Wie konnte es so weit kommen?

Von Adrian Franke
30. November 201615:14
Die Panthers, Cardinals, Bengals und Jets gehören zu den Enttäuschungen dieser Saisongetty
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Am Donnerstag beginnt Week 13 mit dem Duell Minnesota gegen Dallas - doch für zahlreiche Teams ist die Saison mit Blick auf die Playoffs bereits mehr oder weniger beendet. Darunter sind die Browns und die San Francisco 49ers, für die von Anfang an wenig Hoffnung bestand - auf der anderen Seite allerdings enttäuschten etwa die Arizona Cardinals und die Carolina Panthers maßlos. Doch woran ist es gescheitert? Und wie geht es weiter?

SPOXCleveland Browns (aktuelle Bilanz: 0-12)

Was lief falsch? 15 Spiele in Folge haben die Browns jetzt saisonübergreifend verloren, den letzten Sieg gab es am 13. Dezember 2015 - mit Johnny Manziel als Starting Quarterback. Seitdem hat sich rund um die Browns viel verändert. Die Ergebnisse allerdings - Cleveland steht nach zwölf Spielen mit zwölf Pleiten und einer Punkte-Differenz von -155 (!) da - bleiben zumindest vorerst die gleichen.

"Was lief falsch" ist für dieses Cleveland-Team dennoch nicht die richtige Eingangsfrage, denn niemand innerhalb dieser Organisation ist mit der Erwartung in die Saison gegangen, sonderlich viele Spiele zu gewinnen. Das machten die Browns in der Offseason klar, als sie fast alle erfahrenen Stützen abgaben, um sich dann anschließend voll auf Draft-Kapital zu stürzen. Mit sage und schreibe 17 Rookies im aktiven Kader gingen die Browns in die Saison.

Dennoch waren Siege möglich, insbesondere über das erste Saisonviertel waren die Browns durchaus giftig. Cleveland verlor nur aufgrund eines Kicker-Dramas in Miami sowie mit nur fünf beziehungsweise zwei Punkten Differenz gegen Baltimore und in Tennessee. Doch einerseits konnte Hue Jackson sein anfangs erfolgreiches Running Game nicht aufrecht erhalten, während die unglaubliche Quarterback-Verletztenmisere jegliche Form der offensiven Konstanz ad absurdum geführt hat.

Was bleibt in dieser Saison? Die Hoffnung, dass Robert Griffin III zurückkehrt, und man somit zumindest nochmals die Idee der Offense sehen kann, die Jackson vorschwebt - sowie gleichzeitig auch die Chance, RG3 zu bewerten. Weitere Lichtblicke: Die jüngsten Leistungen von Rookie-Receiver Corey Coleman, der Aufstieg von Terrelle Pryor und die überraschende Verpfichtung von Linebacker Jamie Collins, der direkt ein Leader in der Browns-Defense geworden ist.

Wie geht es weiter? Die Browns sind ein Langzeit-Projekt, und das wissen die Verantwortlichen. Somit steht Cleveland auch im kommenden Draft unter Druck, diese beiden Draft-Klassen sollen idealerweise das Rückgrat für den Umbruch bilden. Dazu gilt es, Pryor und Collins langfristig zu binden - um diese beiden Spieler sowie um Joe Thomas herum kann Cleveland sein Team der Zukunft aufbauen. 0-16 sollte dennoch vermieden werden, denn diese Narbe kann eine Franchise noch eine Weile lang beschäftigen.

SPOXSan Francisco 49ers (1-10)

Was lief falsch? Als erstes wäre die Verletzung von NaVorro Bowman zu nennen: Ohne den Linebacker fiel die Run-Defense der Niners komplett auseinander, was so niemals passieren darf. Dennoch ist es ein wesentlicher Grund dafür, dass San Francisco indiskutable 5,1 Yards pro Run zulässt, die Defense ist ein Debakel. Außerdem lässt sich darüber diskutieren, ob Chip Kelly den Quarterback-Wechsel eventuell schon früher hätte vollziehen können - Colin Kaepernick jedenfalls agiert deutlich vielversprechender als Blaine Gabbert zuvor.

