Nach einer nicht erwarteten Zitterpartie machen die Pittsburgh Steelers (9-2) den nächsten großen Schritt in Richtung Bye Week in der ersten Playoff-Runde. Mehrere Fehler und Probleme in der Secondary machten die Green Bay Packers (5-6) beim 31:28-Sieg beinahe zum Stolperstein. Am Ende reichte aber einmal mehr die pure Klasse von Antonio Brown, um den Steelers den Sieg zu bescheren.
Als 14-Punkt-Underdog starteten die Packers nach dem Bekanntwerden des Ausfalls von Clay Matthews in die Partie. Dem ohnehin schon arg gebeutelten Kader wurden wohl nach dem Opening-Drive-Score der Steelers nicht gerade mehr Chancen zugeschrieben. Den Erwartungen zu trotz aber zeigten die Packers eine starke Partie und konnten dabei auf ihren jungen Playcaller setzen.
Brett Hundley (17/26, 245 YDS, 3TD) zeigte sich mit seiner mit Abstand besten Saisonleistung und nutzte nahezu jede Gelegenheit, die sich ihm bot. Dank einer verbesserten Pocket-Präsenz und gutem Lesen der gegnerischen Secondary blieben die Packers über weite Strecken dort, wo sie sein wollten: Mitten im Spiel.
Aufseiten der Steelers waren es immer wieder kleinere Fehler, die den Gegner im Spiel hielten. Neben Fehlern in der Secondary leisteten sich auch die offensiven Stars Aussetzer. Ben Roethlisberger (33/45, 351 YDS, 4TD, 2INT) warf zwei Picks und Le'Veon Bell fumblte einmal.
Doch wenn es Hart auf Hart kommt, weiß man in Pittsburgh auf wen man setzen sollte. Antonio Brown zeigte eine herausragende Leistung und fing zwei Touchdown-Pässe. Bell dominierte das Running-Game und richtete auch nach Pässen gehörigen Schaden an. Zudem involvierte Big Ben auch Martavis Bryant, der durch den Ausfall von JuJu Smith-Schuster in eine wichtigere Rolle rückte. Für den Sieg sorgte schlussendlich ein 53-Yard-Field-Goal von Chris Boswell.
Die wichtigsten Statistiken
Pittsburgh Steelers (8-2) - Green Bay Packers (5-5) 31:28 (6:14, 8:0, 7:7, 10:7) BOXSCORE
- Im heimischen Heinz Field hat Ben Roethlisberger nun zum 25. Mal in der ersten Halbzeit mehr als einen Touchdown-Pass geworfen. 22 der letzten 24 Spiele konnten die Steelers in diesem Fall gewinnen.
- Big Ben überholt außerdem Johnny Unitas und Eli Manning für die siebtmeisten Game-Winning-Drives in einer Karriere.
- Seit 2010 haben nur drei Spieler mehr 100-Yard-Receiving-Spiele als Antonio Brown (35). Julio Jones (38), Calvin Johnson (37) und Brandon Marshall (36).
- Kein Team erlaubt mehr Punkte und mehr Touchdowns in Opening Possessions als die Packers. Schon 35 Punkte und 5 Scores ließ man im ersten Drive des Gegners zu.
- Martavis Bryant konnte seine Chance durch die Abstinenz von JuJu Smith-Schuster nutzen. Er fing seinen ersten Touchdown seit Week 2 gegen die Vikings und beendete eine sieben-Spiele-Serie ohne Score.
- Das 53-Yard-Field-Goal von Chris Boswell war mit dem von Dan Bailey das längste aller Zeiten im Heinz Field zu Pittsburgh. Keiner der sechs Steelers-Kicker, die es vor Boswell aus dieser Distanz probiert hatten, hatten Glück.
Die Stimmen zum Spiel
Le'Veon Bell (Steelers):
"Dieser Sieg sagt viel über das Team aus. Wir geben niemals auf und haben die großartige Playmaker. Die Offensive Line hat toll gespielt. Die Defense hat wichtige Stops gemacht. Es war eine sehr gute Teamleistung."
Mike McCarthy (Head Coach, Packers):
"Meine Jungs sind hier hergekommen und haben gekämpft. Sie waren davon überzeugt, hier gewinnen zu können. Dieses Team verfügt über ein großes Herz. Wir haben nun bereits sechs Niederlagen und müssen nächste Woche gegen Tampa Bay gewinnen."
