"Die Patriots werden sich strecken müssen"

Marcus BlumbergStefan PetriVon Adrian Franke
05. Januar 201714:50
Tom Brady und die New England Patriots gehen als AFC-Top-Seed in die Playoffsgetty
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Playoffs? Playoffs! In der NFL Beginnt die heißeste Zeit des Jahres, schon am Samstag startet die Postseason mit den ersten beiden Wildcard-Spielen. Wer übersteht die erste Runde? Wo gibt es Überraschungen? Marschiert New England wieder in den Super Bowl? Und wer wird zum Playoff-X-Faktor? Die SPOX-Redakteure Marcus Blumberg, Stefan Petri und Adrian Franke diskutieren dieses Mal mit mySPOX-User und Dolphins-Fan DanMarinoseinSohn - zu sehen gibt es die gesamte Postseason live auf DAZN!

1. Die Wildcard-Runde bringt vier Heimsiege

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Da ich den Dolphins sehr zugetan bin, werde ich diese These nicht mittragen. Das Spiel gegen Pittsburgh in Week 6 fand zwar in Miami statt, aber es gibt ja eine Blaupause her, wie man es schaffen kann, den Steelers weh zu tun. Ein starkes Running Game entlastete das Passspiel um Tannehill, die O-Line ließ keine Sacks zu. Dazu war Antonio Brown im Schatten von Byron Maxwell abgemeldet, der forcierte zwei Interceptions. Zweifelsohne werden sich die Steelers nicht nochmal so desolat präsentieren und in nahezu allen Bereichen ist Pittsburgh seit Saisonmitte im Aufschwung. Auf der anderen Seite sind die Dolphins in der Defense mittlerweile arg dezimiert. So fehlen mit Reshad Jones und Isa Abdul-Quddus die Playmaker in der Secondary und Byron Maxwells Einsatz steht auch noch in den Sternen. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was die Dolphins noch zeigen können. Eindeutige Heimsiege sehe ich dagegen in Seattle und in Houston. Die Lions haben schlichtweg keine nennenswerte Defense und sind nach DVOA auf Platz 32. Houston wird von der durch den Einsatz von Rookie Connor Cook als Quarterback sicherlich eingeschränkten Offense der Raiders profitieren. Falls man Osweilers Turnover halbwegs in den Griff kriegt, ist die Sache eindeutig. DAS Spiel der Wildcard-Runde steigt in Lambeau - ich sehe hier ein typisches 50:50-Spiel mit einer überraschend starken Giants-Defense, welche die G-Men bisher durch die Saison trägt, gegen eine Packers Offense, die mit Aaron Rodgers in ihrer Mitte wieder jeden Gegner sezieren kann. Ich tippe: Zwei Heimsiege, zwei Auswärtssiege.

Adrian Franke (SPOX): Die Dolphins haben in der Regular Season die meisten Yards pro Run zugelassen, die Linebacker sind ein großes Problem in Coverage - ich sehe keinen Weg, wie Miami Le'Veon Bell stoppen will. Sollte dann auch noch Ladarius Green fit werden, könnte es für Miami in der Mitte der eigenen Defense ein ähnliches Debakel wie gegen Baltimore vor einigen Wochen geben. Bei Seattle gegen Detroit bin ich dagegen bei dir: Auch wenn die Seahawks mit der schlechtesten O-Line aller Playoff-Teams an den Start gehen, sollte Russell Wilson punkten. Die starke Run-Defense wird Detroit eindimensional machen, der Ausfall von Earl Thomas fällt gegen die eher auf kürzere Pässe ausgelegte Lions-Offense nicht zu schwer ins Gewicht. In Houston wird derweil Oaklands Connor Cook als erster Quarterback in der Super-Bowl-Ära sein NFL-Starting-Debüt in der Postseason geben. Die Texans-Defense wird das ausnutzen, während die Rückkehr von Lamar Miller in Kombination mit dem guten Run-Blocking gegen die vielleicht anfälligste Defense in den Playoffs ausreichen wird, um Osweiler in die Divisional-Runde zu ziehen. Macht drei Heimsiege. Und Nummer 4? Mein Kopf sagt Green Bay - aber eigentlich nur wegen Rodgers. Ich glaube, die Giants-Defense ist Outside stark genug und Spagnuolo fällt etwas gegen Jared Cook ein, während Green Bay keine Antwort auf Odell Beckham hat. 3-1 für die Heim-Teams!

