Historischer Shootout! Philadelphia Eagles sind Super-Bowl-Champion!

Von Adrian Franke
05. Februar 201807:59
Die Philadelphia Eagles sind Super Bowl Champion!getty
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Die Philadelphia Eagles sind Super Bowl Champion! Zum allerersten Mal in der Franchise-Geschichte sichern sich die Eagles auch ohne Carson Wentz den Titel, und das in einem historischen Shootout gegen Tom Brady und die New England Patriots. Dabei haben die Pats die Chance auf einen weiteren Last-Minute-Sieg - dann aber meldet sich die Eagles-Defense erstmals zu Wort. Am Ende gelingt Nick Foles, der zum MVP des Spiels ausgezeichnet wurde, und Co. ein 41:33-Sieg.

Beide Teams legten dabei sehr gute erste Drives hin: Bei den Eagles bewegte sich Foles (28/43, 373 YDS, 3 TD, INT) gut in und außerhalb der Pocket, die Run Pass Options räumten vor allem Wege für das Run Game frei und Philly attackierte Eric Rowe, der überraschend statt Malcolm Butler spielte. Doch kam Philly in der Red Zone nur zu einem Field Goal - genau wie New England im Gegenzug, nachdem die Patriots zunächst via Play Action und No-Huddle die Eagles-Defense das Feld runter getrieben hatten.

Der erste Touchdown des Super Bowls gehörte den Eagles: Nach einem 36-Yard-Run von Blount legte Foles einen spektakulären 34-Yard-Touchdown-Pass auf Jeffery auf, der Rowe in Coverage schlug. Die Patriots schienen schnell antworten zu können, spielten aber ein 4th&1 in der Red Zone nicht aus - und nach einem vermasselten Hold ging das Field Goal daneben. Es wurde noch schlimmer: Nach einem harten Hit von Jenkins musste Cooks verletzt raus. Philly gelangen jetzt einige Hits gegen Brady (28/48, 505 YDS, 3 TD, FUM) und auch der nächste Touchdown gehörte Philly. Nachdem Ertz und erneut Jeffery die Eagles schnell tief in die Patriots-Hälfte gebracht hatten, besorgte Blount den Rest.

Die darauf folgende 2-Point-Conversion - Philadelphia hatte den PAT nach dem ersten Touchdown vergeben - klappte aber nicht und New England kam jetzt zurück: Jeffery konnte einen langen Pass nicht kontrollieren, der Abpraller landete zum Pick bei Harmon. Die Pats waren daraufhin nach einem langen Pass auf Hogan schnell in Position, White besorgte den ersten Patriots-Touchdown. Clement trug im Gegenzug einen kurzen Pass aus der Mesh-Wheel-Kombination tief in die Patriots-Hälfte, bei 4th&Goal gelang Philly ein Trick-Play-Touchdown-Pass zu Foles, der den Ball frei in der Endzone fing!

In der zweiten Hälfte wurde es dann ein historischer Shootout: Bereits kurz vor Ende des dritten Viertels hatten beide Teams einen neuen Super-Bowl-Yard-Rekord aufgestellt (955 YDS zu dem Zeitpunkt), New England startete mit einem von Gronkowski dominierten Touchdown-Drive, der auch den Touchdown fing. Foles antwortete mit einem spektakulären TD-Pass auf Clement, der den Ball allerdings nicht komplett kontrollierte - dennoch zählte der Score. Im Gegenzug fand Brady Hogan frei zum nächsten TD, dann endlich gelang einer Defense mal wieder ein Stop: Die Eagles konnten nur mit einem Field Goal zurückschlagen. New England ging jetzt durch Gronks zweiten kurzen Touchdown erstmals in Führung.

Alles war klar für den finalen Showdown: Philly spielte ein Fourth Down gut fünf Minuten vor dem Ende erfolgreich aus und Ertz fing den Touchdown-Pass! Philly lag abermals in Front, auch wenn die 2-Point-Conversion nicht klappte. Die Pats bekamen den Ball mit 2:21 zurück - und zum allerersten Mal meldete sich die Eagles-D-Line: Graham schlug Brady den Ball aus der Hand und Philly schnappte sich das Ei. Die Eagles konnten aber die Uhr nicht komplett runter spielen und bauten ihre Führung via Field Goal auf acht Punkte aus. Eine knappe Minute und keine Timeout hatte Brady im Gegenzug nur noch - doch die Defense hielt! Die Eagles sind Champion!

