Die Quarterback-Klasse
Mitchell Trubisky (Chicago Bears)
Für Trubisky begann die Saison in Week 5 beim Spiel gegen die Minnesota Vikings. Der zweite Pick des Drafts sollte langsam an die Liga gewöhnt werden, doch sah sich das Trainerteam nach schwachen Leistungen von Mike Glennon dazu gezwungen, den Rookie ins Rampenlicht zu stellen.
Trubisky hat in Chicago eines der schwächsten Receiving Corps der Liga um sich herum und auch das Play Calling von der Seitenlinie wirkt häufig nicht gerade ideal. Nach einer sehr geringen Anzahl an Passversuchen traut man dem Rookie langsam zumindest immer mehr zu. Verbesserungen sind klar zu erkennen, genau wie aber auch schlechte Reads und große Unsicherheit unter Druck sein Spiel noch bestimmen.
Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs)
Der Hype aus der Offseason ist bereits deutlich verflacht. Bei den Chiefs spielt Alex Smith die vermutlich beste Saison seiner Karriere. Ob der Leistungen aus dem August sollten die Chiefs allerdings bei einer Verletzung Smiths ihren Backup und erhofften Quarterback der Zukunft zumindest mit einem guten Gefühl auf das Feld lassen können.
Deshaun Watson (Houston Texans)
Die Verletzung Watsons war eine absolute Schockmeldung. Der Rookie füllte die nach den Verletzungen von J.J. Watt und Whitney Mercilus teilweise bereits verloren geglaubte Saison der Texans wieder mit großer Hoffnung. Der junge Quarterback übertraf dabei jegliche Erwartungen.
Von der Pocket-Präsenz bis hin zu den Escape-Fähigkeiten und Pässen aus dem Lauf heraus legte Watson ein bei weitem breiteres Skill-Set an den Tag, als was man von einem Rookie erwarten hätte können. Die vor seiner Zeit limitierte Offense legte nur in Watsons erstem Spiel als Starter unter 200 Passing Yards auf, gleichzeitig leistete Coach Bill O'Brien tolle Arbeit und passte die Offense immer besser an Watson an.
Das Highlight seiner jungen NFL-Karriere war zweifelsohne ein 400-Yard-Spiel gegen die Seahawks, bei dem Watson auch noch vier Touchdowns geworfen hatte. Nur ein paar Tage später legte ihn allerdings ein Kreuzbandriss für den weiteren Verlauf der Saison lahm.
DeShone Kizer (Cleveland Browns)
Mitten in die Kritik und das Chaos eines verfehlten Trades für A.J. McCarron lieferte Kizer jüngst das bislang beste Spiel seiner Karriere, als er in Detroit 21 seiner 37 Passversuche für 232 Yards an das limitierte Receiving Corps brachte. Es war der Höhepunkt in einer Rookie-Saison, die was die äußeren Umstände angeht nicht viel schwieriger sein könnte.
In einer erneut wilden Spielzeit bei den Browns "gewann" und verlor er die Starter-Rolle bereits, nur um sie mangels tauglicher Alternativen nun doch wieder halten zu dürfen. Große Ungenauigkeiten prägen das Spiel des 21-Jährigen, dessen Pässe nur in 54,4 Prozent der Fälle erfolgreich sind. Und selbst dann überqueren sie nur durchschnittlich 5,5 Yards an Feldposition. Zudem stehen vier Touchdowns bittere zwölf Interceptions und ein Quarterback-Rating von 24,0 gegenüber.
Davis Webb (New York Giants)
Webb dürfte sich nach Aussagen von Coach Ben McAdoo Hoffnungen auf Spielzeit machen. Der Trainer weist in einer schrecklichen Giants-Saison gerne mal die Schuld auf Eli Manning und äußerte sich nach Fragen gegenüber einem Quarterback-Wechsel zuletzt alles andere als abgeneigt.