Davon abgesehen aber gilt ähnliches wie in Cleveland: Das Receiving-Corps ist außerhalb von Torrey Smith viel zu schwach, Carlos Hyde hat auch in dieser Saison schon wieder mehrere Spiele verpasst und Football Outsiders listet die über die letzten Jahre nahezu komplett zerpflückte Offensive Line als die schwächste Run-Blocking-Line - noch hinter Minnesota!

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Neben der Rücktritts-Flut gibt es hier einen anderen maßgeblichen Grund: Die Niners haben über die letzten Jahre nicht gut gedraftet. Aus den letzten vier Draft-Klassen gab es viel zu viele Busts, eine Vielzahl an Picks seit 2012 ist nicht mehr im Team oder überhaupt nicht mehr in der Liga. San Francisco hat einen ähnlichen Weg vor sich wie die Browns.

Was bleibt in dieser Saison? Primär die Frage: Was tun mit Colin Kaepernick? Der einstige 49ers-Shootingstar hat nach wie vor einen teuren Vertrag, aus dem das Team auch im kommenden Frühling wieder günstig raus könnte - umgekehrt kann auch Kaep selbst infolge einer Umstrukturierung kündigen. Die Ansätze, die er über die letzten Wochen gezeigt hat, sind durchaus vielversprechend. Beide Seiten müssen sich über die verbleibenden Spiele klar darüber werden, wie die Zukunft aussehen soll.

Wie geht es weiter? Die Niners sind unter dem Strich an einem ähnlichen Punkt wie Cleveland: Dieses Team muss langfristig über den Draft neu aufgebaut werden. Allerdings scheint es unklarer, ob dieser Neuaufbau ebenfalls mit dem aktuellen Coach durchgeführt wird - wenngleich Kelly zumindest für junge Spieler womöglich nicht die schlechteste Option ist. Letztlich aber gilt es, die Head-Coach- sowie die Quarterback-Frage zu beantworten, ehe sich irgendwelche Prognosen über die nächsten Schritte abgeben lassen.

SPOXChicago Bears (2-9)

Was lief falsch? Wie nur wenige Teams hatte Chicago genauso großes wie prominentes Verletzungspech: Top-Pass-Rusher Pernell McPhee, Quarterback Jay Cutler, Receiver Kevin White, Cornerback Kyle Fuller, Linebacker Danny Trevathan, Nose Tackle Eddie Goldman, Guard Kyle Long und jüngst Receiver Alshon Jeffery, um nur einige zu nennen, haben in dieser Saison mehrere Spiele verpasst oder fehlen aktuell.

Dieser Aderlass würde jede Franchise früher oder später in eine unvorteilhafte Situation bringen, und selbst als das Team über die letzten Wochen mal gesünder wurde, spielte entweder Cutler weitestgehend schlecht bis desolat, oder aber zahlreiche Drops zerstörten jegliche Chance auf Zählbares.

Jene enorme Inkonstanz im kompletten Passing Game macht die Bears so frustrierend und ist neben den Verletzungen der Hauptgrund für die schlechte Saison. Doch es gibt auch positive Aspekte.

Was bleibt in dieser Saison? Chicagos Defense ist das Herz dieses Teams - "endlich wieder", dürfte so manch ein traditionsbewusster Fan in der Windy City denken. Trotz der Ausfälle haben die Bears eine mehr als solide Run-Defense, Erstrunden-Pass-Rusher Leonard Floyd hat Potential gezeigt: Hier liegt die Wurzel für den Neuaufbau in Chicago. Die wohl wichtigste Frage für den Rest der Saison: Was soll aus dem Duo John Fox/Jay Cutler werden?

