Zwölf Teams konnten sich in einer harten Saison für die Post-Season qualifizieren, für vier davon war nach nur einer Woche schon wieder Schluss. Die Enttäuschung ist zunächst groß, unter dem Strich steht dennoch bei allen ein überraschend positives Jahr. SPOX blickt auf die Saison der Raiders, Lions, Dolphins und Giants und sagt, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden muss, um den NFL-Januar im kommenden Jahr ein bisschen länger genießen zu dürfen.
Disclaimer: Beim Großteil der NFL-Teams stehen inzwischen die Planungen für die kommende Saison im Fokus. Diese Teams wurden bei SPOX in den vergangenen Wochen bereits detailliert behandelt:
Part I: Arizona, Carolina, Cincinnati und Co.: Wie konnte es so weit kommen?
Part II: Denver, Indianapolis, Minnesota und Co.: Warum ist der Champ raus?
Oakland Raiders
Die Saison 2016: Talent alleine ist auch in der NFL keine Erfolgsgarantie - die Raiders konnten in dieser Saison unter Beweis stellen, dass sie eines der talentierten Teams sind, das nicht irgendwo in ihrer Entwicklung stagniert. 2014 beendete man die Regular Season noch mit drei Siegen bei 13 Niederlagen, nur zwei Jahre später waren es satte neun Siege mehr und die erste Playoff-Teilnahme seit 14 Jahren.
Ihre möglicherweise letzte Saison in Oakland schien zu einer magischen zu werden, als sich Quarterback Derek Carr zu einem MVP-Kandidaten entwickelte und unter anderem in Week 8 einen Franchise-Rekord mit 513 Passing Yards aufstellte - bei vier Touchdowns und keiner Interception. Doch so frühzeitig der Postseason-Einzug perfekt war, so jäh wurde die Saison durch Carrs Wadenbeinbruch auch quasi wieder beendet.
Und dennoch waren die Raiders eine der Feel-Good-Stories des Jahres. Bereits in Week 1, als Coach Jack Del Rio in einer Do-or-Die-Situation eine Two-Point-Conversion zum Sieg in letzter Sekunde bei den Saints ausspielen ließ, war der Ton für das ganze Jahr vorgegeben. Ein Liga-Höchstwert von sieben Pro-Bowl-Teilnehmern, All-Pro Khalil Mack, der in acht aufeinanderfolgenden Spielen mindestens einen Sack verbuchen konnte, eine hervorragende Offensive Line und die erste Winning-Season seit 2002 folgten. Bis eben Colts-Linebacker Trent Cole Carr so unglücklich erwischte.
Was sind die Probleme? Die Raiders haben zur Unzeit erfahren, wie ein Leben ohne Carr aussieht und es kann ihnen nicht gefallen haben. In der Offseason sollte Connor Cook mehr Arbeit auf sich zukommen sehen, um für den Fall der Fälle besser vorbereitet zu sein. Der Vertrag des eigentlichen Backups Matt McGloin läuft aus.
Doch ist das mitnichten die größte Sorge: 1.247 Yards - so viel schenkte man den Kontrahenten durch 147 akzeptierte Strafen. Beides jeweils Ligahöchstwert. Damit hat Oakland etwa mehr Yards verschenkt, als Top-Receiver Amari Cooper gefangen hat. Im Zuge dessen stellten die Raiders in Week 8 bei den Bucs einen neuen NFL-Rekord mit 23 akzeptierten Penalties auf: Die Disziplin ist ein wichtiger Punkt, an dem der Trainerstab arbeiten muss.
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Darüber hinaus konnten die Raiders ihre Gegner nur drei Mal bei unter 20 Punkten halten, kein Team hat mehr Passing-Big-Plays zugelassen und auch die Run-Defense bröckelte immer wieder. Der Pass-Rush um Mack und Bruce Irvin könnte Unterstützung vertragen. Womöglich kommt die in Person von Aldon Smith, sollte der wieder spielen dürfen. Black-and-Silver produzierte die wenigsten Sacks in der Liga (25). Ein athletischer Middle- beziehungsweise Inside-Linebacker sollte im Draft Priorität haben, genau wie frisches Blut für die Secondary.
Was passiert in der Zukunft?Das wichtigste vorneweg: Derek Carr wird rechtzeitig fit werden und zum Start in die neue Saison zur Verfügung stehen. Zu klären gilt allerdings früher oder später seine Vertragssituation: Carrs Kontrakt läuft 2018 aus und es besteht, da er kein Erstrunden-Pick war, keine Option auf ein weiteres Jahr.
Mit 788 Rushing-Yards und zwölf Touchdowns war auch Latavius Murray ein positiver Punkt der Raiders-Offense. Er allerdings wird Free Agent und das wirft im Front Office die Frage auf, ob man künftig nicht gänzlich auf das explosive Back-Duo Jalen Richard und DeAndre Washington setzen sollte. Weitere Free Agents: Menelik Watson (T), Malcolm Smith (LB), Stacy McGee, Nate Allen (beide DT) und Andre Holmes (WR).