C.J. Beathard (San Francisco 49ers)
Wie Kizer hatte auch der in puncto Passsgenauigkeit ebenfalls äußerst inkonstante Beathard am abgelaufenen Wochenende das beste Spiel seiner Karriere verzeichnet. Dieses kam allerdings gegen eine vollkommen verwirrte Giants-Truppe zustande und ändert auch nichts an der Tatsache, dass der Quarterback hinter einer löchrigen Line gerade eher als Crash-Test-Dummy dient. Und das vermutlich genau so lange, bis die Line einem Pass-Rush standhalten kann. Dann nämlich wird der jüngst verpflichtete Jimmy Garoppolo das Ruder übernehmen.
Nathan Peterman (Buffalo Bills)
Etwas überraschend verkündeten die Bills unter der Woche, dass Tyrod Taylor nicht mehr Starting-Quarterback in Buffalo ist. Für ihn wird Rookie Peterman am Wochenende gegen die Chargers starten. Peterman übernahm schon gegen die Saints für Taylor und legte unter anderem einen 75-Yard-Drive mit Touchdown hin. Er soll in die auf kurze, schnelle Pässe ausgelegte Offense besser passen als Taylor, muss das allerdings erst einmal beweisen.
Die Enttäuschenden
Corey Davis (WR, Tennessee Titans)
Das laufintensive Spiel der Titans kommt einem Receiver wie Davis nicht gerade zu Gute. Dennoch hatte man sich in Nashville sicherlich mehr von seinem ertradeten fünftem Pick des Drafts erwartet, als 13 Receptions bei 28 Targets. Davis kam nach einer längeren Oberschenkelverletzung in lediglich vier Spielen zum Einsatz. Womöglich erwarten sich die Titans gerade deshalb noch eine deutliche Leistungssteigerung im Laufe der Saison sowie einen möglichen Nummer-1-Receiver. Das Potential ist definitiv vorhanden.
John Ross (WR, Cincinnati Bengals)
Eine der schwächsten Offenses der Liga braucht - neben Verbesserungen für die Line - unbedingt neue Waffen. Wer würde eine bessere darstellen als der Rekordhalter des 40-Yard-Dashes? Bisher kann Ross diese Hoffnung jedenfalls nicht erfüllen: Der von einigen Verletzungen geplagte Wideout kam in dieser Saison zu gerade einmal drei Einsätzen und steht noch gänzlich nackt ohne Reception dar.
Der einzig nennenswerte Ertrag war ein 12-Yard-Run im zweiten Saisonspiel gegen die Texans. Am Ende dieses fumbelte Ross aber und wurde daraufhin nicht mehr eingesetzt. Die Coaches verlangten von Ross zuletzt öffentlich (in sich eine fragwürdige Vorgehensweise), dass er Coverages besser erkennen und darauf reagieren muss.
O.J. Howard (TE, Tampa Bay Buccaneers)
Die Bucs-Offense ging mit wahnsinnig hohen Erwartungen in die Saison. Diese kamen nicht zuletzt durch die Verpflichtung von Tight End Howard zustande, der in Alabama furios aufspielte und im Draft überraschend bis an die 19. Stelle fiel. Howard sollte mit Cameron Brate eines der gefährlichsten Tight-End-Duos der Liga darstellen, doch scheint die nahezu einzige Aufgabe des 22-Jährigen das Blocking zu sein. Howard war in neun Spielen lediglich 22 Mal Target eines der beiden Bucs-Quarterbacks. Zumindest drei Touchdowns hübschen die Stat-Line auf.
Jabrill Peppers (S, Cleveland Browns)
Peppers kam als flexibler Defensive Back in die Liga und wurde in erster Linie auf der Safety-Position eingesetzt. Hier wurde er allerdings mehrfach in schlechter Positionierung ertappt und verpasste wichtige Plays. Noch nicht der X-Faktor-Spieler, den nicht wenige vor dem Draft in ihm gesehen haben.
Taco Charlton (DE, Dallas Cowboys)
Charlton konnte vor zwei Wochen gegen die Chiefs seinen ersten Sack verbuchen. Das war es dann allerdings auch schon wieder mit positiven Randnotizen vom Defensive End. Denn ansonsten geht der Rookie neben DeMarcus Lawrende und Michael Irving unter. Fünf Tackles und eine handvoll Pressures stehen noch zu Buche.
