Eier, wir haben Eier!

Stefan PetriVon Adrian Franke
13. September 201614:28
Die Fans der Oakland Raiders durften in Week 1 feierngetty
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Week 1 ist auch schon wieder vorbei, ein kurioses Monday Night Game in San Francisco zog den Schlussstrich unter einen ereignisreichen ersten Spieltag. Höchste Zeit also für die Aufarbeitung! Die Raiders stellen große Eier unter Beweis, während man Antonio Brown einfach mögen muss. Außerdem: Ein Königreich für eine Uhr, das Chargers-Debakel, ein Punt-Festival und natürlich alle wichtigen Notizen!

Eier, wir haben Eier: Wow! So oft kritisieren wir Coaches für ängstliche Entscheidungen, wie etwa ein Punt bei 4th&1 in der gegnerischen Hälfte (stimmt's, Mr. Jay Gruden?). Umso tiefer müssen wir das Haupt neigen und den Hut vor dem Mut von Raiders-Coach Jack Del Rio ziehen.

Sollte es tatsächlich jemand noch nicht gesehen haben, hier kurz die Szenerie: 47 Sekunden vor dem Ende hatte Oakland per Touchdown die packende Partie bei den New Orleans Saints wieder offen gestaltet, 33:34 stand auf der Anzeigetafel. Klare Sache, sollte man meinen - ein PAT und ab geht's in die Verlängerung! Diese Rechnung allerdings hatten alle ohne Del Rio gemacht.

Die Raiders entschieden sich für die, zu diesem Zeitpunkt hochriskante, 2-Point-Conversion und wurden tatsächlich belohnt! "Das ist einfach das Vertrauen des Coaches, der an uns glaubt. Es gibt uns so viel Selbstvertrauen, dass er so etwas für uns macht", strahlte Receiver Michael Crabtree, der den Pass zum Game-Winner fing.

Del Rio ließ sich danach übrigens gebührend feiern - und hatte auch eine kleine Spitze für den Worldwide Leader parat: Von 51 auf 44 Prozent hätte seine Entscheidung die Siegchancen der Raiders verringert, meldete ESPN. Del Rios Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Zum Glück coacht ESPN nicht die Raiders." SPOX nickt ehrfürchtig mit dem Kopf und ist gespannt, ob diese Aktion Nachahmer findet!

Dance! Ach Antonio - wir haben dich vermisst! In der vergangenen Saison erfreute uns Antonio Brown noch, als er nach einem Touchdown aus voller Geschwindigkeit den Goal Post besprang, zum Auftakt zeigte er gegen Washington seinen neuesten Move.

Brown brach spontan in der Endzone in eine Twerking-Performance vom Allerfeinsten aus, die darauf folgende Strafe akzeptierte er mit einem Grinsen im Gesicht. Von einer schlechten Beziehung zu den Refs ist deshalb übrigens keine Spur, ein freundschaftlicher Klaps auf den verlängerten Rücken wurde wenig später mit einem Lächeln quittiert. Never change, Antonio!

Ein Königreich für eine Uhr:Mann, Terrance Williams kann froh sein, dass sein Quarterback nicht Matthew Stafford heißt. Der war bei seinem letzten Drive gegen die Colts so stinkwütend auf Marvin Jones, der ebenfalls nicht die Seitenlinie überquerte, dass es so aussah, als würde er die Fäuste sprechen lassen wollen. Glück im Unglück: Die Lions hatten noch Timeouts, und so war dann Ende gut, alles gut.

Williams und die Boys dagegen konnten die Uhr nicht mehr anhalten, und als Dak Prescott ihn mit noch neun Sekunden völlig frei knapp hinter der Mittellinie bediente, drehte der Wideout, trotz klarer Handzeichen von Dez Bryant, nicht ab und hielt die Uhr bei vielleicht sieben Sekunden an - genug für noch einen Pass und dann ein Field-Goal oder Hail-Mary. Stattdessen zog er in die Mitte und erkämpfte noch ein paar Yards.

Gut für die eigenen Stats, schlecht für die Win-Loss-Column: Die Uhr lief ab, bevor Prescott spiken konnte. "He's gotta get out of bounds!" schrie Kommentator Joe Buck, ähnliches hörte man im Radio - und wahrscheinlich vor Millionen Fernsehern im Land.

Naja. Wer den Schaden hat, der braucht für den Spott ja bekanntlich nicht sorgen. Das besorgten unter anderem die Madden-Franchise, sein Wikipedia-Eintrag ("Terrance Tyrone Williams ist ein Receiver der Cowboys, der nicht weiß, wie man ins Aus rennt, um die Uhr anzuhalten.") und sogar Dez Bryant. Was sagte sein Coach Jason Garrett? "Wir waren schon oft in dieser Situation. Sein Instinkt hat ihn nach innen getrieben." Aha. Da fehlt eigentlich nur noch eine Verschwörungstheorie: Williams ist ein dicker Kumpel von Romo und wollte nicht, dass Prescott einen Sieg einfährt ...

