Vor allem Steelers-Receiver Antonio Brown (5 REC, 124 YDS, 2 TD) sorgte für einen explosiven Auftakt, anschließend übernahm sein kongenialer Partner Le'Veon Bell (29 ATT, 167 YDS, 2 TD) in seinem ersten Playoff-Spiel das Kommando. Miami konnte den kurzen Pässen sowie Pittsburghs Run-Blocking kaum etwas entgegensetzen, Quarterback Ben Roethlisberger (13/18, 197 YDS, 2 TD, 2 INT) musste gar nicht allzu viel machen - zeigte aber dennoch einige der ungenauen Würfe, die sein Spiel über die letzten Wochen zu stark geprägt hatten.
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Sein Gegenüber Matt Moore (29/36, 289 YDS, TD, INT, 2 FUM), erneut für den verletzten Ryan Tannehill in der Startformation, hatte dagegen einige starke Szenen und stellte mit 14 Completions in Folge einen neuen Dolphins-Playoff-Rekord auf. Gleichzeitig aber steckte er hinter einer schwachen O-Line auch mehrere harte Hits ein. Dennoch hätte das Spiel enger verlaufen können - kritische Fumbles der Gäste kurz vor sowie kurz nach der Halbzeitpause kosteten Miami aber Chancen auf kostbare Punkte.
Die Steelers gehen als Nummer-3-Seed jetzt in der Divisional-Runde nach Kansas City, die Patriots empfangen im zweiten AFC-Divisional-Game die bereits gestern siegreichen Houston Texans.
Die Stimmen:
Matt Moore (Quarterback Dolphins, über den Hit von Dupree): "Das war schlicht ein heftiger Hit, ich habe danach einfach einen kurzen Moment gebraucht. Aber es ging mir mehr um den Kiefer, als um irgendetwas sonst. Er hat mich gut erwischt."
Ben Roethlisberger (Quarterback Steelers, über die spät im Spiel erlittene Knöchelverletzung): "Man macht sich natürlich immer Sorgen über eine Verletzung. Aber ich werde nächste Woche spielen."
Le'Veon Bell (Running Back Steelers): "Die O-Line hat unglaubliche Arbeit geleistet, die Jungs haben die Line of Scrimmage kontrolliert. Das hat meinen Job enorm erleichtert, es war eine Leistung des ganzen Teams."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Verletzungssorgen plagen beide Teams im Vorfeld: Die Dolphins, die bereits auf beiden Safety-Positionen mit Backups ran müssen, treten in Pittsburgh auch ohne Nummer-1-Cornerback Byron Maxwell an: Maxwell plagt eine Knöchelverletzung. Darüber hinaus stehen, wie im Vorfeld bereits bekannt, Center Mike Pouncey und Quarterback Ryan Tannehill nicht zur Verfügung.
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Die Ausfälle öffnen womöglich Tür und Tor für die Steelers, offensiv die Mitte des Feldes zu dominieren - allerdings müssen die Hausherren das in der eisigen Kälte von Heintz Field ohne ihre dafür prädestinierte Waffe angehen: Tight End Ladarius Green wurde nach einer Gehirnerschütterung nicht rechtzeitig fit.
1. Viertel: Statement-Drive der Steelers gleich zum Start: Einige effektive Runs und kurze Pässe, ehe Roethlisberger von der 50-Yard-Line Antonio Brown via Screen-Pass bedient - und der trägt den Ball ungehindert in die Endzone! 85 Yards in fünf Plays, und die Dolphins-Defense scheint früh überfordert. Moore bringt danach einige kurze Pässe an, die Steelers aber können dennoch den schnellen Punt erzwingen. Und die Offense hält den Fuß auf dem Gas: Die Dolphins spielen 1-gegen-1 Man-Coverage gegen Brown, Big Ben lässt sich nicht zwei Mal bitten - Crossing-Route, 62-Yard-Touchdown! Miami macht es Pittsburgh hier bislang viel zu einfach. Dann aber antworten die Dolphins endlich: Moore bringt einen 36-Yard-Pass auf Kenny Stills an, der Drive resultiert immerhin in einem 38-Yard-Field-Goal. Das erste Viertel endet mit 219 (!) Steelers-Yards bei 16 Plays! 14:3 Steelers.