Marcus Blumberg (SPOX): Zumindest in der AFC ist von Heimsiegen auszugehen. Der einzig mögliche Auswärtssieg, den ich auf dem Zettel gehabt hätte, wurde letztlich durch die Personalsituation recht unwahrscheinlich. Die Rede ist natürlich von den Raiders in Houston. Ohne Derek Carr ist dieses Team nicht mehr das Monster, das es über weite Strecken der Regular Season war. Matt McGloin wäre schon ein Problem gewesen, nun aber auch noch Connor Cook gegen die beste Total-Defense der NFL? Da wird Brock Osweiler schon sehr viel Sabotage betreiben müssen, um das gegen die Wand zu fahren! Und die Dophins? Mit oder ohne Tannehill gewinnen die nicht in Pittsburgh! In der NFC haben die Lions ganz einfach keine Chance in Seattle. Dazu sind die Seahawks auch ohne Earl Thomas zu stark. Gespannt bin ich aber aufs Gastspiel der Giants in Green Bay. Offensiv sind die G-Men in dieser Saison ein Witz. Sie wären ein Debakel, wenn es OBJ nicht gäbe. Aber diese Defense könnte auch Aaron Rodgers zu schaffen machen. Ich glaube zwar dennoch an meinen MVP-Pick der Saison - grün-goldene Nummer 12 - aber einfach wird das nicht.

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Stefan Petri (SPOX): Da gehe ich mit, Blumi. Analog zum letzten Jahr, als niemand von uns auf vier Auswärtssiege tippte - die es dann ja auch gab -, diesmal also die Heimsiege. Nichts zu rütteln gibt es für mich an einem Steelers-Erfolg und auch Seattle sehe ich vorn, wobei ich mir dort ein relativ enges Spiel vorstellen könnte. Was ist mit den Texans? Connor Cook ist die große Unbekannte, aber im Zweifel würde ich dann doch eher zum Heimvorteil und der besseren Defense tendieren. Bleibt der Kracher zwischen den Giants und den Packers. Puh, das ist auch für mich schon fast der sprichwörtliche Coin Toss. Aber im dritten Playoff-Auswärtsspiel in Green Bay setzt es dann doch die erste Pleite für Eli und Konsorten. Aaron Rodgers ist derzeit einfach so heiß, dass ich im Zweifel zum besseren Quarterback tendiere. Macht also tatsächlich vier Heimsiege.

2. Die Patriots sind in den AFC-Playoffs ohne Konkurrenz

Marcus Blumberg (SPOX): Pflichtgemäß weise ich darauf hin, dass es in der NFL keine Garantien gibt. Es kann alles sehr schnell gehen, das zeigen die Raiders gerade aktuell mit ihren Verletzungen. Außerdem: Auch das beste Team verliert mal, das wissen die Patriots selbst seit 2007 sehr genau. Aber rein sportlich betrachtet, gibt es in der AFC kein Team, dem ich es zutraue, in Foxboro zu gewinnen. Dazu hat New England einfach zwei zu große Vorteile gegenüber allen anderen: Den Quarterback und den Head Coach. Tom Brady hat eine nahezu perfekte Saison gespielt (PFF ratet ihn mit 99,1) und ich kann mich höchstens an vier schlechte Pässe in der gesamten Saison erinnern. Und Belichick ist ohnehin auf einem anderen Level als alle anderen Coachs der Liga. Was gerne vergessen wird: Man hat nicht nur eine kaum berechenbare Offense, sondern die Defense ist auf Platz eins im Scoring und ließ die wenigstens Punkte im Schnitt seit drei Jahren zu!

