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Starken Seahawks gelingt Super-Revanche

Russell Wilson spielte ein fast fehlerfreies Spiel gegen die Patriots
© getty

Die Seattle Seahawks (6-2-1) schafften im Sunday Night Game von Week 10 ihren wohl größten Sieg der Saison. Bei den favorisierten New England Patriots (7-2) gelang ihnen dank explosiver Offensive und einer starken Defensiv-Leistung zur rechten Zeit ein verdienter 31:24 (7:6, 7:13, 7:3, 3:9)-Erfolg, mit dem sie die Spitze der eigenen Division festigten.

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Im ersten Aufeinandertreffen der beiden Protagonisten von Super Bowl XLIX erwischten zwar die New England Patriots den besseren Start, doch danach dominierten die Seattle Seahawks das Geschehen merklich. Es entwickelte sich Mitte des zweiten Viertels ein offener Schlagabtausch, doch die Gäste gingen dank einer explosiven Offensivleistung und wenig Gegenwehr mit einer Führung in die Pause.

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New England bäumte sich danach immer mehr auf, doch letztlich war es erneut die dynamische Offensive der Gäste, die die entscheidenden Punkte auf die Anzeigetafel brachte. Am Ende musste dann aber doch ein Goal-Line-Stand her, um wenigstens die Verlängerung zu verhindern. Tom Brady warf die erste Patriots-Interception der Saison und New England fiel mit der Pleite auf 7-2 und ist damit im Kampf um die Home-Field Advantage der AFC nun gleichauf mit Kansas City und Oakland. Die Seahawks festigten die Spitze der NFC West.

Die Stimmen:

Rob Gronkowski (Patriots-TIght-End) über ...

... das letzte Play gegen Thomas: "Es wurde nicht geahndet. Es ist wie es ist. Wenn es laut Refs keine Pass Interference ist, dann kann man es nicht ändern."

... über einen harten Hit von Thomas früh im Spiel: "Wahrscheinlich war das der härteste Hit, den ich in meiner Karriere eingesteckt habe. Ein guter, sauberer Hit. Thomas ist wie eine Rakete."

Doug Baldwin (Seahawks-Wide-Receiver): "Es war ein wenig ironisch mit dem Ball an der 1-Yard-Linie am Ende. Glücklicherweise rollte der Ball dieses Mal in unsere Richtung."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Die größte Frage für die Patriots vor dem Spiel ist es, wer denn Jimmy Graham covern wird. Der athletischste Cornerback des Defense, Eric Rowe, wird es schon mal nicht, denn der ist inaktiv. Insofern fällt die Wahl wohl auf Safety Patrick Chung oder Corner Logan Ryan. Ebenfalls inaktiv: Running Back Dion Lewis, der immerhin von der PUP-Liste zurückgeholt wurde.

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Bei den Seahawks scheint das größte Problem zu sein, die Produktion des verletzten Pass Rushers Michael Bennett zu ersetzen. Selbst Patriots-Coach Bill Belichick adelte ihn unter der Woche als besten Defensivspieler der NFL. Hinzu kommt: Wie geht man mit Rob Gronkowski um? Eine mögliche Antwort: Safety Kam Chancellor, der nach zwei Spielen Pause (Oberschenkel) wieder dabei ist.

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1. Viertel: Die Patriots eröffnen das Spiel mit einem blitzsauberen Drive über neun Spielzüge und einem Touchdown von der 1 durch LeGarrette Blount. Doch danach übernehmen die Seahawks komplett das Kommando und marschieren zweimal in die Red Zone, werden dort aber jeweils bei Field Goals gehalten. Offensiv kommt von New England danach nichts mehr, nicht mal mehr ein First Down. 7:6 New England.

2. Viertel: Im zweiten Viertel machen es die Seahawks in der Red Zone sofort besser: Wilson findet Baldwin für einen Sechs-Yard-Touchdown-Pass auf einer Out-Route - der Extra-Punkt wird jedoch geblockt. Die Patriots bekommen in der Folge auch nochmal einen Drive zustande, dieses Mal über elf Plays (81 Yards) und einen weiteren Touchdown-Lauf von der 1 von Blount. Doch danach sind noch 1:05 Minuten auf der Uhr. Genug Zeit für Wilson, sein Team über sieben Spielzüge erneut in die Endzone zu führen. Am Ende steht ein 18-Yard-TD-Pass auf einen weit offenen Baldwin, nachdem die Patriots neun Mann in Zone Coverage hatten. 19:14 Seattle.