2. Viertel: Es geht gerade so weiter für Pittsburgh! Unglaublich dominanter Auftritt der O-Line, Miamis Front hat gegen das Run-Blocking keine Chance. Bell bestimmt diesen Drive komplett: Zehn Plays, zehn Bell-Runs, und aus einem Yard drückt er das Ei über die Goal Line! Der PAT allerdings klatscht gegen den Pfosten. Die Dolphins sind danach folgerichtig im Risiko-Modus: Bei 4th&1 in der eigenen Hälfte riskieren die Gäste den Fake-Punt - und holen das First Down! Es folgt ein Schock-Moment: Moore steckt einen weiteren brutalen Hit von Bud Dupree ein, dieses Mal geht der gegen den Kopf. Moore muss raus, T.J. Yates kommt rein! Allerdings nur für ein Play, dann ist Moore überraschend schon wieder zurück und Miami holt zumindest noch ein Field Goal aus diesem Drive. Pittsburgh marschiert in der Folge in der 2-Minute-Offense schon wieder, wobei Roethlisberger riesiges INT-Glück hat, als er den Ball D-Liner Earl Mitchell direkt in die Hände wirft. Wenig später ist es so weit: Der Ball prallt aus Browns Hand ab und landet bei Michael Thomas zum Pick! Moore bringt Miami blitzschnell in die Red Zone, die Dolphins haben die Chance auf späte Punkte - dann aber ist James Harrison zur Stelle: Der Routinier erwischt Moore Sekunden vor der Halbzeitpause und schlägt ihm den Ball aus der Hand! Turnover, Steelers-Football und Halbzeit! 20:6 Steelers.
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3. Viertel: Die Dolphins eröffnen das dritte Viertel zunächst vielversprechend: Moore bewegt sich gut in der Pocket und findet seine Receiver über die Mitte, das Running Game allerdings bleibt ein Problem. Doch der Drive endet so jäh, wie der letzte Drive vor der Halbzeitpause: Moore will dem Safety-Blitz ausweichen, rennt in Ajayi und der Ball landet auf dem Boden - Steelers-Football! Bell bringt Pittsburgh schnell wieder in die Nähe der Endzone, erstmals aber meldet sich auch Miamis Pass-Rush: Ein Sack bei Third Down erzwingt ein Field Goal. Doch Miami entgleitet das Spiel jetzt. Moore übersieht Ryan Shazier bei einer Crossing-Route, Interception! Macht drei Takeaways für die Steelers-Defense bei den letzten neun Dolphins-Plays, und der Einbruch der Dolphins geht weiter: Miami stoppt die Steelers zwar, beim Field Goal aber springt Lippett zu früh über die Line of Scrimmage. Durch die Strafe bekommt Pittsburgh ein neues First Down geschenkt, Bell marschiert wenig später ungehindert in die Endzone! Das dritte Viertel endet mit einem Dolphins-Turnover on Downs. 30:6 Steelers.
4. Viertel: Den ersten Steelers-Punt des Spiels gibt es 14:21 vor Ende des Schlussviertels - ein Sinnbild für den Auftritt der eigenen Offense. Die Luft scheint jetzt zunehmend aus dem Spiel raus, gerade Pittsburgh hat merklich Tempo raus genommen. Ajayi muss sieben Minuten vor dem Ende dann noch mit einer Schulterverletzung raus, Moore, mit seiner immerhin elften Completion in Folge, findet dennoch Damien Williams zum kurzen Touchdown - die 2-Point-Conversion aber klappt genauso wenig, wie der anschließende Onside-Kick. Bell bekommt die letzten knapp sechs Spielminuten frei, Roethlisberger dürfte es bald genauso ergehen - unter Druck wirft er seinen zweiten Pick und verletzt sich dabei noch am Knöchel. Am Ergebnis ändert das nichts mehr, 30:12 Steelers!