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Da darf ich dir widersprechen, Marcus! Bedenkt man, dass die Patriots ihre zwei Saisonniederlagen zu Hause in Foxboro kassierten, dann kann man schon meinen, dass der Home Field Advantage in dieser Saison keiner zu sein scheint. Sowohl Kansas City als auch die Steelers sind hier sicherlich die größten Bedrohungen der Patriots, die auf beiden Seiten des Balles schon eine außergewöhnlich gute Saison spielen. Ich sehe derzeit kein Szenario, in dem die Raiders, Texans oder gar die Dolphins dem Regime von Bill Belichik und Tom Terrific ernsthaft Widerstand leisten könnten. Aber hey, es sind Playoffs! Die Chiefs durften im letzten Jahr schon in der Divisional Round bei den Patriots antreten und sind seitdem nicht schlechter geworden. Das Team mit dem größten Turnover-Differential der Liga (+16, geteilt mit den Raiders) stellt eine der besten Passverteidigungen der Liga und hat mit der Ankunft von Tyreek Hill eine herausragend schnelle Allzweckwaffe bekommen. Zudem haben die Chiefs auch bei den Broncos, bei den Panthers und in Atlanta gewonnen. Sie verstehen sich also auf Auswärtssiege. Und dann gibt es da ja auch noch die eher schwer einzuschätzenden Steelers mit ihrer variablen Offense, die an einem guten Tag auch das Team alleine tragen kann. Konkurrenzlos sind die Patriots in meinen Augen nicht, aber sie sind das Team, das es in der AFC zu schlagen gilt!

Stefan Petri (SPOX): Keine Konkurrenz? So weit würde ich nicht gehen. Aber die Pats sind für mich ein interessanter Fall. Nach der Rückkehr Bradys waren gefühlt irgendwie nur noch wenige Aufreger dabei. 14-2, mal wieder der One-Seed, Brady mal wieder fantastisch. Und trotzdem irgendwo ein - dominanter - Dienst nach Vorschrift? Der Schedule hat es mit New England derart gut gemeint, dass es zuletzt keine Standortbestimmung gab. Wie sehr fehlt Gronk wirklich? Wie gut ist die beste Scoring-Defense der Liga gegen eine richtig potente Offense? Positiv: Nach der Bye Week geht es wahrscheinlich gegen den Sieger aus Houston/Oakland, was eigentlich nicht mehr als ein lockerer Aufgalopp sein sollte. Andererseits wartet danach wohl KC oder Pittsburgh, und wer immer sich da durchsetzt, wird voller Selbstvertrauen nach Foxborough reisen. Nein, die Pats werden sich schon noch einmal richtig strecken müssen, wenn sie den Super Bowl erreichen wollen.

Das Playoff-Power-Ranking: Chiefs klettern - Seahawks stolpern

Adrian Franke (SPOX): Die Patriots sind das kompletteste Team in den Playoffs, da müssen wir nicht groß diskutieren - und das Seeding spielt New England mit dem voraussichtlichen Heimspiel gegen Connor Cook oder Brock Osweiler natürlich in die Karten. Überspringen wir das und schauen ins Championship Game: Ich nehme auch das Steelers- oder Chiefs-Szenario. Man könnte durchaus argumentieren, dass New England in der kompletten Saison gegen genau eine starke Offense gespielt hat: gegen die Seahawks. Da setzte es bekanntermaßen eine Heimpleite. Pittsburgh mit voller Kapelle wäre ein ganz anderes Kaliber - vorausgesetzt Roethlisberger findet sich. Traue ich diesem Steelers-Team mit dem gefährlichsten Running Back und Receiver der AFC-Playoffs, das sich auch defensiv deutlich verbessert präsentiert, einen Sieg in Foxboro zu? Ja! Und die Chiefs? Andy Reid gelingt es per Scheme, Alex Smiths Limitierungen zu überspielen und mit Kelce und Hill Yards nach dem Catch zu kreieren. Allerdings befürchte ich bei KC, dass die aggressive Defense von Brady bestraft werden würde, während Blount den Ausfall von Linebacker Derrick Johnson bestrafen könnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Steelers in Topform wären für mich ein Konkurrent auf Augenhöhe, die Chiefs würden die Pats zumindest lange ärgern können.