3. Viertel: Zum Start der zweiten Hälfte schaffen die Patriots einen so seltenen Stop in diesem Spiel. Nach dem Punt, der die Patriots dank einer Clipping-Strafe gegen Coleman an der eigenen 9-Yard-Linie starten lässt, marschieren die Hausherren. Nach zehn Spielzügen findet Blount erneut den Weg in die Endzone, dieses Mal off-Tackle die Seitenlinie entlang über 13 Yards. Die Antwort der Seahawks ist ein weiteres Field Goal, dieses Mal über 41 Yards. Zum Ende des Viertels befreien sich die Patriots noch aus einem 3rd-and-25-Loch mit einem 33-Yard-Pass von Brady auf Edelman bis an die 9 der Seahawks. 22:21 Seattle.

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4. Viertel: Vom 1st and Goal machen die Patriots nicht viel und begnügen sich mit einem Field Goal. Anschließßend marschiert Seattle bis an die 1 und es sieht aus, als ob Prosise den Ball dann über die Goal Line hält, doch die Schiedsrichter sehen dies anders. Die Challenge darauf scheitert daran, dass nicht ersichtlich ist, wann das Knie des Running Backs am Boden ist. Also sorgt erneut Kicker Hauschka für die Punkte. Kurz darauf schnappen sich die Gäste einen Edelman-Fumble und rauschen einmal mehr übers Feld zum Touchdown - Wilson auf Baldwin. Jedoch lässt man die Tür für die Patriots mit 4:24 Minuten auf der Uhr offen, weil man versucht, per Two-Point Conversion die Führung auf zwei Scores zu stellen und scheitert. Die Patriots kommen dann bis an die 1, doch werden sie kurz vor Spielende gestoppt. Das letzte Play der Patriots ist eine Incompletion mit Gronkowski als Target, der im Infight mit Earl Thomas zu Boden geht. Beide rangeln, es gibt keine Flagge. Damit schaffen die Seahawks die Überraschung und holen sich den Sieg! 31:24 Seattle.

Der Star des Spiels: Russell Wilson. Natürlich muss man auch die gesamte Defensivleistung herausstellen, aber unter dem Strich ist dies eine Quarterback-Liga und Wilson hat sein Gegenüber heute klar übertrumpft. Mit 348 Yards und drei Touchdowns (alle auf Baldwin) machte er den Unterschied und zeigte sich bis auf ein paar Fehlwürfe sehr ruhig und hochkonzentriert. Zudem bewegte er sich im Vergleich zu den letzten Wochen wieder deutlich besser. Der Knöchel heilt allmählich.

Der Flop des Spiels: Die Patriots-Defense. Dies war sicherlich die schwächste Saisonleistung der Einheit von Defensive Coordinator Matt Patricia. Über weite Strecken gelang in allen Phasen des Spiels nichts. Die Coverage brach häufig zusammen, der Pass Rush wurde von den Seahawks größtenteils ausgeschaltet und das Tackling funktionierte besonders vor der Pause gar nicht.

Das fiel auf:

  • Gronkowski wurde von den Seahawks fast komplett aus dem Spiel genommen. Er blieb bei zwei Receptions für 30 Yards und war meist in der Zange von Thomas und Kam Chancellor gefangen. Wenn er dann doch mal einen Ball fing, dann durch Mismatches wie gegen DeShawn Shead kurz vor Spielende. Auf der anderen Seite war auch Graham nur selten im Bild (4 REC, 48 YDS), sorgte aber immerhin für wichtige First Downs. Er wurde von diversen Patriots meist in der Zone gecovert.

  • Patriots-Corner Justin Coleman erwischte einen rabenschwarzen Tag. Schon im ersten Seahawks-Drive ließ ihn Tyler Lockett bei einem 36-Yard-Catch ganz alt aussehen. Anschließend leistete er sich eine Pass Interference, die 20 Yards kostete. Und bei einem vermeintlich guten Punt-Return von Cyrus Jones kassierte Coleman eine Clipping-Strafe, wodurch New England an der eigenen 9 anstatt nahe der 40 begann.
  • Die Seahawks dominierten die Line of Scrimmage. Offensiv ließ die zusammengeflickte Offensive kaum etwas zu und gab Russell Wilson jede Menge Zeit zum Passen. Zudem lief auch das Run Blocking meist gut. Defensiv ließ man Brady nur sehr wenig Zeit. Und wenn er doch mal Zeit hatte, scheiterte es häufig an der starken Coverage der Legion of Boom.
  • Sicher eine Konsequenz der großartigen Legion of Boom war die Passverteilung von Brady (22/30, 290 YDS, INT): Vor der Pause gab es nur zwei Completions zu Wide Receivern, nämlich Edelman. Insgesamt waren es dann neun (7 Edelman) bei 15 Targets. Ansonsten wurden nur die Tight Ends und Running Back James White gesucht. Die Secondary ließ nicht viel mehr zu. Auf dem Boden sorgte Blount derweil für drei Touchdowns (19 CAR/73 YDS) und steht damit bei zwölf in der Saison - der Pats-Franchise-Rekord liegt bei 14 (Curtis Martin 95 und 96).

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