Green (10 REC, 173 YDS, TD) riss immer wieder Drives an sich und war gegen die Dolphins-Secondary, in der Byron Maxwell degradiert wurde, der mit weitem Abstand bestimmende Offensiv-Faktor in diesem Spiel. Denn abgesehen von seinem Top-Receiver hatte Andy Dalton (22/31, 296 YDS, TD) einen schweren Stand, weshalb es trotz eigentlich klarer Bengals-Dominanz Mitte des Schlussviertels nur eine 2-Possession-Führung war.
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Doch erging es Dalton noch immer deutlich besser als seinem Gegenüber Ryan Tannehill (15/25, 189 YDS, TD, INT). Tannehill litt unter seiner über weite Strecken desolaten Offensive Line und musste einmal mehr weitestgehend ohne ein eigenes Running Game auskommen.
Die Stimmen:
Ryan Tannehill (Quarterback Dolphins): "Wir haben heute nichts wirklich gut gemacht. Das war einer der schlechtesten Auftritte unserer Offense, den ich seit einer ganzen Weile gesehen habe. Wir hatten ein paar Momente im Run Game, kamen aber im Passing Game nie ins Rollen. Wir waren zu inkonstant und müssen diese Dinge schnell reparieren. Das geht jetzt zu lange so. Es gibt keine Ausreden."
Andy Dalton (Quarterback Bengals, auf die Frage, warum er Green so häufig gesucht hat): "Das war Teil des Game Plans. Immer wenn er ein Eins-gegen-Eins hatte, konnte er ein Play machen."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Zwei 1-2-Teams in Week 3 - das bedeutet erhöhte Brisanz. Beide brauchen dringend einen Sieg, beide gehen angeschlagen in das Duell: So müssen die Bengals nach wie vor, voraussichtlich ein letztes Mal, auf Tight End Tyler Eifert verzichten. Auch Cornerback Dre Kirkpatrick fällt aus. Dafür kehrt Vontaze Burfict nach abgesessener Sperre zurück.
Die Dolphins müssen ihrerseits ebenfalls ohne den Starting-Tight-End auskommen, Jordan Cameron ist nicht mit von der Partie. Doch erwischte es die Offense noch deutlich härter: Auch Running Back Arian Foster und Center Maurkice Pouncey fallen aus. Und außen an der Line wird es nicht leichter: Left Tackle Branden Albert ist auch nicht dabei, Rookie Laremy Tunsil startet hier.
1. Viertel: Die Bengals legen einen guten ersten Drive hin: Dalton verteilt den Ball, das Running Game ist von Beginn an zur Stelle. An Miamis 24-Yard-Line aber endet der 10-Play-Drive, Field Goal. Und Miami antwortet spektakulär - bei ihrem 2. Play des Spiels: Hinter toller Protection, die beiden ersten Plays erfolgten aus einer Spread-Formation heraus, wirft Tannehill einen 74-Yard-Touchdown-Pass auf Kenny Stills! Doch dann übernimmt A.J. Green. Cincys Top-Receiver reißt den Drive nach zwei Dolphins-Punts komplett an sich und lässt Lippet und Howard mehrfach stehen. 77 Yards bei diesem Drive, inklusive dem Touchdown, gehen auf Greens Konto. 10:7 Bengals.
2. Viertel: Unter dem Strich bleibt es auch von den Bengals ein offensiv inkonstantes Spiel. Green aber macht den Unterschied aus und trägt die Bengals auch beim einzigen langen Drive im zweiten Viertel, von Miamis 4-Yard-Line reicht es allerdings nur zum Field Goal. Miamis Offense dagegen ist hier bislang, abgesehen vom Touchdown-Pass, eine Katastrophe. Die Dolphins haben neun Passing-Yards seit dem Touchdown - und das Desaster geht weiter: Dunlap lässt Ja'Wuan James ganz alt aussehen und schlägt Tannehill den Ball aus der Hand, Turnover! Cincinnatis anschließendes Field Goal bedeutet: 13 Punkte in Folge für die Hausherren. 16:7 Bengals.
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3. Viertel: Im sechsten Versuch gelingt den Dolphins die erste Third-Down-Conversion, doch das Hoch ist von kurzer Dauer: Geno Atkins demontiert Billy Turner und sein 9-Yard-Sack beendet auch diesen Dolphins-Drive. Umgekehrt ist es das alte Bild, Green lässt Lippett stehen und fängt den 43-Yarder an der Seitenlinie. Damit hat er aktuell 166 Yards auf dem Konto - 14 mehr als die Dolphins-Offense insgesamt. Miami stoppt Cincinnati aber wieder in der Red Zone, wieder reicht es nur zu einem Field Goal. Das Thema bleibt anschließend: Miamis O-Line ist überfordert, während Cincinnati offensiv abgesehen von Green seinerseits wenig zustande bringt. 19:7 Bengals.