3. Giants vs. Packers - der Sieger vertritt die NFC im Super Bowl

Stefan Petri (SPOX): Nein. Ausgehend von meiner Packers-Prognose würde Green Bay in der Divisional Round vermutlich nach Dallas reisen und im Falle eines Sieges bei den Falcons oder Seahawks antreten. Rodgers in allen Ehren, aber zwei Auswärtsspiele nach einer harten Schlacht gegen die G-Men zu gewinnen, könnte eine Herkulesaufgabe sein, der auch er nicht gewachsen ist. Er müsste wohl noch zweimal an die 30 Punkte auflegen, denn seine Defense würde sowohl gegen Dallas als auch Atlanta einige Punkte zulassen. Können die Packers auswärts zwei Shootouts gewinnen? Eher nicht. Die Giants hätten paradoxerweise die besseren Chancen: Gewinnen sie in Wisconsin, ist das Rezept von 2007 und 2011 wieder voll da. Und dass sie die Cowboys schlagen können, wissen wir ja mittlerweile.

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Marcus Blumberg (SPOX): Für die Giants spricht, da stimme ich dir zu, Stefan, dass man mit Defense in den Playoffs einiges erreichen kann. Das gilt auch, wenn die Offensive unterdurchschnittlich ist, siehe Denver in der Vorsaison - witzigerweise wurde da auch ein Manning zum Titel getragen. Die Packers dagegen haben den besten Quarterback der NFC, was wiederum für sie spricht. Es ist also durchaus möglich, dass einer der beiden nach Houston fährt. Allerdings gibt es eben auch komplettere Teams im Feld, allen voran die Cowboys. Ja, die Schlüsselspieler sind unerfahren. Aber mit ihrer O-Line und dem Laufspiel können sie das Spiel kontrollieren und damit einen Shootout eventuell verhindern. Einen solchen gewinnen sie gegen Green Bay oder Atlanta jedenfalls nicht. Auch die Seahawks sollte niemand abschreiben. Insofern sage ich mal: Nein, weder die Packers, noch die Giants erreichen den Super Bowl.

Adrian Franke (SPOX): Auf die Frage gebe ich die höchst unbefriedigende "Jein"-Antwort, aber immerhin mit Begründung. Vereinfacht gesagt: Setzen sich die Giants durch, geht es bis in den Super Bowl. Gewinnen die Packers am Sonntagabend, ist spätestens im Championship Game Schluss. Schauen wir uns das Playoff-Bild in der NFC an: Cowboys und Falcons haben ihre Stärken in der Offense, New York müsste mutmaßlich zunächst nach Dallas. Die Giants haben die beste Run-Defense, nicht zuletzt weil Damon Harrison der mit Abstand beste Run-Stopper der NFL ist, und können die Cowboys ein drittes Mal schlagen. Mit ihren drei starken Cornerbacks und den Safetys ist in Kombination mit der Run-Defense zudem kein anderes NFC-Team so gut dafür ausgestattet, gegen Atlanta zu bestehen. Sollte es im hypothetischen Championship Game stattdessen nach Seattle gehen, wäre das eine Defensiv-Schlacht vom Allerfeinsten, Ausgang offen. Kurzum: Mit der Art, wie die Giants-Defense zusammengestellt und wie sie Steve Spagnuolo mit Secondary-Blitzes (kein Team spielt mehr Cover 0), Trap-Coverages und dergleichen spielen lässt, hat New York die Mittel, um im NFC-Playoff-Feld zu bestehen. Voraussetzung ist natürlich ein wenigstens stabiler Eli Manning. Die Packers dagegen? So gut Rodgers auch spielt, muss ich Stefan zustimmen: Die Defense ist im krassen Gegensatz zu den Giants gegen die NFC-Schwergewichte ein zu großes Handicap.

