Doch tat das dem Spiel der Gäste keinerlei Abbruch - eher das genaue Gegenteil war der Fall. Siemian (5/9, 67 YDS, INT) hatte das Spiel mit einer weiteren katastrophalen Interception eröffnet, wenige Plays später marschierte Colts-Quarterback Jacoby Brissett (17/30, 158 YDS; 5 ATT, 18 YDS, TD) auch schon aus sieben Yards in die Endzone. Die Colts erhöhten zu Beginn des zweiten Viertels, nachdem Denver ein 40-Yard-Field-Goal vergeben hatte; es sollte Siemians letzter Drive des Abends werden. Und möglicherweise auch sein letzter als Denvers Starter.
Bei einem Sack von Mingo verletzte sich Siemian an der Schulter, schon vor Spielende kursierten Berichte, wonach die Saison für ihn damit beendet ist. Nach einem sehr guten Start in die laufende Spielzeit hatte Siemian massiv abgebaut, der Auftritt von Osweiler war um Welten besser als die Leistungen von Siemian in den vergangenen Wochen.
So dirigierte Osweiler direkt beim zweiten Versuch einen Touchdown-Drive, den er selbst mit einem 18-Yard-Scramble abschloss. Die Colts konnten nur noch via Field Goal antworten, weil der erste - und gleichermaßen beste - Drive der Hausherren in der zweiten Hälfte kurz vor der Red Zone gestoppt wurde.
Anschließend dominierten die Broncos mit ihrer Offense und insbesondere ihrem Run Game. Osweiler brachte Denver mit einem 22-Yard-Touchdown auf Latimer erstmals in Führung, mit einem 54-Yard-Touchdown-Pass auf Heuerman kurz vor Ende des dritten Viertels war die Vorentscheidung bereits gefallen. Zu harmlos war die Colts-Offense zu diesem Zeitpunkt einmal mehr und die Broncos ließen in der Folge mit einem sehr starken Run Game die Uhr kontinuierlich runter laufen.
Die wichtigsten Statistiken
Indianapolis Colts (3-11) - Denver Broncos (5-9) 13:25 (7:0, 3:7, 3:15, 0:3) BOXSCORE
- Frank Gore (10 ATT, 31 YDS; 3 REC, 37 YDS) ist seit dem heutigen Abend der einzige Spieler neben Emmitt Smith, der in mindestens zwölf aufeinanderfolgenden Spielzeiten jeweils 1.000 Scrimmage-Yards verzeichnen konnte. Der 34-Jährige hatte in der Vorwoche im Schneetreiben von Buffalo noch ein persönliches Karriere-Höchstmaß von 36 Runs erhalten, auch gegen Denver war er die einzige offensive Konstante. Marlon Mack (6 ATT, 14 YDS) erhielt mehr Gelegenheiten, wurde aber oft schon an oder noch vor der Line of Scrimmage gestoppt.
- Die Broncos hatten mit Demaryius Thomas (5 REC, 69 YDS), Emmanuel Sanders (7 REC, 68 YDS), Cody Latimer (3 REC, 60 YDS, TD) und Jeff Heuerman (REC, 54 YDS, TD) vier Spieler mit mindestens 50 Receiving-Yards. Aufseiten der Colts schaffte kein Spieler diese Hürde.
- Tackling war ein riesiges Problem für die Colts: Indianapolis stand am Ende bei elf verpassten Tackles - die Broncos hatten nur derer zwei. Das erklärt auch, weshalb Denver am Ende 474 Offense-Yards hatte und die Colts nur derer 228. Umso beachtlicher, dass beide die gleiche Quote bei Third Down hatten (46 Prozent).
- Osweilers Touchdown-Run war der längste TD-Run eines Broncos-Quarterbacks seitdem Tim Tebow 2011 gegen die Jets aus 20 Yards in die Endzone lief.
Die Stimmen zum Spiel
Brock Osweiler (Quarterback Broncos): "Viele der Plays habe ich heute zum ersten Mal angesagt und durchgeführt, immerhin war es mein erster Einsatz unter (dem neuen Offensive Coordinator) Bill Musgrave. Insofern gebührt ihm viel Lob, wie er mit seinem Play-Calling vorgegangen ist - genau wie meinen Mitspielern, die mich großartig unterstützt haben."