Wie geht es weiter? Bei den Bears könnte ein größerer Umbruch anstehen. Der Stuhl von John Fox ist alles andere als sicher, nicht auszuschließen ist eine Beförderung von Defensive Coordinator Vic Fangio - denn Fangio im Zuge einer Fox-Entlassung zu verlieren, nachdem man bereits Adam Gase ziehen lassen musste, wäre aus Bears-Sicht mehr als bitter. Anschließend muss die Cutler-Frage gestellt werden: Die Bears können sich nach der Saison erstmals seit Unterzeichnung des Mega-Deals vergleichsweise günstig von Cutler, für viele Fans eine wöchentliche Zielscheibe, trennen. Doch ob diese Fans 2017 wirklich Brian Hoyer mit einem Rookie dahinter sehen wollen?

SPOXNew York Jets (3-8)

Was lief falsch? Ryan Fitzpatrick happened. Es war das große Drama der Offseason, die Jets wollten Fitz trotz seiner starken Vorsaison nicht das Wunschgehalt zahlen - wie sich zeigen sollte, zu Recht. Zwar gab es die späte Einigung (und damit einhergehend nach zehn Siegen 2015 unweigerlich Playoff-Träume), doch zeigt Fitzpatrick in dieser Saison genau das, was man von ihm kennt: Enorme Inkonstanz, viel zu hohes Risiko bei seinen Pässen und mitunter erschütternde Fehler.

Das nahm der Offense jede Chance auf Erfolg, die Verletzung von Eric Decker tat ihr Übriges. Doch war der Fitzpatrick-Absturz nicht der einzige harte Fall eines Stars: Der unglaublich rapide Leistungseinbruch von Darrelle Revis hat die Defense von Todd Bowles eiskalt erwischt.

Bowles' aggressives, Blitz-lastiges Scheme verlangt nach einem Top-Cornerback, der es mit gegnerischen Receivern in 1-gegen-1-Deckung aufnehmen kann. Revis wird in dieser Saison stattdessen von nahezu jedem Gegenspieler kostspielig geschlagen, jüngst von New Englands Malcolm Mitchell. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Jets trotz einer noch immer starken D-Line bereits 45 Passing-Plays von wenigstens 20 Yards zugelassen haben.

Was bleibt in dieser Saison? Auch wenn es längst nicht mehr um die Playoffs geht, so steht bei den Jets womöglich doch einiges auf dem Spiel: Der Eindruck verhärtet sich zunehmend, dass Bowles in seiner zweiten Saison als Head Coach bereits gegen die Entlassung coachen könnte. Zumindest würde das die Entscheidung, an Fitzpatrick festzuhalten, erklären. Immerhin verzichtet Bowles so auf die Chance, Bryce Petty einige wertvolle Erfahrungen sammeln zu lassen.

Wie geht es weiter? Die Jets hatten gehofft, in dieser Saison den Schritt in die Postseason machen zu können, und dementsprechend in Routiniers investiert - etwa in Fitzpatrick oder auch in Matt Forte. Jetzt dürfte sich, auch wenn Bowles bleibt, einiges ändern: Sheldon Richardson gilt als heißer Trade-Kandidat, Fitz und Backup Geno Smith könnten nach der Saison beide weg sein und somit stellt sich dringend die QB-Frage. Immerhin: Receiver Brandon Marshall kündigte unter der Woche an, dass er noch einige Jahre spielen und dann "als Jet zurücktreten" will.

SPOXJacksonville Jaguars (2-9)

Was lief falsch? Gegenfrage: Was lief richtig? Zumindest offensiv ... nicht viel. Quarterback Blake Bortles hat in seiner Entwicklung einen Rückschritt gemacht, wie man ihn selten sieht. Das geht über eine furchtbare Wurf-Mechanik, schlimme Entscheidungen bis hin zu keinem Gefühl in der Pocket. In dieser Saison gleichen zudem die 2015 noch so starken Receiver Allen Robinson und Allen Hurns Bortles' schlechte Pässe auch nicht mehr aus, während Julius Thomas erneut von Verletzungen geplagt wird.

Ebenfalls nicht funktioniert hat die Verpflichtung von Chris Ivory, der gemeinsam mit T.J. Yeldon ein dynamisches Running-Back-Duo bilden sollte: Ivory verpasste stattdessen einige Spiele verletzt und fiel dann vor allem durch Fumbles (vier in neun Spielen) auf.