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Ich halte die These zumindest nicht für ausgeschlossen. Die Defense der Giants spielt eine wirklich starke Saison und die dicken Verträge in der Free Agency sowie das Comeback von Spagnuolo machen sich bisher vollauf bezahlt. Die G-Men werden von der Defense getragen, die lässt im Schnitt die zweitwenigsten Punkte zu (17,8), hat die drittbeste Third-Down-Defense und laut Football Outsiders rangieren sowohl Pass Defense (4.) als auch Run Defense (3.) weit vorne. Aber: Die Offense weist kein nennenswertes Run Game auf, lebt von vielen Big Plays durch Odell Beckham und generiert weniger als 20 Punkte pro Spiel (19,4). Nur Houston gelangen von allen Playoff-Teams noch weniger (17,4). Auf der anderen Seite steht eine seit Wochen heiß laufende Packers-Offense, in der Rodgers das Ruder nochmal hat herumreißen können. Und wenn die Cheeseheads einmal da sind, dann traue ich ihnen auch jederzeit den Durchmarsch zu. Aber es gibt mit den Cowboys, die ich trotz der hervorragenden Regular Season für eine Wundertüte in den Playoffs halte, und vor allem Atlanta, meinem aktuellen NFC-Favoriten, noch ganz andere Kaliber. Auch wenn der Sieger aus diesem Duell tatsächlich ein Wörtchen mitreden wird in der NFC.

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4. Der X-Faktor in der AFC und der NFC wird...

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Brady? Big Ben? Julian Edelman? In der AFC komme ich mal mit einem Namen um die Ecke, den sicher die wenigsten bis vor ein paar Wochen kannten: Tyreek Hill. Ob als Runner, Receiver oder Returner: 1.836 All-Purpose-Yards als Rookie bringen die Allzweckwaffe der Chiefs direkt auf Platz vier in dieser Kategorie, dazu insgesamt 12 Touchdowns. Ist er einmal durch die gegnerische Line gekommen, dann hält ihn Downfield auch kein anderer mehr auf. Das ist schon ein ordentliches Pfund, was wohl nur die Chiefs in dieser Form aufbieten können. Und es ist ja nun nicht so, dass Alex Smith sonst keine Targets hätte. In der NFC setze ich alles auf den wahrscheinlichen MVP der Regular Season: Matt Ryan. Es ist wohl die Nummer sicher, aber Matty Ice legt diese Saison Zahlen zum - Achtung! - dahin schmelzen auf: knapp an den 5.000 Yards vorbei, fast 70 Prozent, 7,1 TD Percentage, 9,3 Yards pro Passversuch und dazu ein Quarterback Rating von 117,1 Punkten. Das sind alles Karrierebestwerte. Dazu kommt, dass kein Quarterback der Liga so viele Touchdowns zu verschiedenen Receivern geworfen hat: 13. Rettet Matt Ryan dies alles in die Playoffs, dann geht die Krone der NFC nur über die Falcons.