Hitzeschlag der Woche: Kein Wunder, dass Aaron Rodgers heiß wie Frittenfett war und die Jags mit gleich mehreren Traumpässen filetierte, darunter sein Wunder-Touchdown auf Davante Adams über 30 Yards, als er eigentlich schon zu Boden gezogen wurde. Schließlich präsentierte das Thermometer am Spielfeldrand in Jacksonville über 110 Grad Fahrenheit. Macht umgerechnet über 44 Grad Celsius - und wir jammern hier im Büro über 30 Grad plus.

Analyse: Ohne Gronk und Brady! Patriots schlagen enttäuschende Cardinals

Naja, hoffen ist für die Konkurrenz erlaubt - schließlich gehen die Temperaturen in Green Bay in den nächsten Wochen und Monaten ja steil bergab.

(Oder halt, andersrum: Wahrscheinlich war es auf dem Feld in Jacksonville so verflixt heiß, WEIL Aaron Rodgers on fire war! Na gut, wir warten mit unserem Urteil noch das Spiel am kommenden Sonntag in Minnesota ab.)

Punts für alle! Mann. Mann. Mann. Ein Kick-Off um 4.20 Uhr deutscher Zeit ist ja per se schon nicht gerade eine Freude - doch wenn es sich dann auch noch um das Punt-Fest in San Francisco handelt, ist das schon wirklich harte Kost. Was genau gibt denn hier bitte für die völlig desolate Rams-Offense Hoffnung? Antworten sehr gerne in die Kommentare!

Im Ernst: Diese Vorstellung kann nicht der Ernst der Rams, die eine Fan-Base wieder für sich gewinnen wollen, gewesen sein. Die Defensive Line fand zwar in der zweiten Hälfte zusammen, aber diese Offense war auf jeder Position (insbesondere was Coaching und Game Plan angeht) ein komplettes Debakel - und auf Los Angeles werden im Laufe der Saison noch gefährlichere Defenses warten. Dass Case Keenum fast so viele Yards pro Run (3,33) wie pro Pass (3,71) verzeichnete, sei hier nur am Rande erwähnt.

Dieses Spiel war so frustrierend, dass Aaron Donald (!) nach einer Rangelei vom Platz gestellt wurde. Man kann für Jared Goff nur hoffen, dass ihn Jeff Fisher jetzt nicht in drei Wochen in diese dysfunktionale Offensive rein wirft. Jener Fisher, der in der Halbzeitpause übrigens doch tatsächlich sagte: "Sie haben Carlos Hyde. Sie haben Blaine Gabbert. Wir müssen einen der beiden stoppen." Ugh. Aber hey, was weiß ich schon. Sicher präsentiert L.A. Fisher bald die nächste Vertragsverlängerung...

Üüüübrigens: Das Aufbleiben für die Analyse hat sich doch gelohnt: WAS FÜR EIN PLAY-BY-PLAY-CALL, als ein Fan auf das Feld stürmte! Anhören! Pflicht!

Debakel made in San Diego: Warum, Chargers - warum nur? San Diego legte in Kansas City eine absolut beeindruckende erste Hälfte hin, das Running Game aus der I-Formation funktionierte und Melvin Gordon erinnerte jeden daran, warum er im Vorjahr noch gleich ein Erstrunden-Draft-Pick war. Die erste Überraschung in der AFC West war dank deutlicher Halbzeit-Führung greifbar. Bis sich Mike McCoy und Co. dazu entschieden, Kansas City doch wieder eine Chance zu geben.

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Die Chargers gingen weg vom erfolgreichen Running Game aus dem ersten Durchgang, Danny Woodhead wurde - warum auch immer - zum Lead-Back und die Chargers schenkten den Chiefs neues Leben. Der Rest ist bekannt, Kansas City kam zurück und drehte die Partie noch. Als ob das nicht schlimm genug wäre, fällt jetzt auch noch Keenan Allen wohl für die komplette Saison aus. Und schon muss man davon ausgehen, dass San Diego doch wieder das schwächste Team in der Division sein wird.

DESHALB der Trade: Viel Kritik haben die Vikings erhalten, nachdem sie einen teuren Preis für Sam Bradford (ein Erstrunden-Pick plus einen weiteren hohen Pick) bezahlt haben. Die Verantwortlichen sehen dieses Team jetzt im Super-Bowl-Fenster und reagierten deshalb so aggressiv auf die Bridgewater-Verletzung - der Auftaktsieg gegen die Tennessee Titans zeigte, warum die Bosse in Minnesota so von diesem Team überzeugt sind.

Die 25 Punkte brachten die Vikings komplett ohne Offensiv-Touchdown zustande, ein Pick-Six sowie ein Fumble-Return brachten stattdessen die Zähler auf die Anzeigetafel und untermauerten folgenden Eindruck: Diese Defense ist bereit, ein Team in die Playoffs zu tragen. Das in Kombination mit Adrian Peterson und einem Game Manager...mit Minnesota ist auch mit Bradford zu rechnen!

Übrigens, Tennessee: Was war das denn bitte für eine Vorstellung?! Von wegen Exotic Smashmouth - das waren eher 64 Rushing-Yards bei 2,9 Yards pro Run. Exotisch geht halt auch anders, aber auf der anderen Seite: Was will man schon von so einem Play-Calling erwarten?!