Gemessen wird Head Coach Gus Bradley allerdings primär an seiner Defense. Das ist sein Steckenpferd, dort sind über die letzten Jahre via Draft und Free Agency viele Ressourcen reingeflossen. Allerdings schaffte es Bradley nicht, diese PS direkt zu Saisonbeginn auf die Straße zu bringen. Eine Steigerung über die letzten Wochen ist zumindest aber sichtbar, vor allem in der Pass-Defense.

Was bleibt in dieser Saison? Die Jags hoffen allem Anschein nach, dass sie den Absturz von Blake Bortles auf dem Feld umkehren können - andernfalls hätte man dem Woche für Woche wackligen Quarterback längst eine Pause geben müssen. Somit ist das auch die wichtigste Komponente: Kann Bortles das Ruder in den verbleibenden Wochen herumreißen? Andernfalls müsste Jacksonville ernsthaft in Betracht ziehen, im Draft wieder einmal sehr hoch einen Quarterback zu holen.

Wie geht es weiter? Von allen Teams ist hier der Umbruch wohl am wahrscheinlichsten. Von allen NFL-Coaches, die mindestens 59 Spiele als Head Coach auf dem Konto haben, liegt Bradley mit einer Sieg-Quote von 23,7 Prozent auf dem 154. Rang - von 154. Der erhoffte Schritt nach vorne ist ausgeblieben, der nächste hohe Draft-Pick scheint unausweichlich. Dazu die Bortles-Frage, Jacksonville scheint wieder einmal weit weg von sportlichem Erfolg. Immerhin: Die positiven Zeichen des jungen Defense-Kerns heben die Jags von Teams wie Cleveland oder San Francisco klar ab.

SPOXLos Angeles Rams (4-7)

Was lief falsch? Bei den Rams lassen sich gleich mehrere deutliche Problemherde ausmachen: Da wäre einerseits das katastrophale Run-Blocking, das dazu führt, dass Todd Gurley ganze 3,2 Yards pro Run verzeichnet - wenngleich der 22-Jährige inzwischen ebenfalls Fehler macht und Blocks falsch liest.

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Dazu kommen schwache Auftritte der Linebacker, was oft die starke Defensive Line wieder egalisiert, sowie ein genauso unkreatives wie konservatives Passspiel. Außerdem auffällig: Strafen, gravierende individuelle Fehler in kritischen Momenten. L.A. ist im fünften Jahr zum vierten Mal unter Jeff Fisher mit einer 4-6-Bilanz gestartet, dazu kommt ein Mal 3-6-1. Selbst die so berüchtigte 7-9-Endausbeute scheint nach der Pleite in New Orleans eine hohe Hürde.

Was bleibt in dieser Saison? Jared Goff. Die Rams haben viel abgegeben, um den Wunsch-Quarterback im vergangenen Draft zu bekommen. Die ersten neun Spiele verbrachte er dann als Backup von Case Keenum, angesichts seiner Auftritte in der Preseason nicht unbedingt die schlechteste Entscheidung.

Gegen Miami gab er dann vor zwei Wochen im Regen von Los Angeles sein Regular-Season-Debüt, geprägt von einem ultra-konservativen Ansatz: Goff versuchte nur fünf lange Pässe, und nahezu alle davon erst, als Miami ganz spät in Führung ging. Ansonsten warf er meist zum ersten Read, egal wie kurz der auch war. In New Orleans öffneten die Rams das Playbook dann schon deutlich weiter, und Goff kam damit gut klar. Die weitere Entwicklung des jungen Quarterbacks ist für die Rams der wichtigste Aspekt in den verbleibenden Saisonspielen.