Die wichtigsten Statistiken

New England Patriots - Philadelphia Eagles 33:41 (3:9, 9:13, 14:7, 7:12) BOXSCORE

  • Für Brady und Belichick war es der achte gemeinsame Super Bowl - einen Punkt hatte das Duo im ersten Viertel in keinem der ersten sieben Super Bowls zustande gebracht. Das änderte sich durch das Field Goal von Gostkowski. Die Pats hatten 140 Offense-Yards im ersten Viertel alleine und stehen jetzt in Super Bowls seit 2001 im ersten Viertel bei einem addierten Stand von 3:24.
  • In der ersten Hälfte hatten beide Teams offensiv zusammengerechnet 673 Yards. Das lag auch an Tackling-Problemen insbesondere bei New England: Die Patriots standen laut Pro Football Focus im ersten Durchgang alleine bei zehn Missed Tackles, so viele hatte ein Patriots-Team in einer ersten Halbzeit seit dem Start dieser Datenerfassung 2006 erst ein Mal. Die Patriots kassierten letztlich mehr Punkte als in irgend einem anderen Super Bowl der Belichick-Ära.
  • Weitere historische Shootout-Stats: Brady ist der erste Quarterback aller Zeiten, der ein Spiel mit über 500 Passing-Yards, mindestens drei TD-Pässen und null Interceptions verliert. Die 74 kombinierten Punkte sind der zweithöchste Super-Bowl-Wert aller Zeiten, die 1.151 Yards der höchste Wert in der Geschichte der NFL.
  • Amendolas Pass-Versuch zu Brady - welchen Brady fallen ließ - war das erst dritte Mal in der Karriere des Quarterbacks, dass ein Pass in seiner Richtung flog. Und es war die erste Incompletion dabei (2/3, 59 YDS). Auf der anderen Seite war Foles' Touchdown-Catch die erste Reception überhaupt in dessen NFL-Karriere.
  • James White (7 ATT, 45 YDS, TD; 2 REC, 21 YDS) hat jetzt bereits vier Super-Bowls-Touchdowns auf dem Konto. Das bedeutet den geteilten dritten Platz, in der Geschichte der NFL haben nur Emmitt Smith (5) und Jerry Rice (8) mehr. Insgesamt gelang New England im Run Game erwartbar wenig, die Eagles hatten hier über Blount (14 ATT, 90 YDS, TD) und Ajayi (9 ATT, 57 YDS) mehr Erfolg.
  • Die Eagles konnten starke zehn von 16 Third und zwei von zwei Fourth Downs in neue First Downs ummünzen. Die Pats standen hier nur bei 5/10 und 1/2.

Die Stimmen zum Spiel

Rob Gronkowski (Tight End Patriots, auf die Frage nach dem möglichen Karriereende): "Ich weiß nicht, woher Sie diese Information haben. Aber ich werde mir definitiv Gedanken über meine Zukunft machen. Wir werden uns in den nächsten beiden Wochen zusammensetzen und dann werden wir sehen, wo ich stehe."

Tom Brady (Quarterback Patriots): "Verlieren ist scheiße. Aber manchmal versucht man, zu gewinnen und verliert dennoch. So ist es eben. Natürlich ist das scheiße."

Malcolm Butler (Cornerback Patriots, über seine Degradierung): "Sie haben mich aufgegeben. So war es. Es war die Entscheidung der Coaches. Ich weiß nicht, woran es lag. Scheinbar habe ich nicht gut genug gespielt. Aber ich hätte den Ausgang dieses Spiels verändern können."

Doug Pederson (Head Coach Eagles): "Ich habe das alles noch nicht wirklich realisiert. Ich freue mich unglaublich für das Team, für Mr. Lurie (den Eagles-Besitzer, d. Red.), der mir die Chance gegeben hat, dieses Team zu coachen. Trotz all der Rückschläge in dieser Saison haben wir an uns geglaubt, das Team hat an mich geglaubt."

Nick Foles (Quarterback Eagles): "Das war ein sehr umkämpftes Spiel, für uns war die ganze Saison so: Wir kämpfen bis zum Ende und wir vertrauen einander. Das ist ein besonderes Team, das hat man heute gesehen."

Der Knackpunkt: Der Strip-Sack durch Brandon Graham

Das ganze Spiel über war von Philadelphias Defensive Line - weithin als der X-Faktor für die Eagles betrachtet, sollte Philly eine Chance haben - kaum etwas zu sehen. Bis kurz vor Schluss: Als Brady mit gut zwei Minuten und einer Timeout alle Chance hatte, spät erneut in Führung zu gehen, schlug Graham ihm den Ball aus der Hand. Es war der Wendepunkt in einem ansonsten nahezu ausschließlich von den Offenses geprägten Spiel.

