Über drei Viertel blieben die Broncos mit Manning (21/37, 222 YDS) vor immer nervöser werdendem eigenem Publikum ohne Touchdown und punkteten nur durch Kicker Brandon McManus (5/5 FGs). Die Steelers zeigten ebenfalls Schwächen, hatten aber die Big Plays auf ihrer Seite - Quarterback Ben Roethisberger (339 YDS) zeigte sich trotz lädierter Schulter fit genug, um das Team zwischenzeitlich mit 13:9 in Front zu bringen.
Als die Steelers im Schlussviertel drauf und dran waren, ihren Vorsprung zu vergrößern, fumbelte Steelers-Back Fitzgerald Toussaint. Im Gegenzug brachte CJ Anderson (72 YDS, TD) die Broncos in Front - die Steelers und Wide Receiver Martavis Bryant (insgesamt 194 YDS Raumgewinn) konnten nicht mehr kontern.
Damit haben sich zum ersten Mal seit 2004 die vier topgesetzten Teams durchgesetzt und spielen um den Einzug in den Super Bowl. Im "ewigen Duell" zwischen Manning Brady führt Letzterer mit 11-5, im Broncos-Jersey hat Manning allerdings die Nase vorn (3-1).
Championship Games
Denver Broncos - New England Patriots (So., 21.05 Uhr)
Carolina Panthers - Arizona Cardinals (Mo., 0.40 Uhr)
Die Reaktionen:
Peyton Manning (Broncos): "War lagen im letzten Viertel im Rückstand, das war eine großartige Aktion unserer Defense. Sie haben uns über das ganze Spiel immer wieder gute Möglichkeiten gegeben, aber Pittsburgh hat in der Redzone gut verteidigt und unsere Touchdowns verhindert. Was wir gut gemacht haben: Wir waren geduldig und haben nichts erzwingen wollen, und dann hatten wir den einen langen Drive und den Touchdown, als wir ihn so dringend brauchten."
... über ihn als Anführer: "Unsere Defense führt uns an, um das mal klar zu sagen. Sie haben das ganze Jahr über großartig gespielt und waren heute dominant - vor ein paar Wochen haben diese Jungs gegen uns noch 35 Punkte gemacht. Es ist für mich eine Ehre, Teil davon zu sein."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Ist es das letzte Spiel in der Karriere von Peyton Manning? Der 39-Jährige Quarterback war von Broncos-Coach Gary Kubiak nach seinem Kurzauftritt gegen die Chargers in Week 17 zum Starter erklärt worden - ob er im Falle einer Niederlage auch im nächsten Jahr noch spielen will, ist offen. In Colorado ist es zwar kalt und ziemlich windig, aber nicht eisig wie etwa vor einer Woche in Minnesota.
Die Steelers reisen ohne den an einer Gehirnerschütterung leidenden Receiver Antonio Brown an, auch Running Back DeAngelo Williams kann nicht spielen. Dafür ist Ben Roethlisberger (Schulter) fit.
12.: Ein Pittsburgh-Start, der nicht gerade Mut macht: Die ersten drei Drives enden zweimal per Punt und einmal per Fourth Down, der nichts einbringt. Die Broncos profitieren zweimal von extrem guter Position, können aber nicht viel draus machen. Immerhin zwei Field Goals. 6:0 Denver.
20.: Da sind die Big Plays der Steelers gegen vorsichtige und teilweise auch verwirrte Denver-Cornerbacks. 23 Yards auf einen freien Bryant, dann ein End-Around zu Bryant über nochmal 40 Yards. Running Back Toussaint macht den TD aus kurzer Distanz perfekt - und beim nächsten Drive ist dann Darius Heyward-Bey ganz offen, das bringt 58 Yards und noch ein Field Goal. 10:6 Steelers.
30.: Punt, Punt, Downs, Punt... auf beiden Seiten geht nicht viel, die Zuschauer werden langsam so richtig nervös: Der Broncos-Offense fällt nichts ein, die Receiver lassen Pässe fallen... ein Big Play von Anderson über 34 Yards macht einen Drive vor der Halbzeit möglich, aber der endet konfus. Immerhin noch ein Field Goal, McManus hat hier alles im Griff. 10:9 Steelers.
43.: Seitenwechsel, aber more of the same. Hier ein Punt, da ein Field Goal... Manning kann zwar immer wieder Pässe über rund zehn Yards anbringen, aber die Big Plays liefern die Gäste: 52 Yards von Bryant, der einfach zu schnell für die Defense ist. Beide punkten mit ihrem Kicker, die Crunch Time nähert sich. 13:12 Steelers.
50.: Huch, was war denn das? Im Angesicht eines drohenden Sacks geht Manning zu Boden, wird aber nicht berührt. Also steht er wieder auf - und findet Emmanuel Sanders für 34 Yards! Konfusion, denn wenn ein QB den Spielzug am Boden aufgibt, ist der auch vorbei. Haben die Referees aber nicht so gesehen. Auf der Gegenseite wollen die Steelers punkten - aber dann verliert Toussaint den Ball an der 31 von Denver! Das tut weh!