4. Viertel: Mike Nugent verwandelt auch sein fünftes Field Goal, während die Dolphins wieder punten müssen - und damit jetzt bei Third Down bei 1/9 stehen. Aber weil Cincinnatis Offense weiterhin keinen konstanten Rhythmus an den Tag legt, bleibt ein optisch komplett einseitiges Spiel auf der Anzeigetafel vergleichsweise eng und auf einmal legt Miami aus der No-Huddle-Offense einen guten Drive hin! Auch der ist allerdings wieder von kurzer Dauer: Tannehills Read und Pass gegen die Cover 2 der Bengals sind komplett daneben, Chris Lewis Harris schnappt sich die einfache Interception und der letzte Dolphins-Drive endet mit einem Turnover on Downs. 22:7 Bengals.
Der Star des Spiels: A.J. Green. So dominant Cincinnati defensiv auch war - offensiv war alles in allem noch einiges an Luft nach oben. Der große Unterschied in diesem Spiel war so A.J. Green, der den einzigen Bengals-TD-Drive fast im Alleingang bestritt. Green machte, gerade in der ersten Hälfte, mit Miamis Secondary, was er wollte. Und Dalton (4/4, 138 Yards bei Pässen von mindestens 20 Yards) fütterte seinen Top-Receiver: Nach zehn Catches in den vergangenen beiden Spielen zusammen genommen verzeichnete Green gegen die Dolphins alleine zehn Receptions.
Der Flop des Spiels: Miamis O-Line. Dass Howard und Lippett mit Green Probleme bekommen würden, war wenig überraschend. Doch diese Bengals-Front war bisher alles andere als furchteinflößend, gerade im Running Game. Miamis - zugegebenermaßen personell angeschlagene - Offensive Line aber machte jede Chance auf einen Dolphins-Erfolg unmöglich: Keine Zeit für Tannehill, kein Platz für die Running Backs. Mitunter unerklärliches Blocking-Verhalten - teilweise scheinbar auch im Scheme - verhalf Cincinnatis Front zu einem sehr produktiven Tag. Mögliche Umstellung: Albert auf Right Tackle, Tunsil bleibt links.
Das fiel auf:
- Dolphins-Cornerback Byron Maxwell wurde aus dem Nichts heraus zumindest vorübergehend demontiert: Tony Lippett startete an seiner Stelle, Xavien Howard bekam es primär mit A.J. Green zu tun - und Green hatte mit Miamis Secondary überhaupt keine Probleme. Fragen werden auf Gase zukommen, ob Maxwells Physis gegen Green hier nicht geholfen hätte. Zur Halbzeitpause jedenfalls hatte Howard bereits bei vier von fünf Pässen Completions zugelassen, Lippett bei drei von fünf und Dalton suchte Green in Eins-gegen-Eins-Matchups immer wieder erfolgreich für lange Pässe.
- Doch trotz alledem war die eigene Offense das eigentliche Problem der Dolphins, die sich zumindest in der Run-Defense verbessert zeigten. Miami brachte schlicht keine Drives zustande: Ganze 20 (!) Snaps hatte Miamis Offense - Punts nicht eingerechnet - in der ersten Hälfte. Tannehill brachte über die ersten beiden Viertel nur drei Pässe an den Mitspieler, Miami steht jetzt bei Third Down insgesamt bei einer Erfolgsquote von 26,7 Prozent.
- Das große Thema dabei: Die Offensive Line. Hier war Miami, wieder einmal, völlig überfordert. Tannehill stand permanent unter riesigem Druck, so dass sich Routes oftmals überhaupt nicht entwickeln konnten. Fünf Sacks standen am Ende zu Buche, wobei Tannehill der Line mit schlechten Bewegungen in der Pocket und schlechtem Gefühl für Pressure wenig half. Die andere logische Folge: Im Running Game ging erneut nahezu überhaupt nichts für die Dolphins (62 Rushing-Yards), was längere Drives unmöglich machte.
- Personell scheint Jay Ajayi die Nase in Abwesenheit des verletzten Arian Foster wieder vorne zu haben. Ajayi verzeichnete sechs Laufversuche (33 Yards), Kenyan Drake nur derer zwei (15 Yards).
- Gleichzeitig war es das von Cincy-Fans erhoffte Comeback der Bengals-Front: Carlos Dunlap, Vincent Rey, Geno Atkins und Vontaze Burfict lieferten ein sehr gutes Spiel ab, was es Cincinnati erlaubte, fast komplett ohne Blitze auszukommen.
- Der zweite im Vorfeld diskutierte Punkt, Cincinnatis Running Game, bleibt dagegen noch ein Projekt. Hier fehlte vor allem die Konstanz, gerade Jeremy Hill aber hatte einige gute Szenen. Doch war insgesamt Sand auch im Offense-Getriebe der Bengals: So war die Effizienz in der Red Zone und bei Third Down deutlich ausbaufähig, genau wie die Produktion im Passing Game außerhalb von Green. Ein Stat-Nugget: Zur Halbzeit verzeichnete Miamis Kenny Stills 7,4 Yards pro Route, Green 5,86 - und jeder andere Receiver unter einem Yard.
- Das schlimmste Play des Abends gehörte, trotz der deutlich sichtbaren Probleme beider Teams, Terrence Fede. Miamis Special-Team-Spieler leistete sich kurz vor Ende des dritten Viertels eine furchtbare Strafe, als er, deutlich nach dem Kick, den Punter einfach umschubste. Das verwehrte Miami eine gute Field Position, stattdessen gelang Cincinnati nach dem geschenkten First Down wenig später das fünfte Field Goal.