Das entscheidende Duell: Eagles-Line vs. Patriots-Front

Es war klar, dass Philadelphias Offensive Line ein gutes Spiel abliefern muss, um Foles aber auch dem Run Game eine Chance zu geben - und sie tat genau das. Die Pats-Front war weitestgehend abgemeldet, der Pass-Rush quasi nicht existent und im Run Game gab es Inside und Outside, nicht nur bei den Run Pass Options, immer wieder riesige Lücken.

Der Star des Spiels: Nick Foles

Es wäre leicht, Foles' Zahlen auf das hervorragende Scheme und Play-Calling zu schieben - aber auch etwas faul. Selbstverständlich halfen die Konzepte Foles enorm, der setzte die aber einerseits auch sehr gut um und andererseits war er in den Szenen, in denen er mehr auf sich gestellt Plays abliefern musste (Blitz- und generelle Pressure-Situationen, wenn er aus der Pocket musste etwa), sehr stark. Foles fand und bediente engste Fenster und unter der Prämisse, dass der Super Bowl MVP ein Spieler und kein Coach ist, ist in dem Fall der Quarterback des Sieger-Teams die richtige und nicht nur die simple Wahl.

Der Flop des Spiels: New Englands defensiver Game Plan

Defensive Coordinator Matt Patricia könnte hier ebenfalls stehen. Es war keine Überraschung, dass die Eagles auf eine kräftige Dosis Play Action und Run Pass Options setzen würden - wie schon gegen Jacksonville im Championship Game hatte New England hier riesige Probleme. Die Zuteilung in der Secondary überraschte einige Male und auf Running Back Corey Clement im Passing Game (4 REC, 100 YDS, TD) hatten die Patriots zu keinem Zeitpunkt eine Antwort. Und das obwohl die Play-Designs, aus denen er seinen Schaden anrichtete, ebenfalls wenig überraschend waren. Wer erwartet hatte, dass New England Foles mit Man Coverage und Blitzing Probleme bereiten würde, sah sich getäuscht.

Die Taktik-Tafel

  • Defensiv überraschte New England mit seiner Start-Aufstellung: Gilmore und Rowe begannen auf den Cornerback-Spots, in der Nickel-Formation kam Duron Harmon rein. Malcolm Butler war und blieb auf der Bank - laut Team-Angabe eine Entscheidung der Trainer, keine Verletzungsproblematik. Belichick bestätigte in der Pause, dass er seine Entscheidungen so trifft, "dass das Team die beste Chance auf Erfolg hat". Die Patriots offenbarten dabei defensiv anfangs einige Probleme mit den Run Pass Options, insbesondere mit den Runs aus diesen Plays heraus.
  • Vor allem in Coverage überraschend war aber, wie selten Gilmore gegen Jeffery stand. Das war das im Vorfeld erwartete Matchup, Gilmore ist New Englands physischerer Cornerback. Stattdessen wurde in Coverage hier durchgewechselt. Auch gelang es New England nicht konstant, zu verhindern, dass Philadelphia seine Linemen ins Second Level bekam. Das war unter anderem beim Touchdown-Run von LeGarrette Blount das maßgebliche Problem, im Laufe des Spiels wurde Philadelphias Line immer dominanter.
  • Offensiv machte New England genau das, was man erwarten konnte. Brady ging schnell in die No-Huddle-Offense über, womit Philly einige Probleme hatte. Vor allem gegen Play Action hatten die Eagles anfangs keine Antworten, hier waren auch in der zweiten Hälfte immer wieder Receiver offen. New England nutzte dabei anfangs wie vermutet auch 21-Personnel, um den Fullback als Matchup-Spieler zu verwenden und die Defense in gewisse Aufstellungen zu zwingen. Im Laufe des Spiels wurden die Lücken in der Coverage immer größer, hier leistete sich Philly auch individuelle Fehler.
  • Das lag auch daran, dass die Eagles im Pass-Rush lange Zeit riesige Schwierigkeiten hatten. New England bereitete Philadelphia einerseits mit einigen guten Plays und insbesondere dem Fokus auf Play Action Schwierigkeiten, doch war auch die Patriots-O-Line immer besser aufgelegt. Bis zum entscheidenden Moment kurz vor Schluss.