Detroit Lions
Die Saison 2016: Über eine lange Phase der Saison haben es die Football-Götter mit den Detroit Lions wirklich gut gemeint. Die 9-7-Lions hatten in sage und schreibe acht One-Possession-Games das bessere Ende für sich verbuchen können. In allen acht dank Comebacks im letzten Viertel, getragen von einem Matthew Stafford, der mit 63,5 Prozent Completion-Percentage den zweitbesten Wert seiner Karriere aufstellte - und all das ohne ein Running-Game.
Die Lions funktionierten hinter Stafford als Team. Mit fünf Spielern, die über 50 Receptions hatten und einer häufig rotierenden Defensive wirkte man in der Breite gut aufgestellt. Spätestens beim Thanksgiving-Sieg über die Vikings war das Team von Jim Caldwell auf jedermanns Zettel. Doch ging ihnen in den wichtigen Spielen am Ende des Jahres die Luft aus.
Mit einem angeschlagenen Stafford setzte es zum Abschluss vier Niederlagen. Allesamt gegen Teams, die ihre Saison mit mindestens zehn Siegen abgeschlossen hatten. Das Aus gegen Seattle bedeutet die 25. Saison in Folge ohne Postseason-Sieg, die 60. in Folge ohne Auswärtssieg in den Playoffs. Caldwell resümierte nach der Partie, dass es ein "sehr weiter Weg" sei, bis man um einen Super Bowl spielen könne.
Was sind die Probleme? Playmaker! Die Lions brauchen Offense-Playmaker. Nach dem Karriereende von Calvin Johnson fehlt es dem Team schlichtweg an Spielern, die auf allerhöchstem Level regelmäßig den Unterschied ausmachen können. Marvin Jones' anfängliche Leistungsexplosion verpuffte schon relativ früh in der Saison. Seitdem konnte sich kein Skill-Position-Player in eine Go-to-Guy-Rolle bewegen.
Gravierend sind die Probleme vor allem auf der Running-Back-Position. Hier beendete Detroit die Saison auf Platz 30 in der Kategorie Yards pro Spiel (92,8) und auf Platz 28 in Punkto Yards pro Run (3,6). Außerdem sind sechs Plays, bei denen man mit dem Run mehr als 20 Yards hinter sich lassen konnte, der fünftschlechteste Wert der Liga. Ameer Abdullah hat regelmäßig Verletzungsprobleme, Theo Riddick ist eher ein Komplementär-Spieler. Defensiv muss die Front aufgewertet werden.
Was passiert in der Zukunft?Auch in Detroit steht die Vertragssituation des Quarterbacks auf dem Programm. Zwar hat Stafford noch ein weiteres Jahr auf seinem aktuellen Arbeitspapier, bereits in diesem Jahr soll er allerdings einen neuen Kontrakt unterzeichnen, der ihn zum bestbezahlten NFL-Spieler machen könnte.
Auf der Free-Agent-Liste befinden sich mit Anquan Boldin (WR), Riley Reiff (OT), Tyrunn Walker (DT), Larry Warford (G) und Devin Taylor (DE) fünf Spieler, die mehr als die Hälfte aller Spiele gestartet haben. Die Lions haben weitere 15 Unrestricted Free Agents im Kader, weshalb ein reger Personalwechsel erwartet wird. In seiner zweiten Saison als GM steht Bob Quinn vor einer unruhigen Offseason.
Miami Dolphins
Die Saison 2016: Auch die Saison der Miami Dolphins war in dieser Art und Weise im ersten Jahr unter Adam Gase sicherlich nicht zu erwarten. Nach einem 1-4-Start gelang eine Serie von neun Siegen aus zehn Spielen, welche die Fins in die Playoffs manövrierten. Mit einer personell stark dezimierten Defensive, ohne Starting-QB und -Center war in der Wild-Card-Runde dann allerdings im eisigen Pittsburgh deutlich Schluss.
Für die Dolphins hat die Saison trotzdem zu viel Positives hervorgebracht, als dass man nun Trübsal blasen müsse. Die Offensive um Ryan Tannehill, Jay Ajayi, Jarvis Landry und DeVante Parker ist eine der ausgewogensten, die das Spiel gerade hervorbringt. Gase hat sich in seiner Rookie-Saison als NFL-Coach absolut bewährt und Nummer-1-Pick Laremy Tunsil hat ebenfalls voll eingeschlagen.
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Und doch weiß man in Miami, dass man nach dem vierten Playoffspiel in Serie, welches man mit mindestens 14 Punkten Abstand verlor (NFL-Rekord), "noch nicht da ist. Aber wir sind auf dem besten Weg", versichert Landry, dessen 288 Receptions nach nur drei Jahren in der NFL-Geschichte niemand überbieten kann. Doch ist es auch nicht die Offense, welche noch Fragezeichen aufwirft.