... über Hundley:
"Dies waren alles Entwicklungsschritte, die man sich von einem jungen Quarterback erhofft. Er hat an den wichtigen Stellen einen guten Job gemacht."
Der Knackpunkt: Packers' 57-Yard-Field-Goal-Versuch
Schon zu Beginn des Spiels kamen die Steelers aufgrund eines Special-Team-Plays in guter Feldposition auf den Rasen und erzielten auf kurzem Wege 6 Punkte. Mit einer Ein-Touchdown-Führung im dritten Viertel wurde der Drive der Packers, der durch eine Interception zustande kam, gestoppt. Anstatt aus der großen Distanz zu punten und Pittsburgh tief in seiner eigenen Hälfte starten zu lassen, ging man das Risiko und wurde nicht belohnt. Mason Crosby vergab den Versuch und die Steelers kamen erneut dank eines kurzen Drives zum schnellen Ausgleich und verfügten ab sofort auch auf der defensiven Seite über das nötige Momentum, um das Spiel in die richtige Bahn zu lenken.
Das entscheidende Duell: Packers-O-Line gegen Steelers-Front
Wenig wurde über einen der entscheidenden Faktoren geredet. Und zwar über Jamaal Williams und das Packers' Run Game. Dieses verlängerte die Drives der Packers, was der Defense dringend benötigte Verschnaufpausen verschaffte. Die Arbeit der O-Line Green Bays war dabei sehr stark. Der Run-Block verschaffte Williams, der anstelle der verletzten Ty Montgomery und Aaron Jones spielte, enorm wichtige Lücken gegen eine aggressive Steelers-Front. Der Rookie kam so auf 66 Rushing-Yards und einen Score sowie 69 Receiving Yards.
Der Star des Spiels: Antonio Brown
Dieser Mann ist nicht zu verteidigen. Die Packers stellten AB lange in Double-Coverage, doch separierte sich Brown auch hier von den Verteidigern. Die Routen sind in dieser Schnelligkeit so gut wie nicht zu begleiten. Die Technik, dann auch noch die schweren Catches zu machen, war auch im Spiel gegen Green Bay der entscheidende Einflussfaktor, der dem stark spielenden Gegner den Stecker zog. Brown beendete seinen Arbeitstag mit beeindruckenden 169 Receiving Yards und 2 Touchdowns. Vor allem aber seine Leistung im vierten Viertel war erwähnenswert.
Der Flop des Spiels: Artie Burns
Schwieriger Nachmittag für den Cornerback der Steelers. Burns verantwortete beinahe den kompletten ersten Touchdown-Drive der Packers. Zunächst verhinderte eine durch ihn verantwortete Hands-to-the-Face-Penalty das schnelle Ende des Drives. Dann verpasste er die Übergabe seines Gegenspielers und ließ Randall Cobb vollkommen frei in die Endzone marschieren. Burns war der schwächste Part der enttäuschenden Steelers-Secondary.
Die Taktik-Tafel
In Anbetracht der bisherigen schwachen Leistungen von Hundley schickten die Steelers verschiedene Blitz-Pakete, um den gegnerischen QB weiter unter Druck zu setzen. Die Mission ging allerdings nach hinten los. Einige Steelers-Akteure wirkten dabei etwas zu gierig, richteten ihre Augen nach dem Ball und vernachlässigten ihre eigentlichen Coverage-Aufgaben.
- Hundley bekam außerdem durch das Playcalling Unterstützung. Vier der neun erfolgreichen Pässe Hundleys in der ersten Halbzeit waren Screen-Pässe. Die Packers kapitalisierten daraus und setzten diese in 62 Yards und einen Score um.
Auf der offensiven Seite sah man Pittsburgh immer wieder in den geliebten Bunch-Fomations, aus denen Roethlisberger seine Targets in Jet-Sweeps und auf Slant-Routen auf verschiedenen Ebenen finden konnte. Gerade in der Anfangsphase aber hatten Martavis Bryant, Jesse James und Eli Rogers mit Drops zu kämpfen.
- Die Packers hingegen versuchten sich auf der defensiven Seite mit dem Doppeln von Antonio Brown. Die dadurch resultierenden Eins-gegen-Eins-Duelle stellten gerade nach der Verletzung von Kevin King ein immer größer werdendes Risiko dar.