Wie geht es weiter? Bleibt er, oder geht er? Jeff Fisher war bisher stets trotz seiner schlechten Bilanz relativ unantastbar. Doch die Argumente für einen Trainer-Wechsel häufen sich auch in dieser Saison. L.A. hat einen starken Spieler-Kern um Aaron Donald, Trumaine Johnson, Todd Gurley sowie potenziell Jared Goff und muss sich jetzt für die Zukunft positionieren. Frische Ideen vor allem in der Offense wären wichtig, eine Entlassung des kompletten Stabs ist nicht auszuschließen, sollten die Rams im Schlussspurt auch spielerisch weiter einbrechen.

SPOXCincinnati Bengals (3-7-1)

Was lief falsch? Es scheint fast so, als wäre Cincinnati über Nacht alt geworden. Diesen Eindruck jedenfalls gewinnt man, wenn man sich die Offensive Line der Bengals anschaut: Über Jahre hinweg eine Stärke, ist die Line insbesondere in Pass-Protection in dieser Saison zu einem großen Risiko geworden. Während der Pleite in Baltimore am vergangenen Sonntag stand Andy Dalton wieder einmal unter unglaublichem Druck, Football Outsiders listet Cincy als sechstschwächste Line was Protection angeht.

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In Kombination damit war der offensive Aderlass umso schwerwiegender: Cincinnati hatte in der vergangenen Saison ein unglaubliches Arsenal, die Abgänge von Mohamed Sanu und Marvin Jones sowie der lange Ausfall von Tyler Eifert haben Cincy zur A.J.-Green-Show gemacht - über weite Strecken der bisherigen Saison wurde kein Receiver so häufig von seinem Quarterback gesucht wie Green bei den Bengals.

Und auch die andere Seite der Line of Scrimmage war ein ungewohntes Problem, was sich insbesondere in der Run-Defense niederschlägt.

Was bleibt in dieser Saison? Wenig. Durch die Ausfälle von Green sowie von Running-Back-Allzweckwaffe Gio Bernard ist die Offense viel zu harmlos, defensiv wird Cincinnati in den verbleibenden Spielen mit Teams wie Philadelphia, Pittsburgh und Baltimore in der Run-Defense ebenfalls Probleme bekommen. Womöglich bieten die weiteren Partien Coach Marvin Lewis die Chance, einige der jungen Offensive Linemen zu testen - denn hier ist ein zeitnaher Umbruch unausweichlich.

Wie geht es weiter? Die Bengals, über Jahre eines der talentiertesten Teams der Liga, stehen zum ersten Mal seit längerem mit mehreren klaren und schwerwiegenden Baustellen da. Auch Lewis wird inzwischen in der Öffentlichkeit angezählt, insbesondere, weil es Disziplin-Probleme innerhalb des Teams geben soll - eine Entwicklung, die es im Auge zu behalten gilt. Der ungewohnt hohe Draft-Pick sollte dabei helfen, in die Trenches zu investieren.

SPOXArizona Cardinals (4-6-1)

Was lief falsch? Die Erwartungen waren riesig, die Realität um so härter: Die Cardinals sind vom heißen NFC-Titelkandidaten zu "gerade noch rechnerisch im Playoff-Rennen" abgestürzt, und das hat vor allem einen Grund: Die Offense konnte, David Johnson (auf Kurs für 2232 Scrimmage Yards und 19 Touchdowns) sowie Larry Fitzgerald ausgenommen, auf keiner Position an das Vorjahres-Niveau anknüpfen.

Da wäre zunächst die desolate Pass-Protection, nicht erst seit dem Saisonaus von Left Tackle Jared Veldheer ein riesiges Problem. Dazu kommen die Einbrüche im Receiving-Corps: Michael Floyd ist zwar in seinem letzten Vertragsjahr, spielt aber seine mit Abstand schlechteste NFL-Saison. John Brown hat große Teile der Saisonvorbereitung verpasst und ist seither immer wieder verletzt. J.J. Nelson plagen Drop-Probleme, für Jaron Brown ist die Saison verletzungsbedingt längst beendet.