57.: Die Zuschauer sind durch den Turnover wieder wach, und die Broncos legen endlich mal einen richtigen Drive hin. Ganz viel Running Game, aber den wichtigsten Pass des Spiels bringt Manning an den Mann: 31 Yards auf Benny Fowler bei 3rd and 12. Schließlich macht Anderson den Touchdown perfekt! Und die Two-Point-Conversion klappt auch. 20:13 Broncos!
60.: Game over! Die Steelers geben den Ball nach einem Sack bei Fourth Down ab, ein Field Goal schraubt den Vorsprung auf 10 Punkte hoch. Nach einem eigenen Field Goal misslingt den Steelers der Onside Kick - Game Over!
Der Star des Spiels: Bradley Roby. Der junge Cornerback der Broncos hatte seine liebe Müh und Not mit seinen Gegnern, musste aber mehr spielen als gewöhnlich, weil sich Starter Chris Harris Jr. an der Schulter verletzte. Dann lieferte er mit seinem Forced Fumble gegen Toussaint aber den Glanzpunkt des Spiels ab. Der Ballverlust machte den Unterschied - und Roby war dafür verantwortlich.
Der Flop des Spiels: Fitzgerald Toussaint. Auf der Gegenseite muss man "Fitz" den Ballverlust anlasten. Ein Turnover in dieser Phase des Spiels war einfach nur nicht zu entschuldigen. Der eigentlich Backup spielte bis dato ordentlich (39 Rushing Yards), aber in diesem Moment schwang das Spiel auf die Seite der Broncos. Ebenfalls schwach: Punter Jordan Berry und Returner Marcus Wheaton.
Das fiel auf:
- Offense, Defense, Special Teams. Und in den Special Teams hatten die Broncos diesmal - eher ungewohnt für sie - klar die Nase vorn. Steelers-Punter Jordan Berry vergeigte in der ersten Halbzeit gleich zwei Punts zu je nur 27 Yards, und der neue Punt Returner Marcus Wheaton wirkte in seiner Rolle völlig überfordert und hatte gleich mehrfach Glück, dass es nicht zum Turnover kam. Die Broncos dagegen sicherten einen Punt in Person von Kayvon Webster kurz vor der Endzone und hatten einen 42-Yard-Return von Omar Bolden. Resultat: Eine im Schnitt viel bessere Field Position als bei den Gästen.
- Roethlisberger? Verletzt? Nachdem in der Woche zuvor gar nicht zu 100 Prozent feststand, ob Big Ben mit seiner lädierten Schulter überhaupt spielen könnte, ließ er sich selbige vor dem Kick-Off betäuben - und dann war von seinen Problemen nichts mehr zu erkennen. Gleich beim ersten Dropback setzte er zum tiefen Pass an, der durchaus zum Erfolg hätte führen können. Danach waren es vielleicht nicht ganz so viele Deep Balls wie sonst, aber das könnte auch an der vorsichtigen Denver-Defense liegen. Beeinträchtigt wirkte der Hüne, der in seiner Karriere wohl schon mit so ziemlich jeder Verletzung gespielt hat, nicht.
- Das Ergebnis darf nicht täuschen: Über drei Viertel zeigten sich die Broncos und auch ihr Quarterback größtenteils uninspiriert. Dabei erinnerten sie frappierend an die letzte Postseason gegen Indianapolis. Die starke Defense von Big Plays überfordert, das Running Game nicht effektiv, Manning nicht in der Lage, den Deep Ball an den Mann zu bringen.
- Wie ging es Manning? Es war wieder der Manning der regulären Saison, mit hektischen Schritten in der Pocket, teils wackligen Pässen und einem nicht gerade präzisen Deep Ball. Gleichzeitig wirkte er fit, schien mit seinem Fuß keine Probleme zu haben und warf sicherlich nicht schwächer als in der Saison. Er hatte ein paar clevere Audibles, keine Turnover, ein paar richtig gute Pässe - mit "Zip!" - und bekam von seinen Receivern wie schon im letzten Jahr keine Hilfe. Mindestens sechs Pässe ließen die unbedrängt fallen: Mehr hatte kein Playoff-Team im letzten Jahrzehnt. Gibt es einen Grund, um wieder zu Brock Osweiler zu wechseln? Nicht wirklich.
- Man hört es immer wieder: Die Broncos stellen die beste Defense der NFL. Gegen stark ersatzgeschwächte Steelers konnte die gefürchtete Einheit nur phasenweise überzeugen - Pittsburgh hatte Denver ja auch schon in der Regular Season die Grenzen aufgezeigt. So agierte die Secondary sehr vorsichtig, spielte auf Abstand. Und ließ trotzdem jede Menge Big Plays zu, darunter gleich zwei über mehr als 50 Yards. Von der Geschwindigkeit der Steelers-Receiver wurden sie überrascht, aber auch immer wieder vom kreativen Play-Calling von Tomlin. In diesem Bereich waren sie klar stärker als die Hausherren.
- Für Broncos-Receiver Demaryius Thomas war es ein ganz besonderes Spiel: Seine Mutter war zum ersten Mal überhaupt bei einer seiner Partien im Stadion. Katina Smith war 2000 wegen Drogenhandels zu einer Haftstrafe verurteilt worden und war erst im November entlassen worden - nachdem sie Präsident Barack Obama im Juli begnadigt hatte. Erst jetzt konnte sie nach Denver reisen - und DT live im Stadion spielen sehen.