NFL

Zweite Chance = letzte Chance?

Platz im Fanclub der Nationalmannschaft gibt es für Björn Werner. Und bei den Jaguars?
© getty

Der deutsche Pass Rusher Björn Werner hat nach seinem Abgang aus Indianapolis einen Einjahresvertrag bei den Jacksonville Jaguars unterschrieben? Ist es die letzte Chance für den 25-Jährigen, der bei den Colts nie ganz überzeugen konnte? Wie passt er in den Kader - und wie passt sein Spiel ins System von Head Coach Gus Bradley? SPOX beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zu Werners neuer Heimat.

Cookie-Einstellungen

Warum hat sich Werner bei den Colts nicht durchgesetzt?

Im Nachhinein muss man wohl konstatieren, dass der ACC Defensive Player of the Year 2012, der bei den Florida State Seminoles die Fans überzeugt und als erster Deutscher überhaupt in der ersten Runde gedraftet worden war, schlicht und ergreifend nicht die erhoffte Leistung gebracht hat. 6,5 Sacks in 38 Einsätzen sind zu wenig, in der Saison 2015 gelang ihm sogar kein einziger Sack. Wenn man das mit seinen 20 Sacks in den letzten beiden Jahren auf dem College vergleicht, sind die Indianapolis Colts zurecht enttäuscht.

Warum Werner die Leistungen vom College nicht bestätigen wollte, hat wohl vor allem zwei Gründe. Der erste und wichtigste ist ebenso profan wie entscheidend: Verletzungen. "Die beiden wichtigsten Regeln in der NFL: Verletze dich nicht und verletze dich nicht", hatte Werner im Interview mit SPOX selbst noch vor wenigen Wochen festgestellt.

Gesund war er in seiner Zeit in Indianapolis nur zeitweise. Knie- und Fußprobleme in seiner Rookie-Saison, eine Schulterverletzung kam 2014 dazu, eine OP am Knie. "Seit ich in die Liga kam, war ich nicht einmal gesund", sagte er im April 2015 dem Indy Star. "Wenn ich da draußen bin und gesund bin, dann kann ich einiges bewegen", betonte er - und sein Coach Chuck Pagano sah es ähnlich: "Wir haben die Video-Aufnahmen. Wenn er gesund bleibt, wird er ein großartiges Jahr haben." Ein Jahr später zogen die Colts die Reißleine.

Die Björn Werner Kolumne: "Habe mir die Saison so nicht vorgestellt"

Der zweite Grund: Werner passte nie so wirklich in das Defensivsystem der Colts. Während Werner bei den Seminoles in einer 4-3-Defense als Defensive End fungierte und sich vor allem darauf konzentrieren konnte, auf Quarterback-Jagd zu gehen, spielten die Colts und Head Coach Chuck Pagano eine 3-4-Defense, in der die Rolle des Defensive Ends in dieser Form nicht existiert. Werner musste sich auf mehreren Positionen versuchen, darunter als Outside Linebacker, also in einer weiter zurückgezogenen Position mit anderen Defensivaufgaben. Mit diesen wurde er nie so richtig warm, zumal er, wie viele Nicht-Amerikaner, vergleichsweise spät mit dem Football anfing.

4-3? 3-4? SPOX erklärt NFL-Defenses

Seine beste Zeit bei den Colts erlebte Werner zu Beginn der Saison 2014, noch frei von Verletzungen. Gleich zwei Sacks und sechs Tackles etwa gelangen ihm am 5. Oktober gegen die Baltimore Ravens. Danach ging es stetig bergab. Sicherlich spielten auch die Erwartungen eine Rolle, die man gemeinhin an einen First-Round-Pick stellt - eine Auswahl in einer der späteren Runden hätte wohl etwas Druck von ihm genommen. Spätestens als das Team den Vertrag mit Pagano nach der vergangenen Saison verlängerte, war abzusehen, dass Werner keine Zukunft mehr bei den Colts hat.