NFL

Defense wins Championships - oder?

Die Elite-Defenses sind nach den ersten vier Spielen die großen Trümpfe
© getty

Das erste Saison-Viertel ist bereits Geschichte, und das bedeutet: Power-Ranking-Zeit! Wer hat sich im Vergleich zum Ranking vor dem Saisonstart verbessert, wer stürzt ab? Während sich im Keller wenig Schwerwiegendes ändert, befinden sich beide NFC-Championship-Teams aus der Vorsaison im freien Fall. An der Spitze dominieren die Defenses - sowie die Teams mit der richtigen Balance.

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32. San Francisco 49ers (1-3)
(Die nächsten Gegner: Cardinals, @Bills, Buccaneers, Saints)

Die 49ers standen auf meiner Liste ursprünglich einen, mit der Option auf zwei Plätze weiter oben - dann aber gab es die Hiobsbotschaft am Montag: NaVorro Bowman hat einen Achillessehnenriss erlitten und wird den Rest der Saison verpassen, das bestätigte das Team bereits. Was das für diese Defense bedeutet, konnten alle Niners-Fans im Spiel gegen die Cowboys am Sonntag live beobachten. Erst als Bowman draußen war, kam Dallas' Run Game ins Rollen und das Spiel kippte. Bowman ist der klare Leader dieser Defense und zu allem Überfluss könnte auch Defensive Tackle DeForest Buckner aufgrund einer Fußverletzung vorerst ausfallen. Doch San Francisco behält nicht nur wegen der prominenten Ausfälle weiterhin die rote Laterne: Das Passing Game (6,1 Yards pro Pass, 178,8 Yards pro Spiel) funktioniert überhaupt nicht, dennoch hält Chip Kelly Colin Kaepernick draußen - während dem Running Game, trotz einiger guter Momente, die Effizienz fehlt.

31. Cleveland Browns (0-4)
(Patriots, @Titans, @Bengals, Jets)

Zunächst: Respekt vor den Browns für den Einsatz und den Kampf, den sie Woche für Woche zeigen. Baltimore, Miami und zu einem gewissen Grad auch Washington mussten sich ihre Siege gegen Cleveland in den vergangenen drei Wochen hart erarbeiten, die Browns zeigen offensiv über Multi-Talent Terrelle Pryor kreative Ansätze und haben ihre Identität als Run-heavy-Team (5,7 Yards pro Run, Ligaspitze) gefunden - doch das Drama für Browns-Fans findet schlicht kein Ende. Die Ausfälle (RG3, McCown, Coleman, Nassib und so weiter) finden kein Ende, in der Offensive Line machen sich in Pass Protection die Abgänge der Offseason deutlich bemerkbar und wenn der aktuell noch unbestreitbare Einsatz im Laufe des Jahres nachlässt, ist es schwer, mehr als zwei oder drei Siege in dieser Saison zu prognostizieren. Auch wenn Pryor selbst da eine ganz andere Meinung hat.

30. Miami Dolphins (1-3)

(Titans, Steelers, Bills, Jets)

Die wohl größte Frage in South Beach war vor dem Saisonstart: Wie schnell kann der neue Head Coach Adam Gase einer seit Jahren wackligen Offense seinen Stempel aufdrücken? Nach vier Spielen lautet die Antwort: Gase hat noch viel, viel Arbeit vor sich. Nach dem mehr als glücklichen Sieg im Heimspiel gegen Cleveland, das in einer Niederlage geendet hätte, hätten die Browns einen vernünftigen Kicker, verdichtete sich dieser Eindruck bei der Auswärtspleite in Cincinnati. Die Dolphins haben, zusätzlich erschwert durch die Ausfälle von Foster, Pouncey und Albert, noch immer kein verlässliches Running Game, Ryan Tannehill macht zu viele Fehler und defensiv ist die Secondary eine einzige Baustelle. Die Entscheidung, Byron Maxwell gegen die Bengals auf die Bank zu setzen, war jedenfalls auch nicht die Antwort.

29. Chicago Bears (1-3)
(@Colts, Jaguars, @Packers, Vikings)

Der Sieg über ein defensiv völlig harmloses Lions-Team verhindert, dass auch Chicago mit vier Pleiten in die Saison startet - doch viel mehr Positives gibt es aktuell aus der Windy City nicht zu berichten. Die Bears waren zuvor in Prime Time zwei Mal in Folge, gegen Philadelphia und auswärts bei den Dallas Cowboys, chancenlos. Defensiv fehlen mit Danny Trevathan, Eddie Goldman, Pernell McPhee und Cornerback Kyle Fuller die wohl vier wichtigsten Spieler, was sich insbesondere in der Run-Defense bemerkbar macht. Kleine Lichtblicke: In Abwesenheit des ebenfalls verletzten Jeremy Langford überzeugte Rookie-Running-Back Jordan Howard gegen die Lions und Brian Hoyer wirkt zumindest etwas sicherer als Jay Cutler vor seiner Verletzung. Ein Quarterback-Tausch bis auf Weiteres wird längst offen diskutiert. Doch die Tatsache, dass Hoyer statt Cutler eine der aktuell positivsten Nachrichten aus Chicago ist, sagt schon viel. Oh, und Receiver Kevin White könnte zu allem Überfluss mit einer Knöchelverletzung erneut länger ausfallen.

