Denn nicht etwa der amtierende MVP Cam Newton (14/32, 182 YDS, TD) kam zum ersten Drive auf den Platz - Backup Derek Anderson startete. Das hatte, wie im Laufe der Partie raus kam, disziplinarische Gründe: Newton hatte angeblich im Vorfeld der Partie keine Krawatte getragen und so die Team-Kleidungsvorschriften verletzt, was Coach Ron Rivera als Grund für die Kurzzeit-Suspendierung genügte. Ab dem zweiten Drive spielte Newton dann.
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Eine schärfende Wirkung hatte das allerdings nicht. Vielmehr zerlegte die Seahawks-Offense, angetrieben von Thomas Rawls (15 ATT, 106 YDS, 2 TD), trotz eines durchwachsenen Auftritts von Russell Wilson (26/36, 277 YDS, TD, INT) die angeschlagene Panthers-Defensive.
Im Fokus stand bei den Hausherren aber trotz des deutlichen Sieges die schwere Verletzung von Earl Thomas, der wohl einen Knochenbruch im Bein erlitten hat und somit für den Rest der Saison ausfallen dürfte.
Die Stimmen:
Pete Carroll (Head Coach Seahawks): "Das war eine wirklich tolle Show. Die Fans waren voll dabei, wir hatten 300 Yards in der ersten Hälfte und das Running Game hat sehr gut funktioniert. Ich denke, das Spiel hat gezeigt, wie wichtig die Rückkehr von Justin Britt für uns war. Thomas (Rawls, d. Red.) sah wie Thomas aus, auch die Defense hat heute großartig gespielt."
...über Earl Thomas: "Er hat sich das Bein gebrochen. Ich weiß noch nicht, wie schwerwiegend es im Detail ist. Das wird uns wehtun, keine Frage. Ich weiß nicht, ob er in dieser Saison nochmal spielen kann."
Cam Newton (Quarterback Panthers, auf die Frage, warum er kein Hemd mit Krawatte an hatte): "Wir waren jetzt insgesamt eine Woche lang unterwegs. Ich hatte kein Hemd dabei. Der Coach hat Regeln, und an die müssen wir uns halten. Aber wir haben dieses Spiel nicht aufgrund einer Krawatte verloren."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: In der vergangenen Saison noch ein packendes Divisional-Playoff-Game, in diesem Jahr eher ein Spiel der Marke "letzter Strohhalm" - zumindest für Carolina. Die Panthers haben lediglich noch rechnerische Chancen auf die Postseason, müssten dafür aber schon alle ausstehenden Spiele gewinnen. Das wird in Seattle direkt alles andere als einfach: Linebacker Luke Kuechly fällt weiterhin aus, auch Pass-Rusher Mario Addison und Safety Kurt Coleman können nicht mitwirken. Center Ryan Kalil wurde zudem jüngst auf die Injured-Reserve-Liste gesetzt.
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Die Seahawks können da in deutlich besserer Verfassung antreten: Sowohl Safety Earl Thomas, als auch D-Liner Michael Bennett sind wieder fit und kehren zurück, Seattles Defense empfängt Cam Newton und Co. somit in voller Stärke. Lediglich Running Back C.J. Prosise steht bis auf weiteres nicht zur Verfügung.
1. Viertel: Was für ein desolater Beginn für Carolina: Die Panthers starten völlig überraschend mit Backup-QB Derek Anderson, doch dessen erster Pass landet ungenau bei Tolbert - und prallt von da in die Arme von Morgan! Direkt das 1st&Goal für die Seahawks! Die Defense aber hält, Wilson hat sogar großes INT-Glück, und so steht nach einem völlig verrückten Auftakt nur das Field Goal. Newton darf anschließend ran, dennoch gibt's den schnellen Punt, während Seattle hier gleich mal ein Statement abgibt: 92 Yards in neun Plays, geprägt von Rawls und schnellen Pässen. Aus acht Yards explodiert Rawls förmlich über die Goal Line, es ist Seattles erster Touchdown nach fünf Vierteln ohne eigenen TD. 10:0 Seahawks.
