiedererstarkter Defense klar kommt. Seine wichtigste Waffe dafür aber ist sein Tight End. Als die Panthers in Week 6 bei den Seahawks mit 27:23 gewannen, machte Olsen mit sieben Catches für 131 Yards und einem Touchdown den Unterschied aus.
Die Seam-Route (der Receiver bewegt sich zwischen zwei Coverage-Zonen) bereitete Seattles Cover 3 in dieser Saison mehrfach Probleme, auch beim direkten Duell dieser beider Teams. Olsen ist hierfür prädestiniert. Davon abgesehen muss Stewart gegen Seattles athletische Front Seven Yards rausholen, wo wenige Yards zu holen sind. Dann kann Newton zu Bestform auflaufen.
Seattle: Tyler Lockett. Doug Baldwin wird es mutmaßlich mit Josh Norman zu tun bekommen, auch wenn abzuwarten bleibt, wie die Panthers Baldwin aus dem Slot heraus behandeln. Kommt es aber zu dem direkten Duell, wird es wichtig sein, dass Lockett den Panthers-Backup-Cornerback, egal mit welchem er es letztlich auch zu tun bekommt, schlägt. Das würde Carolina dazu zwingen, die Coverages anzupassen und zumindest einige Wege im Running Game für die Hawks öffnen.
Darauf kommt es an: Welche Front Seven kann dieses Spiel dominieren? Beide Teams sind hier herausragend gut besetzt, beide Teams können einen gegnerischen Offensivplan mit ihrer Front komplett zerstören. Das wird umso wichtiger, da sowohl Wilson, als auch Newton als Runner eine ernsthafte Bedrohung sein können.
Die Seahawks sind an der D-Line stärker, die Panthers im Linebacker-Corps. Wer den Quarterback besser in der Pocket und das gegnerische Running Game in Schach hält, erhöht seine Siegchancen enorm.
Prognose: Es wird ein absoluter Schwergewichtskampf zweier Teams, die in den vergangenen eineinhalb Jahren ungewöhnlich oft die Klingen gekreuzt haben. Die Seahawks werden im Passing Game wieder deutlich besser aussehen, eine Rückkehr von Leader Marshawn Lynch würde der Offense einen zusätzlichen Boost geben. Die Panthers aber haben defensiv die richtigen Antworten parat und Stewarts Rückkehr hilft umgekehrt ebenfalls enorm. So gewinnt am Ende das Heimteam ein packendes Duell mit einem späten Field Goal. 26:24 Panthers.
No. 1 Denver Broncos (12-4) - No. 6 Pittsburgh Steelers (10-6) (So., 22.40 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Denver: Es war ein Start mit Pauken und Trompeten für die Broncos: Getragen von einer herausragenden Defense stürmte Denver mit sieben Siegen in Folge eindrucksvoll in die Saison. Doch kaschierte die Defense gleichzeitig auch Probleme in der Offense: Das Running Game funktionierte noch nicht so wie vom neuen Coach Gary Kubiak gewünscht, vor allem aber spielte Peyton Manning teilweise erschreckend schwach.
Offense, Defense und vieles mehr erklärt: Das Grundlagen-Archiv
Manning wirkte physisch nicht auf der Höhe, gleichzeitig traf er aber auch viele falsche Entscheidungen und sammelte so Interception auf Interception. In Week 10 wurde er schließlich von Brock Osweiler abgelöst. Die Offense funktionierte plötzlich besser und Denver gewann wieder drei Spiele in Folge. Es folgten aber nochmals zwei Pleiten, selbst der Division-Sieg war in Week 17 noch in Gefahr. Dann machte Denver das Drama perfekt: Manning ersetzte im Spiel wieder Osweiler und ein wackelndes Broncos-Team gewann schließlich doch noch gegen San Diego. Durch die Pleite der Patriots reichte es so gar zum Top-Seed in der AFC.