Chuck Pagano (Head Coach Colts): "Wir haben die zweite Hälfte mit dem Field-Goal-Drive begonnen, danach hat nichts mehr wirklich geklappt. Wir haben zu viele Big Plays zugelassen. Aber ich habe schon mit den Jungs gesprochen, wir wollen das auf die richtige Art und Weise beenden. Es sind 16 Spiele und wir werden die Saison ernsthaft beenden."
Der Knackpunkt: Die Verletzung von Trevor Siemian
Es ist eine tragische Saison für Siemian, der den Absturz von einer ernsthaften mittelfristigen Starting-Option hin zum Backup und möglichen Cut-Kandidaten scheinbar vollendet hat. Wie schon so oft in den vergangenen Wochen leistete er sich selbst in der begrenzten Spielzeit einen kritischen Turnover, und da Indianapolis' Pass-Rush einen vergleichsweise guten Abend hatte, lässt sich kaum sagen, wie das Spiel mit Siemian weiter gegangen wäre. Osweiler dagegen legte nach Siemians Verletzung sein bestes Saisonspiel aufs Parkett.
Das Duell des Spiels: Denvers Front gegen die Colts-Line
Die Colts hatten keinerlei Run Game und das lag zu einem gehörigen Maße auch an der Offensive Line. Zwar beenden die Broncos das Spiel mit nur einem Sack, doch der Druck auf Brissett war höher, als diese Zahl vermuten lässt. Von Miller verzeichnete alleine sieben QB-Pressures, Indy fand so offensiv nach dem Field Goal zum 10:0 keinerlei Rhythmus mehr.
Der Star des Spiels: C.J. Anderson
Osweiler lieferte ein überraschend gutes Spiel ab, das steht außer Frage. Doch der Motor dieser Offense und der Grund dafür, dass Osweiler nur 17 Pässe werfen musste, war Anderson: 158 Rushing-Yards bei 30 Runs bedeuten einen spektakulären Schnitt von 5,2 Yards pro Run - und das obwohl sein längster Lauf ein 16-Yarder war. 99 Yards nach Gegnerkontakt und sieben Forced Missed Tackles stehen auf seinem Arbeitsnachweis. Für Anderson war es der persönliche Saison-Höchstwert, die Broncos stehen jetzt insgesamt bei 7-0, wenn der 26-Jährige mindestens 100 Rushing-Yards verzeichnet.
Der Flop des Spiels: Jacoby Brissett
Natürlich hatte Brissett angesichts seiner Offensive Line wieder einen schweren Stand, trotzdem hatte er im Passspiel einmal mehr überhaupt keinen guten Tag. Brissett beendete das Spiel mit einer Completion von über zehn Yards Downfield, am Ende stand er bei 5,3 Yards pro Pass. Mehrfach hielt er dennoch den Ball zu lange und war so auch für einige der Pressures verantwortlich. Auch sein Nummer-1-Receiver T.Y. Hilton (5 REC, 41 YDS), der sich eine Blessur an der Hand zuzog, konnte ihm nur bedingt helfen.
Die Taktik-Tafel
- Das sich der Game Plan schon in seiner ursprünglichen Version stark um Anderson drehen würde, war bereits bei den ersten beiden Drives klar (sechs Anderson-Runs bei 19 Plays). Die Verletzung von Siemian ließ das Pendel dann aber noch gravierender in die Richtung des Running Backs ausschlagen: Denver mixte seine Formationen bei Run- und Passspielzügen sehr gut durch und war so für die Colts schwer greifbar, der Fokus aber war insbesondere in der zweiten Hälfte eindeutig Anderson.
- Der Plan für Osweiler im Passspiel war ebenfalls früh kein Geheimnis mehr: Die Broncos setzten auf eine Mischung aus kurzen Pässen, No-Huddle-Offense und ließen Osweiler das Spiel nahezu ausschließlich aus der Shotgun heraus managen.
- Wieder einmal müssen sich Colts-Fans fragen, was genau in der Halbzeitpause in der Kabine ihres Teams vor sich geht. Es war das nun bereits siebte Mal in dieser Saison, dass Indianapolis nach eigener Halbzeit-Führung am Ende noch verlor. Die Colts hatten defensiv nicht den Ansatz einer Antwort auf das Run Game der Broncos.