2. Viertel: Seattle ist zu Beginn des zweiten Viertels wieder auf dem Vormarsch. In Reichweite für ein langes Field Goal lässt Carroll allerdings das Fourth Down ausspielen - und Charles Johnson erwischt Wilson zum Sack! Doch die Freude aufseiten der Gäste ist von kurzer Dauer: Unmittelbar danach schlägt Wright Stewart den Ball aus der Hand, Seahawks Football! Im Gegenzug erwidern die Hawks aber den Gefallen - Wilson wirft in Double Coverage, Interception. Kurz darauf gibt es dann einen echten Schock für die Hausherren: Nach einem Beinahe-Pick knallt Earl Thomas hart mit Kam Chancellor zusammen und muss verletzt raus, direkt beim nächsten Play findet Newton bei 3rd&17 Ginn zum 55-Yard-Touchdown! Seattle aber antwortet seinerseits, Rawls findet die Lücke und sprintet 45 Yards zum Touchdown! Es ist jetzt ein irrer Schlagabtausch! Seattle erhöht nach einem hart erkämpften Drive nochmals per Field Goal und legt nach dem schnellen Panthers-Punt einen weiteren Kick nach. Durchatmen. 23:7 Seahawks zur Halbzeit.
Cardinals, Panthers, Bengals und Co.: Wie konnte es so weit kommen...?
3. Viertel: Doch mit dem Durchatmen ist es nach der Pause schnell vorbei: Beim ersten Play from Scrimmage erhält Tyler Lockett den Ball per Jet Sweep und trägt das Ei 75 Yards in die Endzone! Danach beruhigt sich das Spiel dann allerdings doch ein wenig. Beide Defenses bekommen einen besseren Zugriff, auch weil die Quarterbacks, vor allem Wilson, den Ball länger halten und so die Tür für den Pass-Rush öffnen. Newton ist es schließlich, der auch unter Druck den nächsten guten Drive dirigiert: Funchess fängt einen schwierigen Ball im Fallen und Carolina steht so in der Red Zone. Angesichts des deutlichen Rückstandes spielen die Panthers dort ein 4th&12 aus - und kassieren die offensive Pass-Interference gegen Kelvin Benjamin. Turnover on Downs, 30:7 Seahawks.
4. Viertel: Und zum Beginn des Schlussviertels machen die Hausherren dann wohl den Deckel drauf: Aus einem Yard beendet Wilson einen 10-Play-84-Yard-Drive mit einem TD-Lupfer auf Jimmy Graham. Neuneinhalb Minuten vor dem Ende hat Wilson dann auch Feierabend, Trevone Boykin bekommt einige Snaps. Die Luft ist aus diesem Spiel aber längst raus, Boykin kann die Offense jetzt mit Backups auf mehreren Positionen relativ problemlos das Feld runter bewegen. Hauschka erhöht nochmals per Field Goal, und viel mehr passiert auch nicht mehr. 40:7 Seahawks.
Der Star des Spiels: Thomas Rawls. Was für eine Show in der ersten Hälfte. Carroll hatte unter der Woche angekündigt, dass er bei Rawls von einem deutlichen Sprung ausgeht - und der lieferte mal so richtig. Von Anfang an sah Rawls sehr gut aus, harte Inside-Runs kombinierte er mit guten Cuts, dabei wirkte er extrem beweglich und explosiv. Rawls war auch ins Screen-Game involviert und suchte teilweise förmlich den Kontakt. Insbesondere mit Blick auf die großen Schwächen in der Pass-Protection gibt dieser Auftritt des Running Backs Seattle ein enorm wichtiges Element für die kommenden Wochen und mit Blick auf Wilsons Probleme in der ersten Hälfte hätte dieses Spiel ohne Rawls auch eine andere Richtung einschlagen können.
