Ein paar Wochen vor der Saison schon wurde der 30. Oktober von zahlreichen Anhängern beider Teams im Kalender rot eingekreist. Schließlich steigt dann ein immer wichtiges Duell mit dem langjährigen verbitterten NFC-East-Rivalen. Doch damals erwartete man turnusgemäß ein Aufeinandertreffen von Tony Romo und Sam Bradford, was sicherlich auch interessiert geworden wäre.
Doch die Realität sieht anders aus. Sam Bradford ist längst nach Minnesota abgewandert und blüht dort so richtig auf, bei den Cowboys ist Romo - mal wieder - verletzt, trainiert aber immerhin schon wieder. Auf dem Platz erwartet uns stattdessen das erste Duell zwischen Dak Prescott und Carson Wentz, zwei Rookies, die wohl noch öfter im Rampenlicht stehen werden.
Während sich die Eagles bei Wentz verdammt sicher waren und dafür einen hohen Preis in Form zahlreicher Draftpicks gezahlt hatten, um sich hoch zu traden an die zweite Position, brauchten die Cowboys etwas mehr Geduld mit ihrer QB-Wahl. Prescott ging erst als 135. Pick vom Board, also in Runde vier. Auf dem Platz nahmen sich beide jedoch bis hierhin nicht allzu viel.
Im Gegenteil. Prescott und Wentz starteten einen neuen Trend - Rookie-Quarterbacks, die vom Start weg bereit aussehen und kaum Fehler machen. Beide duellierten sich im Fernduell über mehrere Wochen um den Rookie-Rekord für Pässe in Folge ohne Interception zum Start einer Karriere. Am Ende gewann Dak den Vergleich und übertrumpfte gleich noch Tom Brady mit Pässen insgesamt ohne Pick zum Start der Karriere.
Das neue Manning vs. Brady?
Da wir in einer Welt der Überreaktion leben, liegt ein Vergleich für viele schon sehr nahe. USA Today etwa stellte pflichtbewusst schon mal in den Raum, dass dies die nächste ganz große Rivalität in der NFL sein könnte. Die Namen Brady und Manning fielen - sogar in einem Satz. Ganz so weit sind wir freilich noch nicht, zusammen haben die Youngster noch nicht mal eine Saison auf dem Buckel.
Doch Parallelen sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Zwar lagen zwischen den Debüts der zwei lebenden Legenden ein paar Jahre - das erste Duell stieg schließlich erst 2001, nachdem Manning schon drei Jahre Starter war, Brady aber diese Rolle gerade erst übernommen hatte. Doch wie bei den beiden auch, war einer ein sehr hoher Pick, der andere einer, der deutlich später gezogen wurde und den keiner so richtig auf dem Zettel hatte.
Prescott sei ein "besser werfender Tim Tebow", wie ein Scouting Report attestierte. Wer Tebow mal hat spielen sehen und dann Prescott betrachtet, wird in der NFL jedenfalls Welten zwischen beiden erkennen. Allein von der Passgenauigkeit eines Prescotts hätte Tebow (47,9 Prozent in der Karriere) nie zu Träumen vermocht. Aktuell liegt er mit seinen 68,7 Prozent angekommener Pässe auf Platz zwei der NFL - nur ein gewisser Tom Brady (75,2 Prozent) steht vor ihm.
Wentz kommt da auch nicht dran, doch 63,8 Prozent sind immer noch äußerst vorzeigbar. Das wussten auch die Cowboys, die Wentz durchaus auf dem Zettel gehabt haben sollen. Doch an Position vier war der Passgeber von North Dakota State schon längst vergriffen, also wurde es Ezekiel Elliott, der aggressive Running Back, von dem auch Prescott merklich profitiert. Die Cowboys haben in diesem Draft wohl zur Abwechslung mal alles richtig gemacht.
"Nichts scheint zu groß"
Den Hype, den dieses Duell mit sich bringt, ließ Prescott im Vorfeld indes nicht an sich heran: "Ich messe mich wirklich nicht an irgendwem. Nicht an einem anderen Rookie, nicht an Peyton Manning oder Tony Romo oder irgendeinem anderen dieser Sorte. Es geht nur darum, wie ich an jedem einzelnen Tag besser werden kann", so der Absolvent der Mississippi State University.
Dass zu viel Druck zum Problem an diesem Sonntagabend werden könnte, denkt derweil auch Wentz' Head Coach Doug Pederson nicht: "Sie wissen, wie sie ihre Teams zu führen haben." Zudem präsentierten sie sich zumeist hochkonzentriert, wie die wenigen Interceptions zeigen. Wentz warf bislang drei, Prescott nur eine.
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"Nichts scheint für die beiden zu groß zu sein. Sie machen Fortschritte. Die Fähigkeit, den Ball in den ersten sechs, sieben Spielen derart zu bewachen, war entscheidend", so Pederson weiter.
Der Sieger des Duells wird vorerst die Spitze der vielleicht derzeit besten Division der Liga übernehmen, aktuell sind die Cowboys 5-1, die Eagles 4-2. Dallas reitet auf einer Erfolgswelle von fünf Siegen in Serie, während Philly nach zwei Pleiten in Serie zuletzt so halbwegs wieder in die Spur fand und ein chaotisches Spiel gegen die Vikings (8 Turnovers insgesamt) für sich entschied.
Von Statement-Sieg zu Statement-Sieg
Geht man also nach der aktuellen Form, dann müsste man die Hausherren zum Favoriten ernennen, zumal sie zuletzt von einem Statement-Sieg zum nächsten marschierten. In Woche zwei wurden die Redskins in DC geschlagen, in den letzten zwei Wochen die Bengals sowie die Packers in Lambeau. Lediglich der Opener gegen die Giants ging - äußerst unglücklich mit 19:20 - verloren. Doch auch damals blieb Prescott eigentlich fehlerfrei.
Die Eagles hatten im Vergleich dazu ein eher erholsames Auftaktprogramm und wenig Mühe mit den Browns und Bears. Der klare 34:3-Sieg über die Steelers kam überraschend, untermauerte jedoch die Qualität des Teams, das sich eigentlich in einem Übergangsjahr befinden sollte. Die Pleiten in Detroit und DC waren bitter, doch davon erholte man sich schnell: In der Vorwoche wurden die Vikings recht deutlich auf Distanz gehalten (21:10).
Personell stehen derweil die Eagles recht gut da, alle Leistungsträger sollten einsatzbereit sein. Dallas dagegen bangt um Schlüsselspieler wie Dez Bryant, Orlando Scandrick oder Tyron Smith. Ausfälle dieser Güteklasse könnten selbst für diese Cowboys zum Problem werden. Gerade Left Tackle smith sollte gegen den starken Pass Rush Phillys besser nicht ausfallen, andernfalls müsste Prescott häufiger als nötig die Beine in die Hand nehmen.
Unterm Strich geht es um den Spitzenkampf zwischen den Dallas Cowboys und den Philadelphia Eagles, doch etwas weitergedacht und angenommen, dass beide fit bleiben, könnte dies auch der Beginn einer wunderbaren ... Feindschaft werden. Ob es zu Brady vs. Manning reicht, sei dahingestellt, aber Prescott vs. Wentz hört sich auch interessant an. Wer weiß, vielleicht wird dies in ein paar Jahren das Duell schlechthin sein und wir werden nun Zeuge der Geburtsstunde einer bald klassischen Rivalität.