Pittsburgh: Die Steelers erlebten in der laufenden Saison bislang eine einzige Achterbahnfahrt. Ben Roethlisberger fiel für mehrere Wochen aus, Running Back Le'Veon Bells Saison war gar vorzeitig beendet. DeAngelo Williams sprang allerdings bemerkenswert gut ein, trotzdem setzte es mehrere ärgerliche Pleiten - keine davon war bitterer als die beiden Niederlage gegen Division-Rivale Baltimore.
Die ebenfalls extrem dezimierten Ravens schlugen Pittsburgh unter anderem auch in Week 16 und schienen die Playoff-Träume der Steelers damit bereits zu begraben. Doch weil die New York Jets ihr Ticket nicht lösen konnten und in Buffalo verloren, reichte Pittsburgh ein Sieg über die Browns, um das letzte Wildcard-Ticket zu lösen. Da stand dann wieder ein Division-Kracher an, es warteten die Bengals - und es sollte denkwürdig geben. Ein irrer Schlussdrive mit unglaublichen Strafen gegen Cincy ebnete den Weg zu einem wilden Sieg für Big Ben und Co.
Die aktuelle Situation:
Denver: Nach wie vor haben die Broncos die beste Defense in der NFL. Der ligaweit gefürchtete Pass-Rush ist fit, das Cornerback-Duo bestehend aus Aqib Talib und Chris Harris, gehört zu den besten der Liga und auch die Interior Defensive Line ist stark besetzt. Das Fragezeichen ist, wie auch zum Start der Saison, die Offense. Zumindest in einem Punkt herrschte hier aber frühzeitig Klarheit: Peyton Manning bleibt nach seinem Comeback-Sieg in Week 17 der Starting-Quarterback, das kündigte Kubiak über eine Woche vor dem Spiel an.
Hangover, Wildcard-Runde: Vier verliert
Der ohnehin angeschlagene Brock Osweiler (Knie) kehrt also auf die Bank zurück und Coach Gary Kubiak betonte: "Ich denke, Peyton fühlt sich wirklich gut. Das ist entscheidend. Er hat jetzt körperlich und mental viel gearbeitet." Es ist der generelle Tenor aus dem Broncos-Lager: So körperlich fit wie aktuell war Manning seit Monaten nicht.
Manning selbst fügte vor seinem ersten Start-Einsatz seit dem 15. November hinzu: "Du willst einfach deine Aufgabe erfüllen und deinem Team dabei helfen, zu gewinnen - egal, wie alt du bist oder wie lange du schon spielst. Da gibt es keinen Unterschied. Ich freue mich, dass ich fit bin und freue mich auf das Spiel." Wichtig wird es in jedem Fall aber sein, dass eine durchschnittliche O-Line möglichst viel Hilfe bekommt. Die war in der Regular Season häufig ein Grund für die inkonstante Offense
Pittsburgh: Einen Grammy wollte Bengals-Cornerback Adam Jones Steelers-Receiver Antonio Brown für dessen vermeintliche Schauspieleinlage verleihen. Inzwischen hat er sich entschuldigt - allerdings erst, nachdem offiziell klar war, dass Brown aufgrund seiner durch den heftigen Burfict-Hit erlittenen Gehirnerschütterung in Denver ausfallen wird. Auch Running Back DeAngelo Williams (Knöchel) wird wie schon gegen die Bengals fehlen, Backup Fitzgerald Toussaint hinterließ in Cincy aber einen guten Eindruck.
Zu allem Überfluss plagt Roethlisberger außerdem nach wie vor eine Schulterverletzung. Somit wird wenig von der Steelers-Offense, die Denver Ende Dezember mit 34:27 besiegte, übrig bleiben. Kein Team verzeichnete gegen die Broncos in dieser Saison mehr Punkte oder mehr Yards als Pittsburgh an diesem Tag. "Damals hatten wir Glück, sie hatten einige Verletzungen und wir waren zuhause. So einfach wird es nicht nochmal", mahnte Roethlisberger bereits.