Was sind die Probleme? Was die Saison neben den positiven Faktoren gezeigt hat, ist, dass es gerade defensiv an Qualität und Breite fehlt. Neben Kiko Alonso könnten es gerne zwei neue Linebacker sein, um eine der schwächsten Run-Defenses der Liga umzukrempeln sowie in der Mitte des Feldes auch den Pass besser zu verteidigen. Dafür wird wohl eher der Draft als die Free Agency anvisiert. Der gerade defensiv stark eingeschätzte Draft könnte außerdem die Cornerback-Position aufwerten.
Was passiert in der Zukunft? Vertragstechnisch will man die Situation um Landry sofort klären. Der Slot-Receiver hat zwar noch ein weiteres Jahr Vertragslaufzeit, soll aber auf jeden Fall gehalten werden. Kenny Stills hingegen wird bereits in dieser Offseason Free Agent. Seine neun Touchdowns und der dritthöchste Yards-per-Catch-Wert der Liga könnten für die Fins allerdings etwas zu teuer werden.
Laut dem Miami Herald ist die Zeit von Mario Williams in Südflorida indes vorbei. Neben ihm könnte auch Defensive End Dion Jordan in der nächsten Saison nicht mehr Teil des Teams sein. DE-Kollege Andre Branch hingegen soll über seinen jetzigen Ein-Jahres-Kontrakt hinaus bleiben.
New York Giants
Die Saison 2016:Kontrovers - so lässt sich die Saison 2016 vielleicht am ehesten beschreiben. Eli Manning, Odell Beckham Jr. und Victor Cruz, sie waren es nicht, denen der Einzug in die Post-Season zu verdanken war. Das hochgradig talentierte Receiving-Corps war es allerdings, das dem Team durch eine kleine Bootsparty in Miami nur eine Woche vor dem Playoff-Spiel in Green Bay eine Zielscheibe für die Medienwelt auf dem Rücken platzierte - und sich auch deutlicher Kritik aus den eigenen Reihen aussetzte.
Nein, es war nicht die Offensive, die sich nach der Regular Season in Feierlaune präsentieren sollte. Hauptverantwortlich für das 11-5-Jahr und den ersten Playoff-Einzug seit 2011 war vielmehr die Defense. Eine Defense, die gleich eine Vielzahl an neuen Startern beinhaltete und sich zu einer der Elite-Defenses der Liga entwickelte. Damon Harrison, Olivier Vernon, Janoris Jenkins und Co.: Der Offseason-Shopping-Trip hat sich definitiv gelohnt, nur ein Team hat durchschnittlich weniger Punkte zugelassen als die Riesen aus der Metropole.
Die defensiven Verbesserungen sind es auch, die das Team um Rookie-Head-Coach Ben McAdoo für die kommenden Jahre zu einem Contender machen könnten. Als "phänomenal" bezeichnet der überragende All-Pro-Safety Landon Collins das Potenzial der Defensive, welche ja, so einst der ursprüngliche Gedanke, eigentlich im Schatten von all dem stehen sollte, was Beckham und Co. auf der anderen Seite fabrizieren.
Was sind die Probleme? Die Probleme im Running Game der Giants sind nicht zu übersehen und machen das Spiel eindimensional. Zwar könnte man die Back-Position aufwerten, doch scheint das eigentliche Problem die Offensive Line. Diese hat vor allem im Run-Blocking überhaupt nicht überzeugt. Und ist es nicht nur die Produktion auf dem Boden, die man hier verbessern sollte: Es gilt das Augenmerk auch auf Manning zu richten, der eine der schwächeren Saisons seiner Karriere erlebte.
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Des Weiteren sollte ein junger, athletischer Tight End in Betracht gezogen werden. Larry Donnell und Will Tye sind nicht die Spieler, die gegnerischen Defenses Angst einjagen. Beckham und Sterling Shepard jedoch können nicht die einzigen konstanten Faktoren im Passspiel New Yorks sein.
Was passiert in der Zukunft? Wie lange ist es noch offen, das Fenster für einen Super Bowl unter der Regie von Manning? Dies ist eine der Fragen, die man sich in New York gerade stellt. Medienberichten zu Folge soll ein langfristiger Ersatz für den 36-Jährigen auf der zeitnahen Prioritätenliste relativ weit oben angesiedelt worden sein.
Außerdem gilt es die Fragen um Jason Pierre-Paul (DE) und Jonathan Hankins (DT) zu beantworten. Mit 53 Tackles, sieben Sacks und acht abgefälschten Pässen hat Pierre-Paul in zwölf Spielen ein starkes Ausrufezeichen gesetzt, dass mit ihm noch zu rechnen ist. Allerdings wird er ein Top-Free-Agent und betonte bereits, an einem weiteren Ein-Jahres-Vertrag der Giants kein Interesse zu haben. Free-Agent wird auch Hankins nach einer starken Saison mit 43 Tackles und drei Sacks.