Stefan Petri (SPOX): In der NFC bin ich sehr gespannt auf Vic Beasley Jr. von den Atlanta Falcons. Der Pass Rusher hat sich bekanntlich den Sack-Titel gesichert und könnte so auch beim DPOY-Award mitreden, laboriert derzeit aber an einer Schulterverletzung. Die Falcons brauchen einen Beasley in Topform, um durch ihren Pass Rush die Schwächen in der Secondary zu maskieren. Und wenn sie weit kommen wollen, bekommen sie es mit einer Menge mobiler Quarterbacks zu tun - Rodgers, Prescott, Wilson. Ist ihr Pass Rusher fit genug, um Sacks und Forced Fumbles auch gegen solche Kaliber abzuliefern? In der AFC, und da stimme ich dir voll zu, ist es Tyreek Hill. Die Allzweckwaffe der Chiefs ist einfach immer für ein Big Play gut und versteht es so, die manchmal etwas dröge Offense aufzuwecken. Returns, Carries, Jet Sweeps ... aber kann er auch als ganz normaler Receiver liefern, vielleicht im Championship Game gegen Malcolm Butler?

Marcus Blumberg (SPOX): In der NFC gehe ich mit dem offensichtlichen Kandidaten: Zeke Elliott! Wenn er so explosiv auftritt wie in der Regular Season, werden die Cowboys die Spiele kontrollieren und am Ende auch gewinnen. Er kann ein Spiel alleine übernehmen und entscheiden, wenn man ihm einmal eine Lücke lässt. Auf der anderen gilt aber auch: Schafft es ein Gegner, diese Waffe auszuschalten, dann wird es schwer für Dallas. In der AFC denke ich, dass wir viele Touches von Dion Lewis sehen werden. Die Patriots haben den kleinen, flinken Running Back bislang noch zurückgehalten und eigentlich nur gegen Denver - allerdings im Laufspiel - wirklich intensiv eingesetzt. In den Playoffs ist jedoch davon auszugehen, dass er auch im Passspiel wieder mehr zur Geltung kommen wird. Gibt man ihm ein klein wenig Platz, kann er großen Schaden anrichten nach kurzen Pässen von Brady, die nun mal dessen Spezialität sind.

Adrian Franke (SPOX): Hill ist wirklich ein unglaublich spannender Spieler, der in jeder Situation scoren kann - was er buchstäblich in den letzten Wochen auch gemacht hat. Trotzdem gehe ich in eine andere (vielleicht zu offensichtliche?) Richtung - für mich sind in beiden Conferences je die Quarterbacks aus der 2004er Draft-Klasse die Schlüssel-Faktoren. Wenn es Eli Manning irgendwie gelingt, seine (Playoff-)Form aus vergangenen Jahren abzurufen, ist dieses Giants-Team ein ganz heißer Contender, da gibt es für mich keinen Zweifel! Gleiches gilt für Ben Roethlisberger: Pittsburghs Run-Defense um Javon Hargrave ist stabil, die Secondary seit einigen Wochen deutlich verbessert und Run-Blocking sowie Pass-Protection herausragend. Kein anderes Team verfügt über ein Duo wie Le'Veon Bell und Antonio Brown. Jetzt muss Roethlisberger nur die merkwürdigen Leistungsschwankungen der letzten Wochen mit teilweise bösen Fehlern abstellen und all diese Fäden zusammenführen!