Zay Jones (WR, Buffalo Bills)
Die Bills Offense hat weiterhin große Probleme und ist von Shady McCoy abhängig. Gerade jetzt, wo Taylor nur noch auf der Bank sitzen wird. Jones kam mit großen Erwartungen und erhielt nach dem Trade von Sammy Watkins sogar eine große Rolle. Dann allerdings fing er nur 16 seiner 44 Targets. Die Bills sahen ihre Entscheidung wohl als Fehler an und tradeten inzwischen für Kelvin Benjamin.
Joe Mixon (RB, Cincinnati Bengals)
Auch die Offense der Bengals verbreitet bei näherer Betrachtung nicht gerade Glücksgefühle. Mixon kam im Draft zwar mit Zweifeln ob seines Verhaltens abseits des Platzes, nicht aber aufgrund seinen Fähigkeiten. Er läuft durchschnittlich für nur 3,0 Yards und das obwohl die Running Backs von nur zwölf Teams seltener vor der Line of Scrimmage aufgehalten werden.
Die Verletzten
Myles Garrett (DE, Cleveland Browns)
Eine langwierige Knöchelverletzung und eine Gehirnerschütterung hatten zur Folge, dass der First-Overall-Pick bislang signifikant lange Zeit an der Seitenlinie verbrachte. Garrett äußerte sich zuletzt frustriert ob der Hilflosigkeit, die er an der Seitenlinie verspürte. In der Tat machten sich seine Möglichkeiten Hilfe zu leisten, wenn er denn auf dem Feld steht, bemerkbar.
In vier Einsätzen nämlich verbuchte Garrett bereits vier Sacks und zwölf Tackles. Außerdem profitieren seine Kollegen davon, wenn er auf dem Feld steht. Dies betonte zuletzt auch Defensive End Emmanuel Ogbah, der gerade in Detroit neben Garrett das beste Spiel seiner Karriere hatte. In einer bereits verlorenen Saison konzentrieren sich die Browns auf die Verbesserung der Einzelspieler. Diese scheinen einzutreten, wenn Garrett auf dem Grün steht.
Mike Williams (WR, Los Angeles Chargers)
Williams' pünktlicher Start in die Saison fiel aufgrund einer Rückenoperation flach. Der Wideout ist seit nunmehr vier Spielen aktiv und sah bislang hinter Keenan Allen, Tyrell Williams und Travis Benjamin nur wenig Spielzeit. Zuletzt konnte er in Jacksonville beide Pässe in seine Richtung sichern. Eine erhöhte Snapzahl sollte schon bald auf dem Programm stehen.
Malik Hooker (S, Indianapolis Colts)
Hooker konnte einen beeindruckenden Start in seine Rookie-Saison hinlegen, bis ihm das Knie einen Strich durch die Rechnung machte. Der Safety riss sich in Week 7 gegen Jacksonville das Kreuzband. Nach Interceptions in jedem seiner ersten drei Starts war Hooker sogar Inhalt von Gesprächen über den Defensive-Rookie-of-the-Year-Award. Die Colts dürften im Rebuilding-Prozess ein wichtiges Puzzleteil gefunden haben.
Jonathan Allen (DE, Washington Redskins)
Allen konnte in dieser Saison bislang nur an fünf Spielen partizipieren. Eine Fußverletzung setzte den Redskins-Lineman nun für den Rest der Saison außer Gefecht. Stand er allerdings auf dem Platz, so konnte sich Allen als wichtiger Baustein der Redskins-Defense beweisen. Er konnte drei Sacks, drei Quarterback Hits und zehn Hurries verbuchen und ist einer der produktivsten Pass Rusher aus 3-4-Formationen. Außerdem stehen fünf Run-Stops auf dem Konto.
Dalvin Cook (RB, Minnesota Vikings)
Cook wäre - ohne Deshaun Watson, zugegeben - wohl mit seinen Running-Back-Kollegen Kareem Hunt und Alvin Kamara in der Rookie-des-Jahres-Konversation, hätte ihm sein Knie nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. In drei der vier Spielen lief Cook für über 5 Yards pro Laufversuch. Der explosive Back zeigte sein Talent auch als Receiver. Immerhin: Minnesotas Laufspiel scheint bislang auch trotz der Verletzung des Rookies zu funktionieren.