Tag der offenen Tür! ...war für A.J. Green am Sonntag auf Revis Island. Der Bengals-Receiver kaufte sich nicht nur ein Haus am Strand, er buchte gleich das Komplett-Paket mit freiem Bar-Zugang, Swimming-Pool, Blick auf den Sonnenuntergang und einem Abo für das örtliche Fitness-Studio. Im Klartext: Green fing gegen Darrelle Revis alle zehn (!) Targets für 152 Yards und einen Touchdown. Es hat sich schon in der Vorsaison angedeutet: Die Jets müssen dem Cornerback gegen Top-Receiver mehr Hilfe zur Seite stellen.

Weitere Notizen:

  • Coole Frise, Mr. Griffin! Robert Griffin III führte sich bei seinem ersten Regular-Season-Spiel für die Cleveland Browns gleich auch mit einem Fashion-Statement ein. Nachdem der Hangover wochenlang über Cam Newtons Hüte berichtet hat, ist das ja auch mal eine schöne Abwechslung - denn einen Hut bekommt Griffin über die Mähne eher nicht. Hue Jackson machte ihm dann auch schnell klar, dass eine Palme auf dem Kopf vor Positionswechseln nicht schützt: Die Browns eröffneten einen ihrer Drives mit Terrelle Pryor auf Quarterback und Griffin auf Wide Receiver. Aber das hat sich ja jetzt leider auch erledigt.
  • Drop der Woche! Die Miami Dolphins standen in Seattle überraschend nahe am Schocker-Auswärtssieg zum Auftakt. Am Ende hielt die Defense zwar doch nicht Stand - in South Beach dürften sie sich allerdings noch heute fragen, wie Kenny Stills diesen Touchdown fallen lassen konnte!
  • Was ist denn mit den AFC-South-Quarterbacks bei der ersten Possession nur los?! Schon in der Vorsaison zauberte Brian Hoyer für die Texans im ersten Drive eine Interception aufs Parkett - sein Nachfolger Brock Osweiler setzte die Tradition gegen Chicago prompt fort. Und nicht nur das: Auch Blake Bortles erste Possession endete mit einem Pick! Wird Zeit, dass die Herren Mariota und Luck von ihrem hohen Ross runterkommen!
  • Stichwort AFC South, Stichwort Bortles-Interception: Der Pick des Jags-Quarterbacks hat schon jetzt das Potential auf den Award zum "Freak-Pick des Jahres". Alles gemäß dem Motto: Heiße Kartoffel, heiße Kartoffel, heiße Kartoffel!
  • Die Stat-Line der Woche kommt derweil aus Big D: Dort haben die Giants die Cowboys nicht nur endlich mal zum Auftakt geschlagen - New York hatte auch mehr Rushing-Yards (113) als Dallas (101)! Wer das vorher getippt hat, einmal mit Glaskugel in den Kommentaren melden! Gleiches gilt im Übrigen für diejenigen, die auch Tony Romo auf den Tickets zum Spiel vermutet hatten...
  • Rushing-Yards waren ohnehin nicht so in Mode diese Woche. Mit Lamar Miller knackte am Sonntag gerade mal ein RB die drei Stellen, stattdessen waren viel zu oft Run-Durchschnitte von unter vier oder sogar drei Yards zu sehen.
  • Ergänzend zu dem Cowboys-Giants-Duell: Victor Cruz ist nicht nur zurück, es war sogar Salsa-Time! Eine Szene, bei der Football-Anhängern in vielen Fan-Lagern das Herz aufgegangen sein dürfte.

Probleme, neu und alt: Heute zunächst mit der Seahawks-O-Line. Was gegen Miami im Run-Blocking mitunter schon wieder ganz passabel aussah, war in Pass-Protection eine ganz andere Geschichte. Russell Wilson steckte Hit auf Hit ein, bis schließlich irgendwann Ndamukong Suh so unglücklich auf seinem Knöchel landete, dass Wilson den Rest des Spiels merklich angeschlagen absolvieren musste.

Das Power Ranking zum Saisonstart: Oldschool-Comeback an der Spitze

Seattle wird sich hier steigern müssen, andernfalls laufen die Hawks ernsthaft Gefahr, ihren Starting-Quarterback einem unverhältnismäßigen Risiko auszusetzen. Neu dagegen sind die Probleme in Cincinnatis Offensive Line. Im Vorjahr noch eine der ligaweit besten Einheiten, drohte das Spiel gegen die Jets auch deshalb nach hinten los zu gehen, weil Andy Dalton sieben (!) Sacks einstecken musste.

Spruchreif: Das Zitat der Woche kommt heute mal von keinem Spieler, Coach oder Funktionär. Stattdessen blicken wir auf NBC-Kommentator Al Michaels, der während dem Sunday-Night-Game zwischen den Arizona Cardinals und den New England Patriots nur kurz auf Deflate-Gate zu sprechen kam. Sein Kommentar: "Wirklich schlecht. Wirklich langweilig."

Week 1 im Überblick