Von der Defense, die gerade gegnerischen Quarterbacks in der Regular Season viel zu viel erlaubte (7,5 Yards pro gegnerischem Pass), wird dadurch zweifellos mehr kommen müssen. Die Front Seven, herauszuheben ist hierbei Linebacker Ryan Shazier, spielte gegen Cincinnati gut. Der Druck, wenn auch häufig per Blitz, kommt an den Quarterback ran. Das entlastet die anfällige Secondary.
SpoxPlayers to Watch:
Denver:Peyton Manning. Mit Spannung wird erwartet, was der 39-Jährige noch zu bieten hat. Wird es ein weiteres One-and-Done in den Playoffs? Setzt der Sheriff seine mitunter erschreckend schlechte Regular Season fort? Oder kommt alles ganz anders und Manning ist so fit, wie alle in Colorado sagen? Auch wichtig: Wie stellt Kubiak seine Offense auf, muss Manning viel Under Center agieren, um dem Running Game zu helfen? Es wird extrem spannend zu sehen, was Denver sich hier ausgedacht hat.
Davon abgesehen muss die Defense, die angeschlagenen T.J. Ward und DeMarcus Ware konnten unter der Woche mittrainieren, dieses Spiel dominieren. Das gilt insbesondere für die Secondary, die mit der Steelers-Offense noch eine Rechnung offen hat. Auch wenn diese durch den Ausfall Antonio Brown einen (wenn auch aus Broncos-Sicht unverschuldeten) faden Beigeschmack bekommt.
Pittsburgh:Markus Wheaton und Fitzgerald Toussaint. Die Helden aus der zweiten (und dritten) Reihe müssen es für die Steelers richten. Während Martavis Bryant durch den Brown-Ausfall zum Top-Receiver der Steelers wird (und die entsprechende Sonderbehandlung erhalten dürfte), muss Wheaton unbedingt direkte Duelle gegen Denvers starke Defensive Backs für sich entscheiden. Toussaint hatte gute Szenen gegen Cincinnati, gegen die beste Run-Defense der Regular Season muss er über sich hinauswachsen.
Darauf kommt es an: Kann Denvers O-Line die aggressive Front Seven der Steelers in Schach halten? Es scheint angesichts der Personallage die einzige echte Chance für Pittsburgh, dieses Spiel für sich entscheiden zu können. Das würde Denvers ohnehin inkonstantes Running Game ins Wackeln bringen und Fehler von Manning provozieren, was einen Domino-Effekt haben könnte. Niemand weiß, was passiert, wenn Manning strauchelt. Ein Quarterback-Wechsel im Spiel scheint nicht ausgeschlossen.
Auf der anderen Seite muss Ben Roethlisberger auch lange Pässe anbringen können. Big Ben vermeldete zum Wochenbeginn selbst, dass einige Bänder in seiner lädierten Schulter gerissen sind. Wenn diese Broncos-Defense im Laufe des Spiels merkt, dass Roethlisberger nicht wirklich weit werfen kann, wird das auch das Running Game enorm einschränken. Die Steelers brauchen ihre Big Plays im Passing Game.
Prognose: Pittsburgh ist zu dezimiert, um in Denver gegen eine Top-Defense bestehen zu können. Die Steelers leben von ihrer Offense und wenn die nicht liefern kann, wird es mehr als eng. Eine starke Front Seven hält Pittsburgh zumindest teilweise im Spiel und erzwingt ein Low-Scoring-Game. Das geht aber zugunsten der Broncos aus, die die bessere Defense und angesichts der aktuellen Personalsituation zumindest keine schlechtere Offense haben. 17:13 Broncos.
Das SPOX-NFL-Tippspiel, Divisional Round II:
Florian Regelmann | Stefan Petri | Adrian Franke | Marcus Blumberg | Bastian Strobl | |
Seahawks @Panthers | 27:20 | 17:27 | 24:26 | 20:17 | 24:28 |
Steelers @Broncos | 21:17 | 20:30 | 13:17 | 17:24 | 21:24 |
Wildcard | 4-0 | 2-2 | 3-1 | 3-1 | 3-1 |
Insgesamt | 165-95 | 158-102 | 163-97 | 150-110 | 153-107 |