Als wäre all das nicht genug, hat darüber hinaus auch Coach Bruce Arians im Play-Calling deutlich schwächer agiert, als noch in der so erfolgreichen Vorsaison und Palmer konnte sein sensationelles 2015er-Level ebenfalls nicht halten. Defensiv ziehen sich zwei Fragen wie ein roter Faden durch die Saison: Wer kann verlässlich gegenüber von Patrick Peterson spielen - und wann ist Tyrann Mathieu endlich wieder bei 100 Prozent? Zumindest der Pass Rush macht Hoffnung.

Was bleibt in dieser Saison? Wer kann sich in der O-Line für weitere Aufgaben empfehlen? Kann Floyd noch irgendwelche Argumente hinsichtlich seiner Vertragsgespräche sammeln? Findet Mathieu seine Form wieder? Und kann sich Arians an die neuen personellen Umstände seiner Offense mit dem Play-Calling anpassen? Darüber hinaus die Frage: Gelingt es einem der Rookies, namentlich Brandon Williams, oder dem zuletzt von Arians harsch kritisierten Robert Nkemdiche, doch noch positive Akzente zu setzen?

Wie geht es weiter? Palmer dürfte bleiben, Arians sieht die Probleme in der Offense anderswo - und eine Entlassung würde Arizona mit 13,2 Millionen Dollar an Dead Cap zurücklassen. Derartige Experimente können sich die Cardinals nicht leisten, denn, und das ist das spannendste Thema in der Wüste mit Blick auf die nächsten Monate: Zahlreiche Verträge laufen aus, unter anderem wären hier Floyd, Calais Campbell, Chandler Jones, Tony Jefferson, Chris Johnson, Evan Mathis, Kevin Minter, Alex Okafor, Frostee Rucker, A.Q. Shipley.

SPOXCarolina Panthers (4-7)

Was lief falsch? Unter dem Strich könnte man sagen: Die Panthers haben gepokert - und verloren. Es begann mit der Entscheidung, Cornerback Josh Norman ziehen zu lassen und auf die starke Front Seven zu vertrauen. Nur erreichte hier lange niemand außer Luke Kuechly, der bis auf weiteres ausfällt, sein normales Level, vor allem die 2015 noch so herausragenden Defensive Tackle enttäuschten.

Das hatte weitreichende Auswirkungen: Der Pass-Rush war dadurch deutlich harmloser, gegnerische Quarterbacks hatten mehr Zeit in der Pocket. Das erhöhte den Druck auf die Secondary und führte schließlich zu einigen haarsträubenden Leistungen - zweifellos der Tiefpunkt darunter war der 300-Yard-Auftritt von Julio Jones.

Und auch offensiv ging Carolina Risiko: Die O-Line, schon in der Vorsaison die einzige echte Schwachstelle und im Super Bowl schließlich entblößt, wurde erneut nicht nennenswert verstärkt. Spätestens nach der Verletzung von Michael Oher wurde das zu einem ernsthaften Problem, inzwischen fällt auch Center Ryan Kalil für den Rest der Saison aus.

Was bleibt in dieser Saison? Die Panthers sind noch immer ein starkes Team, das haben sie bei ihren Beinahe-Comeback in Oakland am Sonntag erneut bewiesen. Die Lücken sind deutlich, aber gleichzeitig in ihrem Umfang überschaubar und somit reparierbar. Ein möglicher interessanter Aspekt über die verbleibenden Wochen sind die Entwicklungen im Cornerbacks-Corps sowie die Auftritte der Front Seven ohne Kuechly - die Raiders jedenfalls attackierten dessen Ersatzmann A.J. Klein oft gezielt in Coverage.

Wie geht es weiter? Die Panthers sind von all den hier aufgeführten Teams in der besten Situation. Carolina hat noch immer absolute Franchise-Spieler auf beiden Seiten des Balls und dürfte mit einigen Verstärkungen 2017 wieder voll angreifen können. Der hohe Cap-Space sowie die mutmaßlich lukrative Draft-Position sollte dann aber endlich auch mal in die Offensive Line fließen. Spannend außerdem: Erhält Kawann Short trotz enttäuschender Saison einen neuen Vertrag?

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