28. Detroit Lions (1-3)
(Eagles, Rams, Redskins, @Texans)

Die Pleite in Chicago dürfte Detroit wehtun, doch passt sie gleichzeitig sehr gut in die bisherige, von Inkonstanz geprägte Saison der Lions: Ein knappes Spiel, das in beide Richtungen hätte ausgehen können. In Week 1 bei den Colts gingen die Lions mit vier Punkten Vorsprung als Sieger vom Platz, dafür setzte es in Week 2 eine 15:16-Pleite gegen Tennessee. Der wohl beste Auftritt der Lions war vielleicht - nicht ohne eine gewisse Ironie - ausgerechnet die 27:34-Niederlage in Green Bay. Die Packers überrannten Detroit zwar im ersten Viertel, doch die Lions kamen, getragen von einem Passing Game, das nach wie vor gute Momente hat und in dem Matt Stafford und Marvin Jones immer wieder glänzen, fast zurück. Aber: Ähnlich wie bei den Bears fehlen mit Ziggy Ansah und DeAndre Levy die wichtigsten Spieler in der Defense, wodurch Detroit dieser Tage mit der Front Seven überhaupt keine Gefahr ausstrahlt. Dass Ameer Abdullah wohl den Rest der Saison aufgrund eines Bänderrisses im Fuß verpassen wird, hilft einem erneut wackligen Running Game wenig. Irre Stat dazu: Detroit hat aktuell mehr Penalty-Yards (370) als Rushing-Yards (369).

27. Indianapolis Colts (1-3)
(Bears, @Texans, @Titans, Chiefs)

Andrew Luck - und dann lange nichts. Irgendwann danach T.Y. Hilton und Vontae Davis - und dann nochmals eine ganze Weile lang nichts. So in etwa dürften sich Colts-Fans aktuell fühlen, wenn sie die Spiele und den Kader ihres Teams betrachten. Die Niederlage gegen die Jaguars in London am Sonntag war hierfür quasi eine Blaupause: Zahlreiche Drops, schlechtes Play-Calling, desolate Pass-Protection einer O-Line, die gefühlt seit Jahren im Lern-Status ist und defensiv schlechtes Tackling sowie viel zu wenig Pass-Rush, einer der Gründe dafür, dass die Colts 7,9 Yards pro Pass zulassen. Selbst Luck reicht es inzwischen, zum Wochenbeginn appellierte er öffentlich an sein Team und stellte unmissverständlich klar, dass er eine andere Einstellung erwartet. Es wird interessant sein zu sehen, ob Indy etwas an seiner Offense ändert, beispielsweise mehr No-Huddle, um Luck zu unterstützen. Doch diesem Team fehlt es aktuell in vielen Mannschaftsteilen, inklusive dem Trainerstab, an Qualität.

26. Jacksonville Jaguars (1-3)

(@Bears, Raiders, @Titans, @Chiefs)

Können die Jaguars den Sieg über die Colts als Initialzündung nutzen? Zumindest gab es positive Ansätze: Der Pass-Rush wachte gegen die, zugegebenermaßen mehr als anfällige, Colts-O-Line endlich auf, Jacksonville kontrollierte das Spiel eine ganze Weile lang mit seiner Defense und einem soliden Running Game. Doch ähnlich wie auch die Colts ist dieses Team noch viel zu fehleranfällig: Blake Bortles wirkt, als hätte er was sein Verhalten in der Pocket angeht einen Schritt zurück gemacht und die Offensive Line gehört noch immer zu den schlechtesten der Liga. Immerhin: Die Secondary ist auf dem richtigen Weg, zu großem Teil auch dank Rookie Jalen Ramsey.

25. Tennessee Titans (1-3)
(@Dolphins, Browns, Colts, Jaguars)

Zumindest eines muss man den Titans lassen: Tennessee wollte ein Running-Team werden, und bisher ist genau das der Fall. 26,8 Runs pro Spiel und dabei 4,7 Yards sind gute Werte - umso mehr, da die Titans von allen Teams mit über 4,5 Yards pro Run die wenigstens explosiven Plays (mindestens 20 Yards) haben (3). Tennessee hat im Running Game vielmehr konstanten Erfolg, auch weil DeMarco Murray eine starke Saison spielt. Auf dieser Identität kann man aufbauen - leider gelingt das bisher so gar nicht. Quarterback Marcus Mariota scheint sich in der Offense von Mike Mularkey nicht wohl zu fühlen, der 22-Jährige macht viel mehr vermeidbare Fehler als in der vergangenen Saison und seine Yards pro Passversuch sind verglichen mit 2015 um fast ein Yard runter. Darüber hinaus lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Tennessee defensiv noch einen langen Weg vor sich hat.