5. Meine besten und schlechtesten Prognosen dieser Saison waren...

Stefan Petri (SPOX): Yeah! Nachdem wir in den Kommentaren der Panels ja öfter mal verbale Prügel kassieren, fand ich die Idee eines Mini-Rückblicks ganz spannend. Ja, dass ich die Cowboys nicht sehr stark eingeschätzt habe, ist ja aus der Webshow bestens bekannt - aber dann reklamiere ich wenigstens meine Prognose als richtig, dass wir von Tony Romo in dieser Saison nicht viel sehen werden. Mein MVP-Pick Russell Wilson hat einfach zu viele Verletzungen (persönlich und im Team) erlitten, aber mit dem Tipp kann ich leben. Mit den Broncos, Redskins und Vikings hatte ich vor der Saison ein paar Abstürze auf dem Zettel, andere (Carolina, hüstel) dafür um so weniger. Den Sieg der Browns hatte ich nicht mehr auf der Rechnung, aber, liebe Chargers, da gehören ja auch immer zwei dazu. Im Rückblick sicherlich der krasseste Fehlgriff war, dass ich die Vikings nach ihrem 5-0-Start schon tief in den Playoffs gesehen habe. Dieser Absturz hat mich ganz schön kalt erwischt. Und die beste Prognose? Da nominiere ich einfach mal frech das Panel vom Januar 2016, als ich als Einziger Peyton Manning den Vorzug vor Brock Osweiler gegeben habe. Zitat: "Mit Peyton gewinnt Denver in diesen Playoffs vielleicht bei zehn Versuchen einen Titel." Ein blinder Redakteur findet eben auch mal ein Korn.

Adrian Franke (SPOX): Da mein Super-Bowl-Tipp vor der Saison Pittsburgh gegen Arizona war, lässt es sich damit wohl ganz gut anfangen - der Absturz der Cardinals hat viele Gründe (Probleme in der Secondary, desolate Pass-Protection, zu lange stures Play-Calling), und erst in den letzten drei Spielen sah man das Arizona-Team, auf das ich vor Saisonbeginn spekuliert (und gehofft) hatte. Mein Tipp, dass sich die Steelers "knapp vor den Patriots" durchsetzen dagegen? Abwarten! Wie überzeugt ich im Sommer von Pittsburgh war, zeigt auch mein MVP-Tipp: Antonio Brown - nunja. Bell wäre die bessere Wahl gewesen, und auch der wird nicht MVP. Aber wie sagt man so schön? Es war nicht alles schlecht! KC und Houston hatte ich Anfang September als Division-Sieger auf dem Zettel und im November hat die Glaskugel mir gesagt, dass die Browns genau ein Spiel in dieser Saison gewinnen. Persönliches Highlight allerdings: Rund sieben Stunden bevor es passiert ist, die Prognose, dass Jeff Fisher entlassen wird!

Marcus Blumberg (SPOX): Leute, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Aber abgesehen davon fallen mir spontan diese Dinge ein, die nicht eingetreten sind: Mike Mularkey hat überraschend Black Monday in Tennessee überstanden - ich weiß aber weiterhin nicht, warum. Die Lions waren nicht das schlechteste Team der Saison, ganz im Gegenteil! Und die Broncos haben dann doch nicht die Playoffs erreicht, wobei ich ausgerechnet das Spiel gegen die Patriots falsch vorausgesehen habe! Was meine guten Prognosen betrifft, möchte ich festhalten, dass Mike McCoy in der Tat weg ist, obwohl ich das auch weiterhin nicht unbedingt gut heiße. Und Gus Bradley hat es wie Rex Ryan ebenso erwischt. Aber gerade für Bradley hätte es jetzt auch keinen Propheten gebraucht. Ansonsten fallen mir - noch - keine eingetroffenen Prognosen ein. Doch wir haben ja noch ein paar Wochen und ich habe mit den Patriots (Champs) und Rodgers (MVP) noch zwei heiße Eisen im Feuer...

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Da muss ich meine eigene Saison-Preview zu den Dolphins anführen. 7-9 steht da. Und das war die optimistischere Aussicht. Das Comeback von Cameron Wake hatte ich allerdings so erwartet. Der Mann ist ein Musterbeispiel an Trainingsarbeit und sollte zumindest im engeren Kandidatenkreis für den Comeback Player of the Year sein. Blicke ich sonst in die Liga, dann hätte ich nicht erwartet, dass die Broncos und die Cardinals die Playoffs verpassen. Regression war bei beiden zu erwarten, aber nicht auf diese Weise. Über meine beste Prognose entscheidet noch das Playoff-Rennen der AFC. Ich habe die Kansas City Chiefs als AFC-Champ getippt.

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