Der Star des Spiels: Le'Veon Bell. Ganz einfache Entscheidung hier, Bell war für jeden sichtbar der eindeutig beste Spieler auf dem Platz. Pittsburghs Running Back nutzte das gute Run-Blocking gnadenlos aus, mit seiner enormen Geduld hinter der Line of Scrimmage war er gleichzeitig aber auch für viele komplett selbst kreierte Yards verantwortlich. Miami fiel zu keinem Zeitpunkt eine Lösung für Bell ein, der mit 167 Rushing-Yards einen neuen Steelers-Playoff-Rekord aufstellte.
Der Flop des Spiels: Miamis Line-Play - und zwar auf beiden Seiten des Balls. Die D-Line der Dolphins bekam über weite Strecken überhaupt keinen Pass-Rush zustande, die erste Halbzeit endete ohne einen einzigen QB-Pressure gegen Roethlisberger. Im Run Game dominierte Pittsburghs O-Line noch deutlicher. Umgekehrt war die Offensive Line der Dolphins extrem löchrig. Das bekam vor allem Moore zu spüren und führte letztlich auch zu Turnovern, doch auch im eigenen Running Game klappte so überhaupt nichts. Unter diesen Voraussetzungen war Miami offensiv wie defensiv letztlich chancenlos.
Das fiel auf:
Der Ansatz der Steelers war mit dem ersten Drive klar: Runs über die Mitte und Draws mit dem geduldigen Bell, kombiniert mit Screens und Crossing-Routes. Die Dolphins, mit zwei Backup-Safetys sowie in Coverage anfälligen Linebackern hatten darauf keine Antworten - und wenn sie sich mal in aggressiver Man-Coverage probierten, wurden sie prompt bestraft.
- In der Folge ließ Brown das Spiel schnell in die Richtung der Hausherren kippen: Bei seinen beiden frühen Touchdown-Catches hatte er jeweils 51 Yards nach dem Catch. Bei seinen zwölf Regular-Season-Touchdowns hatte er vier Yards nach dem Catch zusammengerechnet! Insgesamt hatte er zu dem Zeitpunkt 104 Yards nach dem Catch, in 15 Regular-Season-Spielen waren es derer 409.
- Dabei war es die Kombination der oben genannten Mittel (Inside Runs, Screens und Crosser), die Miami solche Probleme bereitete. Pittsburgh brachte sowohl Brown, als auch Bell scheinbar mühelos ins Spiel. Pittsburghs O-Line dominierte erwartungsgemäß im Run-Blocking, Bell kreierte wie gewohnt zusätzlich selbst jede Menge Yards und so hatten die Steelers eine sehr gute Balance zwischen Runs und Pässen - mit jeweils dominanten Phasen in beiden Bereichen.
- Umgekehrt stellten die Steelers defensiv erfolgreich die Box oft zu, und zwangen das Spiel so in Moores Hände. Miami antwortete mit einigen schnellen Pässen, Moore fand seinen Rhythmus und warf präzise Pässe, auch einige sehenswerte lange Würfe gegen den Wind. Dabei bewegte er sich gut in der Pocket, dennoch steckte er heftige Hits ein - und ab Ende des zweiten Viertels häuften sich dann die Turnover, die auch auf Moores Kappe gingen.
- Dabei half es wenig, dass Miamis Offensive Line komplett überfordert war. Die Dolphins bekamen so überhaupt kein Run Game zustande, Jay Ajayi (16 ATT, 33 YDS) wurde regelmäßig an oder noch hinter der Line of Scrimmage gestoppt. Im Detail: Von seinen 16 Runs hatte er sechs Mal im Backfield und drei Mal an der Line of Scrimmage erstmals Gegnerkontakt. Ihm gelangen laut PFF nie mehr als drei Yards vor Gegnerkontakt.
- Der explosive Auftakt der Steelers-Offense hatte einige Bestmarken zur Folge: Brown ist der erste Spieler mit zwei Touchdown-Catches von mindestens 50 Yards in einem Playoff-Spiel seit Randy Moss 2000. Roethlisberger ist der erste Quarterback aller Zeiten mit zwei TD-Pässen von mindestens 50 Yards im ersten Viertel eines Playoff-Spiels. Die elf Completions in Folge zum Start des Spiels waren zudem ein persönlicher Playoff-Bestwert für Big Ben.