Der Flop des Spiels: Jonathan Stewart und Kelvin Benjamin. Abgesehen von Greg Olsen sollen Stewart und Benjamin die wichtigsten Waffen in Newtons Arsenal sein - davon war in einem Spiel, das für Carolina Playoff-Charakter hatte, überhaupt nichts zu sehen. Während Rawls hinter einer schlechten O-Line explodierte, erlief Stewart 50 Yards bei elf Versuchen - und sein mit Abstand längster Run kam, ein 29-Yarder, kam, als das Spiel entschieden war. Benjamin (2 REC, 18 YDS) hat derweil nach wie vor große Probleme damit, sich frei zu laufen und sah gegen die Seahawks-Secondary überhaupt kein Land.
Das fiel auf:
Überschattet wurde natürlich alles durch die Verletzung von Earl Thomas, der das Bein nach dem harten Zusammenprall mit Chancellor überhaupt nicht belasten konnte und wohl den Rest der Saison verpassen wird - Seattle ließ direkt nachdem der Free Safety draußen war den langen Ginn-Touchdown über die Mitte zu. Thomas' Fehlen hatte sich bereits in Tampa Bay bemerkbar gemacht, er ist einer der Spieler, dessen Ausfall selbst Seattle nur sehr bedingt kompensieren kann.
- Seattle versuchte derweil offensiv, nach dem desolaten Auftritt in Tampa, die eigene O-Line mit Rollouts, Screens, schnellen Pässen und auch der Read Option zu entlasten. Davon profitierte unter anderem Tyler Lockett, auch Jimmy Graham wurde über die Mitte früh involviert - die Panthers-Linebacker hatten mit Graham hier ihre liebe Mühe. All das waren Mittel, die gegen Tampa nicht funktioniert hatten oder schlicht nicht ausprobiert wurden, gegen die Panthers aber deutlich besser aussahen.
- Wilson hatte dennoch einige ungewöhnlich ungenaue Pässe, ob kurz oder lang. Teilweise wirkte er, zumindest in der ersten Hälfte, etwas überhastet, eventuell war die innere Uhr in der Pocket noch von dem Spiel in Tampa beeinflusst. Bei der Interception in der ersten Hälfte warf er in Double Coverage, und wenn er den Ball nicht sofort weg bekam, stand er auch gegen Carolina direkt wieder unter großem Druck.
- Umgekehrt sorgte die Seahawks-Front zumindest zu Beginn ebenfalls für jede Menge Probleme in Carolinas O-Line, Seattle nutzte zudem gelegentlich Safety Kam Chancellor als Quarterback-Spy, um Newtons Aktionsradius einzuschränken. Doch die Offensive Line fing sich zumindest ein wenig, Newton stand weniger unter Druck. Allerdings konnten sich die Receiver nur bedingt Raum verschaffen und ein Run Game hatte Carolina überhaupt nicht.
- Deshalb musste Newton einige Pässe mit jeder Menge Power in enge Fenster servieren, was ihm mehrere Male - längst nicht immer - auch eindrucksvoll gelang. Auch die Panthers waren bemüht, mit der Read Option, End Arounds und dergleichen den Pass-Rush ein wenig zu verlangsamen. Doch Seattles Defense war insbesondere bei Pässen über die Mitte brandgefährlich.
- Über die disziplinarische Entscheidung von Panthers-Coach Ron Rivera wird indes noch zu reden sein. Sollte es sich tatsächlich um eine Strafmaßnahme gehandelt haben, weil Newton keine Krawatte trug, wäre das eine mehr als harte Sanktion - eine, wenn auch nur kurzzeitige, Suspendierung in diesem Fall ist schlicht absurd. Davon abgesehen war die Entscheidung für ein Rollout-Play direkt beim ersten Spielzug, wenn Anderson schon den ersten Drive bekommen sollte, zumindest fragwürdig und endete auch prompt mit der Interception.